Wolfgang Müller (Ministerialbeamter)
Wolfgang Müller (* 10. September 1935 in Dresden; † 26. November 2019 in Ilmenau) war ein deutscher Elektrochemiker und Kulturpolitiker. Er war von 1991 bis 1999 im Amt eines Ministerialrates Beauftragter für Kultur der Landesvertretung Thüringens in Bonn.
Lebenslauf
Müller studierte von 1953 bis 1959 Elektrotechnik mit der Spezialisierung Elektrochemie und Galvanotechnik an der Hochschule für Elektrotechnik (HfE) Ilmenau und schloss sein Studium mit „Auszeichnung“ ab. Nach einer zweijährigen Tätigkeit beim Automobilwerk Eisenach ging er als unbefristeter Mitarbeiter an die Hochschule zurück und promovierte im Jahr 1967 unter Josef Hampel zum Doktoringenieur. Im Anschluss daran wurde er Oberassistent am Institut für Elektrochemie und Galvanotechnik der mittlerweile zur Technischen Hochschule (TH) Ilmenau erhobenen Lehreinrichtung.
Um den drängenden Werbungen für die SED zu entkommen, trat Müller 1968 in die DDR-CDU ein.
Erst 1956 hatte er begonnen, Cello zu spielen. Eine Notlösung, denn ein durch einen Unfall verlorenes Fingerglied der rechten Hand machte es ihm unmöglich, Klavier zu spielen. Im Sommer 1967 gründete er einen Instrumentalkreis der TH Ilmenau, aus dem sich innerhalb kurzer Zeit das Kammerorchester der TH Ilmenau entwickelte. Wolfgang Müller war von 1968 bis 1990 Leiter dieses Kammerorchesters. Sein Engagement und eine enge Kooperation mit Berufsmusikern der Thüringer Philharmonie Suhl brachten dem Kammerorchester eine außergewöhnliche nationale und internationale Anerkennung. Unter seiner Leitung stehend erhielt das Orchester 1979 den Max-Reger-Preis.
1976 wurde Müller durch den Kulturminister Hoffmann in die Zentrale Arbeitsgemeinschaft Sinfonie/Kammermusik der DDR berufen.
In der Wendezeit gab es für Müller die Chance, stärker kulturpolitisch zu wirken. Er schied aus dem Hochschuldienst aus und ging 1991 im Amt eines Ministerialrates als Beauftragter für Kultur an die Landesvertretung Thüringen nach Bonn. Mit seinem Engagement für das Land Thüringen verbinden sich neben der Arbeit im Vorstand der Internationalen Goethe-Gesellschaft außerdem die Gründungen des Landesmusikrates Thüringen (1990), des Landesverbandes Thüringer Laienorchester (1991), des Thüringer Kunstvereins (1992), des Thüringer Heimatbundes (1993) und des Fördervereins Denkmalpflege in Thüringen (1995). Eine Besonderheit ist 1993 auch die durch ihn maßgeblich initiierte Gründung des Bonner Ortsvereins der Goethegesellschaft, deren Vorsitzender er als Nicht-Bonner bis 1999 blieb.
Müller war Mitglied in der Ilmenauer Goethegesellschaft und wurde 2006 zum Vorsitzenden zunächst in Ilmenau gewählt. Der Verein ging im Förder- und Freundeskreis Goethemuseen und Goethegesellschaft Ilmenau/Stützerbach e.V. auf, dessen Vorsitz Müller weiter übernahm.
Für seine Leistungen erhielt Müller im November 2011 den Verdienstorden des Freistaats Thüringen.
Müller lebte in Oberpörlitz. Er war verheiratet und hatte zwei Töchter.
Werke
- Wolfgang Müller: Beiträge zur elektrolytischen Abscheidung des Kobalts unter besonderer Berücksichtigung des Sulfamatelektrolyten und der physikalischen Eigenschaften der Niederschläge. Hrsg.: TH Ilmenau, Fakultät für Starkstromtechnik. Ilmenau 22. Juni 1967, DNB 482242531 (135 S., Dissertation, verteidigt am 27. November 1966).
Patentanmeldungen (Auswahl)
- Verfahren zur galvanischen Abscheidung einer Magnetspeicherschicht mit senkrechter Anisotropie. Patent DD 3195758, Miterfinder: Heinz Liebscher, Andreas Weinmeister
- Verfahren zur elektrolytischen Metallabscheidung bei erzwungener Konvektion, Patent DD 3181631 vom 21. Juli 1988, Miterfinder: Heinz Liebscher, Andreas Weinmeister, Wolfgang Sülzner
Literatur
- Eberhart Köhler: Doktoringenieur, Cellist, Kulturpolitiker – Dr. Wolfgang Müller geht von Ilmenau nach Bonn. In: TU Ilmenau (Hrsg.): Ilmenauer Hochschulblatt. Band 37, Nr. 10, 1991, S. 3 (uni-jena.de [PDF]).
- Goethe-Gesellschaft (Hrsg.): Laudatio auf Herrn MinR a. D. Dr. Wolfgang Müller (Ilmenau). Band 130, 2013, S. 339.