Bahnstrecke Phnom Penh–Poipet
Die Bahnstrecke Phnom Penh–Poipet (Nordbahn) ist eine von zwei Hauptbahnstrecken in Kambodscha.
Phnom Penh–Poipet[1] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bahnhof Sisophon (2011) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 386 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1000 mm (Meterspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Vorgeschichte
Seit den 1880er Jahren wurde über den Bau einer Eisenbahnstrecke von Saigon nach Phnom Penh über Tây Ninh nachgedacht, die über Battambang an die thailändische Grenze weitergeführt werden sollte. Diese Strecke hätte eine Länge von 645 km erreicht.[2]
Geschichte
Aufbau
Aber erst 1923 wurde ein erstes Teilstück davon konkret geplant, der Abschnitt von Phnom Penh nach Mongkol Borey. Mit dem Bau und späteren Betrieb der Bahn wurde am 23. November 1928 die Compagnie générale des colonies betraut.[3] Baubeginn war am 4. Juli 1929, als König Sisowath I. und der Generalgouverneur von Indochina, Pierre Marie Antoine Pasquier, den ersten Spatenstich vornahmen. Eröffnet wurde die Strecke 1932/33 in drei aufeinander folgenden Teilen. Sie war für Kambodscha besonders wichtig und damit rentabel: Über die Bahn konnte der Reis aus den Anbaugebieten auch während der Trockenzeit nach Phnom Penh gebracht werden, was bisher ausschließlich Aufgabe der Binnenschifffahrt gewesen und in der Trockenzeit nur bedingt möglich war. Ein weiteres Motiv für den Bahnbau war die Befürchtung, dass die 1926 fertig gestellte thailändische Ostbahn den Handel nach Thailand ableiten könnte, statt ihn in Französisch-Indochina zu halten.[2]
Die Topografie war im Bereich der Trasse zwar flach, aber eine weite Überschwemmungsebene mit Flüssen, die in einer Regenzeit auch die Lage ihres Flussbettes änderten. Dies machte den Unterbau aufwändig und teuer, so dass die Baufortschritte langsam waren. Der Abschnitt Saigon–Phnom Penh kam über einige Erdarbeiten im Bereich von Saigon nicht hinaus, bevor das Projekt 1929 wegen Geldmangel eingestellt wurde. Die Streckenverlängerung von Mongkol Borey in Richtung Poipet an der thailändischen Grenze dagegen ging langsam voran: Bis 1940 war ein Teil der Erdarbeiten bis Sisophon und darüber hinaus durchgeführt, als Japan das Land besetzte.[2] Kambodscha wurde geteilt: Dessen westliche Provinzen hatte Thailand mit Verträgen 1904 und 1907 an Frankreich abtreten müssen, nun – im Zweiten Weltkrieg mit Japan und den Achsenmächten verbündet – holte es sie sich wieder und sorgte für eine schnelle Fertigstellung der Strecke.[4] Seit dem 8. Dezember 1941 nutzte sie das japanische Militär[2], seit dem 10. April 1942[5] verkehrten hier thailändische Zivilzüge bis – ins nun thailändische – Battambang.
Unterbrechungen
1946 holte sich Frankreich allerdings das 1940 verlorene Gebiet wieder, woraufhin Thailand das Gleis zwischen dem thailändischen Grenzbahnhof Khlong Luek und der Grenze beseitigte.[5] 1949 erhielt Kambodscha formal seine Unabhängigkeit, aber die Bahn fuhr weiter unter französischer Regie. Erst 1952 wurde sie an Kambodscha übergeben und in der Folge in Chemins de Fer Royeaux du Cambodge (CRC) (Königlich Kambodschanische Eisenbahn) umbenannt. In der Folge konnten sich Kambodscha und Thailand 1954/55 über die Wiederaufnahme des Eisenbahngrenzverkehrs einigen. Thailand verlegte das 1947 abgetragene Gleis wieder und seit dem 22. April 1955 verkehrte zweimal in der Woche ein Zug zwischen dem kambodschanischen Grenzbahnhof Poipet und der nächstgrößeren thailändischen Stadt, Aranyaprathet. Grenzüberschreitender Fernverkehr fand nicht statt.[6]
Nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen aufgrund völlig unterschiedlicher politischer Haltungen (Thailand war inzwischen enger Verbündeter der USA, Kambodscha versuchte in dem sich anbahnenden Vietnamkrieg Neutralität zu wahren) wurde dieser minimale Verkehr am 25. November 1958 erstmals eingestellt, zum 27. Februar 1959 aber wieder aufgenommen.[5] 1961 kam es zu einem Grenzstreit zwischen beiden Ländern um das Gelände des antiken Tempels von Prasat Preah Vihear.[7]
Dieser Grenzstreit führte zum erneuten Abbruch der diplomatischen Beziehungen am 23. Oktober 1961. Vier Tage später wurde der grenzüberschreitende Eisenbahnverkehr erneut eingestellt[5] und Thailand demontierte das zur Grenze führende Gleis erneut.[8]
Nach dem Putsch des US-freundlichen Generals Lon Nol gegen Prinz Norodom Sihanouk näherte sich Kambodscha politisch wieder Thailand an, so dass zum 2. November 1970 der Verkehr mit zwei bis drei Zügen pro Woche erneut aufgenommen wurde.[9] Am 2. Juli 1974 wurde er aber erneut unterbrochen, als in Kambodscha die Roten Khmer zusehends die Kontrolle gewannen.[10]
Betriebseinstellung
Nach 1974 demontierten die Roten Khmer 48 km des Gleises auf der kambodschanischen Seite der Grenze, westlich von Sisophon.[11]
Auf der Strecke verkehrten keine Züge mehr, die Anlagen verrotteten oder wurden sogar überbaut. Auf einigen Streckenabschnitten boten Einheimische für Touristen Fahrten mit dem „Bambus-Express“ an, kleine zweiachsige, aus Bambus gezimmerte Fahrzeuge, die von einem Benzinmotor angetrieben wurden.[12]
Neueröffnung
Diese fehlenden 48 km Gleis zwischen Sisophon und der thailändischen Grenze wurden inzwischen ergänzt und die Strecke am 22. April 2019 in Anwesenheit der Premierminister beider Länder, Hun Sen und Prayut Chan-o-cha, (wieder)eröffnet. Die Asian Development Bank hat das Vorhaben mit einem Kredit über 13 Mio. US$ mit finanziert.[13]
Literatur
- Günter Krause: Der Zug im Reisfeld. Eisenbahnen in Vietnam und Kambodscha – ein Reisebericht. In: EisenbahnGeschichte 68 (Februar/März 2015), S. 72–75.
- B. R. Whyte: The Railway Atlas of Thailand, Laos and Cambodia. White Lotus Co Ltd, Bangkok 2010, ISBN 978-974-480-157-9
Einzelnachweise
- Angaben nach Whyte, S. 59ff; Karten 22, 23, (aktualisiert).
- Whyte, S. 159.
- Whyte, S. 163.
- Whyte, S. 164.
- Whyte, S. 37.
- Whyte, S. 37, 159.
- Whyte, S. 160.
- Whyte, S. 35.
- Whyte, S. 160.
- Whyte, S. 35, 37.
- Whyte, S. 37, 160, 164.
- Krause, S. 75
- AFP-Jiji: Cambodia and Thailand reconnected by rail after 45 years. In: The Japan Times vom 25. April 2019; abgerufen am 25. April 2019.