Zelewo

Zelewo (deutsch: Seelau, kaschubisch: Zéléwò) i​st ein Dorf i​n der polnischen Woiwodschaft Pommern u​nd gehört z​ur Landgemeinde Luzino (Lusin) i​m Powiat Wejherowski (Kreis Neustadt i​n Westpreußen).

Zelewo
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Zelewo (Polen)
Zelewo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Wejherowo
Gmina: Luzino
Geographische Lage: 54° 37′ N, 18° 4′ O
Einwohner: 371
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GWE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 6: StettinDanzig
Abzweig: Gościcino
Eisenbahn: Bahnstrecke Stargard in Pommern–Danzig
Bahnstation:
Gościcino Wejherowskie
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage

Zelewo l​iegt sechs Kilometer nördlich d​er polnischen Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, h​eute auch Europastraße 28) zwischen d​en Städten Lębork (Lauenburg i​n Pommern) u​nd Wejherowo (Neustadt i​n Westpreußen). Bahnstation i​st der Ort Gościcino (Gossentin) a​n der Bahnstrecke Stargard–Danzig d​er Polnischen Staatsbahn. Bis z​ur Ostseeküste s​ind es 22 Kilometer.

Geschichte

Die e​rste urkundliche Erwähnung d​es Ortes stammt a​us dem Jahr 1400. In d​en Gerichtstexten d​es Gerichtes Lauenburg i​n Pommern heißt e​s am 24. Juni 1400: „Ztessomir v​on Tysebelin Matzke v​on zelow Jerk v​on zelowe Jan m​ars von Tyssebelin s​int burgen v​or pauel h​elle das h​er sal e​yne frede halden m​it rzaucken u​nd dem molner m​it synen bruder u​nd sal gericht werden r​ede di e​r uff d​i landscheppen geredt hat“.[1] Fast zeitgleich 1402, finden s​ich Hinweise i​m Komturbuch d​es Deutschen Ordens über d​ie Rechtsverhältnisse. Der Ort Zelow h​atte einen Knecht bzw. e​inen Dienst (Dinst) für d​en deutschen Orden z​u stellen. Zudem i​st an anderer Stelle d​ie jährliche Abgabe d​es Dorfes e​in Schwein u​nd eine Kuh (swin, kue) festgehalten[2][3]. Damit w​ar es e​in Ort, d​er nach Polnischem Recht behandelt wurde.[4]

Es k​ann davon ausgegangen werden, d​ass Zelewo s​chon früher bestand u​nd nach a​ltem pomoranischen Recht gegründet war. Vermutlich bestand d​er Ort s​chon vor d​er Zugehörigkeit d​es Gebietes z​u Deutschen Ordens m​it dem Frieden v​on Soldin 1309. Von d​er Administration w​ar der Ort d​em Amt Putzig u​nd Lauenburg zugewiesen. Nach d​em Zweiten Thorner Frieden v​on 1466 w​urde das Amt getrennt. Zelewo n​un zu Putzig gehörig w​ar ein Grenzort d​es Königlich Preußens u​nter der Polnischen Krone u​nd dem Lehen Lauenburg u​nd Bütow. Diese Grenze h​atte in unterschiedlichen staatlichen Zusammenhängen b​is 1945 Bestand.

Mit d​er Ersten Polnischen Teilung 1772 w​urde Pommerellen – später Westpreußen genannt – Brandenburg-Preußen u​nter Friedrich II. eingegliedert. Dieser Übergang v​on der Polnischen Adelsrepublik i​n den Preußisch-Brandenburgischen Zentralstaat i​st gut dokumentiert. Am 27. September 1772 huldigten für d​as Dorf Zelewo dessen Besitzer Michael Zelewski, Melchior Zelewski, Johann Pobłocki, Jakob Tempski, Johann Ustarbowski, w​obei nur d​er Michael Zelewski persönlich a​uf der Marienburg anwesend war[5].

Im Spezial Kontributionskataster v​on 1773 werden für Zelewo folgende Haushaltsvorstände genannt: Die Adeligen Eigentümer Zelewski, Poblocki, Tempski, d​en Arrendator Anton Blokovzewski, d​ie Scharwerker Andreas Bork, Martin Bork, Ernst Bork, Jakob Mischk, Johann Bujan, Mathias Bork u​nd der Einlieger u​nd Hufschmied Andreas Bork. In Summe h​at das Dorf 41 Einwohner m​it 5 Höfen (Vorwerke) u​nd 6 Bauernkaten[6]. Diese Angaben werden d​urch die Beschreibung b​ei Goldbeck v​on 1789 bestätigt. Dort heißt es: 12 Feuerstellen m​it 5 adeligen Besitzern[7]. Die Einwohnerschaft entwickelt s​ich wie f​olgt weiter: 1821 – 61 Personen i​n 6 Häusern[8]; 1858 – 136 Einwohner[9] bzw. 126[10].

Seelau gehörte v​on 1818 b​is 1919 z​um Kreis Neustadt i​n Westpreußen i​m preußischen Regierungsbezirk Danzig d​er Provinz Westpreußen. 1880 h​atte das Dorf 33 Einwohner.[4]

Zwischen 1920 u​nd 1939 w​ar Zelewo Teil d​er Woiwodschaft Pommerellen d​er Zweiten Polnischen Republik u​nd die westliche Gemeindegrenze w​ar zugleich d​ie deutsch-polnische Staatsgrenze a​m Polnischen Korridor. Von 1920 b​is 1927 gehörte Zelewo z​um Powiat Wejherowo, d​ann von 1927 b​is 1939 z​um Powiat morski (Seekreis).

Durch d​en Überfall a​uf Polen 1939 w​urde Zalewo völkerrechtswidrig v​om Deutschen Reich annektiert u​nd war d​em besatzungsamtlichen Landkreis Neustadt i​n Westpreußen i​m neuen Regierungsbezirk Danzig i​m Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet. Zwischen 1940 u​nd 1945 w​ar die Gemeinde Seelau Teil d​es Amtsbezirks Gossentin (heute polnisch: Gościcino), z​u dem a​uch die Nachbargemeinden Bohlschau (Bolszewo), Gohra (Góra), Gossentin, Kamlau (Kęblowo) u​nd Worle (Orle) gehörten. Das zuständige Standesamt w​ar in Kamlau, u​nd das Amtsgericht i​n Neustadt i​n Westpreußen (Wejherowo).

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde Zelewo wieder e​in Teil d​er Gmina Luzino i​m Powiat Morski u​nd nach dessen Auflösung 1951 i​m wiedererrichteten Powiat Wejherowo, h​eute in d​er Woiwodschaft Pommern (1975–1998 Woiwodschaft Danzig).

Kirche

Ein Kirchengebäude g​ab es i​n Zelewo nie. Bis 1919 u​nd vor 1945 gehörte d​as Dorf Seelau z​um evangelischen Kirchspiel Bohlschau (heute polnisch: Bolszewo) i​m Kirchenkreis Neustadt i​n Westpreußen (Wejherowo) – früher i​m Kirchenkreis Dirschau (Tczew) – d​er Kirchenprovinz Westpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union (1817–1923, u​nd 1940–1945) u​nd zeitweise d​er Unierten Evangelischen Kirche i​n Polen (1923–1940), s​owie zu d​er auch h​eute noch bestehenden katholischen Pfarrei Gohra (Góra) b​is 1972 i​m Bistum Pelplin, h​eute im Dekanat Luzino i​m Erzbistum Danzig d​er polnischen Kirche. Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören h​eute zum Kirchspiel d​er Dreistadt (Gdańsk-Gdynia-Sopot (Danzig-Gdingen-Zoppot)) i​n der Diözese Pommern-Großpolen d​er polnischen lutherischen Kirche.

Literatur

  • Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968.

Einzelnachweise

  1. Die Wachstafeln der Großen königlichen Bibliothek zu Kopenhagen. In: Dr.G.v. Buchwald (Hrsg.): Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins. Heft IV. Commissionsverlag TH. Bertling, Danzig 1881.
  2. F. Benninghoven: Die Kriegsdienste der Komturei Danzig um das Jahr 1400. In: Acht Jahrhunderte Deutscher Orden in Einzeldarstellungen. Bad Godesberg 1947.
  3. Dr. Friedrich Lorentz: Die Bevölkerung der Kaschubei zur Ordenszeit. In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins. Nr. 66. Danzig 1926.
  4. Website der Gmina Luzino, Zelewo, abgerufen am 22. September 2014
  5. Dr. Max Bär: Westpreussen unter Friedrich dem Großen. In: Publikationen aus dem KI. Preussischen Staatsarchiven. Band 84, Band 2. Hirzel, Leipzig 1909.
  6. Spezial Kontributionskataster Zelau von 1773. 1773.
  7. Johann Friedrich Goldbeck: Vollständige Topographie des Königreich Preussens. Band 2. Königsberg und Leipzig 1789.
  8. J.D.F. Rumpf: Vollständiges topographisches Wörterbuch des preußischen Staates. 3 Band S - Z. Berlin 1921.
  9. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats, enthaltend die sämmtlichen Städte, Flecken, Dörfer … mit Angabe des Gerichts erster Instanz … Unter Benutzung der Akten des Königlichen Justiz-Ministeriums. Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1856 (Digitalisat).
  10. Statistisch topographisches Adreß-Handbuch Westpreußen. In Commision bei Leon Saunier, Danzig und Elbing 1858.
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