Bezirk Kufstein

Der Bezirk Kufstein ist ein politischer Bezirk des österreichischen Bundeslandes Tirol.

Bezirk Kufstein
Lage im Bundesland Tirol
Lage des Bezirks Kufstein im Bundesland Tirol (anklickbare Karte)
Basisdaten
Bundesland Tirol
NUTS-III-Region AT-335
Verwaltungssitz Kufstein
Fläche 969,97 km²
(31. Dezember 2019)
Einwohner 111.080 (1. Jänner 2021)
Bevölkerungsdichte 115 Einw./km²
Kfz-Kennzeichen KU
Bezirkskennzahl 705
Bezirkshauptmannschaft
Bezirkshauptmann Christoph Platzgummer
Webseite tirol.gv.at/kufstein
Karte
Lage der Gemeinde Bezirk Kufstein im Bezirk Kufstein (anklickbare Karte)

Im Norden grenzt er an den Freistaat Bayern (Landkreis Miesbach, Landkreis Rosenheim und Landkreis Traunstein), im Südwesten an den Bezirk Schwaz und im Südosten an den Bezirk Kitzbühel.

Der Bezirk mit einer Fläche von 969,97 km² ist Teil der Euregio Inntal und der Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino.

Geschichte

„Alte“ Bezirkshauptmannschaft

Der Bezirk Kufstein war lange Zeit in bayerischer Hand, bevor er 1506 mit dem Bezirk Kitzbühel (damals die drei Gerichte Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel) an Tirol und somit später an Österreich kam.

Vorgänger des Bezirks war das bayerische Landgericht Kufstein zwischen 1805 und 1814, zu welchem auch die heutigen in Bayern liegenden Gemeinden Kiefersfelden, Oberaudorf und Teile von Flintsbach am Inn gehörten.[1]

Als Kufstein durch den Rieder Vertrag wieder Österreich zugeschlagen wurde, entstand 1849 der Gerichtsbezirk Kufstein. Im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[2] wurde dieser dann ab 1868 gemeinsam mit dem Gerichtsbezirk Rattenberg zum politischen Bezirk Kufstein zusammengefasst.[3]

Nach dem Anschluss Österreichs wurden 1939 mit dem Ostmarkgesetz die reichsdeutschen Verwaltungsstrukturen eingeführt. Damit wurden die Bezirkshauptmannschaften durch Landkreise ersetzt. Aus dem Bezirk Kufstein wurde damit der Landkreis Kufstein mit einem Landrat an der Spitze. 1945 endeten diese Regelungen und die Bezirkshauptmannschaften entstanden neu.

Heute ist er nach Bevölkerung der drittgrößte Bezirk Tirols und schnell wachsender Bezirk. Kufstein und Wörgl zählen zu den größten Städten Tirols, mit den angrenzenden Gemeinden Ebbs, Kirchbichl, Langkampfen und Kundl bilden sie wirtschaftlich und einwohnermäßig das Zentrum des Bezirks.

Verkehr

Durch den Bezirk verlaufen die Inntal Autobahn A 12 und die Westbahn (ab Wörgl Hauptbahnhof mit einem Ast über Zell am See und einem Ast über Kufstein nach Salzburg). In Langkampfen befindet sich ein kleiner Flugplatz, der vornehmlich von Segelfliegern genutzt wird. Die großen Flughäfen Innsbruck, Salzburg und München sind jeweils rund 100 km entfernt. Von Kufstein bis Niederndorf gab es bis 2011 eine touristisch orientierte Innschifffahrt, mangels Fahrgästen wurde diese nach 14 Betriebsjahren eingestellt.[4]

Geografie

Der Bezirk umfasst hauptsächlich den untersten Teil des Tiroler Unterinntals bis zur bayrischen Grenze und die Seitentäler Alpbachtal, Brandenberger Tal, Wildschönau, Thierseetal. Die Untere Schranne bzw. Teile des Kufsteiner Beckens liegen bereits im Alpenvorland.

An Gebirgen hat er Anteil an den Brandenberger Alpen, den Kitzbüheler Alpen, dem Kaisergebirge und den Chiemgauer Alpen.

Bedeutende Seen sind: Reintaler See, Thiersee, Hechtsee, Hintersteiner See und Walchsee.

Ab der Stadt Kufstein innabwärts liegt der Talboden auf unter 500 Meter Seehöhe.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Wirtschaft im Bezirk ist vor allem durch den Dienstleistungsbereich geprägt, hier ist der Handel und der Tourismus vorherrschend. Wichtige Industriestandorte sind Kundl, Kufstein, Wörgl und Brixlegg. Die größten Produktionsbetriebe finden sich in den Sparten pharmazeutische Industrie, Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren und Bauwirtschaft.

Der Bezirk hat einen relativ hohen Anteil an Auspendlern, vor allem in die benachbarten Bezirke und nach Innsbruck.

Verwaltungsgliederung

Gemeinden

Der Bezirk Kufstein gliedert sich in 30 Gemeinden. Darunter befinden sich drei Städte und zwei Marktgemeinden. Die Einwohnerzahlen entsprechen dem Stand vom 1. Jänner 2021.[5]

Die flächenmäßig größte Gemeinde des Bezirks ist mit 130,17 km² die Gemeinde Brandenberg, während die Stadtgemeinde Rattenberg mit 0,11 km² die kleinste Gemeindefläche besitzt (es ist außerdem die kleinste Gemeinde in Österreich). Jedoch liegt die Bevölkerungsdichte in Rattenberg am höchsten, in Brandenberg am niedrigsten.

Die Stadt Kufstein ist mit 19.512 (1. Jänner 2021)[5] Einwohnern die einwohnerstärkste Gemeinde, Rattenberg ist mit 448 (1. Jänner 2021)[5] Einwohnern das einwohnermäßige Gegenstück von Kufstein.

Planungsverbände

Der Bezirk ist in sechs Planungsverbände aufgeteilt, wovon drei auch Gemeinden im Bezirk Kitzbühel umfassen:[6]

  • Planungsverband 26 – Brixlegg und Umgebung
  • Planungsverband 27 – Kufstein und Umgebung
  • Planungsverband 28 – Untere Schranne – Kaiserwinkl
  • Planungsverband 29 – Wörgl und Umgebung
  • Planungsverband 30 – Wilder Kaiser
  • Planungsverband 37 – Brixental – Wildschönau
Regionen in der Tabelle sind Tiroler Planungsverbände (Stand: März 2017)
Gemeinde Lage Ew km² Ew / km² Gerichts­bezirk Region Typ Foto
Alpbach


2.538 58,37 43 Rattenberg 26 – Brixlegg und Umgebung Gemeinde

Angath


1.031 3,50 295 Kufstein 29 – Wörgl und Umgebung Gemeinde

Angerberg


1.925 19,53 99 Rattenberg 29 – Wörgl und Umgebung Gemeinde

Bad Häring


2.882 9,27 311 Kufstein 29 – Wörgl und Umgebung Gemeinde

Brandenberg


1.531 130,17 12 Rattenberg 26 – Brixlegg und Umgebung Gemeinde

Breitenbach am Inn


3.517 37,99 93 Rattenberg 29 – Wörgl und Umgebung Gemeinde

Brixlegg


3.043 9,11 334 Rattenberg 26 – Brixlegg und Umgebung Markt-
gemeinde

Ebbs


5.716 40,08 143 Kufstein 28 – Untere Schranne–Kaiserwinkl Gemeinde

Ellmau


2.866 36,39 79 Kufstein 30 – Wilder Kaiser Gemeinde

Erl


1.553 26,97 58 Kufstein 28 – Untere Schranne–Kaiserwinkl Gemeinde

Kirchbichl


5.871 14,98 392 Kufstein 29 – Wörgl und Umgebung Gemeinde

Kramsach


4.971 26,90 185 Rattenberg 26 – Brixlegg und Umgebung Gemeinde

Kufstein


19.512 39,39 495 Kufstein 27 – Kufstein und Umgebung Stadt-
gemeinde

Kundl


4.762 21,94 217 Rattenberg 29 – Wörgl und Umgebung Markt-
gemeinde

Langkampfen


4.159 26,51 157 Kufstein 27 – Kufstein und Umgebung Gemeinde

Mariastein


458 2,37 193 Kufstein 29 – Wörgl und Umgebung Gemeinde

Münster


3.459 27,82 124 Rattenberg 26 – Brixlegg und Umgebung Gemeinde

Niederndorf


2.820 7,21 391 Kufstein 28 – Untere Schranne–Kaiserwinkl Gemeinde

Niederndorferberg


720 12,14 59 Kufstein 28 – Untere Schranne–Kaiserwinkl Gemeinde

Radfeld


2.551 14,32 178 Rattenberg 26 – Brixlegg und Umgebung Gemeinde

Rattenberg


448 0,11 4002 Rattenberg 26 – Brixlegg und Umgebung Stadt-
gemeinde

Reith im Alpbachtal


2.769 27,41 101 Rattenberg 26 – Brixlegg und Umgebung Gemeinde

Rettenschöss


559 16,27 34 Kufstein 28 – Untere Schranne–Kaiserwinkl Gemeinde

Scheffau am Wilden Kaiser


1.504 31,45 48 Kufstein 30 – Wilder Kaiser Gemeinde

Schwoich


2.562 18,79 136 Kufstein 27 – Kufstein und Umgebung Gemeinde

Söll


3.722 45,97 81 Kufstein 30 – Wilder Kaiser Gemeinde

Thiersee


3.097 108,60 29 Kufstein 27 – Kufstein und Umgebung Gemeinde

Walchsee


2.041 39,24 52 Kufstein 28 – Untere Schranne–Kaiserwinkl Gemeinde

Wildschönau


4.314 97,42 44 Rattenberg 31 – Brixental–Wildschönau Gemeinde

Wörgl


14.179 19,74 718 Kufstein 29 – Wörgl und Umgebung Stadt-
gemeinde

Bevölkerungsentwicklung

Bezirkshauptmänner

  • 1868 bis 1879 – Karl Freiherr von Mensi (erster k.k. Bezirkshauptmann)
  • 1879 – Matthäus Daum
  • 1879 bis 1883 – Dr. Anton Hoflacher
  • 1883 bis 1888 – Clemens Graf St. Julien
  • 1888 bis 1889 – Josef Sweth
  • 1889 bis 1907 – Karl Fischnaler
  • 1907 – Dr. Karl Franz Peer
  • 1907 bis 1908 – Josef Sweth
  • 1908 – Dr. Leo von Tschurtschenthaler
  • 1908 bis 1916 – Karl Bruder
  • 1916 – Karl von Szalay
  • 1916 bis 1917 – Karl Jantschek
  • 1917 bis 1919 – Pius Freiherr von Riccabona (letzter k.k. Bezirkshauptmann)
  • 1919 bis 1935 – Karl Jantschek
  • 1935 – Dr. Alois Neuner
  • 1935 bis 1938 – Dr. Kurt Hradeczky
  • 1938 – Fritz Wille (Kreisleiter der NSDAP)
  • 1938 bis 1942 – Dr. Wendelin Pflauder (Landrat)
  • 1942 bis 1945 – Dr. Rudolf Walter (Landrat)
  • 1945 – Ing. Andreas Gerber
  • 1945 bis 1947 – Dr. Richard Seeger
  • 1947 – Dr. Benno Mumelter
  • 1947 bis 1974 – Dr. Julius Riccabona
  • 1975 bis 2000 – Dr. Walter Philipp
  • 2000 bis 2005 – Mag. Johannes Tratter
  • 2006 bis 2009 – Dr. Michael Berger
  • 2010 bis 2015 – Dr. Christian Bidner
  • seit 2015 – Dr. Christoph Platzgummer[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Statistik des Königreiches Bayern in Beziehung auf materielle bürgerliche Gesetze mit Ausschlusse des Rhein-Kreises Jahrgang 1828, Michael Jaeck
  2. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen…“
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868
  4. Die letzte Fahrt der St. Nikolaus auf dem Inn 2011 (Memento vom 16. Februar 2012 im Internet Archive) auf tirol-schiffahrt.at, abgerufen am 22. September 2017
  5. Statistik Austria - Bevölkerung zu Jahresbeginn 2002–2021 nach Gemeinden (Gebietsstand 1.1.2021)
  6. Karte der Planungsverbände in Tirol
  7. Die Bezirkshauptmannschaft feiert ihr 150-Jähriges

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