Œ
Der Buchstabe Œ, Kleinbuchstabe œ, ist eine Ligatur aus O und E. Ursprünglich aus dem Mittellatein stammend, wird er heute im Französischen und je nach Autor im Niederdeutschen (Plattdeutschen) noch verwendet. Im Altisländischen war er für langes ö eine Alternativschreibung zum ǿ.
Typografisch gesehen wanderte das E nicht über das O und wurde, wie beim Ö, zu einem diakritischen Zeichen, dem Trema, stilisiert, sondern verschmolz seitlich mit dem O (OE → Œ).
Französische Sprache
Œ wird im Französischen "e dans l'o" (e im o) genannt, was ein Wortspiel mit "e dans l'eau" (e im Wasser) verursacht.
Wenn es aus einem lateinischen o stammt, wird es im Französischen von einem u gefolgt.
Falls das lateinische o nicht von einem /w/-Laut gefolgt war, wird das französische œu wie ein offenes ö /œ/ ausgesprochen: sœur (Schwester) /sœʁ/, cœur‚ (Herz) /kœʁ/.
Falls das lateinische o von einem /w/-Laut gefolgt war (mit einem v notiert), wird das französische œu im Singular wie ein offenes ö /œ/ und im Plural wie ein geschlossenes ö /ø/ ausgesprochen; das lateinische v ist zu einem f geworden, das nur im Singular ausgesprochen wird: œuf (Ei) /œf/, bœuf (Ochs) /bœf/; œufs (Eier) /ø/, bœufs (Ochsen) /bø/.
Wenn das französische œ aus dem Altgriechischen Οἰ stammt, wird es nicht von einem u gefolgt. Es wird dann wie ein geschlossenes ö realisiert, trotz der Empfehlung der Académie Française, es wie ein geschlossenes e /e/ auszusprechen. Beispiele: Œdipe (Ödipus) /ødip/, œdème (Ödem) /ødɛm/.
Mittelhochdeutsch
In der normalisierten mittelhochdeutschen Orthographie (Stauffische Hofsprache) steht er für ein langes [øː], während ö oder oͤ (O mit kleinem e darüber) für ein kurzes [œ] steht.
Niederdeutsche Sprache
Vor allem im Ostniederdeutschen wird es häufig verwendet, um das offene ö /œ/ (Mœl ‚Mühle‘; œwer ‚über‘) vom geschlossenen ö /ø/ (Möl ‚Unordnung‘; Öwer ‚Ufer‘) zu unterscheiden.[1]
Kamerunische Sprachen
In einigen Sprachen, die auf dem allgemeinen Alphabet der kamerunischen Sprachen basieren, kommt das œ als halboffener Vokal vor, so z. B. in den Sprachen Kom und Koonzime.
Verwendung
- In der Mathematik wird die Ligatur Œ als Abkürzung des Ausdrucks »ohne Einschränkung« verwendet.
- Im Deutschen gibt es das Fremdwort Œuvre (von franz. Arbeit f., Lebenswerk m.).
- Der Schweizer Technologiekonzern OC Oerlikon verwendet den Buchstaben in seinem Logo.
- Im Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA) wird das Zeichen œ für den gerundeten halboffenen Vorderzungenvokal verwendet.
Darstellung in Computersystemen
Im Zeichensatz ISO 8859-1 (Latin-1) ist das Œ nicht enthalten, jedoch in ISO 8859-15 (Latin-9) an den Positionen BChex (Œ) und BDhex (œ) und in Windows-1252 (CP1252) an den Positionen 8Chex (Œ) und 9Chex (œ). Das DEC Multinational Character Set enthält das Œ an Codeposition D7hex und œ an Position F7hex.
Zeichenkodierungen
Standard/System | Majuskel (Œ) | Minuskel (œ) | |
---|---|---|---|
Zeichenkodierung | |||
Unicode | Codepoint | U+0152 | U+0153 |
Name | LATIN CAPITAL LIGATURE OE | LATIN SMALL LIGATURE OE | |
UTF-8 | C5 92 | C5 93 | |
HTML-Entität | Œ |
œ | |
XML/XHTML | dezimal | Œ |
œ |
hexadezimal | Œ |
œ | |
TeX/LaTeX | Textmodus | \OE |
\oe |
Mathem. Modus | |||
Eingabemethoden1 | |||
Windows | CP850 (TUI) | — | — |
CP1252 (GUI) | Alt+01402 | Alt+01562 | |
Macintosh | alt/⌥+⇧Shift+Ö alt/⌥+⇧Shift+O (MacOS) |
alt/⌥+Ö alt/⌥+O (MacOS) | |
Linux (mit neueren Versionen von X11) | Compose, ⇧Shift+OE | Compose, O, E | |
Neo | Mod3+↹, ⇧Shift+OE4 | Mod3+↹, O, E4 | |
Apache-OpenOffice-Varianten | — | — | |
Microsoft Word | Tastenkombination | Strg+⇧Shift+&, ⇧Shift+O | Strg+⇧Shift+&, O |
Unicodeeingabe | 1, 5, 2, Alt+C | 1, 5, 3, Alt+C | |
Vim | Digraph3 | Strg+K, ⇧Shift+OE | Strg+K, O, E |
Unicodeeingabe | Strg+V, U, 0, 1, 5, 2 | Strg+V, U, 0, 1, 5, 3 |
Siehe auch
Weblinks
- Lena Grünwald: der Buchstabe: œ. In: Karambolage 255. Arte, 8. Januar 2012, archiviert vom Original am 28. Mai 2016; abgerufen am 18. Mai 2020.
Einzelnachweise
- Vollständiges Wörterbuch zu Fritz Reuters Werken Mit einem Nachwort: die Sprache Fritz Reuters. Separatabdruck aus Hermann Jahnke, Albert Schwarz (Hrsg.): Fritz Reuters sämtliche Werke. A. Weichert, Berlin [1900], 139 S.