Burg Stargard (Burg)
Die Burg Stargard ist eine der wenigen Höhenburgen im Norddeutschen Tiefland. Die auf dem etwa 90 Meter hohen Burgberg befindliche Burg und die zu ihren Füßen liegende gleichnamige Stadt Burg Stargard liegen südlich von Neubrandenburg im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Die Anlage besteht aus einer Vor- und Hauptburg mit elf noch erhaltenen Gebäuden und prägt mit dem Bergfried als Wahrzeichen die Erscheinung der Stadt. Die Burg Stargard gilt als einer der bedeutendsten Profanbauten des Landes.
Burg Stargard | ||
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Amtsreiterhaus (links), Burgkapelle und Neues Tor (Mitte), Münzprägerei (rechts) | ||
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Burg Stargard | |
Entstehungszeit | um 1100 bis 1200 | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Ständische Stellung | Fürsten | |
Geographische Lage | 53° 29′ N, 13° 18′ O | |
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Geschichte
Bereits vor 3000 v. Chr. war der Burgberg bewohnt. Als während der Völkerwanderung slawische Stämme das Gebiet erreichten, fanden sie auf dem Burgberg Reste einer früheren Befestigung oder Siedlung vor und nannten den Ort daher Stari Gard (alte Burg).
Ab dem 12. Jahrhundert erfolgte die Eroberung und Besiedlung des Gebietes durch christliche Fürsten. In der Folge kam das Gebiet des heutigen Stargards an den Herzog Wartislaw III. von Pommern(-Demmin), der die Herrschaft Stargard im Vertrag von Kremmen 1236 den askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III. von Brandenburg überließ. Zur Sicherung ihrer nördlichsten Landesteile ließen die Brandenburger ab 1236 die Burg Stargard erbauen. Der Ort Stargard erhielt 1259 durch den Markgrafen Otto III. das Stadtrecht. Durch die Heirat der Markgrafentochter Beatrix von Brandenburg mit Fürst Heinrich II. zu Mecklenburg kam die Herrschaft Stargard mit Stadt und Burg 1292 als Wittum in die Hand der Mecklenburger.
Mit der Landesteilung von 1352 wurde die Burg Stargard die Residenz des Herzogs Johann I. zu Mecklenburg-Stargard. Nach dem Aussterben der Stargarder Linie fiel das (Teil-)Herzogtum Mecklenburg-Stargard 1471 zurück an das Gesamthaus Mecklenburg. Herzog Albrecht VI. zu Mecklenburg ließ die Burg 1520 erheblich um- und ausbauen, so wurde zum Beispiel im ehemaligen Torgebäude die Burgkapelle eingerichtet.
Im Dreißigjährigen Krieg war die Burg 1631 das Hauptquartier von General Tilly während der Belagerung und Erstürmung von Neubrandenburg. In dieser Zeit wurde die Burg stark beschädigt. Im Jahr 1646 wurde der Bergfried von einem Blitz getroffen und brannte aus.
Sitz eines herzoglich mecklenburgischen Verwaltungsamtes blieb die Burg Stargard auch nach der Errichtung des (Teil-)Herzogtums Mecklenburg-Strelitz 1701. Jahrhundertelang diente die Burg als Amts- und Wohnsitz von Amtmännern, Amtshauptleuten bzw. Drosten. 1726 fand auf der Burg Stargard der letzte Hexenprozess Mecklenburgs statt.
Die Malerin Mathilde Block arbeitete hier Anfang der 1870er Jahre für viereinhalb Jahre als Erzieherin. Wahrscheinlich kümmerte sie sich um die Kinder des Amtshauptmanns August von Fabrice (1821–1893), der seit 1856 im Krummen Haus seine Dienstwohnung hatte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Burg bis 1963 als Landesjugendschule und bis 1990 als Jugendherberge genutzt. Nach der Schließung der Jugendherberge erfolgte ab 1990 eine umfangreiche Restaurierung der gesamten Burganlage. Weiterhin wurde ein Burgmuseum eingerichtet, das von den Diakonischen Werkstätten Neubrandenburg betreut wird. Außerdem werden auf der Burg kulturelle Veranstaltungen durchgeführt und Brautpaare getraut.
Anlage
Die Burg Stargard teilt sich in eine Vor- und eine Hauptburg mit insgesamt elf Gebäuden. Die Hauptburg besitzt einen annähernd ovalen Grundriss und wird mit der östlich gelegenen Vorburg, die das Amtsreiterhaus beherbergt, von einem Graben umgeben. Der Bergfried ist das Wahrzeichen der Stadt. Die hohe Bedeutung der Burg zeigt sich daran, dass alle Gebäude als Backsteinbauten errichtet wurden.
Die Burg Stargard und der Burggarten können besichtigt werden. Museumsbesuch und Aufstieg auf den Bergfried sind kostenpflichtig.
Bergfried
Der Bergfried wurde um 1245 auf einem Fundament aus geschlagenen Findlingen erbaut. Im unteren Bereich sind die Mauern über vier Meter dick und haben einen Umfang von 27 Metern. Der Eingang befindet sich neun Meter über dem Boden und war ursprünglich über eine überdachte Holztreppe zu erreichen. Das Turmverlies wiederum liegt 13 Meter unter dem Eingang und damit weit unter dem Burghofpflaster. Über dem Verlies befanden sich einst drei Turmstuben.
Der Turm brannte 1647 nach einem Blitzeinschlag aus. Großherzog Georg von Mecklenburg [-Strelitz] ließ Friedrich Wilhelm Buttel den Bergfried von 1821 bis 1823 zu einem Aussichtsturm umbauen. Inklusive der neun Meter hohen Spitze misst der Bergfried 38 Meter in der Höhe. Er bietet bei guter Sicht einen 30-Kilometer-Rundumblick bis zu den Mühlen von Woldegk. Im Jahr 1966 wurde der Turm renoviert.
Krummes Haus
Am 18. Dezember 1919 brannte das sogenannte Krumme Haus durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern nieder; es ist bis heute eine Ruine.
Oberes Tor (Burgkapelle)
Die Burgkapelle entstand zwischen 1240 und 1250 als dreigeschossiges Torhaus. Das Tor wurde in die Begrenzungsmauern der Burg eingelassen, ragt jedoch aus diesen deutlich heraus. Ab 1280 wurde eine Burgkapelle zunächst im Obergeschoss des Tors eingerichtet. Erst 1520 wurden die Zugbrücke entfernt, die Durchfahrt und das mittlere Fenster verbunden und zugemauert und das Gebäude zur Doppelkapelle umgestaltet. Sechzig Jahre später wurde die Kapelle zur Hofseite erweitert. Im 17. Jahrhundert diente sie als Wagenremise und Scheune. Nach einem großen Stadtbrand wurde das Gebäude zwischen 1758 und 1770 ersatzweise als Stadtkirche geistlich genutzt. Nach dieser Zeit war es wieder ein Lagerraum.
Das Gebäude besitzt mittig ein spitzbogiges Fenster mit zwei seitlichen Rundbogenfenstern. Der Giebel zeigt Steinfachwerk des 18. Jahrhunderts. Vom ehemaligen Tor sind die seitlichen Lisenen und die schwarz glasierten Rundbogenfriese erhalten.
Unteres Tor
Das untere Tor entstand um 1250 als zweigeschossiger Backsteinbau, der eine Kapelle im Obergeschoss beherbergte. Im 16. Jahrhundert wurde das Tor verstärkt und im 17. Jahrhundert umgebaut. Seit 1755 ist es teilweise zerstört, heute ist nur noch die Fassade erhalten. Der Giebel wird von einem Rundbogen umfangen und bestand einst aus einer gestaffelten Dreifenstergruppe, die heute zugesetzt ist. Seitlich der Brücke befinden sich, wie am oberen Tor, Lisenen und Rundbogenfriese mit schwarzer Glasur. Die ehemalige Wippbrücke wurde im 16. Jahrhundert durch einen steinernen Damm ersetzt.
Gasthof
Im 13. Jahrhundert wurde das Gebäude errichtet, dessen Außenmauer zugleich Teil der Ringmauer der Hauptburg war, die den Wehrgang trug. Von 1938 bis 1944 war dort die Gaststätte „Zur Alten Münze“ untergebracht, danach zog eine Jugendherberge ein. Nach umfassender Renovierung wurde das Gebäude als Hotel und Restaurant 1999 neu eröffnet.
Literatur
- Axel Heller, Mara Maroske: Denkmale in Mecklenburg-Strelitz. Verlag Steffen, Friedland 2005, S. 22–28, ISBN 978-3937669328