Blutweideriche
Die Blutweideriche oder Weideriche (Lythrum) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Weiderichgewächse (Lythraceae). Die etwa 35 Arten kommen in fast allen Kontinenten mit Ausnahme Südamerikas vor.
Blutweideriche | ||||||||||||
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Lythrum | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lythrum | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Lythrum-Arten wachsen als einjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen oder Halbsträucher. Die Stängel junger Pflanzen sind zylindrisch oder vierkantig. Die wechselständig und spiralig, gegenständig oder zu dritt in Wirteln angeordneten Laubblätter sind gestielt bis ungestielt. Die einfachen Blattspreiten besitzen einen glatten Blattrand. Nebenblätter fehlen.
Generative Merkmale
Die Blüten stehen einzeln oder in sehr unterschiedlich aufgebauten Blütenständen mit Hochblättern. Die Blüten sind gestielt oder ungestielt.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und vier- oder sechszählig mit doppelter Blütenhülle. Der Blütenbecher (Hypanthium) ist eng glockenförmig oder röhrig. Bei manchen Arten ist ein Außenkelch vorhanden. Die vier oder sechs Kelchblätter sind ungleich (aber nicht zweilippig) röhrig, glocken- oder urnenförmig verwachsen. Es sind meist vier oder sechs Kronblätter vorhanden, bei wenigen Arten fehlen sie. Die meist rosa- über purpurfarbenen bis blauen, selten weißen, ei- oder verkehrteiförmigen Kronblätter sind meist ungleich aber nicht zweilippig verwachsen, manchmal sind sie radiärsymmetrisch. Die zwei bis zwölf deutlich ungleichen, fertilen Staubblätter sind untereinander frei, aber mit dem Blütenbecher verwachsen. Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Ein Fruchtknotenfach enthält (selten ein bis) meist fünf bis fünfzig Samenanlagen. Der Griffel endet in einer kopfigen Narbe.
Die zweifächrigen Kapselfrüchte enthalten ungeflügelte, rot-braune, etwa 1 Millimeter große Samen.
Ökologie
Die Bestäubung erfolgt meist durch Insekten (Entomophilie).
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Lythrum wurde durch Carl von Linné 1753 in Species Plantarum, Tomus I, S. 446 und 1754 in Genera Plantarum, 5. Auflage, S. 205 aufgestellt.[1] Der botanische Gattungsname Lythrum leitet sich vom griechischen Wort λύθρον lýthron für „schmutziges Blut“ ab.
Die Gattung Peplis, mit der in Mitteleuropa heimischen Art Sumpfquendel (Lythrum portula), wird je nach Autor auch der Gattung Lythrum zugeordnet.[2][3]
Die Gattung Lythrum ist fast weltweit mit der Ausnahme Südamerika verbreitet. In Mitteleuropa sind Ysopblättriger Weiderich (Lythrum hyssopifolia), Binsen-Weiderich (Lythrum junceum), Sumpfquendel (Lythrum portula) Gewöhnlicher Blutweiderich (Lythrum salicaria) heimisch:
Die Gattung Lythrum umfasst etwa 35 Arten (hier eine Auswahl):[1][3]
- Lythrum acutangulum Lag.: Sie kommt in Spanien, Frankreich, Algerien und Marokko vor, früher auch in Italien und ist in Sizilien und Schweden ein Neophyt.[3]
- Geflügelter Blutweiderich (Lythrum alatum Pursh)
- Lythrum baeticum Gonz.Albo: Sie kommt in Spanien und Marokko vor.[3]
- Lythrum borysthenicum (Schrank) Litv.: Sie kommt auf den Azoren, in Nordafrika, in Südeuropa, im südlichen Mitteleuropa, in Osteuropa und in Vorderasien vor.[3]
- Lythrum flexuosum Lag.: Sie kommt nur in Spanien vor.[3]
- Ysopblättriger Weiderich (Lythrum hyssopifolia L.)
- Lythrum hyrcanicum (Sosn.) Valdés: Sie kommt in Aserbaidschan vor.[3]
- Binsen-Weiderich (Lythrum junceum Banks & Sol.)
- Lythrum linifolium Kar. & Kir.: Sie kommt in Ungarn und in Armenien vor.[3]
- Lythrum microphyllum Kar. & Kir.: Sie kommt in Russland, der Ukraine und in Moldawien vor.[3]
- Lythrum paradoxum Koehne: Sie kommt im zentralen und östlichen Australien in den Bundesstaaten Western Australia, Northern Territory, South Australia, Queensland sowie New South Wales vor.[1]
- Sumpfquendel (Lythrum portula (L.) D.A.Webb)
- Gewöhnlicher Blutweiderich (Lythrum salicaria L., Syn.: Lythrum anceps (Koehne) Makino)
- Lythrum schelkovnikovii Sosn.: Sie kommt in Aserbaidschan vor.[3]
- Lythrum theodori Sosn.: Sie kommt in Russland, im Kaukasusraum und in Aserbaidschan vor.[3]
- Lythrum thesioides M.Bieb.: Sie kommt in Italien, in Ungarn, im Kaukasusraum, im südlichen Russland vor und kam früher auch in Frankreich vor.[3]
- Lythrum thymifolia L.: Sie kommt in Europa, Nordafrika und Vorderasien vor.[3]
- Lythrum tribracteatum Spreng.: Sie kommt in Nordafrika, in Südeuropa, Osteuropa und in Vorderasien vor.[3]
- Ruten-Blutweiderich (Lythrum virgatum L.)
- Lythrum volgense D.A.Webb: Sie kommt in Osteuropa und Vorderasien vor.[3]
- Lythrum wilsonii Hewson: Sie wurde 1990 erstbeschrieben und kommt in den australischen Bundesstaaten Western Australia, Northern Territory, South Australia, Queensland sowie New South Wales vor. vor.[1]
Es gibt Hybriden, beispielsweise:
- Lythrum ×scabrum Simonk.: Sie kommt in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Moldawien, in der Ukraine und im europäischen Russland vor.[3]
Nicht in die Gattung Lythrum gehört:
- Lythrum triflorum L. f. (Syn.: Nesaea triflora (L. f.) Kunth) → Ammannia capitellata (C.Presl) S.A.Graham & Gandhi subsp. capitellata[4]
Literatur
- Datenblatt in der Western Australian Flora. (Abschnitt Beschreibung)
- Haining Qin, Shirley A. Graham: Lythrum S. 274 textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 13: Clusiaceae through Araliaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-59-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Datenblatt Lythrum bei Australian Plant Name Index = APNI.
- Lythrum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 27. Mai 2017.
- B. Valdés, 2012: Lythraceae. Lythrum Datenblatt – In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Shirley A. Graham, Kanchi Gandhi: Nomenclatural Changes Resulting from the Transfer of Nesaea and Hionanthera to Ammannia (Lythraceae). In: Harvard Papers in Botany, Volume 18, Issue 1, 2013, S. 71–90. doi:10.3100/025.018.0101