(136472) Makemake
(136472) Makemake ([ˈmakeˈmake], frühere, provisorische Bezeichnung 2005 FY9) ist ein Zwergplanet der Unterklasse der Plutoiden und zählt zu den größten bisher bekannten Objekten im Kuipergürtel. Er ist benannt nach Makemake, der Schöpfergottheit in der Mythologie der Osterinsel.
Zwergplanet (136472) Makemake | |
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Makemake (mitte) und sein Mond (oben) durch das Hubble-Weltraumteleskop (2015). | |
Eigenschaften des Orbits[1]Epoche: 2459600,5 (Animation) | |
Große Halbachse | 45,28 AE (6.773,8 Mio. km) |
Perihel – Aphel | 37,79 – 52,77 AE |
Exzentrizität | 0,1654 |
Neigung der Bahnebene | 29,00° |
Siderische Umlaufzeit | 307 a 255 d |
Mittlere Orbitalgeschwindigkeit | 4,396 km/s |
Physikalische Eigenschaften | |
Äquatordurchmesser∗ | [2] [3] km |
Poldurchmesser∗ | [2] [3] km |
Masse | 3,1 · 1021 [4] kg |
Mittlere Dichte | 1,4–3,2 g/cm3 |
Rotationsperiode | 22,8266 h[1] |
Geometrische Albedo | [2] [3] |
∗bezogen auf das Nullniveau des Zwergplaneten | |
Sonstiges | |
Monde | S/2015 (136472) 1 |
Entdecker | M. Brown, C. Trujillo D. Rabinowitz |
Datum der Entdeckung | 31. März 2005 |
Entdeckung
Der Himmelskörper wurde am 31. März 2005 von Michael E. Brown (CalTech), Chadwick A. Trujillo (Gemini-Observatorium) und David L. Rabinowitz (Yale-Universität) mit dem Oschin-Schmidt-Teleskop am Mount-Palomar-Observatorium entdeckt. Das Objekt bekam vom Entdeckerteam die inoffizielle Arbeitsbezeichnung „Easterbunny“ (Osterhase).[5]
Die Entdeckung von Makemake wurde am 29. Juli 2005 bekannt gegeben. Am selben Tag wurden auch die großen Transneptune Haumea und Eris der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Diese drei Objekte stellen zusammen mit Pluto nach derzeitigem Wissen die vier hellsten bekannten Kuipergürtelobjekte dar. Der mittlere Durchmesser von Makemake beträgt etwa 1477 Kilometer (etwa 62 % des Durchmessers von Pluto). Seine scheinbare Helligkeit liegt bei rund 17 mag, womit er das zweithellste Objekt nach Pluto im Kuipergürtel ist. Am 7. September 2006 erhielt Makemake von der IAU die Asteroidennummer 136472.
Nach seiner Entdeckung ließ sich Makemake auf Fotos bis ins Jahr 1955 zurückgehend finden und so konnte seine Umlaufbahn genauer berechnet werden. Seither wurde der Zwergplanet durch verschiedene Teleskope wie das Hubble-, Herschel- und das Spitzer-Weltraumteleskop sowie erdbasierte Teleskope beobachtet. Im Mai 2018 lagen 1592 Beobachtungen über einen Zeitraum von 64 Jahren vor.[1][6]
Name
Im Juli 2008 erhielt er den Namen Makemake nach der Schöpfergottheit der Kultur der Osterinsel.[5][7]
Im Gegensatz zu Pluto haben andere Zwergplaneten und Asteroiden, einschließlich Makemake, kein allgemein verwendetes astronomisches Symbol, obwohl ein Symbol für Haumea von der NASA verwendet wurde: .[8] Die Internationale Astronomische Union (IAU) rät offiziell von Planetensymbolen ab, und sie spielen in der modernen Astronomie nur noch eine untergeordnete Rolle.
Eigenschaften
Umlaufbahn
Makemake bewegt sich auf einer elliptischen Umlaufbahn im Abstand zwischen 38,4 AE (Perihel) und 52,8 AE (Aphel) um die Sonne. Derzeit ist er etwa 52,5 AE von der Sonne entfernt, nahe seinem Aphel, das er etwa zum Jahreswechsel 2033/2034 erreichen wird.[9] Der letzte Periheldurchgang ereignete sich 1879. Die Bahn ist etwa 29° gegen die Ekliptik geneigt. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt der Zwergplanet rund 309 Jahre und 1 Monat. Wegen des weit außerhalb der Neptunbahn liegenden Perihels zählt er zu den klassischen KBOs (CKBO), da er während der bisherigen Existenzdauer des Sonnensystems keinem großen Planeten zu nahegekommen sein kann.[10] Die (Fast-)11:6-Resonanz mit Neptun ist anscheinend zufällig.
Größe
Makemake ist erheblich größer als Ceres. Aufgrund seiner durch eine Sternbedeckung bekannten Größe ist er so gut wie sicher im hydrostatischen Gleichgewicht und nahezu sphärisch (Maclaurin-Ellipsoid) geformt. Er misst an der Längsachse 1502 und der kürzeren Achse 1430 Kilometer[3]. Eine erneute Analyse der Daten ergab 2013 jedoch nur noch Abmessungen von 1435 +48−18 km × 1420 +18−24 km – unter der Annahme, dass ein Pol Makemakes der Erde zugewandt ist.[2] Nach der Entscheidung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) vom Juli 2008 wurde er der Kategorie der Zwergplaneten und aufgrund seiner großen Entfernung von der Sonne gleichzeitig der Unterkategorie der Plutoiden zugeordnet[7].
Jahr | Abmessungen km | Quelle |
---|---|---|
2007 | 1500,0 +400,0−200,0 | Stansberry u. a.[11] |
2010 | 1500,0 | Tancredi[12] |
2010 | 1420,0 ± 60,0 | Lim u. a.[13] |
2012 | 1465,6 ± 20,0 (1502,0 ± 45,0 × 1430,0 ± 9,0) |
Ortiz u. a.[3] |
2013 | 1430,0 ± 14,0 (1434,0 +48,0−18,0 × 1420,0 +18,0−24,0) |
Brown[2] |
2013 | 2148,0 | Mommert u. a.[14] |
2018 | 1426,0 | Brown[15] |
Die präziseste Bestimmung ist fett markiert. |
Oberfläche
Ähnlich wie bei Pluto erscheint Makemakes Oberfläche im sichtbaren Spektrum rot, signifikant röter als die Oberfläche von Eris. Das Nahinfrarotspektrum ist durch das Vorhandensein der breiten Methaneis-Absorptionsbanden gekennzeichnet. Methan wird auch auf Pluto und Eris beobachtet, seine spektrale Signatur ist dort jedoch viel schwächer.[16] Vermutlich gibt es auch Stickstoff-, Kohlenmonoxid- und/oder Argoneis auf der Oberfläche.[17] Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, die durch den extrem dunklen Mond verfälscht waren, erscheint die Oberfläche Makemakes doch homogen zu sein.[18]
Atmosphäre
Anlässlich einer Okkultation am 23. April 2011 wurde durch die schlagartige Verfinsterung des bedeckten Sterns 18. Magnitude offenbar, dass Makemake zurzeit keine nennenswerte Atmosphäre besitzt. Ortiz und Kollegen zufolge kann der Druck an der Oberfläche nicht mehr als 4–12 Nanobar betragen.[3] Da er derzeit seinen größten Sonnenabstand hat, wird vermutet, dass die bei größerer Sonnennähe vorhandene Atmosphäre jetzt als Stickstoff- und Methan-Schnee ausgefroren ist. Das würde auch die hohe Albedo Makemakes erklären.
Größenvergleich
Mond
Am 26. April 2016 wurde die Entdeckung eines Mondes um Makemake bekannt gegeben.[19] Die Entdeckung beruht auf Aufnahmen der Hubble-Weltraumteleskop Wide Field Camera 3, die schon im April 2015 durchgeführt wurden. Der Mond erhielt die provisorische Bezeichnung S/2015 (136472) 1 und den Spitznamen MK 2. Er umkreist den Zwergplaneten in einer Höhe von mindestens 21.000 Kilometern und besitzt einen Durchmesser von ungefähr 175 bis 250 Kilometern.[20] Ersten Untersuchungen zufolge ist der Mond im Gegensatz zu Makemake kohlschwarz mit einer Albedo von etwa 0,01.
Die Tatsache, dass die Bahnebene derzeit zur Erde hin ausgerichtet ist, stellt die bisherige Annahme infrage, Makemake wende uns einen seiner Pole zu. Die Gezeitenkräfte des schnell rotierenden Zwergplaneten sollten den Mond auf eine Bahn zwingen, die gegenüber der Äquatorebene Makemakes wenig geneigt ist.[21]
Das Makemake-System in der Übersicht:
Komponenten | Physikalische Parameter | Bahnparameter | Entdeckung | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Name | Durch- messer (km) |
Relativ- größe % |
Masse (kg) |
Große Halbachse (km) |
Umlaufzeit (d) |
Exzentrizität |
Inklination zu Makemakes Äquator |
Datum Entdeckung Datum Veröffentlichung |
(120347) Makemake |
1430,0 | 100,00 | 3,10 · 1021 | – | – | – | – | 31. März 2005 29. Juli 2005 |
S/2015 (136472) 1 (Makemake I) |
175,0 | 12,20 | ? | 21100 | 12,4 | ? | ?° | 27. April 2015 26. April 2016 |
Trivia
Die österreichische Band The Makemakes leitete ihren Namen von dem des Zwergplaneten ab.
Weblinks
- Michael E. Brown: The dwarf planet that gets no respect. In: mikebrownsplanets.com. 3. April 2013, abgerufen am 28. Juli 2017.
- ESO: Zwergplanet Makemake hat keine Atmosphäre 21. November 2012
Einzelnachweise
- (136472) Makemake in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
- M.E. Brown: On the size, shape, and density of dwarf planet Makemake. In: The Astrophysical Journal Letters. 767, Nr. 1, 25. März 2013, S. L7. arxiv:1304.1041. bibcode:2013ApJ...767L...7B. doi:10.1088/2041-8205/767/1/L7.
- J. L. Ortiz, B. Sicardy, F. Braga-Ribas, A. Alvarez-Candal, E. Lellouch, R. Duffard, N. Pinilla-Alonso, V. D. Ivanov, S. P. Littlefair, J. I. B. Camargo, M. Assafin, E. Unda-Sanzana, E. Jehin, N. Morales, G. Tancredi, R. Gil-Hutton, I. De La Cueva, J. P. Colque, D. N. Da Silva Neto, J. Manfroid, A. Thirouin, P. J. Gutiérrez, J. Lecacheux, M. Gillon, A. Maury, F. Colas, J. Licandro, T. Mueller, C. Jacques, D. Weaver: Albedo and atmospheric constraints of dwarf planet Makemake from a stellar occultation. In: Nature. 491, Nr. 7425, 2012, S. 566–569. bibcode:2012Natur.491..566O. doi:10.1038/nature11597. PMID 23172214. (ESO 21 November 2012 press release: Dwarf Planet Makemake Lacks Atmosphere)
- Alex Parker et al.: The Mass, Density, and Figure of the Kuiper Belt Dwarf Planet Makemake. In: American Astronomical Society, DPS meeting #50, id.509.02. Oktober 2018. bibcode:2018DPS....5050902P.
- M. E. Brown: Mike Brown’s Planets: What’s in a name? (part 2). California Institute of Technology, 13. Juli 2008, abgerufen am 2. November 2017.
- (136472) Makemake beim IAU Minor Planet Center (englisch)
- Fourth dwarf planet named Makemake. iau0806 – News Release, 19. Juli 2008.
- JPL/NASA: What is a Dwarf Planet?. In: Jet Propulsion Laboratory. 22. April 2015. Abgerufen am 19. Januar 2022.
- AstDyS-2. Universita di Pisa, abgerufen am 25. Dezember 2017.
- Jane X. Luu, David C. Jewitt: Kuiper Belt Objects: Relics from the Accretion Disk of the Sun. In: Annu. Rev. Astron. Astrophys.. 40, Nr. 1, 2002, S. 63–101. bibcode:2002ARA&A..40...63L. doi:10.1146/annurev.astro.40.060401.093818.
- J. Stansberry u. a.: Physical properties of Kuiper belt objects and Centaurs: Constraints from Spitzer Space Telescope (Februar 2007)
- G. Tancredi: Physical and dynamical characteristics of icy “dwarf planets” (plutoids). IAU. 1. April 2010. Abgerufen am 29. Januar 2019.
- T. Lim u. a.: TNOs are Cool: A survey of the trans-Neptunian region . III. Thermophysical properties of 90482 Orcus and 136472 Makemake (Juli 2010)
- M. Mommert u. a.: Remnant planetesimals and their collisional fragments: Physical characterization from thermal-infrared observations (2013)
- Mike Brown: How many dwarf planets are there in the outer solar system? (November 2018)
- J. Licandro, N. Pinilla-Alonso, M. Pedani, E. Oliva, G. P. Tozzi, W. M. Grundy: The methane ice rich surface of large TNO 2005 FY9: a Pluto-twin in the trans-neptunian belt?. In: Astronomy & Astrophysics. 445, Nr. 3, 3. Januar 2006, S. L35–L38. doi:10.1051/0004-6361:200500219.
- S. C. Tegler, W. M. Grundy, W. Romanishin, G. J. Consolmagno, K. Mogren, F. Vilas: Optical Spectroscopy of the Large Kuiper Belt Objects 136472 (2005 FY9) and 136108 (2003 EL61). In: Astronomical Journal. 133, Nr. 2, 2007, S. 526–530. arxiv:astro-ph/0611135. bibcode:2007AJ....133..526T. doi:10.1086/510134.
- D. Perna, T. Hromakina, F. Merlin, S. Ieva, S. Fornasier, I. Belskaya, E. Mazzotta Epifani: The very homogeneous surface of the dwarf planet Makemake. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. 466, Nr. 3, 21. April 2017, ISSN 0035-8711, S. 3594–3599. bibcode:2017MNRAS.466.3594P. doi:10.1093/mnras/stw3272.
- NASA – Hubble Discovers Moon Orbiting the Dwarf Planet Makemake (englisch, 26. April 2016)
- A. H. Parker, M. W. Buie, W. M. Grundy, K. S. Noll: Discovery of a Makemakean Moon. In: The Astrophysical Journal Letters. 825, Nr. 1, 25. April 2016, S. L9. arxiv:1604.07461. doi:10.3847/2041-8205/825/1/L9.
- Alex H. Parker: A Moon for Makemake. 2. Mai 2016, abgerufen am 25. Dezember 2017.