Walther Wüster
Walther Wüster, auch Walter (* 28. April 1901 in Halle (Saale); † 9. Oktober 1949 in Thüngersheim) war ein deutscher Diplomat im Zweiten Weltkrieg.
Leben
Walther Wüster studierte Maschinenbau und Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Hannover, der Technischen Hochschule München und der Universität Stuttgart. Ab 1925 war er bei Junkers Motorenbau und Junkers Flugzeugwerk und bei der AEG beschäftigt, von 1932 bis 1934 leitete er die Firma X. Herberger, Flachsfabrik und Leinenweberei seines Schwiegervaters in Olching.
Wüster war schon von 1921 bis 1928 Funktionär im Jungsturm der Nationalen Jugendbewegung gewesen. 1931 trat er in die NSDAP ein . Ab 1934 war er Mitglied der Propagandaleitung des Gaus München. Ab 1935 war er Geschäftsführer der Deutsch-Italienischen Gesellschaft und stellvertretender Gaupropagandaleiter München. Als solcher initiierte er eine Reihe von Wanderausstellungen, darunter vom 2. August bis 23. Oktober 1938 Der ewige Jude.[1]
1938 wurde er Gaubeauftragter Bayern für die Dienststelle Ribbentrop und die Volksdeutsche Mittelstelle und leitete den Landesverband Bayern des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland. In der Dienststelle Ribbentrop galt er als Italienfachmann und lernte Martin Luther kennen. Er wurde von der Dienststelle Ribbentrop als Hauptreferent Süd berufen. In dieser Eigenschaft besuchte er Spanien und Portugal, um sich einen Überblick über die Propagandalage zu verschaffen. Ab September 1939 war er von der Dienststelle Ribbentrop mit dem Aufbau des Reichspropagandaamtes in besetzten Krakau befasst, im Dezember 1939 begleitete er auf Anordnung Ribbentrops den DAF-Führer Robert Ley nach Italien.[2] 1940 wurde er Generalkonsul in Mailand und baute das Kulturreferat bei der Botschaft des Deutschen Reichs im faschistischen Italien auf. In Rom ließ er auf Kosten der Botschaft Kunstgegenstände für Ribbentrop erwerben. Ribbentrop hatte Wüster die Leitung der deutschen Propaganda in Bratislava, Slowakei übertragen. Er erhielt Sonderaufträge von Ribbentrop, so war er ab August 1940 »Judenberater« in der Slowakei und in der Folge in Rumänien, Ungarn, Serbien und Griechenland.[3] Vom 15. Juni 1941 bis April 1943 leitete er die Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes. In dieser Funktion verhandelte er 1941 mit Mohammad Iqbal Shedai in Rom über eine engere Anbindung an die deutsche Außenpolitik und die Übersiedlung von Rom nach Berlin. Die Informationsabteilung unterstützte den Inder mit Geld.[4] Am 21. Mai 1943 wurde er Generalkonsul in Neapel. Am 11. September 1943 berichtete er aus Rom vom Fall Achse. Am 16. September 1943 berichtete er in einem Telegramm an das Auswärtige Amt von der Beschlagnahme albanischer Gold- und Banknotenbestände in Italien[5] und am 20. September 1943 von der Konstituierung der Regierung der Italienischen Sozialrepublik.[6]
Von 1944 bis 1945 leitete er das Quartiersamt der Ausweichstelle des Auswärtigen Amtes in Krummhübel.
Wüster war seit 1928 mit Betty Herberger verheiratet, sie hatten vier Kinder.
Literatur
- Johannes Hürter (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Bd. 5: T–Z, Nachträge. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 5: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2014, ISBN 978-3-506-71844-0, S. 337–338.
Weblinks
- Vernehmung von Walther Wüster 1947 (PDF; 1,0 MB) beim Institut für Zeitgeschichte, München
Einzelnachweise
- Brigitte Zuber: Großmachttraum im Andachtsraum. Welche Ausstellungen Münchner Schülerinnen und Schüler 1933–1943 klassenweise besuchten. Archiviert vom Original am 20. November 2012; abgerufen am 27. November 2015.
- Auswärtiges Amt/Politisches Archiv und Historisches Referat: Akten zur deutschen auswärtigen Politik. 1918–1945. Aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes. Göttingen u. a. 1950–1995, hier: Serie D. Band VIII, Dokument 436, S. 399–401.
- Tatjana Tönsmeyer: Das Dritte Reich und die Slowakei 1939–1945: politischer Alltag, 2002, S. 358.
- Jan Kuhlmann: Subhas Chandra Bose und die Indienpolitik der Achsenmächte. Schiler, Berlin 2003, S. 183–184, ISBN 3-89930-064-5 (Digitalisat).
- Martin Seckendorf und Günter Keber: Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien. 1992.
- Wüster berichtete: „geradezu widerlich . . . um Ministersessel gefeilscht“ 26. Schließlich war die Liste doch „planmäßig“ bis zum Mittag des 22. September fertig, und Mussolini genehmigte sie am Abend an seinem Dienstsitz in Bayern.