Walther Wüster

Walther Wüster, a​uch Walter (* 28. April 1901 i​n Halle (Saale); † 9. Oktober 1949 i​n Thüngersheim) w​ar ein deutscher Diplomat i​m Zweiten Weltkrieg.

Während Walther Wüster die Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes leitete, wurde von September 1941 bis August 1942 im besetzten Teil Frankreichs die Wanderausstellung Le Juif et la France gezeigt und zählte mehr als 300.000 Besucher.

Leben

Walther Wüster studierte Maschinenbau u​nd Elektrotechnik a​n der Technischen Hochschule Hannover, d​er Technischen Hochschule München u​nd der Universität Stuttgart. Ab 1925 w​ar er b​ei Junkers Motorenbau u​nd Junkers Flugzeugwerk u​nd bei d​er AEG beschäftigt, v​on 1932 b​is 1934 leitete e​r die Firma X. Herberger, Flachsfabrik u​nd Leinenweberei seines Schwiegervaters i​n Olching.

Wüster w​ar schon v​on 1921 b​is 1928 Funktionär i​m Jungsturm d​er Nationalen Jugendbewegung gewesen. 1931 t​rat er i​n die NSDAP e​in . Ab 1934 w​ar er Mitglied d​er Propagandaleitung d​es Gaus München. Ab 1935 w​ar er Geschäftsführer d​er Deutsch-Italienischen Gesellschaft u​nd stellvertretender Gaupropagandaleiter München. Als solcher initiierte e​r eine Reihe v​on Wanderausstellungen, darunter v​om 2. August b​is 23. Oktober 1938 Der e​wige Jude.[1]

1938 wurde er Gaubeauftragter Bayern für die Dienststelle Ribbentrop und die Volksdeutsche Mittelstelle und leitete den Landesverband Bayern des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland. In der Dienststelle Ribbentrop galt er als Italienfachmann und lernte Martin Luther kennen. Er wurde von der Dienststelle Ribbentrop als Hauptreferent Süd berufen. In dieser Eigenschaft besuchte er Spanien und Portugal, um sich einen Überblick über die Propagandalage zu verschaffen. Ab September 1939 war er von der Dienststelle Ribbentrop mit dem Aufbau des Reichspropagandaamtes in besetzten Krakau befasst, im Dezember 1939 begleitete er auf Anordnung Ribbentrops den DAF-Führer Robert Ley nach Italien.[2] 1940 wurde er Generalkonsul in Mailand und baute das Kulturreferat bei der Botschaft des Deutschen Reichs im faschistischen Italien auf. In Rom ließ er auf Kosten der Botschaft Kunstgegenstände für Ribbentrop erwerben. Ribbentrop hatte Wüster die Leitung der deutschen Propaganda in Bratislava, Slowakei übertragen. Er erhielt Sonderaufträge von Ribbentrop, so war er ab August 1940 »Judenberater« in der Slowakei und in der Folge in Rumänien, Ungarn, Serbien und Griechenland.[3] Vom 15. Juni 1941 bis April 1943 leitete er die Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes. In dieser Funktion verhandelte er 1941 mit Mohammad Iqbal Shedai in Rom über eine engere Anbindung an die deutsche Außenpolitik und die Übersiedlung von Rom nach Berlin. Die Informationsabteilung unterstützte den Inder mit Geld.[4] Am 21. Mai 1943 wurde er Generalkonsul in Neapel. Am 11. September 1943 berichtete er aus Rom vom Fall Achse. Am 16. September 1943 berichtete er in einem Telegramm an das Auswärtige Amt von der Beschlagnahme albanischer Gold- und Banknotenbestände in Italien[5] und am 20. September 1943 von der Konstituierung der Regierung der Italienischen Sozialrepublik.[6]

Von 1944 b​is 1945 leitete e​r das Quartiersamt d​er Ausweichstelle d​es Auswärtigen Amtes i​n Krummhübel.

Wüster w​ar seit 1928 m​it Betty Herberger verheiratet, s​ie hatten v​ier Kinder.

Literatur

  • Johannes Hürter (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Bd. 5: T–Z, Nachträge. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 5: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2014, ISBN 978-3-506-71844-0, S. 337–338.

Einzelnachweise

  1. Brigitte Zuber: Großmachttraum im Andachtsraum. Welche Ausstellungen Münchner Schülerinnen und Schüler 1933–1943 klassenweise besuchten. Archiviert vom Original am 20. November 2012; abgerufen am 27. November 2015.
  2. Auswärtiges Amt/Politisches Archiv und Historisches Referat: Akten zur deutschen auswärtigen Politik. 1918–1945. Aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes. Göttingen u. a. 1950–1995, hier: Serie D. Band VIII, Dokument 436, S. 399–401.
  3. Tatjana Tönsmeyer: Das Dritte Reich und die Slowakei 1939–1945: politischer Alltag, 2002, S. 358.
  4. Jan Kuhlmann: Subhas Chandra Bose und die Indienpolitik der Achsenmächte. Schiler, Berlin 2003, S. 183–184, ISBN 3-89930-064-5 (Digitalisat).
  5. Martin Seckendorf und Günter Keber: Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien. 1992.
  6. Wüster berichtete: „geradezu widerlich . . . um Ministersessel gefeilscht“ 26. Schließlich war die Liste doch „planmäßig“ bis zum Mittag des 22. September fertig, und Mussolini genehmigte sie am Abend an seinem Dienstsitz in Bayern.
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