Bahnhof Langelsheim
Der Bahnhof Langelsheim ist ein ehemaliger Kreuzungsbahnhof der Bahnstrecke Neuekrug-Hahausen–Goslar und der ehemals hier abzweigenden Bahnstrecken von Vienenburg und nach Altenau am Rande des Oberharzes. Der heutige Zwischenbahnhof ist die letzte Eisenbahnzugangsstelle im Stadtgebiet von Langelsheim.[1]
Langelsheim | |
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Historisches Empfangsgebäude, 2020 | |
Daten | |
Lage im Netz | Zwischenbahnhof |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 2 |
Abkürzung | HLNG |
IBNR | 8003522 |
Preisklasse | 6 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Langelsheim |
Land | Niedersachsen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 55′ 49″ N, 10° 20′ 35″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Niedersachsen |
Lage
Der Bahnhof liegt südöstlich von Langelsheim direkt westlich der Kreisstraße K 35 nach Wolfshagen im Harz; südlich verläuft die Ortsumgehung Langelsheim, die autobahnähnliche Bundesstraße 82.[1]
Geschichte
Die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft (MHE) verhandelte seit 1871 über den Bau einer Bahnstrecke in den Oberharz; im Mai 1874 begann man mit dem Bau. Als erstes wurde 1875 ausgehend vom Rangierbahnhof Vienenburg der MHE aus über Grauhof und Langelsheim (Bahnstrecke Vienenburg–Langelsheim) der Abschnitt bis Lautenthal in Angriff genommen und bereits am 25. Oktober 1875 für den Güter- und am 15. November 1875 für den Personenverkehr in Betrieb genommen,[2] der 1877 bis Clausthal verlängert wurde (Bahnstrecke Langelsheim–Altenau).
An die MHE in Langelsheim war am 15. September 1877 eine Zweigstrecke der Braunschweigischen Eisenbahn-Gesellschaft nach Neuekrug-Hahausen angeschlossen worden, die dem Ost-West-Güterverkehr von Halberstadt nach Kreiensen den Umweg über Salzgitter-Ringelheim ersparte. Diese Bahngesellschaft baute auch eine Verlängerung nach Goslar, die am 1. Mai 1883 eröffnet wurde (Bahnstrecke Neuekrug-Hahausen–Goslar). Ca. 1884–1885 wurde das Bahngelände ca. 3–5 m hoch angeschüttet, um "verlorene Steigungen" im Anschluss an den Bahnhof zu mildern (Kohleersparnis!). Seitdem lief der Güterverkehr über die flachere Strecke durch Grauhof, während der Personenverkehr über Goslar führte. Daneben wurde der örtliche Güterverkehr in Langelsheim, Herzog Juliushütte und Goslar bedient.
Die ältere Güterbahn über Grauhof verlor durch die deutsche Teilung bereits 1954 den Verkehr. 1976 wurde dann im bundesweiten Nebenbahnsterben auch die Innerstetalbahn aufgegeben, nachdem sie erst 1964 aufwändig im Bereich des Innerste-Stausees neu trassiert worden war.[3] Als Werksanschlussgleis bis zum Betonwerk blieb die alte tallägige Trasse erhalten. In Langelsheim verblieben nur die jüngeren Strecken nach Goslar im Osten und Seesen über Neuekrug-Hahausen im Westen.
Der Güterbahnhof wird 2000–2020 im Wesentlichen zur Bedienung der Chemiewerke sowie zur Holzabfuhr, meist durch private Güterbahn-EVU, genutzt. Das südliche Umfahrungsgleis[4] kann durch den vergrößerten Abstand der Gleisachse von Resten der gesperrten Bahnsteigkante für Lademaß-überschreitende (LÜ) Bahntransporte genutzt werden. Der ca. 1,5 km westlich des Bahnhofes gelegene Anschluss MSW („Mitteldeutsche Sprengstoffwerke“) wurde etwa 2010 stillgelegt, nachdem Transporte der 2K-Sicherheitssprengmittel auf LKW verlagert worden waren.
Zustand von 1990 bis 2021
Der Personenbahnhof war seit 1990 zusehends marode, der enge Fußgänger-Zugangstunnel von der Wendeplatte Bahnhofsstraße (alt) wurde verschlossen, und nach Abbruch des nördlichen „Vienenburger“ Bahnhofsteiles die Bahnhofsstraße durchgängig neu verlegt. Die Brücke über die Kreisstraße 35 (Wolfshagener Straße) am Ostende des Bahnhofes wurde als WiB-Konstruktion neu gebaut, die Brücken der Vienenburger Strecke sowie der Anschlussbahn Frau-Sophien-Hütte / Kalkwerk ersatzlos entfernt. Der Bahnhof war bis 2021 nicht barrierefrei, die Fußgänger-Unterführung zum Mittelbahnsteig musste zwischenzeitlich durch Stahlträger-Stempel abgestützt werden ähnlich dem früheren Fußgängertunnel im Bahnhof Oker vor dessen Neubau. 2016 wurde die Änderung des Bahnhofes in eine „Ausweich-Anschlussstelle“ durch Ausbau der Weichen 53 und 55 vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) vor dem Hintergrund der Einführung der ESTW genehmigt.[5] Am 18. November 2020 erging durch das EBA, Dienststelle Hannover, der Planfeststellungsbeschluss für die Modernisierung und barrierefreien Umbau des restlichen Bahnhofes.[6]
- Blick auf den Mittelbahnsteig und das Bahnhofsgebäude nach Nordosten, Juni 2021, mit ersten Baggern im Hintergrund
- Historischer Unterführungseingang auf dem Mittelbahnsteig, die alte Unterführung wurde noch genutzt.
- Ehemalige Unterführung mit Blick zum Hausbahnsteig, mit Stahlträger-Stempeln
Sanierung
Am 17. Juni 2021 wurde die Sanierung und Modernisierung des Bahnhofs Langelsheim offiziell begonnen, die Bauarbeiten begannen am 21. Juni 2021. Die alten Haus- und Mittelbahnsteige werden komplett abgerissen und mit 140 Metern Länge sowie 55 Zentimetern Höhe neu errichtet, sodass ein barrierefreier Zugang möglich ist. Die alte Personenüberführung wird ebenfalls abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der über zwei Aufzüge verfügt. Ebenfalls werden unter anderem neue Beleuchtungsanlagen und weitere Bahnsteigausstattungen errichtet.
Die Fertigstellung der Arbeiten und die Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs sind für den Herbst 2022 geplant. Für die Maßnahmen sind (Stand: Juni 2021) ca. 6,3 Millionen Euro eingeplant.[7]
- Der erneuerte Mittel- und Hausbahnsteig, August 2021.
- Offenliegender Rohbau der neuen Bahnunterführung, August 2021.
Verbindungen
Die Nordharzstrecke wird im Zweistundentakt Kreiensen–Bad Harzburg sowie im Zweistundentakt Göttingen–Bad Harzburg und zurück befahren, wobei sich daraus kein Stundentakt ergibt.
Linie | Strecke | Taktfrequenz | EVU |
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RB 82 | Göttingen – Northeim – Kreiensen – Bad Gandersheim – Seesen – Langelsheim – Goslar – Oker – Bad Harzburg | Zweistundentakt | DB Regio Nord |
RB 82 | Kreiensen – Bad Gandersheim – Seesen – Langelsheim – Goslar – Oker – Bad Harzburg | Zweistundentakt | DB Regio Nord |
Nächste Stationen
- Richtung Neuekrug-Hahausen: Seesen (Bhf.); zuvor: Neuekrug-Hahausen (Bhf.)
- Richtung Goslar: Goslar (Bhf.), früher Zwischenstation "Herzog-Julius-Hütte" (zu Langelsheim-Astfeld) mit Anschlussgleisen zur gleichnamigen Hütte, heute Fa. PPM Astfeld.
- Richtung Altenau: Innerstetalsperre (Hp.); zuvor: Lindenthal (Hp.)
- Richtung Vienenburg Rbf.: Grauhof Pbf. (Bhf.)
Weblinks
- Gleise in Serviceeinrichtungen (HLNG), DB Netz AG (PDF)
Einzelnachweise
- OpenRailwayMap, die freie Eisenbahn-Weltkarte
- Evert Heusinkveld: Die Innerstetalbahn Langelsheim – Altenau, S. 11. Nordhorn 2007 ISBN 978-3-933613-79-0
- Lader, I., Bornemann, M.: „Die Innerstetalbahn im Oberharz“, 2. Auflg. 1997, keine ISBN, v. a. S. 30 f.
- Högemann, J. "Eisenbahnen im Harz", Bde. I (ISBN 3-927587-43-5) u. II (ISBN 3-927587-44-3); Nordhorn: Kenning 1995, 1996; Bd.I, Staatsbahnen: S. 12–13, 22, 28–29, 85–87; Bd.II, Privat- und Werksbahnen: S. 135–136; 151
- Feststellung bezüglich der Erfordernis einer UVP
- Planfeststellungsbeschluss
- Regionalverband Großraum Braunschweig: Bahnhof Langelsheim wird barrierefrei. 17. Juni 2021.