Afrikaviertel (Neustadt)
Das Afrikaviertel ist ein Stadtviertel der pfälzischen Stadt Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz.
Geographische Lage
Das Stadtviertel liegt auf einer Höhe von 170 bis 260 m ü. NHN[1] westlich des Stadtkerns am Nordhang des 490 m hohen Nollenkopfs und südlich des Speyerbachtals, das sich dort zum Hügelland an der Deutschen Weinstraße und zur Rheinebene öffnet. Im Tal verläuft die Bundesstraße 39. Über diese, erreichbar durch die Karolinen- oder die Saarlandstraße, ist das Viertel an den überregionalen Verkehr angebunden, östlich zur Stadtmitte und zur Autobahn 65, westlich in Richtung Kaiserslautern. Ebenfalls dorthin führt die zur B 39 parallele Bahnstrecke Mannheim–Saarbrücken.
An der Abzweigung der Hauberallee von der Von-Wißmann-Straße markiert seit dem 9. August 2019 ein Findling aus rotem Sandstein das Afrikaviertel.[2]
Geschichte
Das Stadtviertel aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt seinen Namen nach den Straßen der Siedlung, die überwiegend nach den damals populären deutschen Afrikaforschern benannt wurden. Für die Namensgebung hatten sich zwei Familien eingesetzt, nachdem sie aus dem heutigen Namibia bzw. Tansania zurückgekehrt waren und sich hier niedergelassen hatten.
Anfang des 21. Jahrhunderts setzten Anwohner durch, dass die nach Carl Peters benannte Straße umbenannt wurde; der ehemalige Namensgeber gilt als Rassist, der als Reichskommissar in Deutsch-Ostafrika (1885–1888) wegen seines brutalen Vorgehens gegen Eingeborene den Spitznamen „Hänge-Peters“ erhalten hatte. Mit Rücksicht auf gewachsene Adressen lediglich auf dem ersten Buchstaben geändert, heißt die Straße nun Karl-Peters-Straße nach dem 1998 verstorbenen deutschen Strafrechtler.[3]
In der Hauberallee stand von 1912 an das jüdische Altenheim. Als es während der Novemberpogrome 1938 in Brand gesetzt wurde und bis auf die Grundmauern niederbrannte, konnten zwei betagte Insassinnen, Fanny Bender und Camilla Haas, sich nicht ins Freie retten und fanden den Tod.[4]
Bauwerke
Wichtigster Gebäudekomplex des Viertels ist das Leibniz-Gymnasium ganz im Nordosten mit der Anschrift Karolinenstraße 103. Die neobarocke Hauberanlage westlich davon mit Treppen und einer Brunnennische wurde, wie auch die dort beginnende Hauberallee, nach dem Neustadter Ehrenbürger Ludwig Heinrich Hauber (1827–1902) benannt. Dieser hatte die Parkanlage 1899 zum Andenken an seine im Jahr zuvor verstorbene Ehefrau Karoline als Karolinenhain errichten lassen.[5]
Im westlichen Bereich des Viertels steht das Georg-von-Neumayer-Denkmal, eine steinerne Stele, die dem Polarforscher im Jahr 1911 gewidmet wurde.
Im Jahr 2016 wurde von Bewohnern des Viertels der gemeinnützige Afrika-Viertel-Verein Neustadt an der Weinstraße gegründet, der sich um Erhalt und Pflege der Hauberanlage, des Georg-von-Neumayer-Denkmals und des im Nordwesten an das Viertel angrenzenden Naturparks Axtwurfanlagen[6] kümmert.[7] Vorsitzender ist (Stand 2021) Manfred Oesterle.[8]
Einzelnachweise
- Ungefähres Zentrum des Afrikaviertels auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 3. November 2021.
- Anke Herbert: Neustadt: Sandstein-Findling für Afrikaviertel. In: Die Rheinpfalz. 9. August 2019, abgerufen am 29. August 2019.
- Waltraud Werdelis: Heiliger Petrus statt Hänge-Peters. In: Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung. Ludwigshafen 19. November 2014.
- Das jüdische Altenheim. Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt, abgerufen am 21. April 2017.
- Die Hauberanlage. Stadtverwaltung Neustadt, abgerufen am 18. April 2016.
- Klaus Hühnerfauth, Axel Rehe: Die ehemaligen Parkanlagen am Nollen in Neustadt an der Weinstraße. Paul Habermehl, Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz, Sonderdruck 12, 2008, abgerufen am 3. November 2021.
- Markus Pacher: Ein Herz für’s Afrikaviertel. In: Stadtanzeiger Neustadt. 15. August 2019, abgerufen am 3. November 2021.
- Website des Afrika-Viertel-Vereins Neustadt an der Weinstraße, Menüpunkt Über uns, abgerufen am 3. November 2021.