Dolerit
Dolerit (griech. δολερός (dolerós): listig, trügerisch) ist ein subvulkanisches Ganggestein, das chemisch und mineralogisch dem vulkanischen Basalt bzw. dem plutonischen Gabbro entspricht.
International wird Dolerit auch als diabase bezeichnet.[1] Weil im deutschen Sprachraum der Name Diabas in älterer Literatur oft einen geologisch alten, alterierten (d. h. im Mineralbestand abgewandelten) Basalt bezeichnet,[2] ist die Verwendung dieses Namens problematisch.
Erscheinungsbild und Zusammensetzung
Dolerit ist eine dunkel graubraune Form des Basalt und härter als Granit. Es ist feinkörniger als ein Gabbro in einem Pluton und grobkörniger als ein Basalt.[2] Meistens haben Dolerite eine ophitische, subophitische oder intergranulare Struktur.
Hauptsächliche Bestandteile bilden die Minerale Pyroxen (mit bis zu 60 %), Plagioklas (50 %), Olivin (25 %) und Alkalifeldspat (25 %), in weniger stark ausgeprägten Anteilen auch Magnetit und Klinopyroxen (als Einsprenglinge, bis 15 %).
Vorkommen
Dolerite treten relativ oberflächennah als intrusive Lagergänge, Stöcke und Gänge in zahlreichen Gesteinseinheiten auf. Ihr Vorkommen ist besonders häufig in Gebieten, wo die Erdkruste einer Dehnung unterworfen war. Doleritgänge treten häufig in Gangschwärmen auf, in denen viele, manchmal hunderte von Gängen ungefähr parallel ausgerichtet sind oder radial von einem vulkanischen Zentrum ausgehen.
- Verbreitet sind Doleritgänge im Rhenoherzynikum Mitteleuropas und Englands. In Deutschland sind sie im Verein mit den zugehörigen Ergussgesteinen (Diabasen) weit verbreitet im Devon und Karbon der Schiefergebirge.[3]
- In Großbritannien treten Doleritgänge auf den Inseln Skye, Rum, Mull und Arran westlich Schottlands auf, sie sind Teil des im Tertiär entstandenen Hebriden-Gangschwarms, der sich von Irland (Slieve Gullion) bis nach Nordengland und Schottland erstreckt.[4][5]
- In den USA bestehen die New Jersey Palisades am Hudson River in der Nähe von New York City aus Dolerit. In Kanada wurden Amphibolite, die möglicherweise aus Dolerit entstanden sind, aus dem so genannten Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel in der Nähe der Hudson Bay in Nord-Quebec auf ein Alter von etwa 4,28 Milliarden Jahre datiert – die zurzeit ältesten bekannten Gesteine der Erde.[6][7]
- Teile der magmatischen Großprovinz des kreidezeitlichen Dekkan-Trapps in Indien sind Dolerite.[8]
- Der 200 km lange doleritische Dyke des Norseman–Wiluna-Gürtels gehört zum Goldschürfgebiet Norseman und Kalgoorlie, in dem sich die größte australische Goldmine befindet, der Tagebau Fimiston.[9][10]
- Die größte Verbreitung haben Dolerite in den südlichen Teilen von Afrika, Südamerika und in Antarktika, die ehemals zusammenhingen und beim Zerbrechen von Gondwana einen heftigen Magmenaufstieg und Vulkanismus erlebten. Die Dolerite der Karoo-Basalte in Südafrika, der Ferrar-Gruppe am Rossmeer in Antarktika, der vulkanischen Chon Aike-Provinz in Patagonien und die Dolerite von Tasmanien sind Teil eines der größten magmatischen Ereignisse in der Erdgeschichte.[11][12] Die Doleritvorkommen in Tasmanien sind die heute größten bekannten zusammenhängenden Doleritvorkommen, hier drangen innerhalb geologisch kurzer Zeit auf einer Fläche von etwa 40.000 km² doleritische Magmen auf. Dolerit nimmt heute etwa ein Drittel der Oberfläche von Tasmanien ein[13] und bestimmt dort das Landschaftsbild. Aufgrund der Ausdehnung und der geologisch vergleichsweise raschen Entstehung sind diese ehemals zusammenhängenden Doleritvorkommen ein herausragendes Beispiel einer magmatischen Großprovinz.
Verwendung
- Die Steinbeile der Bretagne wurden aus Fibrolith, Jadeit und Dolerit gefertigt, der u. a. im Doleritsteinbruch von Plussulien im Ortsteil Quelfennec abgebaut wurde.[14]
- Aus Dolerit (Bluestone) bestehen die Steinblöcke des inneren Kreises der Kultstätte in Stonehenge.[15] Das Material stammt wahrscheinlich aus den Preseli-Bergen in Pembrokeshire, Wales.[16]
- Die Ägypter verwendeten Werkzeug aus Dolerit, um Granit für Pyramiden, Obelisken und Sarkophage aus Steinbrüchen zu brechen.[17]
- Heutzutage findet Dolerit wie Basalt und Diabas Verwendung im Straßenbau, für Grabsteine oder Steinbildhauerarbeiten und als geschliffener Naturstein in Bodenbelägen und Fassadenplatten.
Einzelnachweise
- Le Maitre. R.W., Bateman, P., Dudek, A., Keller, J., Lameyre, J. Le Bas, M.J., Sabine, P.A., Schmid, R., Sorensen, H., Streckeisen, A., Woolley, A.R. & Zanettin, B., 1989. A Classification of Igneous Rocks and Glossary of terms: Recommendations of the International Union of Geological Sciences Subcommission on the Systematics of Igneous Rocks. Blackwell Scientific Publications, Oxford, U.K.
- Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 11. Auflage. Elsevier/Spektrum, Heidelberg 2004, ISBN 3-8274-1445-8.
- Thews, J.-D.: Erläuterungen zur Geologischen Übersichtskarte von Hessen 1:300.000. Geol. Abhandlungen Hessen Band 96, Hessisches Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden 1996, ISBN 3-89531-800-0, S. 189 ff.
- Geology of Great Britain – Introduction, von Dr. Ian West
- The Geology of Mull, von Rosalind Jones (Memento des Originals vom 8. Juli 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Jonathan O'Neil, Richard W. Carlson, Don Francis, Ross K. Stevenson: Neodymium-142 Evidence for Hadean Mafic Crust. In: Science. Band 321, Nr. 5897, 26. September 2008, S. 1828–1831, doi:10.1126/science.1161925.
- Wissenschaft Aktuell Ältestes Urgestein der Erde in Kanada gefunden.
- Continental Flood Basalts (and Layered Intrusions).
- R. E. T. Hill u. a.: Physical volcanology of komatiites; A field guide to the komatiites of the Norseman-Wiluna Greenstone Belt, Eastern Goldfields Province, Yilgarn Block, Western Australia. Geological Society of Australia, 1990, ISBN 0-909869-55-3.
- O'Connor-Parsons, Tansy; Stanley, Clifford R. (2007): Downhole lithogeochemical patterns relating to chemostratigraphy and igneous fractionation processes in the Golden Mile dolerite, Western Australia. Geochemistry: Exploration, Environment, Analysis 7/2, S. 109–127. Geological Society Publishing House, London (Abstract).
- Large Igneous Provinces – Database, Richard E. Ernst und Kenneth L. Buchan, Webseite des Geological Survey of Canada (Memento des Originals vom 20. August 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Teal R. Riley, Philip T. Leat: Large volume silicic volcanism along the proto-Pacific margin of Gondwana: lithological and stratigraphical investigations from the Antarctic Peninsula. Geological Magazine 136/1, 1999, S. 1–16 Abstract.
- Scanned 1:250 000 Geology Maps, Blätter 5503 bis 5508, Geoscience Portal des Australian Chief Government Geologists Committee (Memento des Originals vom 14. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Giot, Pierre-Roland (1991): Vorgeschichte in der Bretagne – Menhire und Dolmen. Edition d'Art Jos le Doaré, Chateaulin, ISBN 2-85543-076-3, S. 54.
- Stonehenge ein „neolithisches Lourdes“? in der Internetausgabe von der Standard vom 31. März 2008.
- Stonehenge bluestone site revealed BBC Homepage, Juni 2005.
- Rainer Lorenz: Die Rote Pyramide des Königs Snofru in Dahschur-Nord.
Literatur
- Le Maitre (Hrsg.): Igneous Rocks, A Classification and Glossary of Terms. Cambridge 2004, ISBN 0-521-61948-3.
- Roland Vinx: Gesteinsbestimmung im Gelände. München (Elsevier) 2005, ISBN 3-8274-1513-6.
- Wolfhard Wimmenauer: Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine. Stuttgart (Enke) 1985, ISBN 3-432-94671-6.