Wilhelmine Marstrand

Antonie Leopoldine Wilhelmine Marstrand (* 7. August 1843 i​n Donaueschingen; † 16. August 1903 i​n Spiez a​m Thuner See) w​ar eine deutsche Pianistin u​nd Klavierpädagogin.

Leben

Ihre musikalische Früherziehung erhielt Wilhelmine Marstrand (ebenso w​ie ihre jüngere Schwester Marie) bereits a​n ihrem Geburtsort Donaueschingen, n​ach dem Umzug d​er Familie 1855 n​ach Konstanz b​eim dortigen Musikdirektor u​nd Organisten Carl Ferdinand Schmalholz[1]. 1859–1864 w​urde Wilhelmine Marstrand a​m neu gegründeten Stuttgarter Konservatorium v​on den Klavierpädagogen Sigmund Lebert u​nd Dionys Pruckner[2], e​inem Schüler Franz Liszts, unterrichtet. Anschließend g​ing sie a​ls Klaviervirtuosin n​ach Hannover, v​on wo a​us sie a​uch im Süden u​nd Osten d​es deutschsprachigen Raumes Konzerte gab, s​o in Frankfurt a. M., Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Pforzheim, Augsburg, München, Leipzig (im Gewandhausorchester), Dresden, Braunschweig, Osnabrück.

1868 ließ sich Wilhelmine Marstrand zusammen mit ihrer Schwester in Hamburg nieder. Hier hatte sie 1869 in der Hamburger Philharmonie ihren ersten Auftritt mit Johann Nepomuk Hummels Klavierkonzert h-Moll op. 89. In den Jahren 1871 bis 1874 gab sie regelmäßige Kammermusikkonzerte zusammen mit dem Violoncellisten und Konzertmeister Friedrich Marwege (1841–1908)[3]. Unter dem Titel „Historische Kammermusik“ umfassten die Programme in historischer Abfolge bekannte Werke von Johann Sebastian Bach bis zu zeitgenössischen Komponisten.[4] Von 1877 bis 1895 war Wilhelmine Marstrand Veranstalterin von Kammermusik-Soiréen, zu denen sie die Mitwirkenden selbst engagierte: anfangs Friedrich Marwege (Violoncello) und Louis Bargheer (Violine), später auch Henry Schradieck, Otokar Kopecký (Violine), Magnus Klietz[5] und Albert Gowa (Violoncello)[6]. Damit prägte sie als eigenständige, unabhängige Künstlerin das Hamburger Musikleben.

Grabstein
im Garten der Frauen

Zunehmend engagierte sich Wilhelmine Marstrand darüber hinaus als Klavierpädagogin und trat 1883 dem Kollegium des Hamburger Konservatoriums bei. Trotz nachlassender Gesundheit trat sie bis kurz vor ihrem Tod auf. 1903 starb sie unerwartet während einer Erholungskur in der Schweiz in Spiez am Thuner See.

Beerdigt w​urde Wilhelmine Marstrand i​n Hamburg a​uf dem Ohlsdorfer Friedhof gegenüber d​em Wasserturm. Ihr z​u Ehren u​nd seitens i​hres Freundeskreises gestiftet s​chuf der Bildhauer Wefing e​inen hohen schwarzen Granit-Grabstein, verziert m​it seinem Bronze-Relief-Motiv „Musizierende Engel“, darunter eingraviert d​er Trostspruch „Aus ungemessnen Höhen tönt ahnend Wiedersehen“. Anlässlich d​er Einweihung h​ielt der Direktor d​es Philharmonischen Orchesters, Max Fiedler, v​or etwa 200 Trauergästen d​ie Laudatio.[7] Nach Auflösung d​er Grabstätte w​urde der historische Stein i​m Garten d​er Frauen aufgestellt.

Rezeption

Die Widmung auf dem unteren Teil des Grabsteines fasst die Wertschätzung für Wilhelmine Marstrand in allen ihren Lebensbereichen zusammen: „Der begeisterten Künstlerin, / Der treuen Collegin, / Der unvergesslichen Lehrerin, / Der geliebten Freundin / zu ehrendem Gedächtnis.“.
Die fachliche Beurteilung geschah parallel zu der damals sehr erfolgreichen Clara Schumann, die sich auch in Hamburg großer Beliebtheit erfreute. Bereits 1865 wurden Wilhelmine Marstrands technisches Können und ihre Komponisten getreue Vortragsweise hervorgehoben[8][9], gleichzeitig angesichts ihres relativ harten Tastenanschlags eine persönliche Emotionalität vermisst, die sich jedoch im Laufe der jahrelange Routine deutlich entfaltet habe.
Als Lehrerin galt Wilhelmine Marstrand zwar als recht streng aber dennoch als einfühlsam und stets wohlwollend auf die individuelle Förderung der ihr Anvertrauten achtend.

Literatur

siehe Weblink Sophie Drinker Institut

Commons: Wilhelmine Marstrand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Carl Ferdinand Schmalholz bei BLB-Karlsruhe
  2. Dionys Pruckner bei Deutsche Biographie
  3. Grab Marwege bei ohlsdorf.familien-nachforschung.de
  4. Musikalisches Wochenblatt S. 90, 28. Jan. 1870 bei Google Books
  5. Magnus Klietz bei Google Books
  6. Albert Gowa
  7. Max Fiedlers Trauerrede in Frauenbiographien bei hamburg.de
  8. März 1865 Frankfurter Nachrichten/Intelligenzblatt bei Google Books
  9. Didaskalia März 1865 Didaskalia bei Google Books
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.