Bank für Sozialwirtschaft
Die Bank für Sozialwirtschaft AG (BFS; „Sozialbank“) ist eine Spezialbank für Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen aus den Bereichen Gesundheit, Soziales (Senioren-, Behinderten-, Kinder- und Jugendhilfe) und Bildung mit Sitz in Köln und Berlin.
Bank für Sozialwirtschaft AG | |
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Staat | Deutschland |
Sitz | Köln und Berlin |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Bankleitzahl | 370 205 00[1] |
BIC | BFSW DE33 XXX[1] |
Gründung | 1923 |
Verband | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken |
Website | www.sozialbank.de |
Geschäftsdaten 2019[2] | |
Bilanzsumme | 8.683,8 Mio. Euro |
Einlagen | 6.487,3 Mio. Euro |
Kundenkredite | 5.098,4 Mio. Euro |
Mitarbeiter | 481 |
Geschäftsstellen | 16 |
Leitung | |
Vorstand | Harald Schmitz (Vors.) Thomas Kahleis Oliver Luckner |
Aufsichtsrat | Matthias Berger (Vors.) |
Träger der Bank
Die Bank entstand im März 1923 auf Anregung des Reichsarbeitsministeriums als Finanzierungsinstitut der freien Wohlfahrtspflege und firmierte zunächst als „Hilfskasse gemeinnütziger Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands G.m.b.H.“.[3] Im Jahre 1929 fand der Zusammenschluss zur „Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege“ statt.[4] Aktionäre der Bank sind auch heute noch die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege bzw. deren Stiftungen.
Zu den Hauptanteilseignern gehören die Caritas Stiftung Deutschland und die Stiftung Kronenkreuz (Diakonisches Werk) mit jeweils 26 % der Aktien, die Arbeiterwohlfahrt, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rote Kreuz und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden. Die Bundes- und Regionalverbände der Freien Wohlfahrtspflege und ihnen angeschlossene Einrichtungen verfügen zusammen über mehr als 80 % der Unternehmensanteile. Die restlichen Anteile befinden sich in Streubesitz.[5]
Im Aufsichtsrat der Bank sitzen unter anderen Norbert-Christian Emmerich, Christian Graf von Bassewitz, Ulrich Schneider, Ulrich Lilie.
Geschäftszweck
Die BFS bietet das gesamte Leistungsspektrum einer Universalbank an. Sie ist jedoch im Hinblick auf ihren eingeschränkten Kundenkreis eine Spezialbank. Die Beratung konzentriert sich auf das traditionelle Kundengeschäft und bezieht neben den bankfachlichen Aspekten die Finanzierungsbedingungen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft ein. Diese sind vor allem durch die Sozialversicherungen und die Sozialgesetzgebung geprägt. Zudem bietet die Bank für Sozialwirtschaft AG branchenspezifische Produkte und Dienstleistungen für Spendenorganisationen.
Ein umfangreiches Seminarprogramm sowie Publikationen und Vorträge zu aktuellen rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft runden das Leistungsspektrum der BFS ab.
Die Bank für Sozialwirtschaft arbeitet an 16 Standorten in Deutschland (Berlin, Dresden, Erfurt, Essen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kassel, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mainz, München, Nürnberg, Rostock, Stuttgart) und betreibt ein Europa-Büro in Brüssel.[6]
BFS Service GmbH
Als Tochterunternehmen der Bank für Sozialwirtschaft wurde die BFS Service GmbH im Jahr 1989 gegründet. Sie hat ihren Sitz im Kölner Rheinauhafen. Der Forderungsankauf (Factoring) ist das Hauptgeschäftsfeld der BFS Service GmbH. Zu den Kunden zählen u. a. ambulante Pflegedienste, Rettungsdienste, Krankentransport, Krankenhäuser und Reha-Kliniken, die ihre Leistungen über die BFS Service GmbH vorfinanzieren. Zudem hat sich das Unternehmen auf die Bereiche Beratung und Analyse sowie die Erstellung von Gutachten (Beleihungswertgutachten, Verkehrs- und Marktwertgutachten) für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft spezialisiert.
Innerhalb der BFS Service GmbH agieren drei Beratungseinheiten, die sich in folgende Bereiche unterteilen[7]:
- Kompetenzzentrum Sozialwirtschaft (u. a. Wettbewerbs-, Arbeitsmarkt- und (kommunale) Sozialmarktanalysen, Strategieberatung, Investoren- und Betreibervermittlung)
- Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft (Beratung, Analysen und Studien für Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, Medizinische Versorgungszentren, Ärztehäuser, Investoren, Kreditinstitute usw.)
- Projektberatung Sozialimmobilien (Projektentwicklungen für Neu-, Um- und Erweiterungsbauten, Plausibilisierungen von Projektentwicklungen und Entwicklungen von Immobilienstrategien und Portfolioanalysen)
Kennzahlen
Kennziffer | 2019[8] | 2018[9] | 2017[6] | 2016[10] | 2015[11] | 2014[12] | 2013[13] | 2012[13] |
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Bilanzsumme (in Mio. EUR) |
8.683,7 | 8.835,8 | 8.652,5 | 8.693,6 | 9.360,5 | 9.314,8 | 8.669,6 | 7.314,7 |
durchschnittliche Mitarbeiterzahl (Voll- und Teilzeitbeschäftigte) |
481 | 482 | 413 | 407 | 374 | 354 | 339 |
Antisemitismusvorwurf
Das Simon Wiesenthal Center führte die Bank 2018 in ihrer jährlich erscheinenden Liste der zehn schlimmsten weltweiten antisemitischen Zwischenfälle auf.[14] Hintergrund war ein Konto, das die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost bei ihr führte. Diese Gruppe von Juden und Israelis wird von verschiedenen Quellen in Zusammenhang mit Boycott, Divestment and Sanctions gebracht. Das Konto wurde gekündigt, was wiederum Proteste nach sich zog. Daraufhin beauftragte die Bank Juliane Wetzel, eine Mitarbeiterin des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung mit der Prüfung, ob die Jüdische Stimme antisemitisch wäre oder nicht. Auch dies führte zu Protesten: Iris Hefets vom Vorstand der Jüdischen Stimme empörte sich im Januar 2019 darüber, dass ihre Organisation, die ausschließlich aus Juden bestehe, im Auftrag einer deutschen Bank von einer deutschen Expertin „bezüglich des Antisemitismus schuldig oder freigesprochen werden sollte“.[15] Die Bank wies in einer Presseerklärung den Vorwurf des Antisemitismus entschieden zurück. Sie unterhalte keine Geschäftsbeziehungen zur BDS-Kampagne noch unterstütze sie deren Zielsetzungen dieser Bewegung: „Boykottmaßnahmen, die eine Destabilisierung des Staates Israel zum Ziel haben, sind mit unseren Unternehmensgrundsätzen unvereinbar. Die BDS-Kampagne würde bei uns niemals ein Konto erhalten.“[16]
Weblinks
- Bank für Sozialwirtschaft in der Unternehmensdatenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
- Website der Bank für Sozialwirtschaft
Einzelnachweise
- Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
- Geschäftsbericht 2019
- Fritz Knapp-Verlag, Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Band 27, 1974, S. 104
- F. Vahlen Verlag, Soziale Arbeit, Band 58, 2009, S. 210
- Bank für Sozialwirtschaft: Anteilseigner. In: Website der Bank für Sozialwirtschaft. Abgerufen am 25. Januar 2013.
- Geschäftsbericht 2017. (Onlinedokument) Bank für Sozialwirtschaft, Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, 13. März 2018, S. 7, 72, abgerufen am 5. April 2018 (Download (PDF; 1,8 MB)).
- BFS Service GmbH: BFS Service GmbH. Abgerufen am 30. Juni 2020.
- Bank für Sozialwirtschaft: Geschäftsbericht 2019. Abgerufen am 30. Juni 2020.
- Bank für Sozialwirtschaft: Geschäftsbericht 2018. Abgerufen am 30. Juni 2020.
- Geschäftsbericht 2016. (PDF; 1,5 MB) Bank für Sozialwirtschaft, Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, 16. März 2017, S. 7, 74, abgerufen am 5. April 2018.
- Geschäftsbericht 2015. (PDF; 0,7 MB) Bank für Sozialwirtschaft, Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, 29. Februar 2016, S. 7, 78, abgerufen am 5. April 2018.
- Geschäftsbericht 2014. (PDF; 1,6 MB) Bank für Sozialwirtschaft, BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, 6. März 2015, S. 6, 68, abgerufen am 5. April 2018.
- Geschäftsbericht 2013. (PDF; 1,9 MB) Bank für Sozialwirtschaft, BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, 18. März 2014, S. 6, 65, abgerufen am 5. April 2018.
- 2018 Top Ten Worst Global Antisemitic Incidents (Memento des Originals vom 28. Dezember 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf wiesenthal.com, Zugriff am 11. Januar 2019.
- Stefan Reinecke: Zwischen den Stühlen. In: taz vom 11. Januar 2019, S. 3.
- Statement der Bank für Sozialwirtschaft zur Listung „Worst Global Anti-Semitic Incidents“ des Simon Wiesenthal Center, 28. Dezember 2018, Zugriff am 13. Januar 2019.