CAESAR
CAESAR (Apronym für Camion équipé d’un système d’artillerie,[1] deutsch mit Artilleriesystem ausgestatteter Lastwagen) ist eine in Frankreich entwickelte und hergestellte selbstfahrende, ungepanzerte Haubitze im Kaliber 155 mm. Es ist eine neue Gattung von Artilleriegeschützen. Es wird von Nexter und Lohr Industrie produziert und von den Streitkräften mehrerer Länder, darunter Frankreich und Saudi-Arabien, genutzt.
CAESAR | |
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CAESAR auf einem Unimog U 2450 | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 6 Soldaten |
Länge | 10,0 m |
Breite | 2,50 m |
Höhe | 3,26 m |
Masse | 18,5 t |
Panzerung und Bewaffnung | |
Hauptbewaffnung | Artilleriegeschütz im Kaliber 155 mm, 52 Kaliberlängen, 6–8 Schuss/Minute, Elevation: +66°, Azimut: 30° |
Sekundärbewaffnung | keine |
Beweglichkeit | |
Antrieb | Diesel |
Geschwindigkeit | 100 km/h (50 km/h im Gelände) |
Leistung/Gewicht | |
Reichweite | 600 km |
Entwicklung
In den frühen 1990er Jahren begann man bei Giat (heute Nexter) mit der Entwicklung des CAESAR. Ziel war die Entwicklung eines leichten, mobilen und luftverladbaren Artilleriesystems. Bis Ende der 1990er Jahre verblieb das Projekt im Prototypenstatus. Erst Anfang der 2000er Jahre bestellte das vorerst skeptische französische Heer fünf Geschütze zu Testzwecken.[2] Das 93e régiment d’artillerie de montagne (93. Gebirgsartillerieregiment) in Varces (Département Isère) führte den Truppenversuch durch. Im Jahr 2004 wurden von Frankreich 77 Exemplare für einen Gesamtpreis von 300 Millionen Euro geordert. Vorgesehen waren drei Geschütze für die Artillerieschule und acht pro Regiment. 2008 lieferte Nexter 16 Caesar an die französische Armee, das erste Geschütz am 1. Juli 2008,[3] und weitere 30 im Jahre 2009. Das 68e régiment d’artillerie d’Afrique in La Valbonne im Département Ain wurde als erstes Regiment umgerüstet. 2009 erfolgte eine weitere Bestellung von 64 Exemplaren, diese sollte zwischen 2015 und 2020 den Gesamtbestand auf 141 Geschütze erhöhen und die veralteten TRF1 und AMX AuF1 ersetzen. Dieser Auftrag wurde jedoch im Mai 2013 zurückgezogen.[4]
Insgesamt wurde das System in sechs französischen Artillerieregimentern eingeführt. Nachdem jedoch das 1er régiment d’artillerie de marine in Laon am 30. Juni 2015 aufgelöst wurde, sind nur noch fünf Einheiten mit diesen Geschützen im Dienst.
Beschreibung
Das Geschütz ist in der Exportversion auf dem Unimog U 2450 (6×6) bzw. bei der Version für die französischen Streitkräfte auf dem Fahrgestell des Renault Sherpa 5 oder Renault Sherpa 10 montiert und ist damit zwar mobil, jedoch nicht gepanzert. Nur das Führerhaus ist gegen leichte Splitter geschützt. Das Geschütz kann in einer Minute in Stellung gebracht werden.[5] Hierzu wird eine kombinierte Stütze und Hecksporn herabgelassen. An Bord des Fahrzeuges können 18 Geschosse Bereitschaftsmunition und die dazugehörigen Treibladungen transportiert werden.[6] CAESAR kann in einer C-130 oder einem Airbus A400M luftverlastet werden.[7]
Im Jahr 2016 wurde die Ausführung CAESAR 8x8 vorgestellt. Diese verwendet das 8x8-Fahrgestell der Fahrzeugfamilie Tatra 815 und wiegt rund 30 Tonnen.[8] Es kommt dasselbe Geschütz zum Einsatz. Dieses ist aber mit einer vollautomatischen Ladevorrichtung für die Geschosse und Treibladungen ausgerüstet.[9] CAESAR 8x8 kann 30 Geschosse als Bereitschaftsmunition mitführen.
Das Geschütz ist eine Weiterentwicklung der F3-Haubitze und ist mit 52 Kaliberlängen deutlich länger als das Original. Am Rohrende sind der halbautomatische Schraubenverschluss sowie die Ladungskammer angebracht. Diese hat ein Volumen von 23 Liter und entspricht dem Joint Ballistics Memorandum of Understanding (JBMOU) der NATO. Mit ERFB-Geschossen (Extended Range, Full Bore) wird eine Schussdistanz von über 30 km erreicht. Mit Geschossen vom Typ ERFB-BB (Base-Bleed) werden 42 km erreicht.[6] Mit Extended-Range-VLAP-Munition sind Schussdistanzen bis zu 50 km möglich.[10] Am Geschütz ist eine halbautomatische Ladehilfe installiert, die eine Feuergeschwindigkeit von 6–8 Schuss pro Minute erlaubt, wobei die ersten drei Projektile innerhalb von 15 Sekunden verschossen werden können.[2] Somit können acht Geschütze innerhalb einer Minute über eine Tonne Munition ins Ziel bringen.[10]
Einsatz
- CAESAR kam erstmals 2004 im Krieg gegen den Terrorismus in Afghanistan zum Einsatz. Weiter wurde CAESAR bei der Opération Serval in Mali eingesetzt.[2]
- Im April 2011 setzten die Thailändischen Streitkräfte CAESAR im Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand ein.[11]
- Bei der Rückeroberung der irakischen Stadt Mossul 2017 von der terroristischen Miliz „Islamischer Staat“ setzten französische Truppen CAESAR-Systeme zur Artillerieunterstützung der irakischen Bodentruppen ein.
- Laut einem vertraulichen, im April 2019 vom Pariser Webmagazin Disclose veröffentlichten französischen Armeebericht werden die Haubitzen von Saudi-Arabien beim Krieg im Jemen auch gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt.[12]
Nutzerstaaten
Seit 2003 wird CAESAR zum Export angeboten.
- Dänemark – 19 Fahrzeuge der Ausführung CAESAR 8x8 im Jahr 2017 und 2019 bestellt.[13][14][15]
- Frankreich – 77[2]
- Indonesien – 55[15]
- Libanon – 24 (von Saudi-Arabien finanziert)[2][16]
- Marokko – 36[17]
- Saudi-Arabien – 132[18]
- Thailand – 6[19]
- Tschechien – 52 (mit Option für 12 weitere Geschütze)[20]
Weblinks
- CAESAR bei army-guide.com (englisch)
- CAESAR bei Youtube.com
- Seite des Herstellers (englisch/französisch)
- La DGA livre le premier canon Caesar à l’armée de terre (Memento vom 25. August 2008 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- CAESAR. In: defense.gouv.fr. Französische Streitkräfte, 25. Oktober 2018, abgerufen am 10. September 2019 (französisch).
- Armada International, Issue 2, April-May 2015: Compendium Artillery. 2015, S. 26.
- Bruno Daffix: http://www.defense.gouv.fr:80/dga/votre_espace/presse/communiques/2008/la_dga_livre_le_premier_canon_caesar_a_l_armee_de_terre (Memento vom 25. August 2008 im Internet Archive) Ministère de la Défense (France), abgerufen am 20. Dezember 2008
- Projet de loi de programmation militaire 2014–2019 – Dossier Thématique. In: scribd.com. Ministère de la Défense, 2. August 2013, abgerufen am 29. Juli 2015 (französisch).
- Caesar Renault Sherpa 5 Nexter wheeled self-propelled howitzer – armyrecognition.com, Zugriff: 27. Juli 2015 (englisch)
- Ian Gander: Wheeled Artillery. Defense Threat Informations Group (DTIG), 29. Januar 2013
- Caesar 155-mm self-propelled gun-howitzer – military-today.com, Zugriff: 27. Juli 2015 (englisch)
- CAESAR 8x8 The new version of the well-known self-propelled 155 mm/52 Cal. artillery system. (PDF-Datei) Fédération Nationale de l’Artillerie, August 2015, archiviert vom Original am 16. März 2017; abgerufen am 6. September 2021 (englisch, Werbeflyer von Nexter).
- Christopher F. Foss: Caesar rolls in on eight wheels. In: janes.com. IHS Jane‘s, 16. Oktober 2016, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Caesar 155 mm Artillery System – army-technology.com, Zugriff: 27. Juli 2015 (englisch)
- Artillery: Caesar Gets Bulletproof, Just In Case – RP Defense. In: RP Defense. Abgerufen am 5. November 2014.
- Stefan Brändle: Kritik an Frankreichs Waffenexporten, derstandard.at vom 1. Juni 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
- Edrmagazine.eu:
- Denmark selects CAESAR self-propelled 155 mm gun-howitzer installed on an 8X8 truck chassis. In: defence-blog.com. Defense Blog, 15. März 2017, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Extended production of French Nexter CAESAR 155 mm self-propelled howitzer. In: armyrecognition.com. Army Recognition, 25. April 2018, abgerufen am 8. Juli 2019 (englisch).
- IDEX 2015: Lebanon to receive 24 CAESAR systems. (Memento vom 25. Februar 2015 im Internet Archive) Jane’s Information Group (englisch), abgerufen am 24. Dezember 2015
- Armyrecognition.com: Nexter Caesar self-propelled guns for Moroccan army
- The International Institute for Strategic Studies (IISS): The Military Balance 2018. 1. Auflage. Routledge, London 2018, ISBN 978-1-85743-955-7, S. 361 (englisch, Stand: Januar 2018).
- Trade Register auf sipri.org, Abgerufen am 22. Juli 2015 (englisch)
- Czech Republic to buy 52 Nexter Caesar Howitzers for $249M (englisch), abgerufen am 19. November 2020