Broadsword-Klasse

Die Schiffe der Broadsword-Klasse (Type 22) sind ehemalige Lenkwaffenfregatten der britischen Royal Navy. Sie wurden zwischen 1979 und 1990 für U-Jagd-Aufgaben in Dienst gestellt, später jedoch zu Mehrzweck-Fregatten weiterentwickelt. Das letzte von insgesamt vierzehn gebauten Schiffen dieser Klasse wurde von der Royal Navy 2011 außer Dienst gestellt. Zwei Schiffe der zweiten Baureihe des Typs 22 tun heute Dienst unter rumänischer, ein weiteres unter chilenischer Flagge und drei Schiffe der ersten Baureihe bilden in der brasilianischen Marine die Greenhalgh-Klasse.

Broadsword-Klasse
HMS Cumberland
HMS Cumberland
Schiffsdaten
Land Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Brasilien Brasilien
Chile Chile
Indonesien Rumänien
Schiffsart Fregatte
Bauzeitraum 1975 bis 1990
Stapellauf des Typschiffes 12. Mai 1976
Gebaute Einheiten 14
Dienstzeit Seit 1979
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
148,1 m (Lüa)
Breite 14,8 m
Verdrängung 5.300 tons
 
Besatzung 265 Mann
Maschinenanlage
Maschine COGAG
2 Rolls-Royce-Spey-Gasturbinen
2 Rolls-Royce-Tyne-Gasturbinen
Maschinen-
leistung
47.240 PS (34.745 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
32 kn (59 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung

Geschichte

Die brasilianische Rademaker (F 49) war das zweite Schiff des Typs 22 und wurde 1980 als HMS Battleaxe in Dienst gestellt

In den frühen 1970er-Jahren beauftragte die Royal Navy die Werft Yarrow Shipbuilders (heute BAE SYSTEMS) mit der Konstruktion einer Fregatte zur U-Boot-Jagd. Insgesamt wurden 24 Schiffe bestellt. Während die ersten vier Schiffe (Batch I) nur eine Länge von 131 m und eine Verdrängung von 4.400 Tonnen hatten, wurden die folgenden sechs Schiffe (Batch II) mit einem verlängerten Rumpf und einer dementsprechend größeren Verdrängung gebaut. Durch die Verlängerung konnten zusätzliche Systeme zur Ortung von U-Booten eingebaut werden. 1981 wurde das Projekt aus Kostengründen gestoppt, nachdem erst zehn von 24 bestellten Fregatten geliefert worden waren. Nachdem jedoch im Falklandkrieg insgesamt vier Zerstörer und Fregatten anderer Klassen versenkt worden waren, wurden 1984 noch einmal vier Fregatten der Broadsword-Klasse als Ersatz in Auftrag gegeben. Als Basis für diese dritte Bauserie (Batch III) wurden die verlängerten Schiffe der Batch II genommen. Eine wesentliche Änderung war, dass die Fregatten anstelle der Exocet-Raketenwerfer nun eine 114-mm-Kanone am Bug erhielten. Zusätzlich wurden auch neue Systeme zur Luftabwehr und Anti-Schiff-Raketen vom Typ Harpoon installiert. Das letzte der vier zusätzlichen Schiffe wurde 1990 in Dienst gestellt.

Die HMS Beaver (F93) wurde 1999 außer Dienst gestellt
Die damalige HMS Brazen (F91) während der Operation Desert Shield 1990

Mit dem Ende des Kalten Krieges veränderten sich die Aufgaben der Schiffe. Die U-Boot-Jagd spielt zwar weiterhin eine wichtige Rolle, jedoch wurden diese Aufgabe zunehmend auf die Fregatten der Duke-Klasse übertragen. Die Broadsword-Klasse wurde nun vorwiegend für Patrouillen- und Eskorteinsätze genutzt. Die Fregatten wurden zum Hauptwerkzeug der Royal Navy bei weltweiten Krisen- und Kriegseinsätzen. Für diese neuen Aufgaben war jedoch eine wesentliche Modernisierung der ersten zehn Schiffe notwendig. 1994 entschied sich die Royal Navy gegen eine kostspielige Umrüstung und gab stattdessen den neuen Fregatten der Duke-Klasse den Vorzug. 1995 wurde die HMS Broadsword als erstes Schiff ausgemustert. Nach der Fertigstellung aller Schiffe der Duke-Klasse im Jahr 2002 wurde dann mit der HMS Coventry das letzte Schiff der ersten beiden Bauserien ausgemustert.

Somit verblieben nur noch die vier von Anfang an mit moderneren Systemen ausgestatteten Schiffe des Batch III im Dienst der Royal Navy. Sie wurden nochmals umgerüstet, wobei die Lenkwaffensysteme auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurden. Zusätzlich erhielten sie einen neuen, effizienteren Antrieb. Überlegungen, die vier Fregatten zusätzlich auch noch mit Marschflugkörpern auszustatten, wurden dann aber zugunsten der Daring-Klasse aufgegeben. Das ursprünglich als Nachfolger vorgesehene Projekt Future Surface Combatant wurde bereits im Jahr 2005 abgebrochen und die Royal Navy gab stattdessen bekannt, dass die vier Fregatten, die, bei gleichzeitig geringem Wartungsaufwand, als sehr zuverlässig und strapazierbar galten, erst zwischen 2015 und 2018 ausgemustert werden sollten. Der mittlerweile als künftige Fregattenklasse der Royal Navy vorgesehene Type 26 sollte gemäß Strategic Defence and Security Review 2010 (SDSR 2010) nur noch die Duke-Klasse ersetzen und die Broadsword-Klasse bis 2018 ersatzlos ausgemustert werden. Ende 2010 wurde jedoch entschieden, alle vier verbleibenden Schiffe bereits Anfang 2011 außer Dienst zu stellen.

Nach vielen Enttäuschungen mit vorherigen Fregattentypen hat sich die Broadsword-Klasse als Erfolg für die Royal Navy erwiesen. Sieben der in Großbritannien ausgemusterten Fregatten waren oder sind nun in Brasilien, Rumänien und Chile erfolgreich im Einsatz.

Einheiten

Batch I

Nachdem die zuvor gebauten Fregatten der Amazon-Klasse Namen beginnend mit dem Anfangsbuchstaben „A“ trugen, erhielten die Schiffe des Batch I der Broadsword-Klasse Namen, die auf „B“ begannen.

Kennung Name Bauwerft Kiellegung Stapellauf In Dienst Außer Dienst Verbleib
F88HMS BroadswordYarrow7. Februar 197512. Mai 19764. Mai 197831. März 1995an Brasilien, Greenhalgh (F46)
F89HMS Battleaxe4. Februar 197618. Mai 197729. März 19801997an Brasilien, Rademaker (F49)
F90HMS Brilliant25. März 197715. Dezember 197815. Mai 19811996an Brasilien, Dodsworth (F47)
F91HMS Brazen18. August 19784. März 19802. Juli 19821996an Brasilien, Bosisio (F48)

Batch II

Die ersten drei Schiffe des nächsten Bauloses erhielten ebenfalls Namen, die auf „B“ begannen. Die letzten drei Batch-II-Einheiten trugen demgegenüber Namen englischer Städte, wobei die letzten beiden Namen zuvor von Zerstören der Sheffield-Klasse getragen wurden, die im Falklandkrieg versenkt worden waren.

Kennung Name Bauwerft Kiellegung Stapellauf In Dienst Außer Dienst Verbleib
F92HMS BoxerYarrow1. November 197917. Juni 198122. Dezember 19834. August 19992004 als Zielschiff versenkt
F93HMS Beaver20. Juni 19808. Mai 198213. Dezember 19841. Mai 19992001 ausgemustert und verschrottet
F94HMS Brave24. Mai 198219. November 19834. Juli 198623. März 19992004 als Zielschiff versenkt
F95HMS London7. Februar 198327. Oktober 19845. Juni 198714. Januar 1999an Rumänien, Regina Maria (F222)
F96HMS SheffieldSwan Hunter29. März 198426. März 198626. Juli 198815. November 2002an Chile, Almirante Williams (FF-19)
F98HMS Coventry29. März 19848. April 198614. Oktober 198817. Januar 2002an Rumänien, Regele Ferdinand (F221)

Batch III

Die Schiffe des Batch III erhielten wieder Namen, die mit dem gleichen Anfangsbuchstaben, diesmal „C“, begannen. Hierbei handelte es sich um geographische Bezeichnungen. Der Heimathafen ist Devonport. Die Außerdienststellung begann Anfang 2011.

Kennung Name Bauwerft Kiellegung Stapellauf In Dienst Außer Dienst Verbleib
F99HMS CornwallYarrow19. September 198314. Oktober 198523. April 198830. Juni 20112013 verschrottet[1]
F85HMS Cumberland12. Oktober 198421. Juni 198610. Juni 198923. Juni 20112013 verschrottet[1]
F86HMS CampbeltownCammell Laird4. Dezember 19857. Oktober 198727. Mai 19897. April 20112013 verschrottet[1]
F87HMS ChathamSwan Hunter12. Mai 198620. Januar 19884. Mai 19908. Februar 20112013 verschrottet[1]

Verbleib

Rademaker (F49)
Almirante Williams (FFG-19), ex HMS Sheffield (F96)

Brasilien kaufte 1995 ein erstes und im folgenden Jahr die drei übrigen Einheiten des ersten Bauloses. Nachdem das ehemalige Typschiff HMS Broadsword dort in Greenhalgh umbenannt wurde, werden die Schiffe von der brasilianischen Marine als Greenhalgh-Klasse geführt. Sie tragen jeweils den Namen eines früheren brasilianischen Marineoffiziers und führen als Anti-Schiff-Flugkörper die französische Exocet, zunächst der Baureihe MM38 und ab 2010–2012 bei den verbliebenen drei Einheiten zur MM40 modernisiert.

Kennung Name Indienststellung Außerdienststellung Verbleib
F46 Greenhalgh 30. Juni 1995[2] aktiv
F47 Dodsworth 31. August 1996[2] 11. März 2004 Reserve
F48 Bosisio 31. August 1996[2] 29. September 2015[3] Zielschiff, versenkt 2017
F49 Rademaker 30. April 1997[2] aktiv

Chile kaufte die ehemalige Sheffield und die chilenische Marine stellte sie am 5. September 2003 als Almirante Williams, benannt nach dem Marineoffizier Juan Williams Rebolledo, in Dienst. Sie trägt die Schiffskennung FFG-19 und ist in Valparaíso beheimatet.

Rumänien schloss am 14. Januar 2003 einen Vertrag über die Beschaffung zweier Schiffe des zweiten Bauloses, die im Dienst der rumänischen Marine die Namen des rumänischen Herrscherpaares aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg führen. Sie gehören zur Seeflotte und sind in Constanța beheimatet.

Kennung Name Indienststellung Außerdienststellung Verbleib
F221 Regele Ferdinand 9. September 2004 aktiv
F222 Regina Maria 21. April 2005 aktiv

Literatur

  • Ministry of Defence (Hrsg.): The Royal Navy Handbook. Conway Maritime Press, London 2003, ISBN 0-85177-952-2.
Commons: Broadsword-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Royal Navy frigates sold off for scrap for £3m. bbc.com, 26. Juli 2013
  2. Richard Sharpe: Jane’s Fighting Ships. 2002–2003. Jane’s Information Group, 2002, ISBN 0-7106-2432-8, S. 60.
  3. Brazil retires one of three remaining frigates. (Memento des Originals vom 30. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.janes.com Janes, 28. September 2015
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.