Aramäer in Deutschland
Aramäer-Assyrer (aramäisch ܣܘܪ̈ܝܝܐ Suryoye) in Deutschland sind Angehörige der unter anderem in Deutschland lebenden aramäischen oder assyrischen Ethnie. Eigensprachlich (Neuostaramäisch) bezeichnen sich die Assyrer/Aramäer als Suryoye.[1][2]
Schwerpunkte
Ihre Anzahl wird auf über 135.000 geschätzt; die meisten wohnen in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Sie sprechen als Muttersprache Aramäisch, als Zweit- und Fremdsprache beherrschen sie meist auch Türkisch, Arabisch, Kurdisch und Deutsch. Sie sind syrische Christen, also größtenteils Angehörige der syrisch-orthodoxen Kirche (ca. 100.000, verteilt auf ca. 50 Gemeinden),[3] der assyrischen Ostkirche (ca. 20.000) und der chaldäisch-katholischen Kirche (ca. 15.000, die Hälfte davon in Bayern).[4] Eine kleinere Gruppe gehört zur evangelikalen Aramäischen Freien Christen Gemeinde (AFCG) (ca. 1000).
Herkunft und Geschichte
Infolge der Unterdrückung und Verfolgung der Aramäer in den Ländern ihrer angestammten Heimat (Türkei, Irak, Iran und Syrien) während des 20. Jahrhunderts (siehe auch Völkermord an den syrischen Christen) gelangten viele Assyrer/Aramäer als Asylsuchende nach Deutschland.
Der größte Teil kam jedoch in den 1960er und 1970er Jahren aus der Türkei als Gastarbeiter. Viele Aramäer arbeiteten in der Gastronomie oder im Baugewerbe und gründeten auch eigene Existenzen. Die ersten Suryoye Einwanderer in Deutschland organisierten sich in Vereinen für die Erhaltung der Kultur und den Bau eigener Kirchen.
Heute versammeln sich viele Aramäer in Deutschland in Kirchen und Vereinen, insbesondere anlässlich traditioneller Festtage, sowie zu Ostern oder Weihnachten. Die Suryoye, welche sich als Aramäer bezeichnen, werden vom Bundesverband der Aramäer (aramäisch ܚܘܝܕܐ ܕܣܘܪ̈ܝܝܐ ܒܐܠܡܢܝܐ) in Deutschland (BVDAD) vertreten. Die Suryoye, die sich als Assyrer bezeichnen, werden hingegen vom Zentralverband der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland und Europäische Sektionen e. V. repräsentiert, welcher seinen Sitz in Gütersloh hat.[5]
Literatur
- Svante Lundgren: Die Assyrer: Von Ninive bis Gütersloh. Lit Verlag, Berlin/Münster 2015, ISBN 978-3-643-13256-7
- Abdo Mirza, Franz-Rudolf Müller: „Barfuß sind wir an den Chabour gekommen, barfuß sind wir gezwungen wieder zu gehen.“ Flucht, Vertreibung und Geiselhaft der assyrischen Christen aus Tal Goran (Al-Hassake, Nordsyrien). Persönlicher Bericht des Abdo Mirza und seiner Familie. Lit Verlag, Berlin/Münster 2019, ISBN 978-3-643-14320-4
Siehe auch
Weblinks
- Assyrischer Mesopotamien Verein Augsburg e. V.
- Zentralverband der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland – ZAVD
- Mesopotamien Assyrischer Kultur- und Sportverein e. V. Wiesbaden
- Suryoyo Sat Deutschland
- Aramäischer Volksverein Gütersloh
- 2015: Aziz Said: Seyfo 1915: The Assyrian Genocide (YouTube-Video)
- 2019: MKay Videografie: 50 Jahre Suryoye in Bayern (YouTube-Video)
Einzelnachweise
- Šlomo Surayt. Abgerufen am 24. August 2019.
- Aramäische Gemeinde feiert im Neumünster. 28. Januar 2019, abgerufen am 24. August 2019.
- Schweden: Hohes Interesse an syrisch-orthodoxem Weltjugendtreffen - Vatican News. 13. August 2019, abgerufen am 24. August 2019.
- Ein ganz besonderer Festtag in der Basilika von Benediktbeuern. 14. August 2019, abgerufen am 24. August 2019.
- Über uns. In: ZAVD. Zentralverband der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland und Europäische Sektionen e. V., abgerufen am 16. April 2019.