Vogelbeckensaurier
Die Vogelbeckensaurier (Ornithischia) sind neben den Echsenbeckensauriern (Saurischia) eine der beiden Ordnungen der Dinosaurier.
Vogelbeckensaurier | ||||||||||||
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Beckenregion von Edmontosaurus, ein hadrosaurider Ornithischier | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Obertrias (Karnium) bis Oberkreide | ||||||||||||
228 bis 65,5 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ornithischia | ||||||||||||
Seeley, 1887 |
Diese Unterscheidung der Dinosaurier war ein großer Schritt zum besseren Verständnis ihrer Verwandtschaftsverhältnisse und erfolgte 1887 durch Harry Govier Seeley[1] vom King’s College London. Bis dahin waren schon einige gut erhaltene Dinosaurier-Skelette beschrieben worden und Seeley bemerkte, dass man sie anhand ihrer Beckenanatomie in zwei Gruppen einteilen konnte. Seeley nannte diese beiden Gruppen Saurischia und Ornithischia.
Merkmale
Die Anordnung der Beckenknochen der Vogelbeckensaurier ähnelt der der Vögel, was Seeley zur Wahl dieses Namens veranlasste. Die Vögel sind jedoch Echsenbeckensaurier, die anatomische Ähnlichkeit ist lediglich oberflächlich. Während Sitzbein (Ischium) und Darmbein (Ilium) in der Ausrichtung wie bei den Echsenbeckensauriern angeordnet sind, zeigt das Schambein (Pubis) nicht nach unten und leicht nach vorn zum Kopf, sondern besteht aus einem schmalen, stabförmigen Knochen, der längs neben dem Ischium liegt und nach hinten zeigt. Ilium, Ischium und Pubis bilden so eine zweistrahlige Struktur, bei den Saurischiern ist das Becken hingegen dreistrahlig. Bei einigen Vogelbeckensauriern – speziell bei jenen aus der Oberkreide wie den Ceratopsia oder den Ankylosauria – weicht das Becken von diesem Aufbau ab. Das Schambein ist verkürzt und bildet einen neuen, nach vorn gerichteten Knochenfortsatz, das Präpubis; der Grundaufbau bleibt aber erkennbar.[2]
Die Ursache des nach hinten „gedrehten“ Pubis ist unklar, da fossile Belege für die Frühphase der Entwicklung fehlen. Einer Erklärung allein von der bipeden (zweibeinigen) Lebensweise her widerspricht, dass dieses Merkmal bei ähnlich lebenden Saurischia wie Coelophysis fehlt und andererseits zum Beispiel bei den Hypsilophodontidae, die zu den Ornithischia zählen, durch die Entwicklung eines markanten Präpubis-Fortsatzes nach vorn eine Angleichung an die Saurischia-Becken-Struktur erfolgte. Möglich wäre, dass die zur Vorwärtsbewegung des Oberschenkels benötigten Muskeln an andere Knochen statt an den Pubis anlagerten, so dass dieser zurückgebildet oder nach hinten verlagert werden konnte, um dem Oberschenkel mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen und mehr Platz für den für die Verdauung pflanzlicher Nahrung wichtigen Darmtrakt zu schaffen. Ein weiterer Grund mag die vorteilhaftere Position des Schwerpunkts für diese häufig bipeden Dinosaurier gewesen sein.[3]
Neben den unterschiedlichen Beckenknochen weist diese Gruppe noch weitere Eigenheiten auf, die bei den Echsenbeckensauriern nicht vorkommen. Alle Vogelbeckensaurier trugen auf der Spitze des Unterkiefers einen Knochen, das Praedentale. Etwas weniger markant sind die Reihen verlängerter Wirbelfortsätze, die wohl den Rücken straffen und stützen halfen. Anders als die Echsenbeckensaurier waren die Vogelbeckensaurier reine Pflanzenfresser mit einem deutlich größeren Artenreichtum.
Äußere Systematik
In einer detaillierten phylogenetischen Studie aus dem Jahr 2017, basierend auf 74 Taxa und 457 Merkmalen, schlagen die Paläontologen Matthew G. Baron, David B. Norman und Paul M. Barrett eine radikal neue Systematik vor.[4][5] Demnach werden Ornithischia und Theropoda als Schwestergruppen in der Klade Ornithoscelida vereint, während die Sauropodomorpha zusammen mit den Herrerasauridae die neu definierte Klade Saurischia bilden. Die Dinosaurier bestehen somit aus den beiden Kladen Saurischia und Ornithoscelida:
Dinosauria |
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Innere Systematik
Folgendes Kladogramm macht die verwandtschaftlichen Beziehungen der Hauptgruppen innerhalb der Ornithischia deutlich:[6]
Ornithischia |
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Weblinks
- Ornithischia bei Palaeos
Einzelnachweise
- Harry G. Seeley: The classification of the Dinosauria. In: Report of the Fifty-Seventh Meeting of the British Association for the Advancement of Science held at Manchester in August and September 1887. ISSN 0262-690X, S. 698–699, Digitalisat.
- Robert L. Carroll: Paläontologie und Evolution der Wirbeltiere. Thiemig, Stuttgart u. a. 1993, ISBN 3-13-774401-6, S. 319, Abb. 14–28.
- Robert L. Carroll: Paläontologie und Evolution der Wirbeltiere. Thiemig, Stuttgart u. a. 1993, ISBN 3-13-774401-6, S. 316.
- K Padian: Palaeontology: Dividing the dinosaurs. In: Nature. 543, 2017, S. 494–495. PMID 28332523.
- MG Baron, Norman DB, Barrett PM: A new hypothesis of dinosaur relationships and early dinosaur evolution. In: Nature. 543, 2017, S. 501–506. PMID 28332513.
- Richard J. Butler, Paul Upchurch, David B. Norman: The phylogeny of the ornithischian dinosaurs. In: Journal of Systematic Palaeontology. Bd. 6, Nr. 1, 2008, ISSN 1477-2019, S. 1–40, doi:10.1017/S1477201907002271.