Bruno Franceschini
Bruno Franceschini (* 2. Januar 1894 in Tres, Nonstal, damals Tirol, Österreich-Ungarn, heute Trentino, Italien; † 30. August 1970 in Wien) war ein österreich-ungarischer Fähnrich und Ingenieur.
Leben
Franceschini wuchs im italienisch sprechenden Teil Tirols (Welschtirol) auf. Nach dem Besuch der Realschule in Rovereto, an der auch sein Vater lehrte, wurde Franceschini bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges in die k.u.k. Armee einberufen. Als Fähnrich diente er im k.k. Landesschützen-Regiment „Trient“ Nr. I zunächst an der Ostfront. Nach dem italienischen Kriegseintritt im Mai 1915 wurden er und das Regiment an die italienische Front versetzt.
Franceschini war bei der Gefangennahme der aus dem Trentino und Istrien und damit Österreich-Ungarn stammenden Cesare Battisti und Fabio Filzi am 10. Juli 1916 auf dem Monte Corno (heute Monte Corno Battisti) am Pasubio anwesend, die 48 Stunden nach ihrer Gefangennahme wegen Hochverrates zum Tode verurteilt und unmittelbar nach der Verurteilung durch den Wiener Scharfrichter Josef Lang im nördlichen Schlossgraben des Castello del Buonconsiglio in Trient am Würgegalgen hingerichtet wurden. Aus den österreichischen Prozessakten geht hervor, dass er dabei den als Freiwilligen in der italienischen Armee und unter einem falschen Namen dienenden Fabio Filzi identifizierte.[1]
Nach dem Ende des Krieges zog er 1919 nach Wien und studierte Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Wien. In den 1920er und 1930er Jahren vermied er es aufgrund seiner angeblichen Beteiligung bei der Gefangennahme Battistis und einer befürchteten Gefangennahme, in das faschistische Italien zu reisen. Er verstarb 1970 in Wien.[2]
Wie bei Battisti wurde die Figur Franceschinis, wenn auch in wesentlich geringerem Maße, während des Faschismus und in der Folgezeit missbraucht. So galt er aufgrund seiner italienischstämmigen Herkunft als Verräter der von den Faschisten zu „Helden“ stilisierten Battisti und Filzi.[3]
Andererseits wurde ihm fälschlicherweise eine aktive Rolle bei der Festnahme des „Verräters“ Battistis zugeschrieben. Die Figur Franceschinis sorgte bei verschiedenen Jahrestagen immer wieder für Gesprächsstoff in der Parteienwelt des Trentino.[4]
Literatur
- Enrico Acerbi: Le truppe da montagna dell'esercito austro-ungarico nella Grande Guerra 1914-1918, Gino Rossato Editore, 1991.
- Archivio di Stato di Trento e Società di studi per la Venezia Tridentina (a cura di): Atti dei processi Battisti Filzi Chiesa, Trento, T.E.M.I. 1935
- Cesare Veronesi: Dopo sessant'anni la verità sulla cattura di Cesare Battisti e la riabilitazione del cadetto Bruno Franceschini presunto delatore del martire trentino in: I Quattro Vicariati e le zone limitrofe, Anno 20, Nr. 2 (Dez. 1976), Ala, 1976 S. 91–99.
- Giuseppe M. Gottardi: Eroi o traditori: I soldati trentini nella Prima guerra mondiale, Rovereto, Osiride 2007, ISBN 978-88-7498-087-1.
- Bernhard Wurzer: Tirols Heldenzeit. Innsbruck 1959.
Einzelnachweise
- Prozessakte Aktenzeichen 1796/16–1 im Original und in der italienischen Übersetzung veröffentlicht 1935 (PDF; 88 MB), abgerufen am 26. Oktober 2017
- Cesare Veronesi: Dopo sessant'anni la verità sulla cattura di Cesare Battisti e la riabilitazione del cadetto Bruno Franceschini presunto delatore del martire trentino S. 99
- Cesare Battisti e Franceschini, il non-rinnegato Gruppo editoriale L'Espresso vom 9. März 2012 (auf Italienisch) abgerufen am 26. Oktober 2017
- Battisti era un disertore, battaglia su facebook Onlineausgabe Il Trentino vom 11. Juli 2014 (auf Italienisch) abgerufen am 26. Oktober 2017