Arthur Meinig
Arthur Georg Meinig (ungarisch: Meinig Artúr) (* 7. November 1853 in Waldheim, Königreich Sachsen; † 14. September 1904 in Budapest, Österreich-Ungarn) war ein deutschstämmiger Architekt, der vor allem in Wien und Ungarn tätig war.
Leben und Berufliches Wirken
Meinig wurde als 7. Kind von Carl Friedrich Meinig (Bürger und Gastwirt in Waldheim[3]) und seiner Frau Agnes Angelika Auguste geb. Hofmann geboren.
Sein Architekturstudium soll er 1870 mit einem Diplom in Dresden abgeschlossen haben, allerdings konnte die Ausbildungsstätte noch nicht ermittelt werden.[4][1] Danach arbeitete er bei dem Bauinspektor Hacault im Sächsischen Ministerium des Inneren sowie den Architekten Hugo Schönherr und Richard Weise. Letztere errichteten das Dresdner Residenz-Theater, so dass Meinig bereits hier mit dem Entwerfen von Theaterbauten in Berührung gekommen ist, was ihn schließlich auch zu Fellner & Helmer nach Wien führen sollte. Nach seiner Übersiedlung dorthin im Jahre 1875 arbeitete er aber zunächst unter dem Architekten Krumpholz. U.a. leitete er den vom Minister für Kultus und Unterricht Karl von Stremayr geförderten Bau des k.k. Civil-Mädchen-Pensionats in Wien.[1]
1879 trat Meinig in das 1873 gegründete Wiener Architektenbüro Fellner & Helmer ein. Dieses hatte sich auf den Bau von Theatern und Konzerthäusern spezialisiert und führte Aufträge in Mitteleuropa, vor allem aber in Österreich-Ungarn aus. So ist er auch im Wiener Adressbuch von 1878 bis 1880 als Architekt verzeichnet.[5]
1883 zog Meinig nach Budapest, für das für ihn Adressbucheintragungen als épitész/Architekt von 1885 bis 1903 vorliegen,[6] und wurde bald einer der Lieblingsarchitekten der ungarischen Aristokratie, für die er herrschaftliche Stadtpalais und Landhäuser entwarf. Auch mehrere Industrie- und repräsentative Verwaltungsgebäude in Budapest, wie das Verwaltungsgebäude der Rimamurány-Sálgótarjáner Eisenwerk AG in der Nádor utca 36 (V.) oder der Adria-Palast am Szabadság tér (V.), der als Siegerentwurf aus einem Wettbewerb hervorgegangen war, wurden nach seinen Entwürfen realisiert. Seine Bauten sind im Stil der Neogotik und Neorenaissance, vor allem aber in dem um die Jahrhundertwende dominanten Neobarock gehalten, bei dem Meinig an seine in den Wiener Jahren gesammelten Erfahrungen anknüpfte. Aber auch die Eindrücke einer Studienreise nach England flossen in seine Entwürfe ein, so bei der Rekonstruktion des Schlosses des Grafen Alois Károlyi in Stampfen (heute: Stupava).[1] 1898 entwarf er dann sein erstes Jugendstilgebäude: die Allgemeine Sparkasse in unmittelbarer Nähe zur Nádor utca, der Magistrale des Budapester Bankenviertels. Hier schmückt ein Bienenkorb als Symbol des (Spar-)Fleißes die Fassade.[7] 1901 folgte – ebenso im Jugendstil – die Pensionskasse. Für die Fassaden dieser Gebäude verwendete er auch ungarische Volkskunstmotive. Bei der Gestaltung des Fassadenschmucks am Palais Wenckheim arbeitete Meinig mit Julius Jungfer (1841–1908) zusammen, dem Gründer der legendären „Kunstgewerbe-Metallwarenfabrik“, die zu den Hoflieferanten gehörte.[8]
Meinig, der 1888 die ungarische Staatsbürgerschaft erworben hatte,[1] war Mitglied der Vereinigung der ungarischen Architekten. In Vorbereitung der Teilnahme Ungarns an der Pariser Weltausstellung von 1900 arbeitete er in der XII. Gruppe „Öffentliche Gebäude, Häuser, Wohmungseinrichtung“ neben u. a. Ignác Alpár mit.[9] In seinem Büro war von 1892 bis 1894 der bekannte Dresdner Architekt Martin Pietzsch tätig.
Eine Ehefrau des in den 1880er Jahren mehrfach verheirateten Baukünstlers war die 1889, 19-jährig, verstorbene Angéla Babarczi Schwartzer, Enkelin des Pioniers der ungarischen Psychiatrie, Ferenc Babarczi Schwartzer (1818–1889). Meinig hatte einen Sohn und eine sehr jung verstorbene Tochter; beide blieben kinderlos.
Bauten (Auswahl)
Die nachfolgend ohne Ortsangabe aufgeführten Bauten wurden in Budapest realisiert. Außen- und Innenansichten der meisten Bauwerke sind im Bildanhang der unter Literatur angegebenen Dissertation von József Rozsnyai zum Werk von Arthur Meinig zu finden.
- Emmer-Palast (1885–1887)
- Andrássy-Palast in Tiszadob (1885–1886 / 1890)
- Palais Wenckheim (heute: Erwin-Szabó-Hauptstadtbibliothek) (1886–1889)[10]
- Andrássy-Mausoleum in Tőketerebes (Trebišov, jetzt Slowakei) (1891–1893)[11][12]
- Hunyady-Palast (1892–1894)
- Csekonics-Palast (1893–1896, Rekonstruktion)
- Park-Club im Stadtwäldchen (1893–1895)[13][14]
- Schloss Károlyi in Nagykároly (Carei, jetzt Rumänien), (1893–1896, Rekonstruktion)
- Dungyerszky-Palast (1899–1900)
- Adria-Palast (1900–1902)[15]
- Gebäude der Rimamurány-Salgótarjáner Eisenwerk AG[16][17]
Sonstiges
Meinig beteiligte sich nach der Ermordung von Kaiserin Elisabeth mit einer Spende für das für sie in ihrer Eigenschaft als ungarische Königin 1907 fertiggestellte bronzene Denkmal.[18] Das von György Zala entworfene Denkmal steht heute nahe der Elisabeth-Brücke in Buda (Döbrentei tér).
Letzte Ruhestätte
Seine letzte Ruhe fand der recht jung an einem Schlaganfall verstorbene Arthur Meinig auf dem Budapester Kerepescher Friedhof.[19]
Literatur
- József Rozsnyai: A magyarországi neobarokk építészet az Osztrák-Magyar Monarchia korában. Meinig Arthur munkássága (Die Neobarockarchitektur der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Leben und Werk von Arthur Meinig). Eötvös-Loránd-Universität, Budapest 2011 (Dissertationsschrift (ungarisch), Digitalisat (PDF; 21,5 MB) )
- József Rozsnyai: Arthur Meinig, a Hungarian architect from Saxony. in: Acta historiae artium Academiae Scientiarum Hungaricae, Budapest 2008, Nr. 49, S. 523–531
Weblinks
- Kurzbiografie auf der Webseite Kunst (ungarisch)
Einzelnachweise
- Biografische Angaben (und ein Porträt) des Künstlers liefert das von Adolf Eckstein (1842–1904) in der Eckstein’schen Verlags-Anstalt Wien 1890 herausgegebene Künstler Album mit Porträts und Lebensläufen namhafter zeitgenössischer Künstler im Folio-Format auf der Seite „Arthur Meinig (Budapest).“ (permalink.obvsg.at).
- Adria-Palast in Budapest auf der ungarischen Webseite „Műemlékem“.
- Webseite Waldheim in Sachsen (Memento des Originals vom 19. Januar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. mit näheren Angaben zu dem von C.F. Meinig betriebenen „Gasthaus Zum Schweizerthal“.
- Der in der Kurzbiografie des auf dieser Seite angegebenen Internetportals der Neuen Zeitung (Budapest) angegebene Ausbildungsort – Bauschule der Akademie der bildenden Künste – konnte bislang nicht verifiziert werden. Weder ist Meinig im dortigen Archiv verzeichnet, noch im zusätzlich konsultierten Archiv der heutigen Technischen Universität Dresden (Hochbauabteilung).
- Für Meinig liegen in Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger für 1878 (digital.wienbibliothek.at) mit der Wiedner Hauptstraße 45 (VI.), 1879 (digital.wienbibliothek.at) mit der Strozzigasse Nr. 11 und 1880 (digital.wienbibliothek.at) mit der Nr. 8 Eintragungen vor.
- Eintragungen liegen vor in: Budapesti Czim- és Lakásjegyzék 1880-1928 für 1885 bis 1889 (library.hungaricana.hu mit der Ülloi út 22 (VIII.), 1890 (library.hungaricana.hu) mit der Muzeum-körút 39 (IV)., 1891 bis 1898 (library.hungaricana.hu) mit der Mozsár-utcza 33 (VI.) sowie 1902 und 1903 (library.hungaricana.hu) mit der Nagy János-utcza 33 (VI).
- Die Nádor utca ist in der ungarischen Wikipedia ausführlich beschrieben.
- István Wagner: Jungfer – der „Meister der eisernen Rosen“ in: Neue Zeitung (Ungarndeutsches Wochenblatt Nr. 48) vom 1. Dezember 2006, Seite 4 (Digitalisat (PDF) ).
- Pester Lloyd vom 4. Juni 1897 (ANNO Digitalisat)
- Vergleiche zur Baugeschichte und Ansicht des Gebäudes die Webseite: Zauberhaftes Ungarn.
- Das Mausoleum wurde für den ehemaligen ungarischen Premierminister Graf Gyula Andrássy im neugotischen Stil errichtet. Es weist ein Sterngewölbe auf. Der Sarkophag im Mausoleum ist das Werk des ungarischen Bildhauers György Zala aus den Jahren 1893–1895. Er enthält die Gebeine Andrássys und seiner Frau Catherine. Über dem Sarkophag befinden sich zwei Bronze-Kartuschen mit den Wappen des Grafen und seiner Frau. Neben dem Sarkophag steht der kleine Sarg von Tódor Andrássy (1857–1905). Die Seelen der Toten werden durch die Skulptur eines Engels beschützt. Nahe dem Sarkophag befindet sich die Bronze-Skulptur der trauernden Helena, der Frau des Grafen Lajos Batthyány.
- Der Entwurf des Mausoleums beeindruckte bei seiner Ausstellung den ungarischen König so sehr, dass er sich Meinig vorstellen ließ. Vergleiche den Artikel im Pester Lloyd vom 4. Mai 1896 (ANNO-Digitalisat).
- Spatenstich am 17. Juni 1901. In: Pester Lloyd, 20. Juni 1893 (ANNO-Digitalisat)
- Abbildung des Park-Clubs in Sport und Salon vom 6. Juli 1901 (ANNO-Digitalisat)
- Er wird erwähnt im Pester Lloyd vom 30. August 1916 (ANNO-Digitalisat)
- Pester Lloyd vom 1. November 1901 (ANNO-Digitalisat)
- Vergleiche zu der Rimamurány-Sálgótarjáner Eisenwerk AG die ungarische Wikipedia.
- Laut Anzeige im Pester Lloyd vom 17. September 1898, S. 11, spendete Meinig für sich und seine Familie 51 Gulden (ANNO-Digitalisat).
- Sein Ableben wurde angezeigt im Pester Lloyd vom 18. September 1904 (ANNO-Digitalisat). Zu diesem Zeitpunkt wohnte er laut Todesmitteilung in der Nagy-János-utca 33 im VI. Bezirk.