Charles Garke
Charles Garke (* 29. August 1860 in Fort Valley, Crawford County, Georgia; † 25. Mai 1936) war ein sächsischer Generalleutnant sowie Musiker, Komponist und Konzertveranstalter.
Leben
Familie
Garke wurde als Sohn eines Zahnarztes und Hotelbesitzers geboren. Dieser hatte wohl wegen Rückenproblemen seine Arzttätigkeit aufgegeben und ein Hotel mit Restaurant an einem Eisenbahnknotenpunkt gekauft. Anlässlich des Amerikanischen Bürgerkriegs kehrte die Familie nach Deutschland zurück. Charles Garke wuchs in Blankenburg auf,[1] wo er auch seinen ersten Klavierunterricht bekam und über eine Partitur zu Richard Wagners Lohengrin eine Begeisterung für dessen „Zukunftsmusik“ entwickelte.[2]
Wohl in den 1880er Jahren kam er nach Dresden und heiratete Else Hedenus (1870–1950), eine Tochter vom Rittergut Zuschendorf, mit der er zwei Kinder bekam. Sein Sohn Curt (1891–1914) fiel als Leutnant und Adjutant im 5. Feldartillerie-Regiment Nr. 64 Anfang September 1914.[3]
Militärkarriere
Garke wurde mit Patent vom 24. Januar 1883 als Sekondeleutnant im 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12 der Sächsischen Armee angestellt.[4] Im weiteren Verlauf seiner Militärkarriere stieg er am 22. April 1905 zum Major auf und erhielt am 23. September 1911 das Kommando über das 8. Feldartillerie-Regiment Nr. 78 in Wurzen,[5] nachdem man ihn bereits am 1. Februar 1909 mit dessen Führung beauftragt hatte. Für diesen Verband hatte Garke auch den „Trabmarsch“ komponiert.[6] Kurz darauf mit Patent vom 23. September 1911 zum Oberstleutnant befördert, hatte Garke dieses Kommando auch bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs inne.
Im Verbund mit der 24. Division (2. Königlich Sächsische) nahm Oberst Garke mit seinem Regiment am deutschen Vormarsch durch das neutrale Belgien nach Frankreich teil. Bei einem Gefecht am 3. September 1914 bei Mourmelon-le-Grand konnte er sich besonders auszeichnen und wurde am 15. Oktober 1914 mit dem Ritterkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Ordens beliehen.[7] Am 21. September 1914 gab er sein Regiment ab und wurde zum Kommandeur der 1. Feldartillerie-Brigade Nr. 23 ernannt, die Garke während der Kämpfe an der Aisne befehligte. Am 17. Januar 1916 zum Generalmajor befördert,[8] war er mit seinem Großverband während der Schlacht an der Somme vom 27. Oktober bis 9. Dezember 1916 der 36. Division unterstellt. Hier leistete er der bedrängten deutschen Infanterie bei Pressoir-Chaulnes durch Einschätzung der Lage hilfreiche Unterstützung und konnte so mehrfach feindliche Angriffe zum Stehen bringen. Dafür erhielt Garke am 25. Mai 1917 das Komtur II. Klasse des Militär-St.-Heinrichs-Ordens.[9] Ende Juli 1917 übergab er das Kommando an seinen Nachfolger Oberst Georg Richter und wurde im Oktober desselben Jahres zum Kommandeur der 19. Ersatz-Division ernannt. Diese Division führte er u. a. in den Kämpfen vor Verdun, bei Reims und zuletzt in Lothringen. Im Oktober 1918 wurde er von seinem Posten entbunden.
Nach Kriegsende wurde er als Generalleutnant aus dem aktiven Dienst verabschiedet.
Zivilleben
Garke hatte bereits im November 1913 eine heute denkmalgeschützte Villa in der Kaiserstraße 6 in der westlich der Residenzstadt Dresden gelegenen Villengemeinde Niederlößnitz (heute zu Radebeul) erworben, die er mit seiner Familie bewohnte. Er widmete sich als Privatier der Musik, spielte Klavier auf seinen Flügeln von Bechstein und Blüthner. Er nahm Gesangsstunden bei dem nahebei wohnenden Gesangslehrer August Iffert und lernte in Dresden Harmonie- und Kompositionslehre bei Johannes Schreyer.[2] In der Villa fanden Hauskonzerte statt, bei denen die Sängerin Trude Gabriel und der Tenor Otto Wolf unterstützten, ebenso der Cellist und Konzertmeister Gmeindl. Auch fanden dort Proben und Vorbereitungen für Konzerte, häufig sogenannte „Kleinrentner-Konzerte“, statt, die Garke von 1923 bis 1933 an zahlreichen Aufführungsstätten in der Lößnitz, aber auch in Dresden oder Großenhain veranstalten ließ. „Sein Bestreben war es, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach der Inflation 1923 Musikgenuss in guter Qualität zu niedrigen Preisen zu ermöglichen.“[1]
Im Jahr 1936 wurde Garke auf dem Militärfriedhof der sächsischen Landeshauptstadt, dem heutigen Nordfriedhof, beerdigt. In seinem Nachlass lassen sich neben zahlreichen Konzertprogrammen auch etliche eigene Kompositionen finden. Einige davon ließen seine Nachkommen 2012 anlässlich einer Veranstaltung Radebeuler Häuser und ihre Besitzer: Haus Charles Garke als Hauskonzert wieder aufführen.[10]
Literatur
- Silke Engelke: Ein Wagnerianer in Radebeul. In: Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Radebeuler Monatshefte e.V., Mai 2013, abgerufen am 14. Dezember 2013 (mit einem Foto Garkes in späten Jahren).
Weblinks
- Silke Engelke: Aus dem Leben eines Hauses. In: Niederlößnitz von anno dazumal. Manfred Richter (Hrsg.), abgerufen am 19. Juni 2011 (Erschienen in: Vorschau und Rückblick, Heft 5/2008).
- Foto von Charles Garke und Ehefrau Else. In: Niederlößnitz von anno dazumal. Manfred Richter (Hrsg.), abgerufen am 19. Juni 2011.
- Foto von General Charles Garke. In: Niederlößnitz von anno dazumal. Manfred Richter (Hrsg.), abgerufen am 19. Juni 2011.
- Landschloss Zuschendorf; Geschichte Teil II. In: Botanische Sammlungen und Landschloss Zuschendorf (mit einer Erwähnung der Familie Hedenus).
Einzelnachweise
- Silke Engelke: Aus dem Leben eines Hauses. In: Niederlößnitz von anno dazumal. Manfred Richter, archiviert vom Original am 2. Dezember 2016; abgerufen am 19. Juni 2011 (Erschienen in: Vorschau und Rückblick, Heft 5/2008).
- Silke Engelke: Ein Wagnerianer in Radebeul. In: Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Radebeuler Monatshefte e.V., Mai 2013, abgerufen am 14. Dezember 2013.
- Aufschrift der Familiengrabanlage auf dem Nordfriedhof in Dresden.
- Rangliste der Königlich Sächsischen Armee vom Jahre 1885. Dresden 1885. S. 232.
- Militär-Wochenblatt. Nr. 120 vom 26. September 1911. S. 2779–2780.
- Königlich-Sächsische Regimentsmärsche (Memento vom 7. Januar 2010 im Internet Archive).
- Der Königlich Sächsische Militär-St. Heinrichs-Orden 1736–1918. Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee. Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung. Dresden 1937. S. 255f.
- Militär-Wochenblatt. Nr. 14/15 vom 25. Januar 1916. S. 317–318.
- Der Königlich Sächsische Militär-St. Heinrichs-Orden 1736–1918. Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee. Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung. Dresden 1937. S. 88.
- Veranstaltungen: Gewesenes 2011/12/13. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul.