Bodio TI

Bodio (lombardisch Böit) ist eine politische Gemeinde im Kreis Giornico im Bezirk Leventina des Kantons Tessin in der Schweiz.

TI ist das Kürzel für den Kanton Tessin in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Bodiof zu vermeiden.

Bodio
Wappen von Bodio
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Leventinaw
Kreis: Kreis Giornico
BFS-Nr.: 5064i1f3f4
Postleitzahl: 6743
UN/LOCODE: CH BOD
Koordinaten:712962 / 137571
Höhe: 321 m ü. M.
Höhenbereich: 303–2027 m ü. M.[1]
Fläche: 6,48 km²[2]
Einwohner: 937 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 145 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
45,0 % (31. Dezember 2020)[4]
Website: www.bodio.ch
Lage der Gemeinde
Karte von Bodio
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Geographie

Sie liegt auf einer Höhe von 331 m ü. M. in der unteren Valle Leventina an der Strasse Biasca-Airolo, am linken Ufer des Ticino, 5 km nordwestlich von Biasca.

Nachbargemeinden sind Pollegio, Personico, Giornico und Serravalle.

Geschichte

1227 wurde Bodio als Boidi sowie die dortige Kirche Santo Stefano erwähnt. Zusammen mit den oberhalb gelegenen, im Mittelalter bewohnten Siedlungen von Simbra (oder Saimola) bildete das Dorf eine Degagna der ehemaligen Nachbarschaft Giornico. Während der Herrschaft des Domkapitels Mailand über die drei ambrosianischen Täler wurden im Mai und November in Bodio die sogenannte placita donnegalia der Leventina abgehalten, Versammlungen, die dazu dienten, Recht zu sprechen und einige Abgaben einzufordern. Bis ins 16. Jahrhundert gehörte das Dorf zur Pfarrei Giornico. Eine eigene Pfarrei Bodio ist ab 1567 belegt, bis 1602 gehörte auch Pollegio dazu. Letztere wurde vermutlich zusammen mit einem grossen Dorfteil durch einen Erdrutsch im 15. Jahrhundert zerstört. Die heutige Kirche stammt aus dem 19. Jahrhundert. 1799 erstellten die österreichisch-russischen Truppen Suworows im Dorf ein verschanztes Lager. Bodio stimmte 1814 für den Anschluss der Leventina an den Kanton Tessin.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überschwemmte der Fluss Ticino die Gemeinde mehrfach. Diese Naturkatastrophen verursachten grosse Schäden und forderten Todesopfer. Ende des 19. Jahrhunderts setzte eine grosse Auswanderungswelle ein. Etwa ein Fünftel der damaligen Bevölkerung Bodios wanderten in die Vereinigten Staaten aus und siedelten vorwiegend in Kalifornien und Nevada. Am 21. Juli 1921 zerstörte eine Explosion fast gänzlich drei Fabriken und tötete 15 Personen. Der Sachschaden belief sich auf 6 Millionen.[5]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr153415671602174518501900195019802000[6]20102020
Einwohner32 Haushalte50 Haushalte20132342035693514771058980937

Wirtschaft

Durch den Bau der Gotthardbahn kam Industrie in die Gegend. Das Unternehmen heute ist die Timcal, die synthetisches Graphit und Schmiermittel für hohe Temperaturen produziert. Bis auf 4 Hektar Weinanbau gibt es auf dem Gemeindegebiet keine Landwirtschaft mehr.

Das Südportal des Gotthard-Basistunnels liegt am Ostrand der Gemeinde Bodio, der Installationsplatz und das Besucherzentrum sind in der Nachbargemeinde Pollegio.

Industrie

  • Ehemalig Monteforno, Acciaierie e Laminatoi SA (Bodio)[7]
Elektrizitätswerk Biaschina Biaschina

Sport

  • Football Club Bodio[8]

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche Santo Stefano mit Fresken des Malers Pompeo Maino und Glasmalerei (1983) des Malers Roberto Pasotti, Kapuziner[9]
  • Villa Corecco[9]
  • Elektrizitätswerk Biaschina (1906/1911), Architekten: Ugo Monneret de Villard, Agostino Nizzola[10]

Bilder

Persönlichkeiten

  • Stefano Franscini (1796–1857), Lehrer, Staatsrat, Bundesrat, Publizist und Statistiker
  • Antonio Corecco (* 20. Januar 1821 in Bodio; † 14. September 1902 ebenda), Arzt, Tessiner Grossrat, Staatsrat[11]
  • Iginio Franscini (* 6. Januar 1918 in Bodio; † 28. April 1952 in Zürich), Anwalt, Amtsrichter von Riviera, Präsident der Gioventù cattolica ticinese[12]
  • Eros Bellinelli (1920–2019), Journalist und Autor
  • Rodolfo Pedroli (* 29. August 1920 in Bodio; † 3. Februar 2012 in Neuenburg), Bauingenieur, Dozent am Abendtechnikum in Bern für hydraulische Konstruktionen[13]
  • Giorgio Cambissa (* 17. Mai 1921 in Bodio), Komponist und Orchesterdirigent[14]
  • Paolo Paoloni (1929–2019), italienischer Schauspieler
  • Ennio Maccagno (* 1960 in Bodio), Dozent, Philosoph, Schriftsteller, wohnt in Bellinzona[15][16]

Literatur

  • Piero Bianconi, Arminio Janner: Mairengo. In: Arte in Leventina. Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1939, S. 63, 64.
  • Valeria Farinati: Centrali idroelettriche d’autore. In: «Arte&Storia.» Il Ticino dell’acqua. Dalla formazione geologica del Cantone alle attività economiche. Edizioni Ticino Management, 12. Jahrgang, Nummer 54, April–Juli 2012, Lugano 2012.
  • Mario Fransioli: Bodio (TI). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Mai 2004.
  • Simona Martinoli u a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0.
  • Celestino Trezzini: Bodio In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2, Biondetti – Brupbacher, Attinger, Neuenburg 1924, S. 285 (Digitalisat). (abgerufen am 4. Juli 2017).
  • Max Trzcincki: Das Kraftwerk Tremorgio der Officine Elettriche Ticinesi. Jegher, Zürich 1927.
Commons: Bodio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Bodio auf biblio.unibe.ch/digibern/hist_bibliog_lexikon_schweiz (abgerufen am 27. Juni 2017).
  6. Mario Fransioli: Bodio (TI). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. August 2004.
  7. Metallwerke Monteforno in portal.dnb.de (abgerufen am: 3. Mai 2016.)
  8. Football Club Bodio
  9. Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 115–116.
  10. Elektrizitätswerk Biaschina
  11. Andrea Ghiringhelli: Antonio Corecco. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 12. April 2002, abgerufen am 18. Dezember 2019.
  12. Alberto Lepori, Fabrizio Panzera (Hrsg.): Uomini nostri. Trenta biografie di uomini politici. Armando Dadò Editore, Locarno 1989, S. 19.
  13. Sarah Brian Scherer: Rodolfo Pedroli. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 10. Februar 2012, abgerufen am 12. März 2020.
  14. Giorgio Cambissa (italienisch) auf ricercamusica.ch/dizionario/ (abgerufen am: 3. November 2017.)
  15. Ennio Maccagno. Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur (italienisch), abgerufen am 15. Mai 2021
  16. Ennio Maccagno (französisch) auf culturactif.ch/ecrivains
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