André Weckmann
André Weckmann (* 30. November 1924 in Steinbourg, Elsass; † 29. Juli 2012 in Straßburg[1]) war ein elsässischer Schriftsteller[2]. Der Poet lebte in Straßburg, wobei er sich jedoch häufig in der Gegend seiner Herkunft in der Bucht von Zabern/Saverne und am Zorn-Durchbruch aufhielt. Er war einer der wichtigsten und progressivsten elsässischen Dialektdichter, bediente sich jedoch verschiedener Literaturformen in allen drei Ausdrucksformen seiner Heimat: Elsässisch, Hochdeutsch und Französisch.
Leben und Wirken
Weckmann wuchs als Sohn einer Wirtsfamilie in einer Dorfwirtschaft im Unterelsass bei Zabern auf. 1943 wurde er als einer von ca. 100.000 weiteren elsässischen so genannten Malgré-nous von der deutschen Wehrmacht zwangsrekrutiert. Er wurde in Russland verwundet und desertierte während eines Genesungsurlaubes, um in die Forces françaises de l’intérieur einzutreten.[3] Nach dem Krieg studierte Weckmann und erhielt das Lehrerdiplom in Deutsch. Er war bis 1989 als Studienprofessor (Studienrat) an einem lycée in Straßburg angestellt. Sein Nachlass ist im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass überliefert.
Einfluss auf seine Entwicklung als Schriftsteller hatten vor allem Günter Grass, Wolfgang Borchert und Wolfdietrich Schnurre sowie Albert Camus, André Malraux und Jean-Paul Sartre.
Seit 1970 war Weckmann in der (alternativen) elsässischen Kulturpolitik und unter anderem in der Umweltbewegung, wie beispielsweise gegen das geplante Kernkraftwerk Wyhl, engagiert.
Stimmen zu Weckmann
In einem Nachwort zu André Weckmanns Gedichtband elsassischi grammatik oder ein Versuch die Sprache auszuloten hat der Luxemburger Dialektforscher Fernand Hoffmann folgende Sätze geschrieben: „Was ich eben gelesen habe, das ist Lyrik in höchster Potenz. Aus dem Schweigen geboren. Dem Schweigen überantwortet. Dem Schweigen abgerungen. Innere Schreie. Zum Flüstern, gedämpft von tapfer hinuntergerungenen Tränen. Verlorene Worte, aufgesammelt am Abgrund des Verstummens. Elsässisches Schicksal, elsässisches Leid in lyrischen Kürzeln.“
Schriften
Gedichte
- 1975: Schang d’sunn schint schun lang
- 1976: Haxschissdrumerum
- 1980: Fremdi Getter
- 1983: Bluddi hand
- 1983: Landluft
- 1986: Apfel am Winterbaum
- 1989: elsassischi grammatik oder ein Versuch die Sprache auszuloten. ISBN 3-921365-93-7
Prosa
- 1969: Sechs Briefe aus Berlin
- 1973: Geschichten aus Soranien, ein elsässissches Anti-Epos
- 1977: Die Fahrt nach Wyhl, eine elsässische Irrfahrt
- 1981: Wie die Würfel fallen, Neuausgabe: Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2004, ISBN 978-3-86110-382-0
- 1986: Odile oder das magische Dreieck
- 1992: Simon Herzog, fragments de substance
- 2001: Elsass, ein literarischer Reisebegleiter, herausgegeben zusammen mit Emma Guntz, Insel-Verlag, Frankfurt a. M. und Leipzig 2001, ISBN 3-458-34446-2.
- 2003: TamieHeimat – Roman. ISBN 3-935731-05-1.
- 2005: Schwarze Hornissen. Erzählungen aus dem sonderbaren Land, das Elsass heißt. ISBN 3-935731-98-1.
- 2008: Hör der Wind bricht alte Reiser – Weihnachtserzählungen. ISBN 978-3-938823-41-5.
- 2012: Zeitenwende – Elsässische Erzählungen. ISBN 978-3-941657-72-4 (erscheint im August 2012)
Werke in Französisch
- 1968: Les Nuits de Fastov
- 1975: Fonse ou l’éducation alsacienne
- 1988: La Roue du paon, version française du roman Odile oder das magische Dreieck
CD
- René Egles, André Weckmann: Wihnachtszitt (1996)[4]
Preise und Ehrungen
- 1976: Johann-Peter-Hebel-Preis des Landes Baden-Württemberg für Odile oder das magische Dreieck und seine anderen poetischen und schriftstellerischen Werke
- 1978: Grand prix Georges Holderith de l’Institut des arts et traditions populaires, Straßburg
- 1979: Mölle-Literaturpreis, Schweden
- 1986: Jacob-Burckhardt-Preis der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Stiftung Basel
- 1986: Otto-Ernst-Sutter-Gedenkmedaille der Stadt Gengenbach
- 1990: Carl-Zuckmayer-Medaille (zusammen mit Adolf Muschg und Martin Walser)
- 1996: Friedestrompreis vom Internationalen Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“
- 1998: Turmschreiber in Deidesheim[5]
- 1998: Badisch-Elsässischer Kulturpreis der Stadt Rastatt
- 1999: Gustav-Regler-Preis der Stadt Merzig
- 2002: Prix Européen de Langue Régionale[6]
Literatur
- Adolf J. Schmid: „Wir leben von Utopien, wir Realisten ...“, Badische Heimat, 4/2004, S. 561
- Adolf J. Schmid: Der Elsässer André Weckmann, "Badische Heimat", 3/2007, S. 526 ff.
- Günter Helmes: Mitgespielt – rausgewürfelt. André Weckmanns "Wie die Würfel fallen". In: Andreas Kirchner, Astrid Pohl, Peter Riedel (Hrsg.): Kritik des Ästhetischen – Ästhetik der Kritik. Festschrift für Karl Prümm zum 65. Geburtstag. Schueren Verlag, Marburg 2010, S. 132–137. ISBN 978-3-89472-566-2.
Weblinks
- Literatur von und über André Weckmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hebel-Preis 1976 für André Weckmann (Memento vom 25. Juni 2007 im Internet Archive) – Würdigung durch die Gemeinde Hausen im Wiesental
- André Weckmann – einige Gedichte
- André Weckmann – ein Nachruf der grenzüberschreitenden Umweltbewegung
Einzelnachweise
- Deutschlandradio Kultur: Elsässischer Mundartdichter André Weckmann gestorben (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive)
- Nachrufe in den Blogs le Monde.fr (in Französisch); 1. Le Blog-Note de Claude Keiflin «André Weckmann: « J’ai toujours eu de la chance »» (Memento vom 9. Dezember 2012 im Internet Archive); 2. Paysages « En souvenir d’André Weckmann – der Sprachbrückenbauer – le bâtisseur de passerelles linguistiques »
- Nach seiner Biographie bei crdp-strasbourg.fr (Memento vom 29. März 2010 im Internet Archive)
- D'r Liederbrunne. Liederbrunne.com. Abgerufen am 26. September 2010.
- Mehr über die Turmschreiber von Deidesheim hier
- Wie die Würfel fallen (1982:422)