Careyinseln
Die Careyinseln (dänisch Carey Øer, Inuktun Kitsissut) sind eine unbewohnte Inselgruppe vor der Nordwestküste Grönlands in der Baffin Bay. Administrativ gehören sie zur Avannaata Kommunia.
Careyinseln | ||
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Gewässer | Baffin Bay | |
Geographische Lage | 76° 43′ N, 72° 50′ W | |
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Anzahl der Inseln | 6 | |
Hauptinsel | Nordvestø | |
Gesamte Landfläche | 17,5 km² | |
Einwohner | unbewohnt |
Geographie
Die Careyinseln beinhalten die westlichste Landmasse Grönlands, sie reichen z. T. noch etwas weiter nach Westen als das 160 km weiter nördlich gelegene Kap Alexander. Ihr westlichster Punkt auf Nordvestø liegt auf der Länge von 73° 15′ 14,7″ W.
Lage
Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap
Der isolierte Archipel aus sechs kleinen Inseln und einer Vielzahl von Felseilanden liegt etwa 100 km westlich der Thule Air Base und 50 km südwestlich von Kap Parry. Im Sommer reicht das Nordwasser, die größte Polynja der kanadischen Arktis, vom südlichen Teil des Smithsunds bis hierher.
Die größte Insel der Gruppe ist Nordvestø (Lage ) mit einer Länge von 4,5 km und einer Breite von fast 3 km. Sie ist 225 m hoch.[1] Unmittelbar östlich liegen Isbjørneø (Lage ) und Mellemø (Lage ), zwischen denen ein Naturhafen Schutz bietet.[1] Weiter östlich lfolgen Bordø (Lage ) und die 300 m hohe[1] Insel Björlingø (Lage ) sowie südlich Fireø (Lage ). Der Durchmesser der Eilande Hollænderhatten (deutsch Holländerhut) und Tyreøjet (deutsch Bullauge) beträgt nur wenige hundert Meter.
Geologie
Als Folge einer früheren Vergletscherung der nördlichen Baffin Bay[2] bestimmen abgeschliffene Felsen die Landschaftsform. Sie bestehen vorwiegend aus metamorphen Gesteinen wie Gneis mit gelegentlichen Dolerit-Gängen.[3] Zeugen der eiszeitlichen Vergangenheit sind auch Findlinge, die auf den Kuppen und Hochflächen anzutreffen sind.
Flora und Fauna
Die Oberfläche der Inseln wird von Steinen geprägt. Der Pflanzenbewuchs ist allgemein spärlich und nur in der Nähe von Vogelkolonien etwas dichter. Die Lage der Careyinseln am Rand des Nordwassers verspricht vor allem Seevögeln ein reiches Nahrungsangebot. Die Abgeschiedenheit des Archipels − die nächste menschliche Siedlung, Moriusaq, ist 70 km entfernt und war 2012 nicht mehr bewohnt – bewahrt die Vogelpopulationen vor Schäden durch die Jagd oder das Sammeln von Eiern. Mindestens zehn Arten brüten auf den Inseln. Am häufigsten ist die Eiderente, die auf allen Hauptinseln und zahlreichen Felseilanden vorkommt. Weitere Brutvögel sind die Dickschnabellumme, die Schneegans, die Ringelgans, die Eismöwe, der Tordalk, die Gryllteiste, der Papageitaucher, der Kolkrabe und die Schneeammer.[3] Die Careyinseln werden von BirdLife International als Important Bird Area (GL005) ausgewiesen.[4] Auch Eisbären sind häufig anzutreffen.
Geschichte
Aus europäischer Sicht wurden die Careyinseln am 8. August 1616 von William Baffin und Robert Bylot auf ihrer zweiten Reise mit der Discovery entdeckt und Carey’s Islands genannt.[5] Allwin Carey war ein von den Finanziers der Reise bestellter Agent, der sich um alle Zahlungen rund um die Reise kümmerte.[6] Den Inuit werden die Inseln schon vorher bekannt gewesen sein. Clements Markham fand dort im August 1851 Reste ihrer Häuser.[7]
Auf der Suche nach der Nordwestpassage fand John Ross die Careyinseln 1818 an der von Baffin angegebenen Position, ohne aber an Land zu gehen.[8] Ab 1819 entfalteten vor allem schottische Walfänger ihre Aktivitäten in diesem Seegebiet.[9] Einer von ihnen muss die Inseln 1827 betreten haben, da man in einem künstlichen Steinhaufen (Cairn) ein Stück Holz fand, in das diese Jahreszahl eingeritzt war.[10]
1892 strandete der Schoner Ripple der schwedischen Expedition von Johan Alfred Björling und Evald Kallstenius (1868–1892) vor der östlichsten der Careyinseln, die deshalb heute Björlingø heißt. Björling war ein erst 21-jähriger Botanikstudent, der 1890 bereits mit Gustaf Nordenskiöld (1868–1895) in Spitzbergen gewesen war[11] und im Sommer 1891 eine Reise im Umiak von Upernavik nordwärts an der Küste der Melville-Bucht entlang bis zum Teufelsdaumen unternommen hatte, einem markanten Berg auf der damals noch unbesiedelten Insel Kullorsuaq.[12] 1892 wollte Björling die Ellesmere-Insel erforschen. Das kleine Schiff der unterfinanzierten fünfköpfigen Expedition lief jedoch am 17. August vor Björlingø auf Grund, nachdem die Männer Lebensmittelrationen aus einem britischen Depot geholt hatten, das George Nares 1875 im Rahmen seiner Nordpol-Expedition hatte anlegen lassen. Ein Versuch, die Inuit-Siedlung Etah am Foulke-Fjord mit dem Beiboot zu erreichen, scheiterte, und die Männer mussten nach Björlingø zurückkehren. Nachdem einer der Männer gestorben und auf der Insel begraben worden war, versuchten die Männer Mitte Oktober, nach Clarence Head, dem Südostzipfel der Ellesmere-Insel, zu gelangen. Seitdem fehlt von ihnen und dem Boot jede Spur.[11]
Der britische Polarforscher James Wordie besuchte die Careyinseln 1937 auf seiner letzten Arktisreise.[13] Er erstellte die bis dahin genaueste Karte der Inselgruppe und benannte Isbjørneø nach seinem Schiff, der norwegischen Isbjørn.[14]
Seit 1980 betreibt das Dänische Meteorologische Institut auf Nordvestø eine automatische Wetterstation,[15] deren Arbeit immer wieder unterbrochen wird, weil neugierige Eisbären sie beschädigen.[16] Die dänische Fahne auf Isbjørneø wird jährlich von der dänischen Marine inspiziert.[14]
Einzelnachweise
- Sailing Directions (Enroute): Greenland and Iceland (PDF; 5,4 MB), Pub. 181, National Geospatial-Intelligence Agency, Springfield, Virginia, 2010, S. 85.
- Weston Blake, Jr., H. Ruth Jackson, Claudia G. Currie: Seafloor evidence for glaciation, northernmost Baffin Bay (PDF; 1,45 MB). In: Bulletin of the Geological Society of Denmark 43, 1996, S. 157–168.
- Jennifer L. Burnham, Kurt K. Burnham: An ornithological survey of the Carey Islands, Northwest Greenland (PDF; 545 kB). In: Dansk Ornitologisk Forenings Tidsskrift 104, 2010, S. 26–37.
- BirdLife International: Carey islands. Abgerufen am 17. Januar 2022.
- Thomas Rundall: Narratives of voyages towards the north-west, in search of a passage to cathay and india, 1496 to 1631. The Hakluyt Society, London 1849, S. 141.
- Miller Christy (Hrsg.): The Voyages of Captain Luke Foxe and Captain Thomas James, 1631–32. Band 1, The Hakluyt Society, London 1894, S. 165.
- Clements Robert Markham: Franklin’s footsteps. Chapman and Hall, London 1853, S. 115.
- John Ross: A voyage of discovery made under the orders of the Admiralty, in His Majesty’s ships Isabella and Alexander, for the purpose of exploring Baffin’s Bay, and inquiring into the probability of a North-West Passage, John Murray, London 1819, S. 146–150.
- Jean Malaurie: Mythos Nordpol. 200 Jahre Expeditionsgeschichte. National Geographic Deutschland, 2003, ISBN 3-936559-20-1, S. 255.
- Clements Robert Markham: Franklin’s footsteps. Chapman and Hall, London 1853, S. 121.
- Björling-Kallsteniusexpeditionen till nordvästra Grönland 1892, Website der Universitätsbibliothek Göteborg, abgerufen am 25. Januar 2015.
- Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 20, 1893, S. 175.
- Michael Smith: Polar Crusader: Sir James Wordie – Exploring the Arctic and Antarctic, Birlinn, Edinburgh 2004. ISBN 1-84158-292-1. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Flagskifte på Isbjørneø. HDMS KNUD RASMUSSEN og besætning besøgte Isbjørneø den 17. juli 2012 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). auf der Website der Dänischen Armee forsvaret.dk.
- Weather, Sea and Ice Conditions in Eastern Baffin Bay, Offshore Northwest greenland. A Review (PDF; 5,14 MB), Mineral Resources Administration for Greenland, 1996, ISBN 87-7478-357-2, S. 10.
- Bjarne Sewertsen: Udskiftning af en ødevejrstation på Grønland. Website des Dänischen Meteorologischen Instituts, 30. Juli 2010, abgerufen am 25. Januar 2015.