Bruno Gimpel

Bruno Gimpel (* 14. Januar 1886 i​n Rostock; † 28. April 1943 i​n Niederpoyritz) w​ar ein expressionistischer deutscher Maler u​nd Grafiker.

Leben und Wirken

Lebensphasen (1914)

Gimpel entstammte e​iner Rostocker Kaufmannsfamilie. Seine Eltern w​aren Julius Gimpel (1850–1889) u​nd Anna Gimpel, geb. Elkan (1859–1930). Seine Schwester Hella Gimpel (1883–1933) w​ar mit Rudolf Goldschmidt verheiratet.[1] Mit 19 Jahren begann e​r 1905 e​ine Lehre a​ls Dekorationsmaler. Parallel d​azu besuchte e​r bis 1908 d​ie Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Dort w​urde er Schüler d​es Grafikers Fritz Helmuth Ehmcke u​nd des Architekten Peter Behrens.

Ab 1911 besuchte e​r die Kunstakademie Dresden u​nd wurde d​ort Schüler d​es Malers Otto Gussmann. Im Ersten Weltkrieg meldete s​ich Gimpel freiwillig a​ls Lazaretthelfer. Nach d​em Krieg ließ e​r sich i​n Dresden a​ls freischaffender Künstler nieder u​nd leitete i​n den 1920er Jahren d​ie Dresdner Ortsgruppe i​m Bund d​er Deutschen Gebrauchsgraphiker, d​er u. a. Arno Drescher, später Direktor a​n der Akademie d​er Bildenden Künste Leipzig, Kurt Fiedler, Paul Sinkwitz u​nd der bekannte Typograf Heinrich Wieynck (1874–1931) angehörten.

Landschaft (o. J.)

Seiner Heimat blieb er, sowohl durch jährliche Sommeraufenthalte in der Künstlerkolonie Ahrenshoop als auch mit seinen Motiven, treu. Er war 1919 Mitbegründer der Vereinigung Rostocker Künstler und konnte in seiner Heimatstadt regelmäßig ausstellen. Für den Neubau der Rostocker Universitätsklinik und des Lyzeums beteiligte sich Gimpel an der offiziellen Ausschreibung und wurde dann auch mit der Gestaltung von Wand- und Glasbildern beauftragt. Er entwarf auch mehrere Plakate.[2][3] Gimpel war vom Jugendstil geprägt, näherte sich jedoch zunehmend der Dresdner Sezession an, ohne ihr allerdings beizutreten. 1935 wurde Gimpel durch die Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner als entartet eingestuften Kunst mit Berufsverbot belegt.

Grab von Bruno Gimpel auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden

Bruno Gimpel b​lieb zunächst d​ie Deportation i​n das KZ erspart, w​eil sich s​eine Ehefrau t​rotz ständiger Schikanen n​icht scheiden ließ. Nach wiederholten Verhaftungen u​nd Verhören s​owie Jahren d​er Zwangsarbeit n​ahm sich Gimpel angesichts d​er drohenden Deportation i​n die Vernichtungslager, d​er Bedrohungen g​egen seine Frau, d​er Ausweisung a​us seiner Wohnung u​nd wegen e​ines sich i​mmer mehr verschlechternden Augenleidens 1943 d​as Leben. Letzter Auslöser w​ar die vermutliche Ermordung seines Freundes Heinrich Conradi.

Gimpel w​ar mit d​er Sängerin u​nd Lautenspielerin Irene Gimpel, geb. Herzing (* 1895), e​iner Tochter d​es Dresdner Kunstmalers Andreas Herzing, verheiratet.

Sein Grab befindet s​ich auf d​em Neuen Jüdischen Friedhof i​n Dresden. Die Erinnerung a​n Bruno Gimpel w​ird heute v​or allem i​m Max-Samuel-Haus Rostock aufrechterhalten. 2015 w​urde für i​hn in Rostock e​in Stolperstein angebracht.

Werke (Auswahl)

  • Meine Frau mit Laute (Öl auf Sperrholz, 82,5 × 59 cm, 1930; im Bestand der Dresdener Galerie Neue Meister)[4]
  • Selbstbildnis (Aquarell, 1926)[5]
  • Stillleben (Tafelbild; 1946 ausgestellt auf der „Kunstausstellung Sächsische Künstler“)[6]

Ausstellungen

  • 1922 Schwerin, „Mecklenburger Künstler“ Landesmuseum Schwerin (mit fünf Gemälden, einem Aquarell und zwei Zeichnungen vertreten)
  • 1946 Dresden, „Kunstausstellung Sächsische Künstler“[6]
  • 2006 Rostock, Max-Samuel-Haus Rostock
  • 2007 Ahrenshoop, Kunstkaten

Siehe auch

Literatur

  • Bruno Gimpel. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 54, Saur, München u. a. 2007, ISBN 978-3-598-22794-3, S. 307.
  • Buch der Erinnerung. Juden in Dresden – deportiert, ermordet, verschollen, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e. V. (Hrsg.), Thelem 2006.
  • Gebrauchsgraphik. Heft 3 (1925, 2. Jahrgang), Prof. H. K. Frenzel (Hrsg.), Verlag Phöenix Illustrationsdruck und Verlag, Berlin, Sonderheft zur Gebrauchsgrafik in Dresden. (SLUB Dresden)
  • Klaus Tiedemann: Der Maler und Grafiker Bruno Gimpel (1886–1943). In: Medaon. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung, Heft 1, 2007 (online).
  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 3332.
Meine Frau mit Laute
Bruno Gimpel, 1930
Staatliche Kunstsammlung Dresden

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Einzelnachweise

  1. «Rudolf Goldschmidt» (Eintrag), in: 100 jüdische Persönlichkeiten aus Mecklenburg-Vorpommern: ein Begleiter zur Ausstellung des Max-Samuel-Hauses 22. Mai bis 22. November 2003, Max-Samuel-Haus, Stiftung Begegnungsstätte für Jüdische Geschichte und Kultur in Rostock (Hrsg.), Frank Schröder (1958–2004), Axel Attula, Christine Gundlach et al., (= Schriften aus dem Max-Samuel-Haus; Bd. 4), Weidner, Rostock 2003, S. 65.
  2. Gebrauchsgraphik, Heft 3 (1925, 2. Jahrgang), siehe Literatur.
  3. Das deutsche Plakat. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.Verl. der Kunst, Dresden 1965, S. 238 (SLUB Dresden).
  4. Abbildung bei der Deutschen Fotothek.
  5. Bruno Gimpel. Biografie bei Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
  6. Kulturbund zur demokrat. Erneuerung Deutschlands: Kunstausstellung Sächsische Künstler. SLUB Dresden, abgerufen am 20. Juni 2021.
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