Wassyl Senkiwskyj

Wassyl Wassyljowytsch Senkiwskyj (* 4. Julijul. / 16. Juli 1881greg. i​n Proskurow, Gouvernement Podolien, Russisches Kaiserreich; † 5. August 1962 i​n Paris, Frankreich) w​ar ein russisch-ukrainischer Philosophiehistoriker, Psychologe, Schriftsteller, Pädagoge, orthodoxer Theologe u​nd Politiker.

Kyrillisch (Ukrainisch)
Василь Васильович Зеньківський
Transl.: Vasylʹ Vasylʹovyč Zenʹkivsʹkyj
Transkr.: Wassyl Wassyljowytsch Senkiwskyj
Kyrillisch (Russisch)
Василий Васильевич Зеньковский
Transl.: Vasilij Vasil'evič Zen'kovskij
Transkr.: Wassili Wassiljewitsch Senkowski

Leben

Wassyl Senkiwskyj k​am als Sohn e​ines Lehrerehepaars i​n Proskuriw, d​er heute ukrainischen Stadt Chmelnyzkyj, z​ur Welt. Sein Großvater w​ar orthodoxer Priester u​nd sein Vater w​ar Kirchenältester, weshalb Wassyl religiös erzogen wurde. Sein Vater unterrichtete a​n einer Schule i​n Jampil, a​n der a​uch Wassyl s​eine Grundschulbildung erhielt.[1][2] Nach d​em Abitur studierte e​r von 1900 a​n zunächst v​ier Jahre a​n der physikalischen u​nd mathematischen Fakultät d​er St.-Wladimir-Universität i​n Kiew. 1904 wechselte e​r an d​ie historisch-philologischen Fakultät d​er gleichen Universität, d​ie er 1909 absolvierte. Während seines Studiums verfasste e​r bereits zahlreiche Arbeiten z​ur Psychologie u​nd Philosophie, insbesondere d​as 1908 veröffentlichte Werk „Platon i​n der Interpretation v​on Natorp“.[2]

Ab Beginn des Jahres 1912 lehrte er Psychologie an Kiewer Schulen. Nach einem Auslandspraktikum in Deutschland in den Jahren 1913/14, dessen Ende mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges zusammenfiel, unterrichtete er Kurse in Psychologie und Logik und nach der Verteidigung seiner Doktorarbeit 1915 wurde er außerordentlicher Professor an der Philosophischen Fakultät der Universität Kiew.[2] Gemeinsam mit Sergei Bulgakow war er Gründer[3] und von 1905 an aktives Mitglied der Kiewer Religions- und Philosophischen Gesellschaft, deren Vorsitzender er in den Jahren 1916/17 war. In den Jahren 1917/18 war er, nachdem er zuvor die Erlaubnis erhalten hatte, auf Russisch zu unterrichten, zudem Professor an der Kiewer Ukrainischen Staatlichen Universität. Außerdem wurde er 1917 auf dem Diözesan-Kongress in Kiew in den Bischofsrat gewählt und nahm in Juni 1917 am Allrussischen Kongress des Klerus und Laien in Moskau teil.[2]

1918 wurde er im Ukrainischen Staat unter Hetman Pawlo Skoropadskyj Minister für Bekenntnisse und Kirchen und setzte sich als solcher für die Autokephalie der ukrainischen orthodoxen Kirche und die Verwendung der ukrainischen Sprache in der Kirche, obwohl er sich selbst als „Russisch Ukrainisch“ betrachtete.[3] Nach dem Sturz Skoropadskyjs emigrierte er zunächst ins jugoslawische Belgrad und lehrt dort gleichzeitig an der philosophischen und der theologischen Fakultät der Universität Belgrad. Er verließ Jugoslawien 1923 und zog ins tschechoslowakische Prag. Nach einem kurzen Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten übersiedelte er 1925 nach Paris.[4] Dort war er aktiv an der Gründung des orthodoxen Theologischen Instituts St. Sergius beteiligt, an dem er von 1944 an die Abteilung für Philosophie leitete und bis an sein Lebensende Dekan war.[1] Er starb 81-jährig in Paris und wurde dort[3] auf dem russischen Friedhof von Sainte-Geneviève-des-Bois bestattet.

Literatur

Senkiwskyj verfasste wissenschaftliche Werke z​ur Philosophie, Psychologie u​nd Pädagogik:

  • „Russland und Europa“; Zenʹkovskij, Vasilij V. – Sankt Augustin : Academia-Verl., 2012, 1. Aufl.
  • „Aus der Geschichte der ästhetischen Ideen in Russland im 19. und 20. Jahrhundert“; Zenʹkovskij, Vasilij V. – 's-Gravenhage [Den Haag] : Mouton, 1958
  • „O mnimom materializme russkoj nauki i filosofii“; Zen'kovskij, Vasilij V. – München 37, Schließfach 5 : Institut po izučeniju SSSR, 1956
  • „Das Bild vom Menschen in der Ostkirche“; Zenʹkovskij, Vasilij V. – Stuttgart: Evang. Verlagswerk
  • „Osnovy christianskoj filosofii“; Zenʹkovskij, Vasilij V. – Frankfurt a. M. : Possev-Verl. Gorachek
  • „Das Problem der psychischen Kausalität“ (Kiew, 1914)
  • „Psychologie der Kindheit“ (Berlin, 1923)
  • „Prinzipien der orthodoxen Anthropologie“ (Stuttgart, 1953 etc.)
  • N. W. Gogol“ (Paris, 1961)
  • „Die Geschichte der russischen Philosophie“ (4 Bände; Leningrad, 1991)

Einzelnachweise

  1. Leben und pädagogische Ansichten über Basil Zenkovsky und ihre Zeitgenössische Bedeutung in Ukrainische Christliche Kultur, 2005; abgerufen am 26. April 2019 (ukrainisch)
  2. Wassiljewitsch Senkowski, Wassili im Orthodoxen Lexikon; abgerufen am 26. April 2019 (russisch)
  3. Eintrag zu Wassyl Senkiwskyj in der Enzyklopädie der Geschichte der Ukraine; abgerufen am 26. April 2019 (ukrainisch)
  4. El’čaninov, Evlogij und Zen’kovskij, III. Zen'kovskij, Erzpriester Vasilij Vasilevič, auf borisogleb.de; abgerufen am 26. April 2019
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.