Bruno Jonas
Bruno Jonas (* 3. Dezember 1952 in Passau, Bayern) ist ein deutscher Kabarettist und Autor.
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Werdegang
Nach eigenen Worten wuchs Bruno Jonas „zweisprachig“ auf, da sein Vater als ostpreußischer Vertriebener und seine niederbayerische Mutter die Umgangssprache im Elternhaus prägten, was seine Mitschüler öfters zu dem Ausspruch „Jetzt preisselt er wieder“ veranlasste.[1] Seine Eltern betrieben in Passau eine Metzgerei, in der Bruno Jonas als Kind und Jugendlicher gelegentlich in der Schlachterei, Wurstmacherei und im Verkauf aushalf. Er besuchte das Passauer Adalbert-Stifter-Gymnasium. Während seiner Gymnasialzeit jobbte er in den Schulferien häufig in der Produktion der örtlichen Peschl Brauerei an sämtlichen Stationen der Fließbandfertigung, um Urlaubsfahrten (z. B. für InterRail-Ticket) zu finanzieren. Nach dem Zivildienst studierte er Germanistik, Politologie und Philosophie, später Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Die ersten Jahre
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1972 hatte er mit Jürgen Hellwing und Barbara Dorsch in der 3. Formation der Passauer Protestsängergruppe Bavarian City Preachers sein Bühnendebüt als Sänger und Gitarrist. Seine Anfangstage als Kabarettist verbrachte Jonas, der 1975 zusammen mit Sigi Zimmerschied und Rudi Klaffenböck die Kabarettgruppe „Die Verhonepeapler“ gründete, im Peschl-Keller der gleichnamigen Brauerei (seit 2008 Brauerei Aldersbach) und später am Scharfrichterhaus in Passau. Zusammen führten sie das Stück Himmelskonferenz auf.[2] Darin ruft der Erzengel Michael (Zimmerschied) eine Konferenz ein. Teilnehmer sind der zugekiffte Jesus (Jonas), der alkoholisierte Heilige Geist, der gichtkranke Gottvater sowie die schwangere Maria. Thema der Zusammenkunft war, wie man den Menschen die erneute Schwangerschaft Marias erklären sollte. Das Skandalstück brachte den Autoren eine Anzeige wegen „Gotteslästerung“ ein, die sechs Monate später eingestellt wurde.[3] 1979 entstand sein erstes Soloprogramm Zur Klage der Nation, das im Münchner Hinterhoftheater aufgeführt wurde. Von 1981 bis 1984 gehörte er als Autor und Akteur dem Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft an.
Größere Bekanntheit erlangte er ab Mitte der 1980er-Jahre durch regelmäßige Auftritte in der Sendung Scheibenwischer und der von Radio Bremen produzierten, nach ihm benannten Kabarettreihe Jonas (1989). In Franz Xaver Bogners Kultserie Irgendwie und Sowieso spielte er 1986 die Rolle des Postboten Tango. Erstmals selbst Regie führte Jonas 1989 bei dem Fernsehfilm Ein Prachtexemplar, dessen Drehbuch er zusammen mit Jürgen Breest verfasste. 1992 schrieb er auch das Drehbuch zur Kinokomödie Wir Enkelkinder, bei der er ebenfalls Regie führte und zusammen mit Vitus Zeplichal die Hauptrolle spielte. 1996 erschien die Musik-CD Red net. Im Juni 2004 inszenierte Jonas am Theater am Gärtnerplatz in München das Musical Der Mann von La Mancha und schlüpfte selbst in die Rolle des Don Quichotte.
Scheibenwischer
Seit 2000 war er ständiger Partner von Dieter Hildebrandt im Scheibenwischer. Nach Hildebrandts Abschied Ende 2003 leitete Jonas den Scheibenwischer zunächst mit Mathias Richling und Georg Schramm, von 2006 bis 2008 mit Richard Rogler an Schramms Stelle. Als auch Rogler sich zurückzog, führte er als Duo mit Mathias Richling die Sendung weiter. Nachdem Jonas erklärt hatte, 2009 ein „fernsehfreies“ Jahr einlegen zu wollen,[4] wagte Richling 2009 mit der Sendung Satire Gipfel einen kompletten Neuanfang.
Nockherberg
2004 las Bruno Jonas bei der Starkbierprobe auf dem Münchner Nockherberg beim traditionellen Politiker-Derblecken als Bruder Barnabas der versammelten CSU-Staatsregierung und anderen geladenen Gästen die Leviten. Erstmals wurde damit die Rolle des Fastenpredigers an einen dem konservativen Spektrum fernen Autor vergeben. Am 19. Januar 2007 verkündete er nach drei Jahren seinen Abschied als Bruder Barnabas. Sein Nachfolger als Salvatorredner wurde Django Asül.
Die Klugscheisser
Von Januar 2011 bis 2014 war Bruno Jonas neben Monika Gruber und Rick Kavanian Mitglied des Teams von Die Klugscheisser, einer monatlichen Satireshow des Bayerischen Fernsehens.[5]
Die späten Jahre
Mit Blick auf die Kontroverse um die Mohammed-Karikaturen bekannte er 2008 in einem Interview, in der Satire das Thema Islam und islamistischer Terror mit Vorsicht zu behandeln, da er keine gewalttätigen Reaktionen auslösen will.[6] 2019 kritisierte er die Satiresendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: „Wer den linken Laufstall überschreitet, wird als Abtrünniger behandelt. Das politische Kabarett ist nach und nach auf Linie gebracht worden.“[7]
2021 übernahm Jonas die Lach- und Schießgesellschaft, die alte Bühne seines Vorbilds und Weggefährten Dieter Hildebrandt.
Mit seiner langjährigen Lebensgefährtin hat Jonas zwei erwachsene Kinder.
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Soloprogramme
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- 1979: Zur Klage der Nation
- 1987: Der Morgen davor
- 1990: Wirklich wahr
- 1995: Hin und zurück
- 1998: Ich alter Ego
- 2001: Jonas-Classix
- 2002: Nicht wirklich – nicht ganz da
- 2007: Bis hierher und weiter
- 2011: Es geht weiter
- 2013: So samma mia – die Welt aus bayerischer Sicht
- 2016: Nur mal angenommen
Filmografie
- 1983: Kehraus
- 1983: Familie Meier (Fernsehserie)
- 1986: Lauter Glückspilze (Fernsehserie)
- 1986: Irgendwie und Sowieso (Fernsehserie)
- 1989: Ein Prachtexemplar (Fernsehfilm, nur Drehbuch, Regie)
- 1992: Wir Enkelkinder (auch Drehbuch, Regie)
- 1996: Willkommen in Kronstadt (Fernsehfilm)
Bibliographie
- Der Morgen davor, Droemer Knaur, München 1987, ISBN 3-426-02722-4
- Wirklich wahr, Droemer Knaur, München 1991, ISBN 3-426-02644-9
- Hin und zurück, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-60475-2
- „Es soll nie wieder vorkommen“, Ausgesuchte Entschuldigungen und Geständnisse, Blessing, München 1996, ISBN 3-89667-007-7
- Ich alter Ego, Goldmann, München 1998, ISBN 3-442-15015-9
- Bin ich noch zu retten?, Blessing, München 2000, ISBN 3-89667-063-8
- Gebrauchsanweisung für Bayern, Piper, München 2002, ISBN 3-492-27500-1
- Kaum zu glauben und doch nicht wahr, Blessing, München 2005, ISBN 3-89667-283-5
- Bis hierher und weiter, Heyne, München 2007, ISBN 978-3-453-60072-0
- Gebrauchsanweisung für das Münchner Oktoberfest, Piper, München 2010, ISBN 978-3-492-05364-8
- Glücksmomente, In: Sascha Michel/Heiko Girnth (Hrsg.): Polit-Talkshows – Bühnen der Macht. Ein Blick hinter die Kulissen. Bouvier, Bonn 2009. S. 49–59, ISBN 978-3-416-03280-3
- Bis zum Hals, Blessing, München 2012, ISBN 978-3-89667-370-1
- Vollhorst, Piper, München 2015, ISBN 978-3-492-05685-4
- Totalschaden: Die neuesten Unfälle aus Politik, Gesellschaft und Kultur, Piper, München 2016, ISBN 978-3492058025
- Gebrauchsanweisung für das Jenseits, Piper, München 2018, ISBN 978-3492277112
Auszeichnungen
- 1988 Ludwig-Thoma-Medaille der Stadt München
- 1990 Ernst-Hoferichter-Preis
- 1996 Fred-Jay-Preis
- 1997 Leipziger Löwenzahn
- 2002 Bayerischer Kabarettpreis
- 2003 Münchhausen-Preis
- 2003 Ybbser Spaßvogel
- 2005 Zeck-Kabarettpreis
- 2010 Bayerischer Poetentaler
- 2013 München leuchtet in Gold
- 2015 Sonderpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst beim Kulturpreis Bayern
- 2016 Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
- 2017 Das große Kleinkunstfestival – Ehrenpreis
Literatur
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 466.
Weblinks
- Literatur von und über Bruno Jonas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bruno Jonas in der Internet Movie Database (englisch)
- Website von Bruno Jonas
- Bruno-Jonas-Portrait
- Bruno Jonas als Claus E. Rosstäuscher als Bayern 3-Podcast (Memento vom 29. Dezember 2007 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- BR Heimat: Habe die Ehre Bruno Jonas im Gespräch mit Hermine Kaiser (Memento vom 15. März 2018 im Internet Archive) vom 3. November 2016
- Süddeutsche Zeitung, 23. September 2021, Seite 4.
- Sonntagsblatt vom 13. September 2015 Schonungslos offen (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Auch Bruno Jonas verlässt den „Scheibenwischer“, Augsburger Allgemeine vom 9. April 2008
- Satireshow mit Jonas, Gruber und Kavanian (Memento vom 27. November 2010 im Internet Archive) auf br-online.de vom 5. Januar 2011
- Nie über Allah lachen, Interview mit Bruno Jonas in Die Zeit vom 7. August 2008
- zitiert nach: Wolf Reiser, Witzischkeit und ihrer Grenzen, in: Cicero, 03.2019, S. 22.