Bahnhof Bremerhaven-Lehe
Bremerhaven-Lehe Personenbahnhof oder üblicherweise der Leher Bahnhof oder Bahnhof Lehe ist ein Durchgangsbahnhof am Streckenkilometer 187,8 der Bahnstrecke Wunstorf–Bremerhaven Seehafen. Der Bahnhof befindet sich am Bürgermeister-Kirschbaum-Platz im Stadtteil Lehe der Stadt Bremerhaven. Die 1914 eröffnete Station steht unter Denkmalschutz.
Bremerhaven-Lehe Pbf | |
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Empfangsgebäude | |
Daten | |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 2 |
Abkürzung | HBHL |
IBNR | 8001168 |
Preisklasse | 5 |
Eröffnung | 1. Juli 1914 |
Architektonische Daten | |
Architekt | Ernst Moeller |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Bremerhaven |
Land | Bremen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 53° 33′ 59″ N, 8° 36′ 0″ O |
Eisenbahnstrecken | |
Bahnhöfe in Bremen |
Geschichte
Bremerhaven, Geestemünde und Lehe waren zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einem städtischen Gefüge zusammengewachsen. Erst 1924 beziehungsweise 1939 wurde daraus die Stadt Wesermünde, heute die Seestadt Bremerhaven. Seit 1862 gab es die Bahnstrecke Bremen–Geestemünde, auch als „Geestebahn“ bezeichnet. 1896 entstanden auch die Strecken Lehe-Cuxhaven und nach Bederkesa. Lehe hatte nun einen ersten sehr bescheidenen Bahnhof, der etwa am Ende der Apenrader Straße stand.
Güter- und dann auch Personenverkehr auf denselben Gleisanlagen inmitten der Stadt stellten sich als Hemmnis für die wirtschaftliche und die städtebauliche Entwicklung heraus. Daher wurden die Schienennetze der drei Unterwesergemeinden gemeinsam neu organisiert. Bis 1914 entstand eine neue Streckenführung von Cuxhaven über Speckenbüttel und Lehe nach Geestemünde mit den neuen Personenbahnhöfen Geestemünde (heute Bremerhaven Hauptbahnhof) an der Friedrich-Ebert-Straße und dem kleineren Bahnhof Lehe.
Um den damals abseits gelegenen Staatsbahnhof Lehe stadtseitig anzubinden, wurde die Linie 3 der Bremerhavener Straßenbahn zum Bahnhof geführt.[1][2] 1952 ist die, als Wendeschleife ausgebaute, Endstelle noch genutzt worden (siehe Gleisplan rechts).
Gebäude
Das Bahnhofsgebäude entstand nach Plänen des Architekten Ernst Moeller von der Königlichen Eisenbahn-Direktion Hannover von 1912 bis zum 1. Juli 1914. Die Gestaltung des Bahnhofs Lehe ist dem gleichzeitig errichteten, größeren Hauptbahnhof in Geestemünde deutlich verwandt. Der Bahnhof Lehe hat eine ähnliche Gliederung der Funktionsbereiche wie der durch die preußische Eisenbahnverwaltung errichtete Hauptbahnhof in Hannover.
Im Zentrum der symmetrischen Gebäudeanlage steht das Empfangsgebäudes mit der Eingangshalle, die sich zum Bahnhofsvorplatz mit zwei geraden abgeschlossenen Fenstergruppen öffnet. Die niedrigeren Bauten an beiden Seiten enthielten einst die Gepäckabfertigungen und die Wartehallen. Im nördlichen Flügel befanden sich getrennt voneinander die Wartehallen für die 1. und 2. sowie für die 3. und 4. Klasse. Im südlichen Flügel war die Bahnhofsverwaltung untergebracht; ein Eilgutschuppen schloss sich an. Ein Tunnel verbindet die hochliegenden Bahnsteige mit dem Empfangsgebäude.
Das Mansarddach über dem Mitteltrakt ziert auf dem Dachfirst ein Türmchen für die Uhr. Geschoßübergreifende Wandvorlagen gliedern die Fassade. Über den nahezu gleich dimensionierten Flügelbauten befinden sich Walmdächer. Das Gebäude aus der Epoche der Jahrhundertwende im Reformstil der Zeit hat wenige dekorative Zutaten. Als Bauschmuck gibt es die gliedernden Elemente sowie drei Sandsteinreliefs an den Pfeilern des Mittelpavillons vom Bildhauer Hermann Mesecke. Er zeigt Allegorien des Bahnverkehrs und des Fischfangs.
1983 wurde das Bahnhofsgebäude verkauft. Der Eingangsbereich wurde durch den Einbau eines Discounters verunstaltet. Nach dem Auszug des Marktes unterblieb der Rückbau. Auf dem Vorplatz ist noch der Eingang zum Luftschutzbunker erhalten.[3]
Das Bahnhofsgebäude Lehe wurde 2010 unter Denkmalschutz gestellt.[4]
Anlagen
Die Gleise liegen im Bahnhofsbereich in Hochlage. Gleis 1 und 2 im Westen sind reine Durchfahrtsgleise. Zwischen den östlichen Gleisen 3 und 4 befindet sich ein Mittelbahnsteig, der teilweise überdacht ist. Der Zugang erfolgt über eine Unterführung von Westen, wo sich auch das Bahnhofsgebäude befindet. Nördlich des Bahnhofes befinden sich zahlreiche Abstellgleise und die Reste des ehemaligen Bahnbetriebswerkes. Im Süden gab es mehrere Anschlussgleise, sie sind heute abgebaut.
Verkehr
Am Bahnhof halten zwei Regional-Express-Linien nach Bremen, dort verkehren diese abwechselnd nach Hannover oder Osnabrück. Verdichtet wird der Verkehr nach Bremen durch die Regio-S-Bahn nach Twistringen. Die Strecken nach Cuxhaven und Buxtehude über Bremervörde werden von der evb betrieben. (Stand 2021)
Linie | Linienverlauf | Taktfrequenz | Verkehrsunternehmen (EVU) |
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RE8 | Bremerhaven-Lehe – Bremerhaven – Osterholz-Scharmbeck – Bremen – Nienburg – Neustadt am Rübenberge – Hannover | zweistündlich | DB Regio Nord |
RE9 | Bremerhaven-Lehe – Bremerhaven – Osterholz-Scharmbeck – Bremen – Diepholz – Osnabrück | zweistündlich | DB Regio Nord |
RB33 | Buxtehude – Bremervörde – Bremerhaven – Bremerhaven-Lehe – Dorum – Cuxhaven | stündlich | Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb) |
RS 2 | Bremerhaven-Lehe – Bremerhaven – Osterholz-Scharmbeck – Bremen – Twistringen | stündlich | NordWestBahn (NWB) |
Ab Dezember 2021 werden Bremerhaven-Lehe und Bremerhaven Hbf vom Intercity bedient. Ein Zug pro Tag verkehrt von Koblenz Hbf nach Bremerhaven-Lehe, in der Gegenrichtung endet der Zug bereits in Köln.
Die Linien 507, 508 und 518 binden den Leher Bahnhof an weitere Stadtteile und den Nachbarort Spaden an. Ab 1. Januar 2022 ist die Nachbarstadt Geestland direkt durch die Linie 525 angebunden.[5]
Literatur
- Harry Gabcke, Renate Gabcke, Herbert Körtge, Manfred Ernst: Bremerhaven in zwei Jahrhunderten; Band I bis III von 1827 bis 1991, Bd. I S. 194. Nordwestdeutsche Verlagsgesellschaft, Bremerhaven 1989/1991, ISBN 3-927857-00-9, ISBN 3-927857-37-8, ISBN 3-927857-22-X.
Weblinks
- Gleise in Serviceeinrichtungen (HBHL), DB Netz AG (PDF; Gleisplan)
Einzelnachweise
- Paul Homann: Bremerhavener Streckennetze (ÖPNV). In: Bremerhavener Streckennetze. S. 11; Netz vom 01.07.1914, abgerufen am 20. September 2021.
- Fahrplan vom 1. November 1916.
- Eingang
- Denkmaldatenbank des LfD Bremen
- Fahrplanbuch Bremerhaven Stadt & Region 2022. S. 180.