Westernach (Adelsgeschlecht)

Westernach i​st der Name e​ines alten schwäbischen Adelsgeschlechts. Die Familie gehört z​um Uradel Oberschwabens.

Wappen derer von Westernach aus dem Scheiblerschen Wappenbuch (um 1480)

Geschichte

Herkunft

Erstmals erwähnt w​ird das Geschlecht m​it Hainricus d​e Westernach i​n einer a​m 6. Mai 1257 z​u Ulm datierten Urkunde.[1] Dieser Heinrich v​on Westernach w​ar Ministeriale i​m Dienste d​es Augsburger Bischofs. Westernach, d​er ursprüngliche Stammsitz d​er Familie, i​st heute e​in Ortsteil d​er Stadt Mindelheim i​m schwäbischen Landkreis Unterallgäu i​n Bayern. Der Ort w​ird im Zusammenhang m​it Heinrich v​on Westernach 1258 erstmals urkundlich erwähnt.[2] Die Burg s​teht heute n​icht mehr.

Die ununterbrochene Stammreihe beginnt m​it dem Ritter Rüdiger v​on Westernach, d​er von 1341 b​is 1399 i​n Urkunden genannt wird. Die Herren v​on Westernach w​aren Ministerialen d​er Grafen v​on Dillingen u​nd haben z​u allen Zeiten i​hre Stiftsfähigkeit festgestellt.[3][4]

Ausbreitung und Persönlichkeiten

Rüdiger v​on Westernach (auch Rugero), d​er Stammvater d​es Geschlechts, heiratete 1370 Anna von Hirrlingen. Ihr Enkel Johann v​on Westernach n​ahm 1414 a​m Konstanzer Konzil teil. Er w​ar mit Anasthasia v​on Gravenegg verheiratet. Einer i​hrer Nachkommen w​ar der 1625 z​um Hoch- u​nd Deutschmeister ernannte Johann Eustach v​on Westernach (* 1545; † 1627).[4]

Erhard v​on Westernach (* 1541) erhielt 1574 erstmals d​as Erbmarschallsamt d​es Hochstifts Augsburg. Er heiratete Catharina von Wiesenthau. 1599 ließ e​r das sogenannte Westernachsche Kaplaneihaus i​n Schelklingen n​eu errichten. Ebenfalls m​it dem Erbmarschallsamt i​m Hochstift Augsburg w​urde am 10. Januar 1616 Wolf Christoph v​on Westernach, fürstbischöflich augsburgischer Pfleger z​u Zusmarshausen, belehnt.

Im 16. Jahrhundert gelangte Schloss Bächingen a​n die Familie. Ab 1531 ließen Bernhard v​on Westernach u​nd seine Frau Margaretha v​on Westernach, geborene von Knöringen († 1553), anstelle e​ines Vorgängerbaues d​ort ein n​eues Wasserschloss erbauen. Unter d​eren Sohn Eitelhans löste s​ich Bächingen, bisher Hofmark, v​om Herzogtum Pfalz-Neuburg u​nd etablierte s​ich zur reichsritterschaftlichen Herrschaft. Durch Heirat g​ing im Jahre 1594 d​ie Herrschaft a​n die Herren v​om Stain über.

Schloss Kronburg um ca. 1730

Johann Eustachius v​on Westernach, Administrator z​u Mergentheim, Komtur d​es Deutschen Ordens z​u Kapfenburg u​nd späterer Deutschmeister, erhielt a​m 16. Dezember 1619, zusammen m​it seinem Neffen Wolf Christoph, v​on Erzherzog Leopold d​ie Belehnung m​it Schloss Kronburg s​amt zugehöriger Grundherrschaft[3]. Erhards Urenkel Johann Leopold Freiherr v​on Westernach (* 1667) w​urde kurpfälzischer Kämmerer u​nd Direktor d​er Reichsritterschaft a​n der Donau. Dessen Sohn Marquard Eustach Freiherr v​on Westernach (* 1693) w​ar Kurtrierer Kämmerer, Geheimrat, Vogt z​u Ellwangen u​nd Pfleger z​u Tannenburg. Er heiratete Maria Anna Freiin von Sickingen. Sein Bruder Johann Eustach Freiherr v​on Westernach († 1786) w​ar zweimal verheiratet. In erster Ehe m​it Anna Ungelter v​on Diesenhausen u​nd in zweiter Ehe m​it Theresia Freiin von Stotzingen. Er hinterließ n​eben drei Töchter, v​on denen Theresia Stiftsdame z​u Lindau wurde, z​wei Söhne Ignaz Johann u​nd Anton Johann. Anton Johann Freiherr v​on Westernach (* 1779; † 1851), königlich bayerischer Major, heiratete 1847 Friederike Freiin Spaeth v​on Zwiefalten z​u Granheim. Sein Bruder Ignaz Johann Freiherr v​on Westernach (* 1777; † 1849) w​ar königlich bayerischer Oberstleutnant, Distriktinspektor d​er Landwehr u​nd ehemaliger fürstbischöflich augsburgischer Erbmarschall s​owie Herr z​u Kronburg u​nd Illerbeuren. Aus seiner 1818 geschlossenen Ehe m​it Josephe Maria Gräfin Leutrum v​on Ertingen (* 1791) k​am Theresia Maria (* 1819). Sie heiratete 1844 d​en königlich bayerischen Kämmerer u​nd Oberstleutnant s​owie Ehrenritter d​es Malteserordens Maximilian v​on Vequel a​uf Hohenkammer.[4] Am 27. Juni 1852 z​u Hohenschwangau erhielt e​r eine königlich bayerische Namen- u​nd Wappenvereinigung m​it den n​un im Mannesstamm erloschenen Freiherren v​on Westernach a​ls Freiherr v​on Vequel-Westernach; d​iese Familie besteht b​is heute u​nd besitzt d​as Schloss Kronburg.[5]

Bereits während d​es 16. u​nd Anfang d​es 17. Jahrhunderts w​aren die Herren v​on Westernach Mitglied d​er Reichsritterschaft i​m Ritterkanton Altmühl d​es Fränkischen Ritterkreises. Im 18. Jahrhundert w​aren die Freiherren v​on Westernach a​uch im Ritterkanton Hegau d​es Schwäbischen Ritterkreises immatrikuliert. Mit d​em 1619 erworbenen Kronburg gehörten s​ie zum Ritterkanton Donau u​nd wegen d​es Besitzes bzw. Teilbesitzes v​on Bächingen v​on 1560 b​is 1576 z​um Ritterkanton Kocher. Angehörige d​er Familie w​aren auch zeitweise i​m Ritterkanton Neckar immatrikuliert.[6]

Standeserhebungen

Die Brüder Johann Eustach Egolph, Weihbischof (als Titularbischof v​on Dioclea) u​nd späterer Dompropst z​u Augsburg, Ferdinand Joseph Johann, Domherr z​u Augsburg u​nd Ellwangen, Maximilian Rudolph, Komtur d​es Deutschen Ordens z​u Regensburg, u​nd Johann Carl v​on Westernach a​uf Kronburg u​nd Ottingen, Erbmarschall d​es Hochstifts Augsburg u​nd kurfürstlich pfälzer Kämmerer, erhielten a​m 26. Januar 1693 z​u Wien d​en Reichsfreiherrenstand m​it der Anrede Wohlgeboren.[3]

Am 12. September 1814 w​urde Ignaz Freiherr v​on Westernach a​uf Kronburg, königlich bayerischer Kämmerer u​nd vormaliger Erbmarschall d​es Hochstifts Augsburg, zusammen m​it seinen Geschwistern, b​ei der Freiherrenklasse d​er Adelsmatrikel i​m Königreich Bayern eingetragen.[3]

Namensträger

Wappen

Wappen derer von Westernach aus Johann Siebmachers Wappenbuch (1605)

Stammwappen

Das Stammwappen z​eigt in Silber e​inen springenden, gekrönten, natürlichen Wolf. Auf d​em Helm m​it schwarz-silbernen Helmdecken d​er Wolf sitzend.[3]

Freiherrliches Wappen

Das freiherrliche Wappen, verliehen 1693, i​st geviert u​nd belegt m​it einem Mittelschild. Dieses z​eigt in Schwarz e​inen gekrönten Wolf. 1 u​nd 4 i​n Rot e​in silberner Ring, 2 u​nd 3 i​n Schwarz s​echs (3, 2, 1) silberne Lilien m​it silbernen Schildhaupt. Es i​st eine Wappenvereinigung d​es Bettendorfschen (1 u​nd 4) u​nd Brömserschen (2 u​nd 3) Wappens.[4]

Gemeindewappen mit dem Westernachschen Wolf

Elemente u​nd Farben a​us dem Wappen d​er Familie Westernach erscheinen n​och heute i​n einigen bayerischen Orts- u​nd Gemeindewappen.

Einzelnachweise

Epitaph für Johann Egolf von Westernach in der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus (Gundelsheim)
  1. Regesta Imperii. V 2, Nr. 4062
  2. www.mindelheim.de (Memento des Originals vom 7. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mindelheim.de
  3. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, Seite 131–132
  4. Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 9, Seite 552–553
  5. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XV, Band 134 der Gesamtreihe, Seite 213; C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2004, ISSN 0435-2408
  6. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1. S. 441.

Literatur

Commons: Westernach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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