bla, bla, bla
Die Wendung bla, bla, bla steht für unwichtige Wörter. Sie kann mit verschiedenen Bedeutungen verwendet werden.
Geschichte
Laut dem Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache ist die Lautmalerei „Blabla“ schon auf das 14. Jahrhundert datierbar. Weiter wird auf das lateinische „blatāre“, übersetzt mit „plappern“, verwiesen.[1] Der Linguist Anatoly Liberman führte dazu 1990 „blaterare, blaðra, blab, babble, blatter, blather, bla-bla, plappern, plaudern“ auf und schrieb, manche von diesen seien verwandt oder Adaptionen von „blaterare“, manche aber auch ohne Bezug entstanden.[2] Das Oxford Advanced Learner's Dictionary gibt an, das Wort „blah“ habe sich im frühen 20. Jahrhundert ursprünglich im amerikanischen Englisch als Imitation etabliert.[3][4] Die Phrase „blab blab blab“ findet sich aber schon in Büchern des 19. Jahrhunderts.[5]
Verschiedene Linguisten und Anthropologen sahen in „bar bar bar“ für unverständlichen Laute den griechischen Begriff „Barbar“, der ausländische Personen mit Schwierigkeiten in der Sprache bezeichnete.[6][7][8][5] Ein Artikel spekuliert über eine Herkunft vom französischen „blague“, deutschen „Blech“ und schottisch und irischem „blaflum“, mit denen Unsinn beschrieben wird.[9]
Während der Nachkriegszeit nahm die Verwendung von „blah, blah, blah“ in englischsprachigen Büchern zu. Von 1960 bis 2000 verfünfzigfachte sich die Häufigkeit.[5] In deutschsprachigen Zeitungen taucht „bla bla“ seit um 1990 mit erhöhter Frequenz auf.[10]
Verwendung
„bla, bla, bla“ wird häufig in Alltagsgesprächen benutzt.[11] Auch werden Beispiele aus dem Protest, insbesondere dem Klimaprotest, und der Musik genannt. Die Wendung taucht nicht nur in Liedern auf, sondern findet auch als Band- oder Produzentenfirmenname Verwendung.[12]
Die Phrase ist scheinbar bedeutungslos,[11] es können aber verschiedene Bedeutungen eingeteilt werden. So unterscheidet die Linguistin Rita Finkbeiner anhand der Kriterien „sequentielle Einschränkung“ (übersetzt von „sequential restriction“), „Liste“ („list“) und „polyphonisch“ („polyphonic“) folgende Klassen:[13]
- die keine diese Kriterien erfüllende „Dummy element“-Verwendung als Platzhalter für noch auszufüllendes.[14]
- die eine Liste erweiternde („List extender“) Verwendung, bei der irrelevante Aspekte in der eigenen Aufzählung weggelassen werden.[15]
- die polyphonische, also einen Anderen (nicht) wiedergebende, Dummy-Äußerungs-Verwendung („Dummy utterance usage“). Sie ist manchmal abwertend.[16]
- die eine Liste einer Äußerung, also polyphonisch, erweiternde („Utterance list extender“) Verwendung. Diese gibt eine Aufzählung einer anderen Person wieder und kürzt sie durch Ersetzen mit „bla, bla, bla“. Die beiden von Finkbeiner dazu untersuchten Beispiele werten dabei die Aussage klar ab.[17]
- die Verwendung als direkte Antwort („Turn-initial reply usage“), kategorisiert als „sequentielle Einschränkung“. Direkt auf eine Aussage wird mit „bla, bla, bla“ geantwortet, um diese abzuwerten.[18]
Finkbeiner stellt fest, dass dem Wort keine lexikalische Bedeutung zukommt, es also kein Autosemantikum ist.[19] Bei der Analyse der polyphonische Verwendung, anders gesagt die Benutzung zur Zitation, findet sie „bla, bla, bla“ auch in der indirekten Rede.[20] Auf derartige Zitierungen geht auch der Philosoph Paul Saka unter der Überschrift „Blah, blah, blah: Quasi-quotation and Unquotation“ näher ein.[21]
„bla, bla, bla“ ist nicht nur eine deutsche Wendung, sondern kommt beispielsweise auch im Englischen, Französischen, Italienischen, Polnischen, Spanischen und Schwedischen vor.[11][1] Im Englischen bekam die Wendung „blah, blah, blah“ Konkurrenz von „Yada yada yada“.[5][12] Für das amerikanische Englisch ergab eine Auswertung des Corpus of Contemporary American English, dass „blah“, sowohl in der gesprochenen als auch in der in Zeitungen gedruckten Sprache deutlich häufiger in der dreifachen Wiederholung „blah blah blah“ als in der zweifachen oder einfach auftritt.[22]
Weblinks
Literatur
- Rita Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. A pejorative construction? In: Rita Finkbeiner, Jörg Meibauer, Heike Wiese (Hrsg.): Pejoration (= Linguistik Aktuell/Linguistics Today. Band 228). John Benjamins, 2016, doi:10.1075/la.228.12fin, S. 269–300 (semanticscholar.org).[23]
- Rita Finkbeiner: Bla(h), Bla(h), Bla(h). Usage and Meaning of a Repetitive all-rounder. In: Aina Urdze (Hrsg.): Non-Prototypical Reduplication (= Thomas Stolz, Francois Jacquesson, Pieter Muysken (Hrsg.): Studia Typologica. Band 22). De Gruyter, 2018, doi:10.1515/9783110599329-003, S. 71–90 (google.de).
- Jessy Randall: Blah, Blah, Blah, Etcetera. In: Verbatim. Band 25, Nr. 4, Herbst 2000, S. 15–17 (verbatimmag.com).
- Paul Saka: Blah, blah, blah: Quasi-quotation and Unquotation. In: Paul Saka, Michael Johnson (Hrsg.): The Semantics and Pragmatics of Quotation (= Perspectives in Pragmatics, Philosophy & Psychology. Band 15). Springer, 2017, doi:10.1007/978-3-319-68747-6_2, S. 35–63 (google.de).
Einzelnachweise
- Friedrich Kluge, Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25. Auflage. De Gruyter, 2011, doi:10.1515/9783110223651, S. 128 (google.de).
- Anatoly Liberman: Etymological Studies III : some Germanic Words Beginning with FL-. Language at Play. In: General linguistics. Band 30, Nr. 2. Pennsylvania State University Press, 1990, ISSN 0016-6553, S. 101 (google.de).
- Definition of blah noun from the Oxford Advanced Learner's Dictionary. In: oxfordlearnersdictionaries.com. Oxford University Press, Abgerufen am 26. März 2020.
- Randall: Blah, Blah, Blah, Etcetera. 2000, S. 15.
- Magazine Monitor: Who, What, Why: When did we start saying 'blah, blah, blah'?. In: bbc.com. 7. Mai 2014, Abgerufen am 26. März 2020.
- Timothy Shopen, Joseph M. Williams: Standards and Dialects in English. Winthrop Publishers, 1980, Introduction, S. xiii (ed.gov).
- Ralph Grillo: Dominant languages: language and hierarchy in Britain and France. Cambridge University Press, 1989, Kap. 9 ‘Barbarous tongues’: the hierachical ordering of difference, S. 174 (archive.org).
- Kevin DeLapp: The View from Somewhere: Anthropocentrism in Metaethics. In: Rob Boddice (Hrsg.): Anthropocentrism (= Human-Animal Studies. Band 12). Brill, 2011, doi:10.1163/ej.9789004187948.i-348.19, S. 40, Fußnote 5 (google.de).
- Randall: Blah, Blah, Blah, Etcetera. 2000, S. 16.
- DWDS-Wortverlaufskurve für „bla bla“. In: dwds.de. Abgerufen am 26. März 2020.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 297 f.
- Randall: Blah, Blah, Blah, Etcetera. 2000, S. 16.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 307.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 302 f.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 303 f.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 304 f.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 305 f.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 306 f.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 312 f.
- Finkbeiner: Bla, bla, bla in German. 2016, S. 313 f.
- Saka: Blah, blah, blah. 2017, S. 35–63.
- Finkbeiner: Bla(h), Bla(h), Bla(h). 2018, S. 87.
- Tanja Ackermann: Rita Finkbeiner, Jörg Meibauer & Heike Wiese (Hg.). 2016. Pejoration. (Linguistik Aktuell / Linguistics Today 228). Amsterdam, Philadelphia: John Benjamins. vii, 357 S. In: Alexander Lasch, Christa Dürscheid, Michael Elmentaler, Ulrike Freywald, Constanze Spieß, Jürgen Spitzmüller (Hrsg.): Zeitschrift für Rezensionen zur germanistischen Sprachwissenschaft. Band 10, Nr. 1–2. De Gruyter, 2018, doi:10.1515/zrs-2018-0038, S. 241–245.