Bahnstrecke Neubrandenburg–Friedland
Die Bahnstrecke Neubrandenburg–Friedland ist eine 26 Kilometer lange Nebenbahn im Land Mecklenburg-Vorpommern. Ihr ursprünglicher Betreiber war die Neubrandenburg-Friedländer Eisenbahn-Gesellschaft. Der Personenverkehr auf der Bahn wurde 1994 eingestellt, der Güterverkehr beschränkt sich seit 1995 auf den Abschnitt Neubrandenburg Vorstadt–Friedland.
Neubrandenburg–Friedland (Meckl) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bahnhof in Friedland (Meckl), 2011 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer (DB): | 6756 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 25,6 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Die Neubrandenburg-Friedländer Eisenbahn-Aktiengesellschaft (NFE) wurde am 21. Februar 1884 gegründet. Ihr Zweck war der Bau einer Eisenbahnstrecke vom Bahnknotenpunkt Neubrandenburg, wo der Bahnhof der Bahnstrecke Parchim–Neubrandenburg mitbenutzt wurde, nach Friedland (Meckl), dem Sitz der Gesellschaft. Von dieser Kleinstadt, die sich zum Industriezentrum des kleinen Landes Mecklenburg-Strelitz entwickelte, führten seit 1891/92 zwei Strecken der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn AG in nördlicher und östlicher Richtung nach Vorpommern weiter.
Die Bahn wurde von der Centralverwaltung für Secundairbahnen Herrmann Bachstein (CV) erbaut und am 5. November 1884 eröffnet. Die CV, die auch die Betriebsführung übernahm, gehörte zu den Gründern ebenso wie das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz und die beiden Städte an den Endpunkten. Seit 1895 war die CV Bachstein Alleinaktionär. Die vor dem Ersten Weltkrieg angedachte Verlängerung der Strecke bis Ducherow bzw. einer Stichbahn nach Woldegk unterblieb, da die geplante Strecke bis dort teilweise im Einzugsbereich der MPSB gelegen hätte.
Die Güterbeförderung der meist landwirtschaftlichen Produkte blieb in den ersten Jahren des Betriebs stets bescheiden. Erst mit der Eröffnung der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn, dem Anschluss an eine Kartoffelstärkefabrik und vor allem an die Zuckerfabrik in Friedland stiegen den Beförderungsleistungen ab den 1890er Jahren stark an.
Nachdem ab 1918 bis zum Ende der Weltwirtschaftskrise der Güterverkehr stagnierte, stieg ab den 30er Jahren die Anzahl der beförderten Güter wieder an, Bedeutung erlangten aber auch Militärtransporte im Zweiten Weltkrieg. Der geringe Personenverkehr der NFE, der in aller Regel nur drei tägliche Zugpaare aufwies, wurde seit etwa 1925 durch Omnibusse der zur CV gehörenden Kraftverkehrsgesellschaft Friedland mbH ergänzt.
Nach der Besetzung Mecklenburgs durch die Rote Armee wurde die Bahngesellschaft enteignet und am 1. Januar 1947 der Hauptverwaltung der Eisenbahnen des Landes Mecklenburg unterstellt. Die Aktiengesellschaft NFE wurde 1948 im Handelsregister gelöscht. Am 1. April 1949 übernahm die Deutsche Reichsbahn den Betrieb und führte ihn noch 45 Jahre weiter. Der Personenverkehr, der zuletzt aus nur drei Zugpaaren am Tag bestand, wurde am 14. Januar 1994 eingestellt. Das rund drei Kilometer lange Teilstück zwischen Neubrandenburg und Neubrandenburg Vorstadt, das die Bahnstrecken nach Güstrow und Stralsund auf Brücken überquerte, wurde anschließend stillgelegt. Grund hierfür war, dass das Überwerfungsbauwerk keine ausreichende Höhe für die Elektrifizierung der Strecke nach Stralsund aufwies.[1] Ein Streckenrest am westlichen Bahnhofskopf von Neubrandenburg ist heute noch gut sichtbar und dient als Ausziehgleis.
Die Anbindung der Strecke an das übrige Bahnnetz erfolgt seither ausschließlich über die städtische Industrieanschlussbahn Neubrandenburg, die seit den 1970er-Jahren im Osten der Stadt eine zweite Verbindung der Stationen Neubrandenburg und Neubrandenburg Vorstadt herstellt. Auf Abschnitten der aufgegebenen Teilstrecke entstanden Geh- und Radwege.[2]
Am 23. November 1985 kam es nahe Neubrandenburg wegen Mängeln in der Verständigung der beteiligten Eisenbahner zu einem schweren Frontalzusammenstoß zwischen einem Übergabezug und einem Gmp (Güterzug mit Personenbeförderung). 3 Tote, 21 Verletzte und erheblicher Sachschaden waren die Folge.[3] Am 31. Dezember 2002 erfolgte die formelle Stilllegung der Strecke[4], wobei diese zunächst von DB Netz an die Ostmecklenburgischen Eisenbahn GmbH (OME) verpachtet wurde, die sie als Anschlussbahn weiter betrieb. Nachdem die OME 2004 den Pachtvertrag gekündigt hatte, wurde der Abschnitt von Neubrandenburg bis einschließlich Trollenhagen an die Stadt Neubrandenburg und die anschließende Teilstrecke Trollenhagen–Friedland an die FLB - Friedländer Bahn - GmbH verkauft. Letztere verpachtete ihren Streckenabschnitt wiederum an die ELS Eisenbahn Logistik und Service GmbH.[5]
Betrieb
Der Güterverkehr wurde bis Ende 2009 von der Ostseeland Verkehr GmbH (OLA, vormals OME) bedarfsweise durchgeführt. Seither wird er von DB Cargo betrieben. Dabei handelt es sich vorwiegend um Düngemittel-Ganzzüge für den Landhandel in Friedland. Im Frühjahr und Herbst können diese mehrmals wöchentlich verkehren, wobei im Jahr 50.000 Tonnen transportiert werden. Die Züge fahren dabei zunächst in den Bahnhof Friedland ein, von wo aus die Güterwagen in den Gleisanschluss des Landhandels zurückgedrückt werden. Eine längerfristige Planung sieht den Bau einer Verbindungskurve vor, sodass der Streckenteil hinter dem dann umgebauten Anschluss des Landhandels einschließlich des Bahnhofs Friedland stillgelegt werden könnte.[1]
Im November 2014 starteten die Bauarbeiten für eine neue Verbindungskurve von der Industrieanschlussbahn zur Friedländer Strecke[6], die nach rund anderthalb Jahren Bauzeit im April 2016 in Betrieb genommen werden konnte. Somit entfällt fortan der Fahrtrichtungswechsel am Vorstadtbahnhof. Der Anschluss Blähtonwerk Praefa bleibt erhalten, der alte Streckenteil vom Vorstadtbahnhof bis zum Anschluss an die neue Verbindungskurve ist bereits zurückgebaut, eine Entwidmung der freiwerdenden Flächen wird seitens der Stadt Neubrandenburg angestrebt.
Bis zur Schließung des militärischen Teils im Jahr 2013 wurde der Flugplatz Neubrandenburg-Trollenhagen, der über ein eigenes Anschlussgleis verfügt, unregelmäßig im Güterverkehr bedient.
Im Personenverkehr finden nur noch gelegentliche Sonderfahrten von Eisenbahnvereinen statt.[5]
Literatur
- Lothar Schultz: Eisenbahnen in Mecklenburg. transpress, Berlin 1986, 31992. ISBN 3-344-70732-9.
- Andreas Görs: Die Strecke Neubrandenburg – Friedland, in: Bahn-Report Heft 1, 2010, S. 41, ISSN 0178-4528.
Weblinks
Einzelnachweise
- Pinchas Unglaub: Regionaler Güterverkehr um Neubrandenburg. In: Bahn-Report. Nr. 5/2016, S. 37.
- Gestaltung an einstiger Trasse geht weiter – Pressemitteilung vom 20. Februar 2007. (Nicht mehr online verfügbar.) Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung, ehemals im Original; abgerufen am 18. August 2008. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Erich Preuß: Tragischer Irrtum, S. 75 ff.
- Stillgelegte Bahnstrecken in Mecklenburg-Vorpommern. (Nicht mehr online verfügbar.) Eisenbahn-Bundesamt, ehemals im Original; abgerufen am 6. Juli 2009. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Andreas Görs: Die Strecke Neubrandenburg – Friedland, in: Bahn-Report Heft 1, 2010, S. 41, ISSN 0178-4528.
- Hartmut Nieswandt: Gleis-Neubau macht Rangieren überflüssig. In: Nordkurier. 20. November 2014, abgerufen am 29. Juni 2017.