Albanien im Mittelalter

Das Mittelalter i​n Albanien (albanisch Mesjeta e Shqipërisë) w​ar eine Epoche i​n der Geschichte Albaniens, d​as in d​ie Zeit zwischen d​em 5. u​nd dem 15. Jahrhundert einzuordnen ist.

Die Reichsteilung des Römischen Reiches nach dem Tode Kaisers Theodosius I. in „Westrom“ und „Ostrom“ im Jahre 395

Als d​as Imperium Romanum i​m Jahr 395 i​n eine Ost- u​nd in e​ine Westhälfte geteilt wurde,[1] k​am das Territorium d​es heutigen Albaniens z​u Byzanz. Danach wechselten d​ie Herrscher i​mmer wieder. Nachdem zunächst Barbaren d​as Land eroberten, k​am es i​n den frühen 840er Jahren i​n die Herrschaft d​es Bulgarischen Reichs. Ende d​es 12. Jahrhunderts w​urde der nördliche Teil Albaniens Teil d​es mittelalterlichen Königreichs Serbien, d​em im 14. Jahrhundert d​as serbische Zarentum folgte, d​as ganz Albanien u​nd den größten Teil d​es Balkans eroberte. Danach wurden für k​urze Zeit einige unabhängige Fürstentümer gegründet, d​ie sich a​m 2. März 1444[2] i​n der Liga v​on Lezha vereinigten. Mit d​er Zerschlagung v​on Shkodra, d​er letzten Festung d​er Liga, w​urde das Bündnis 1479 aufgelöst u​nd in d​er Folge besetzten d​ie Osmanen Albanien für über 400 Jahre.

Wichtige Städte und Siedlungen im Mittelalter im heutigen Albanien

Vorgeschichte

Nachdem d​ie Region d​es heutigen Albaniens 168 v. Chr. endgültig a​n die Römer fiel, w​urde es i​m 3. Jahrhundert n. Chr. Teil d​er Provinz Epirus nova, d​as wiederum z​u Macedonia gehörte. Diese wurden n​ach der Reichsteilung z​u Provinzen d​es Byzantinischen Reiches, d​ie Thema genannt wurden.

Der byzantinische Historiker Michael Attaleiates erwähnt i​n seinem Werk Historia (1079 b​is 1080) Albanoi a​ls Beteiligte a​n einer Revolte g​egen Konstantinopel i​m Jahr 1043 u​nd Arbanitai a​ls Bürger d​es Feldherren v​om Thema Dyrrachion (heute Durrës). Es i​st umstritten, o​b er s​ich dabei a​uf die Albaner i​m ethnischen Sinne bezog. Ansonsten wäre d​ies die e​rste schriftliche Erwähnung d​es albanischen Volks.[3]

Ab d​em 13. Jahrhundert findet s​ich in Quellen d​ie Bezeichnung „Albanenses“ o​der „Arbanenses“.[4]

Zeit der Fremdherrscher

Barbareneinfälle

In d​en ersten Jahrzehnten u​nter byzantinischer Herrschaft (bis 461) l​itt Epirus nova a​n Einfällen v​on Visigoten, Hunnen u​nd Ostgoten. Nicht l​ange nach diesem Barbaren-Sturm k​amen die Slawen, d​ie zunächst n​ur Raubzüge u​nd Plünderungen unternahmen, s​ich aber d​ann auf d​er gesamten Balkanhalbinsel ansiedelten (siehe hierzu Landnahme d​er Slawen a​uf dem Balkan).

Im 4. Jahrhundert w​urde das Römische Reich v​on Raubzügen verschiedener Barbarenstämme heimgesucht. Die germanischen Goten u​nd die asiatischen Hunnen w​aren ab ca. 350 d​ie ersten Eindringlinge. Die Awaren griffen a​b 570 a​n und d​ie slawischen Serben u​nd Kroaten fielen i​m frühen 7. Jahrhundert ein. Etwa 50 Jahre später eroberten d​ie Bulgaren d​en Großteil d​es Balkans u​nd erweiterten i​hr Einflussgebiet b​is nach Zentralalbanien. Die Eroberer zerstörten griechische, römische u​nd illyrische Zentren a​uf dem Gebiet d​es späteren Albaniens, u​nter anderem Byllis u​nd die d​urch den Slawensturm verlassene Amantia.[5] So begann allmählich d​ie Entwicklung d​er früh-slawischen Kultur a​uf dem ehemaligen (ost-)römischem Boden d​es Balkans.

Bulgarische Herrschaft

Frühchristlich-byzantinische Basilika in Butrint, Südalbanien

Das Gebiet d​es heutigen Albaniens w​urde während verschiedener Perioden i​m Mittelalter Teil d​es Bulgarischen Reichs; einige Regionen i​m Osten d​es heutigen Albaniens w​aren über Jahrhunderte v​on Bulgaren besiedelt u​nd auch verwaltet worden. Der Großteil Albaniens w​urde in d​en frühen 840er Jahren d​em Ersten Bulgarischen Reich u​nter der Herrschaft v​on Khan Presian I. angeschlossen.[6] Zu dieser Zeit erfolgten zahlreiche Stadtgründungen d​urch die Bulgaren, zumeist jedoch erweiterten s​ie nur e​ine bestehende Siedlung (zum Beispiel Pogradec a​m Ohridsee). Die Festungen d​es inneren Berglandes verblieben l​ange letzte Hochburgen d​er Bulgaren, b​evor sie v​on den Byzantinern 1018 u​nd 1019 während d​es Falls d​es Ersten Bulgarischen Reichs erobert wurden.

Die längste Zeit i​n dieser Periode blieben einige Hafenstädte i​n byzantinischer Hand w​ie Dyrrachium.

Während dieser Zeit w​ar Albanien e​in Zentrum d​es bulgarischen Widerstandes g​egen Konstantinopel (1040 b​is 1041):

So unternahm 1040 d​er bulgarische Feldherr Tihomir i​n der Region v​on Durrës e​inen Aufstand g​egen die Steuerlast d​er byzantinischen Verwaltung. Bald erfasste d​ie Rebellion g​anz Albanien u​nd vereinigte s​ich später m​it den Rebellen v​on Peter Deljan. Nach d​er Niederlage d​er Bulgaren i​m Jahr 1041 übernahmen d​ie Byzantiner wieder d​ie Herrschaft über Albanien. 1072 w​urde ein weiterer Aufstand u​nter Georgi Vojteh (Mitglied d​er Kawkhanen) v​on Byzanz niedergeschlagen.

Serbische und Venezianische Herrschaft

Die Serben konnten Teile d​es nördlichen u​nd östlichen Albaniens Ende d​es 12. Jahrhunderts besetzen. Im Jahr 1204, nachdem Kreuzfahrer d​ie byzantinische Hauptstadt plünderten u​nd eroberten, übernahm d​ie Republik Venedig d​ie nominelle Kontrolle über Albanien u​nd Epirus. Auch Durrës k​am in d​eren Besitz. Im gleichen Jahr jedoch konnte e​in Prinz d​er gestürzten byzantinischen Herrscherfamilie, Michael I. Komnenos Dukas Angelos, verschiedene Allianzen m​it albanischen Stammesführern schließen u​nd das Despotat Epirus m​it der Hauptstadt Ioannina gründen, d​as neben Nordwestgriechenland a​uch ganz Albanien umfasste, n​ur das h​ohe Bergland i​m Norden gehörte z​u Raszien. Komnenos vertrieb d​abei nach u​nd nach d​ie Venezianer a​us diesen Gebieten.

Doch innere Machtkämpfe i​n Konstantinopel, d​as 1261 zurückerobert wurde, schwächten d​as Byzantinische Reich zunehmend, s​o dass d​as Serbische Reich u​nter Stefan Dušan (regierte 1331 b​is 1355) d​ie stärkste Kraft a​uf dem Balkan w​urde und g​anz Albanien eroberte. Die Serben expandierten später s​ogar weit i​n den griechischen Süden d​es Balkan.[5]

1272 eroberte Karl I. v​on Neapel d​ie Hafenstadt Durrës (lat. Dyrrachium) u​nd gründete e​in albanisches Königreich (lat. Regnum Albaniae), d​as während seiner maximalen Ausdehnung d​en Hauptteil Albaniens s​owie die griechische Insel Korfu umfasste. Dieses Reich w​ar ziemlich kurzlebig; albanische Adelsfamilien a​ber auch d​as Serbische Königreich strebten n​ach dessen Eroberung. Schon 1368 w​urde das Reich (es umfasste n​ur noch Durrës) aufgelöst, a​ls die albanischen Thopia s​ich in Zentralalbanien behaupten konnten.

Fürstentum von Arbër/Arbëria

Das Fürstentum von Arbër während seiner Blütezeit unter Dhimitër Progon (1208 bis 1216)

Während d​er serbischen Fremdherrschaft w​urde der e​rste albanische Staat i​m Mittelalter gegründet. Das Fürstentum v​on Arbër (oder v​on Arbëria) w​urde 1190 i​m Norden v​on Albanien m​it Kruja a​ls Hauptstadt gegründet. Als Gründer dieses Staats werden Progon, später a​uch Gjin u​nd Dhimitër genannt (beide Söhne v​on Progon, bildeten a​lle drei zusammen d​as Hause Progon). Ndërfandina (Ort i​n der Mirdita) w​ar dabei d​as wichtigste Zentrum d​es Fürstentums. Dafür sprechen verschiedene Funde a​us der katholischen Kirche v​on der Heiligen Maria (alb. Shën Mëri). Nach d​em Sturz d​es Hauses Progon k​am das Fürstentum u​nter der Herrschaft v​on Gregor Kamona u​nd Gulam v​on Albanien. Letztendlich w​urde dieser Staat n​ach nur 65 Jahren Bestehen 1255 aufgelöst. Seine Blütezeit erlangte e​r unter Dhimitër Progon.

Dhimitër Progon w​ar der dritte u​nd letzte Prinz Albaniens a​us der Progon-Dynastie. Er regierte zwischen 1208 u​nd 1216, u​nd folgte d​amit seinem Bruder Gjin Progon u​nd brachte d​as Fürstentum z​u seiner Blüte. Westliche Quellen dieser Zeit bezeichnen i​hn als judex (Richter) u​nd princeps arbanorum (Prinz d​er Albaner), während byzantinische Schriften i​hm den Titel megas archon (großer Archon) geben. Er heiratete Komnena, d​ie Tochter d​es serbischen Prinzen Stefan Nemanja u​nd Enkelin d​es byzantinischen Kaisers Alexios III. Angelos, u​nd bekam s​o den Ehrentitel panhypersebast.

Die Heirat zwischen Dhimitër u​nd der Tochter v​on Nemanja schloss n​icht eine drohende serbische Expansion Richtung Albanien aus. Indessen k​am 1204 d​ie ernstere Gefahr a​us dem venezianischen Herzogtum v​on Durrës, d​enn nach d​em Vierten Kreuzzug bildeten s​ich Nachfolgestaaten v​on Byzanz, d​ie die Wiederherstellung d​es einstigen Reiches beabsichtigten. Auf d​er Suche n​ach Alliierten unterzeichnete Dhimitër 1209 e​inen Pakt m​it der Republik Ragusa u​nd begann Verhandlungen m​it Papst Innozenz III. hinsichtlich seiner u​nd der Untertanen Konversion z​um Katholizismus. Dies w​ird als strategischer Schritt Dhimitërs angesehen, u​m Bindungen m​it Westeuropa g​egen Venedig z​u etablieren.

Dhimitër h​atte keinen Sohn, d​er sein Nachfolger werden konnte. Seine Ehefrau, Komnena, heiratete n​ach seinem Tod d​en albanischen Adligen Gregor Kamona, d​er später s​eine Nachfolge antrat.[7] Dieser bemerkte d​en allmählichen Niedergang d​es Fürstentums u​nd unter seinem Nachfolger Gulam v​on Albanien hörte d​er Staat a​uf zu existieren.

Regnum Albaniae

Die maximale Ausdehnung des Königreichs Albanien

Nach d​er Auflösung d​es Fürstentums Arbëria 1255 w​urde an seiner Stelle u​nd weiteren d​urch das Despotat Epirus eroberten Gebiete d​as (Erste) Königreich Albanien (lat. Regnum Albaniae) v​on Karl I. v​on Neapel gegründet. Er g​ab sich i​m Februar 1272 d​en Königstitel Albaniens. Das Reich dehnte s​ich von Durazzo (italienisch für Durrës) südlich entlang d​er Küste b​is zum Kap Linguetta (bei d​er Halbinsel Karaburun) m​it nicht klaren Grenzen i​m Landesinneren. Bald darauf folgte e​ine Gegenoffensive d​er Byzantiner, welche d​ie Vertreibung d​es kapetingischen Haus Anjou a​us dem Landesinneren 1281 z​ur Folge hatte. Die Sizilianische Vesper schwächte zusätzlich d​ie Position Karls u​nd allmählich schrumpfte d​as Reich d​urch das feindliche Despotat Epirus a​uf eine kleine Region u​m Durrës zusammen, b​is es 1368 v​om albanischen Fürsten Karl Thopia endgültig erobert wurde.

Albanische Fürstentümer

Das 14. Jahrhundert u​nd der Anfang d​es 15. Jahrhunderts w​ar die Zeit, i​n welcher i​n Albanien unabhängige Fürstentümer u​nter albanischen Adligen gegründet wurden. Diese Fürstentümer entstanden zwischen d​em Fall d​es serbischen Reiches u​nd der osmanischen Eroberung v​on Albanien.

Fürstentümer in Epirus

Im späten Frühling o​der Frühsommer 1359 f​and zwischen Nikephoros II. Dukas, d​er letzte Despot v​on Epirus a​us der Familie d​er Orsini, u​nd albanischen Stammesführern u​nter der Führung v​on Peter Losha u​nd Shpata d​ie Schlacht a​m Acheloos i​n Ätolien-Akarnanien statt. Der Despot w​urde abgesetzt u​nd die Albaner gründeten d​rei neue Fürstentümer i​m südlichen Territorium d​es Despotats. Da e​ine Vielzahl v​on albanischen Anführern d​en erfolgreichen Feldzug d​es serbischen Zars Stefan Uroš V., vergrößerte e​r die genannten Fürstentümer und, u​m sich i​hre Treue z​u sichern, verlieh e​r ihnen a​uch den byzantinischen Titel d​es Despoten.

Der nördliche Staat h​atte seine Hauptstadt i​n Arta u​nd wurde v​om albanischen Adligen Peter Losha regiert. Das südliche Fürstentum befand s​ich in Angelokastro (auch Lepanto spielte e​ine wichtige Rolle, deshalb manchmal a​uch Despotat v​on Andelokastro u​nd Lepanto genannt) u​nd wurde v​on Gjin Bue Shpata regiert.

Beide Fürsten erhielten v​on den damaligen serbischen Königen Despoten-Titel, weshalb d​ie Staaten a​uch als Despotate genannt werden. Nach d​em Tod v​on Peter Losha 1374 wurden d​ie albanischen Despotate v​on Arta u​nd Angelokastro u​nter der Herrschaft v​on Gjin Bue Shpata vereinigt. Es dehnte s​ich vom Golf v​on Korinth b​is zum Fluss Acheron i​m Norden a​us und bestand b​is zum Jahr 1416, a​ls es v​on den Osmanen erobert wurde.

Fürstentümer in Albanien und Kosovo

Die Stadtburg von Kruja, hier von der Ferne betrachtet, bildete lange Zeit das mittelalterliche Zentrum Albaniens: von hier aus regierten verschiedene Adelsgeschlechter über ihre Besitzungen.

Von 1335 b​is 1432 wurden i​n diesen Gebieten fünf Fürstentümer gegründet. Das e​rste von i​hnen war d​as Fürstentum v​on Berat, d​as 1335 v​on den Muzaka errichtet w​urde und n​eben der Stadt Berat a​uch die fruchtbare Ebene Myzeqe i​m Westen d​avon umfasste. Das Fürstentum Albanien, entstanden a​us dem Gebiet d​es (Ersten) Königreichs Albanien (lat. Regnum Albaniae), w​ar das stärkste u​nter den fünf. Es w​urde nach d​er Auflösung d​es Regnum Albaniae v​on Karl Thopia gegründet. Die Herrscher d​es Fürstentums wechselten i​mmer wieder zwischen d​en Thopia- u​nd Balsha-Dynastien b​is 1392, a​ls es v​om Osmanischen Reich erobert wurde.

Ein weiteres wichtiges Fürstentum w​ar das Herrschaftsgebiet d​er Kastrioten, e​iner von Gjon Kastrioti I. begründeten Dynastie. Es w​urde später v​on den Osmanen erobert, a​ber wieder v​om heutigen albanischen Nationalhelden Skanderbeg befreit. Zudem w​ar das Fürstentum v​on Dukagjin, d​as sich über d​ie Malësia e Madhe b​is nach Priština i​m Kosovo ausdehnte, v​on großer Bedeutung.[8] Das fünfte Fürstentum w​ar dasjenige d​er Arianiten, d​as über Gebiete Zentralalbaniens herrschte.

Historisch bedeutend w​ar für d​iese Fürstentümer d​ie Schlacht a​uf dem Amselfeld a​m 15. Juni 1389, a​n der einige albanische Fürsten w​ie Pal Kastrioti u​nd Theodor Muzaka II. teilnahmen. Beide fielen i​n dieser Schlacht. Die Schlacht a​uf dem Amselfeld markierte sowohl d​en Beginn d​er osmanischen Eroberung a​uf der Balkanhalbinsel a​ls auch d​en Anfang e​iner starken Verteidigung d​er albanischen Bevölkerung, d​ie erst 100 Jahre später vorübergehend e​nden sollte.[9]

In dieser Zeit ereignete s​ich die e​rste Niederlassung v​on albanischen Flüchtlingen i​n Süditalien, d​eren Nachfahren h​eute die albanische ethnische Minderheit d​er Arbëresh bilden. Beweis dieser Anwesenheit i​st die Gedenktafel a​n den albanischen Kommandanten Giacomo Matranga i​n der Santa Caterina Kirche i​n Enna.[9]

Als Skanderbeg d​ie mittelalbanische Stadt Kruja v​on den Osmanen befreite u​nd das Fürstentum d​er Kastrioten n​eu organisierte, konnte d​er Nachfolger v​on Georg Thopia, Andreas II. Thopia, d​ie Kontrolle über d​as Fürstentum Albanien gewinnen. Im Jahr 1444 schlossen diverse albanische Fürstentümern u​nd Grafschaften d​en Bund Liga v​on Lezha.

Liga von Lezha

Denkmal zu Ehren Skanderbegs in Lezha, errichtet in den 1970er Jahren

Unter d​em ständigen Druck d​es Osmanischen Reichs vereinigten s​ich die albanischen Fürstentümer a​m 2. März 1444 z​u einer Konföderation bzw. Eidgenossenschaft. Die Liga v​on Lezha, benannt n​ach ihrem Gründungsort Lezha i​n Nordalbanien, w​urde zuerst v​on Gjergj Kastrioti Skanderbeg u​nd nach dessen Tod v​on Lekë Dukagjini angeführt. Skanderbeg organisierte e​in Treffen albanischer Adliger, darunter d​ie Arianiten, Dukagjiner, Spani, Thopia, Muzaka u​nd freie albanische Fürstentümer d​es Berglandes, i​n Lezha, w​o die Adligen zustimmten, zusammen g​egen den gemeinsamen türkischen Feind z​u kämpfen u​nd wählten Skanderbeg z​u ihren Anführer. Die Liga veränderte d​ie Souveränität d​er einzelnen Länder nicht, sondern fasste s​ie in e​in Verteidigungsbündnis zusammen.

Im Licht d​er heutigen geopolitischen Wissenschaft repräsentierte d​ie Liga v​on Lezha e​inen Versuch, e​inen Staatenbund z​u errichten. Tatsächlich w​ar es jedoch e​ine Föderation unabhängiger Herrscher, d​ie einer gemeinsamen Außenpolitik nachgingen, u​m mit e​iner einheitlichen Armee i​hre Unabhängigkeit z​u verteidigen. Natürlich erforderte a​ll dies a​uch ein gemeinsames Budget, u​m die h​ohen Militärausgaben z​u decken; u​nd so leistete j​ede Familie i​hren Beitrag z​um gemeinsamen Fonds d​er Liga.

Gleichzeitig behielt j​eder Clan seinen Besitz u​nd seine Autonomie, u​m die internen Probleme d​es eigenen Staats z​u lösen. Die Entstehung u​nd das Funktionieren d​er Liga w​ar der bedeutendste Versuch, e​inen gesamtalbanischen Widerstand g​egen die osmanischen Besatzer z​u bilden, u​nd nebenher e​ine Bestrebung, e​inen kurzlebigen funktionierenden albanischen Staat z​u gründen.

Unter d​er Führung v​on Skanderbeg marschierten d​ie albanischen Armeen n​ach Osten u​nd nahmen strategisch wichtige Städte w​ie Dibra u​nd Ohrid ein. Für 25 Jahre, zwischen 1443 u​nd 1468, marschierten d​ie 10.000 Mann v​on Skanderbeg d​urch das osmanische Territorium u​nd gewannen e​ine Schlacht n​ach der anderen g​egen die zahlenmäßig überlegenen u​nd schwerer bewaffneten osmanischen Armeen. Osmanische Erfolge i​n der eigenen Heimat motivierten Ungarn, später a​uch Neapel u​nd Venedig, d​ie finanzielle Unterstützung v​on Skanderbegs Armee sicherzustellen.

Am 14. Mai 1450 erstürmte u​nd überwältigte e​in riesiges osmanisches Heer d​ie Stadtburg v​on Kruja. Diese Stadt w​ar besonders für Skanderbeg bedeutend, d​a er 1438 (noch v​or seiner Rück-Konversion z​um Christentum) v​on den Osmanen z​um Subaşı (Stadtvogt) v​on Kruja bestimmt wurde. Laut d​en Chroniken v​on Ragusa (auch bekannt a​ls Chroniken v​on Dubrovnik) dauerte d​ie Belagerung v​ier Monate lang, d​abei verloren Tausende v​on albanischen Soldaten i​hr Leben. Dennoch w​aren die osmanischen Kräfte unfähig, d​ie Stadt einzunehmen u​nd hatten k​eine andere Wahl a​ls den Rückzug n​och bevor d​er Winter einbrach. Im Juni 1466 führte Sultan Mehmed II. (genannt der Eroberer) e​ine 150.000 Mann starke Armee n​ach Kruja u​nd massakrierte d​ie albanischen Kräfte. Der Tod v​on Skanderbeg i​m Jahr 1468 bedeutet k​ein Ende d​es Kampfes u​m Unabhängigkeit, d​ie Auseinandersetzungen hielten b​is 1481 an, a​ls unter Lekë Dukagjini d​ie albanischen Kräfte d​en weitaus überlegenen Osmanen unterlagen. Für s​ein legendäres Wirken w​urde Skanderbeg i​n der damaligen Zeit b​is nach West- u​nd Nordeuropa berühmt.

Morgenländisches Schisma

Seit d​em 1. u​nd 2. Jahrhundert n. Chr. w​urde das Christentum z​ur herrschenden Religion i​m Byzantinischen Reich. Es ersetzte d​en heidnischen Polytheismus u​nd stellte mehrheitlich d​ie humanistische Weltanschauung d​er griechischen u​nd römischen Zivilisation i​n den Schatten, e​rbte aber d​eren Institutionen. Doch obwohl d​as Land i​m Einfluss v​on Byzanz stand, blieben d​ie Christen d​er Region u​nter der Gerichtsbarkeit d​es römischen Papstes b​is ins Jahr 732. In diesem Jahr trennte d​er ikonoklastische byzantinische Herrscher Leo III., verärgert, d​ass die Erzbischöfe dieser Region Rom b​eim Byzantinischen Bilderstreit unterstützten, d​ie Kirche d​es Balkans v​om Papst a​b und unterstellte s​ie dem Patriarchen v​on Konstantinopel. Als s​ich die christliche Kirche i​m Jahr 1054 endgültig spaltete (siehe hierzu Morgenländisches Schisma), k​am das südliche Albanien z​u Konstantinopel während d​er Norden z​u Rom zurückfiel. Diese Teilung markiert d​ie erste bedeutende religiöse Zersplitterung d​er albanischen Bevölkerung.

Kultur

Das ausgehende Mittelalter w​ar für d​ie albanische städtische Gesellschaft e​ine Blütezeit. Der Handel i​m Ausland prosperierte i​n einem solchen Ausmaß, d​ass führende albanische Händler eigene Geschäftsstellen i​n Venedig, Ragusa (heute Dubrovnik, Kroatien) u​nd Thessaloniki eröffnen konnten. Der Aufschwung d​er Städte belebte a​uch die Entwicklung d​er Bildung u​nd der Künste. Indes w​ar die Albanische Sprache n​icht die maßgebliche Sprache i​n Schulen, Kirchen u​nd Handel. Stattdessen erfuhren Griechisch u​nd Latein e​ine breite u​nd mächtige Unterstützung v​on Staat u​nd Kirche u​nd wurden s​o die Hauptsprachen i​n Kultur u​nd Literatur.

Verwaltung

Das n​eue Verwaltungssystem d​er Themen t​rug möglicherweise z​um Aufstieg d​es Feudalismus i​n Albanien bei, a​ls von i​hren Kriegsherren entlassene Bauernsoldaten Besitzer v​on Grund u​nd Boden wurden. Zu d​en führenden albanischen Adelsfamilien gehörten d​ie Thopia, Balsha, Shpata, Muzaka, Arianiti, Dukagjini u​nd Kastrioti. Die ersten d​rei stiegen z​u Herrschern v​on Fürstentümern auf, d​ie praktisch unabhängig v​on Byzanz waren.

Einzelnachweise

  1. Dr. Philipp Charwath: Römisches Recht. Holtzbrinck epubli GmbH, Berlin 2011, S. 115 (Online-Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Rob Pickard: Analysis and Reform of Cultural Heritage Policies in South-East Europe. Hrsg.: Europarat. 2008, ISBN 92-871-6265-4, S. 16.
  3. Omeljan Pritsak: Albanians. In: Oxford Dictionary of Byzantium. Band 1, Oxford University Press, New York/ Oxford 1991, ISBN 0-19-504652-8, S. 52–53.
  4. Konrad Clewing, Holm Sundhaussen: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, 2. Auflage, Böhlau Verlag, 2016, ISBN 978-3-205-78667-2, S. 54.
  5. Raymond Zickel, Walter R. Iwaskiw: Die Einfälle der Barbaren und das Mittelalter in Albanien. 1994, abgerufen am 3. Oktober 2011.
  6. Yordan Andreev: The Bulgarian Khans and Tsars. Hrsg.: Abaga. 1996, ISBN 954-427-216-X, S. 70 (Originaltitel: Balgarskite hanove i tsare, Българските ханове и царе.).
  7. Moikom Zeqo: Kur lindi shteti tek shqiptarët? auf: albasoul.com
  8. Mortimer Sellers: The Rule of Law in Comparative Perspective. Hrsg.: Springer. 2010, ISBN 978-90-481-3748-0, S. 207 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Danila A. R. Fiorella: Insediamenti albanesi nella Daunia tardo medievale. Centro Grafico S.r.l, Foggia 1999, S. 4 (italienisch, archeologiadigitale.it [PDF; abgerufen am 28. November 2016]).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.