ASTERIG
ASTERIG ist ein englisches Akronym für Assessment Tool to Measure and Evaluate the Risk Potential of Gambling Products (Beurteilungswerkzeug zum Messen und Abschätzen des Risikopotentials von Glücksspielprodukten).
Hintergrund
Glücksspiel und Wetten ist ein wichtiger Teil des Lebens vieler Menschen, da es ihnen überall auf der ganzen Welt großes Vergnügen bereitet. Jedoch kann jedes Glücksspiel- und Wettprodukt negative Folgen hervorrufen; manche Personen entwickeln dabei ein wiederkehrend gestörtes Spielverhalten, das sich bis hin zum pathologischen Spielen entwickeln kann.[1] Das individuelle Risiko hängt zum einen von der Persönlichkeit des Spielers selbst und zum anderen von den Merkmalen des Glücksspielprodukts ab. So sollte sich zum Beispiel das Suchtgefährdungsrisiko einer Lotterie grundsätzlich von dem eines Geldspielautomaten unterscheiden, wobei Kriterien wie die Höhe und Häufigkeit eines Jackpots oder die Art des Angebots (offline versus online) das Gefährdungspotential signifikant beeinflussen können.[2]
Problematisches Spielverhalten ist mehr als nur ein individuelles Problem. Häufig hängt es mit finanziellen Verlusten, Störungen in den betroffenen Familien und zwischenmenschlichen Beziehungen und gleichzeitig auftretenden psychischen Beeinträchtigungen zusammen.[3] Es kann sich dadurch sowohl zu einer sozialen Angelegenheit für die gesamte persönliche Umgebung des pathologischen Spielers als auch einer gesamten Volkswirtschaft entwickeln.[4]
ASTERIG ist ein systematisches Mess- und Bewertungsinstrument zur Quantifizierung möglicher Suchtpotentiale von Glücks- und Geldgewinnspielprodukten.[5][6] Das Tool bemisst anhand von Punktwerten (Scores), wie groß das Suchtgefährdungspotential eines Glücksspielproduktes sein kann. Dazu werden zehn, nicht signifikant interkorrelierende Parameter herangezogen, die entsprechend der Stärke ihres Einflusses gewichtet sind. Es gewährt so einen mathematisch-objektiven Vergleich möglicher Suchtgefährdungspotentiale zwischen verschiedenen, gegebenenfalls einander ähnlichen Glücksspielprodukten. Darüber hinaus macht ASTERIG deutlich, wo konkret, d. h. bei welchem Merkmal oder bei welchen Merkmalen des jeweils betrachteten Glücksspiels das Suchtgefährdungspotential gefördert oder reduziert werden kann.
ASTERIG bietet die Möglichkeit eines quantitativen Vergleichs in Form eines systematischen Mess- und Bewertungsinstruments mit vergleichbaren Scores bzw. einer komparativ wertbaren Skala. Das Tool hilft sowohl dem Gesetzgeber und der Rechtsprechung als auch der Verwaltungspraxis in den Ländern bzw. Staaten, die öffentlich Glücksspiele und Wetten erlauben und anbieten. Eine wissenschaftlich fundierte Klassifizierung von Glücksspielprodukten in komparativ messbare Gefährdungsgrade ist auch im internationalen Kontext unbestritten. Ähnliche Forschungsarbeiten sind bekannt aus Großbritannien,[7] Finnland[8] und Schweden.[9] Deren theoretische oder empirische Grundlagen sind bis dato jedoch nicht veröffentlicht, was die wissenschaftliche Beurteilung dieser Instrumente erschwert.
ASTERIG wurde entwickelt und global validiert von:[10]
Experte | Land | Institution |
---|---|---|
Carlos Blanco | USA | Department of Psychiatry Columbia University, New York State Psychiatric Institute |
Alex Blaszczynski | AUS | University of Sydney, School of Psychology |
Reiner Clement | D | Bonn-Rhein-Sieg University |
Jeffrey Derevensky | CAN | McGill University, International Centre for Youth Gambling Problems and High Risk Behaviors |
Anna E. Goudriaan | NL | University of Amsterdam, Academic Medical Center |
David C. Hodgins | CAN | University of Calgary, Department of Psychology |
Ruth J. van Holst | NL | University of Amsterdam, Academic Medical Center |
Ángela Ibáñez | ES | Alcala University, Department of Psychiatry, Ramon y Cajal Hospital |
Silvia S. Martins | USA | Columbia University, Mailman School of Public Health |
Chantal Moersen | D | Charité Berlin |
Sabrina Molinaro | I | CNR – Istituto di Fisiologia Clinica Sezione di Epidemiologia Pisa |
Adrian Parke | UK | University of Lincoln |
Franz W. Peren | D | Bonn-Rhein-Sieg University |
Nancy M. Petry | USA | University of Connecticut, Health Center |
Heather Wardle | UK | National Centre for Social Research |
Siehe auch
Literatur
- Franz W. Peren, Reiner Clement: Wettbewerb als Determinante des Spieler- und Konsumentenschutzes. Mögliche Sozialverluste infolge einer Wettbewerbsverzerrung auf dem deutschen Glücks- und Gewinnspielmarkt. Medien und Recht Verlag, München u. a. 2014, ISBN 978-3-939438-25-0.
- Judit Tessényi, Franz W. Peren: ASTERIG. A szerencsejáték-termékek függőségi kockázatainak egy lehetséges mérése és empirikus vizsgálata a Magyarországon kínált szerencsejátékokra. In: Alkalmazott pszichológia, 15(4), 2015, S. 47–56
Weblinks
- eASTERIG, University of Sydney, School of Public Health (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive)
- Westlotto (Westdeutsche Lotterie GmbH & Co. OHG): Responsible Gaming Report 2011
Einzelnachweise
- Problematisches und pathologisches Spielen. Charité, 2014
- Pathologisches Spielen. (PDF) DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V., Suchtmedizinische Reihe, Band 6, 2013, S. 11ff.
- Angehörige. Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e. V., 2014
- Soziale Folgekosten von Lust & Sucht in Österreich. (PDF; 548 kB) Kreutzer, Fischer & Partner, Wien 2013, S. 9ff.
- Carlos Blanco, Alex Blaszczynski, Reiner Clement, Jeffrey Derevensky, Anna E. Goudriaan, David C. Hodgins, Ruth J. van Holst, Angela Ibanez, Silvia S. Martins, Chantal Moersen, Sabrina Molinaro, Adrian Parke, Franz W. Peren, Nancy M. Petry, Heather Wardle: Assessment Tool to Measure and Evaluate the Risk Potential of Gambling Products – ASTERIG. In: The Journal of Gambling Business and Economics, Vol. 7, 2013, No 1, S. 73–87.
- Franz W. Peren: Assessment Tool to Measure and Evaluate the Risk Potential of Gambling Products: ASTERIG. In: The Journal of Gambling Business and Economics, 2011, Vol. 5, No. 2, S. 54–66.
- Gaming Assessment Measure – Guidance about Responsible Design. gamgard.com, abgerufen 17. März 2013.
- Product Evaluation Method for Reducing Potential Hazards. veikkaus.fi; abgerufen 17. März 2013.
- Playscan (Sweden) spelinstitutet.se; abgerufen 17. März 2013.
- Carlos Blanco, Alex Blaszczynski, Reiner Clement, Jeffrey Derevensky, Anna E. Goudriaan, David C. Hodgins, Ruth J. van Holst, Angela Ibanez, Silvia S. Martins, Chantal Moersen, Sabrina Molinaro, Adrian Parke, Franz W. Peren, Nancy M. Petry, Heather Wardle: Assessment Tool to Measure and Evaluate the Risk Potential of Gambling Products, ASTERIG: A Global Validation. In: Gaming Law Review and Economics. Volume 17, 2013, Issue 9, S. 635–642.