André Schneider (Schauspieler)
André Marc Schneider (* 10. März 1978 in Hildesheim) ist ein deutscher Schauspieler, Autor und Filmemacher.
Leben
André Schneider wuchs in Hildesheim und in Christchurch in England auf. In London besuchte er die Schule und erhielt Tanzunterricht. Ab 1990 spielte er Theaterrollen in Hildesheim und ab 1992 erste Rollen in Kurzfilmen, darunter An American in Hildesheim (1994) und Tagtraum (1995), für den er auch das Drehbuch schrieb.
1997 trat er in Hannover mit dem Soloprogramm Holocaust: André Schneider liest Paul Celan und in mehreren Städten mit dem Chansonprogramm Sleepless Cities auf, das auch als auf 100 Exemplare limitierte CD erschien.[1]
1998 legte er das Abitur ab und studierte ab 1999 Indische Kunstgeschichte, Indische Philologie und Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin.[2] Zudem nahm er Schauspielunterricht und begann in England und Irland seine Laufbahn als Stand-up Comedian. Er spricht Englisch, Französisch und Spanisch fließend.
2003 gründete er das Produktionsunternehmen Vivàsvan Pictures, das unter anderem Deed Poll, Half Past Ten, Alex und der Löwe und Männer zum Knutschen produzierte.[3]
2012 war er der erste Deutsche, der beim französischsprachigen Dunas Festival auf Gran Canaria als Ehrengast geladen war. Er stellte dort seinen ersten französischen Spielfilm Le deuxième commencement vor. 2013 veröffentlichte er mit Die Feuerblume die erste ausführliche Biographie der Schauspielerin Marisa Mell. In Paris drehte er den Thriller One Deep Breath (2014) mit Manuel Blanc und Thomas Laroppe. In der französischen Produktion Sur les traces de ma mère des deutschen Regisseurs Ian Hansen spielte er die Hauptrolle. Anschließend arbeitete Schneider mit Alexandre Vallès an Bd. Voltaire (2017), einem Drama, das die Anschläge von Paris filmisch aufarbeitete. 2017 spielte er abermals unter Antony Hicklings Regie in Frig (frei nach dem Roman Die 120 Tage von Sodom), der im Folgejahr erschien. 2018 erschien der psychologische Horrorfilm Les Fantômes (Regie: Alexandre Vallès) mit ihm in der Hauptrolle. Für seine schauspielerischen Leistungen in Half Past Ten und Les Fantômes wurde er international mit Preisen ausgezeichnet.[4]
Schneider ist außerdem Schriftsteller. Von 2013 bis 2015 schrieb er regelmäßig für das Magazin Männer, im Herbst 2014 auch für das Magazin Séparée. Für die Website italo-cinema.de verfasste er zwei Jahre lang Filmkritiken. In seiner im März 2021 publizierten Autobiografie Es wird schon hell setzt er sich unter anderem literarisch mit der Covid-19-Pandemie auseinander.
Im Sommer 2021 outete er sich im Rahmen der Initiative #actout im SZ-Magazin mit 185 anderen lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, nicht-binären und trans* Schauspielern.[5]
Schneider lebt in Straßburg.
Filmografie (Auswahl)
- 2000: Berlin Bohème (Fernsehserie, 11 Folgen)
- 2002: Nachtrausch (Regie: Simon Groß)
- 2002: London's Burning (Fernsehserie, 1 Folge)
- 2003: The Tulse Luper Suitcases, Part 1: The Moab Story (Regie: Peter Greenaway)
- 2004: Coda (Regie: Ingo J. Biermann)
- 2004: Deed Poll (Regie: Ingo J. Biermann, auch Drehbuch, Produktion)
- 2005: Riot at the Rite (Fernsehfilm)
- 2005: Etüden op. 18 – Segment Pulsar – (Regie: Ingo J. Biermann, auch Drehbuch)
- 2005: Taggart (Fernsehserie, 1 Folge)
- 2005: Basic Instinct – Neues Spiel für Catherine Tramell (Regie: Michael Caton-Jones)
- 2006: La silla (Regie: Julio D. Wallovits)
- 2007: Glastage (Regie: Ingo J. Biermann)
- 2008: Der Mann im Keller (mit Nikolaus Firmkranz, auch Regie, Drehbuch, Produktion)
- 2008: Half Past Ten (Regie: Sascha Bachmann, mit Kerstin Linnartz, auch Drehbuch, Produktion)
- 2010: Alex und der Löwe (Regie: Yuri Gárate, auch Drehbuch, Produktion, Musik)
- 2012: Männer zum Knutschen (Regie: Robert Hasfogel, auch Drehbuch, Co-Produktion)
- 2012: Le deuxième commencement (auch Regie, Drehbuch, Produktion)
- 2013: Le cadeau (auch Regie, Drehbuch, Produktion)
- 2014: One Deep Breath (Regie: Antony Hickling, auch Drehbuch, Co-Produktion)
- 2015: Slap My Balls and Call Me Mildred (Fernsehfilm)
- 2016: Sur les traces de ma mère (Regie: Ian Hansen, auch Drehbuch, Produktion, Musik)
- 2017: Bd. Voltaire (Regie: Alexandre Vallès, auch Drehbuch)
- 2018: Frig (Regie: Antony Hickling)
- 2018: Les Fantômes (Regie: Alexandre Vallès, mit Judith Magre und Sophie Tellier, auch Drehbuch)
Theaterarbeiten (Auswahl)
- 1998: Zoff (Rolle: Branko), Hildesheim
- 2004: Ein Sommernachtstraum (Rolle: Puck), London
- 2006: Rent (Rolle: Roger), London
- 2008: Was ihr wollt (Rolle: Sebastian) und Ein Sommernachtstraum (Rolle: Puck), London
- 2009: Der Sturm (Shakespeare) (Rolle: Trinculo), Theatertournee durch England
Bücher
- Life is a sexually transmitted disease. Pro Business, Berlin 2004, ISBN 3-938262-17-6.
- Die Sprache der Scherben. Kurzroman. Pro Business, Berlin 2005, ISBN 3-938262-50-8.
- Aus der Umarmung des Wassers. BoD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-3392-2 (Google books)
- Ende. Ein Drehbuch. BoD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-0311-6 (Google books)
- Der Mann im Keller. Eine Komödie in sieben Bildern für drei Personen. BoD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-4031-9.
- Deed Poll. BoD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-3513-1.
- Die Feuerblume – Über Marisa Mell und ihre Filme. BoD, Norderstedt 2013, ISBN 978-3-7322-5325-8.
- Sie7en: 21 Texte aus 21 Jahren. BoD, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-9515-1.
- Es wird schon hell: Ein Corona-Nachtbericht. BoD, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7519-3033-8.
- Es wird schon hell. MAIN Verlag, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3959494519.
Weblinks
Einzelnachweise
- Sleepless Cities auf vivasvanpictures.wordpress.com
- André Schneider auf kinotv.com
- Filme können Freunde sein, Interview auf vivasvanpictures.wordpress.com
- André Schneider Awards, IMDb.com
- #ActOut, Die 185+ Unterzeichner*innen - #ActOut