Villa Esche
Die Villa Esche im Chemnitzer Stadtteil Kapellenberg ist eine vom belgischen Architekten und Gestalter Henry van de Velde (1863–1957) in den Jahren 1902/1903 erbaute und 1911 erweiterte Jugendstilvilla. Das Haus für den Textilfabrikanten Herbert Eugen Esche (1874–1962) und seine Familie gilt als erster Wohnhausauftrag van de Veldes in Deutschland. Den die Villa umgebenden kleinen Park gestaltete wohl van de Veldes Frau Maria Séthe. Die Familien Esche und van de Velde waren über Jahrzehnte befreundet, Herbert Eugen Esche verbrachte seinen Lebensabend wie Henry van de Velde in der Schweiz, wo sich beide immer wieder besuchten.
Die Villa war 1945 Sitz des sowjetischen Militärkommandanten, diente ab 1947 als Wohnhaus, wurde ab 1952 durch das Ministerium für Staatssicherheit genutzt, war ab 1964 eine Bildungseinrichtung und stand ab 1989 leer.[1] Sie wurde zwischen 1998 und 2001 durch den Architekten Werner Wendisch und teils mit dem Architekten Karl-Heinz Barth saniert und umgebaut.[2] Heute befindet sich in dem Gebäude ein Henry-van-de-Velde-Museum (Konzept: Klaus-Jürgen Sembach) als Teil der Kunstsammlungen Chemnitz; hier werden überwiegend Teile der ebenfalls von van de Velde gestalteten Originalausstattung des Hauses präsentiert. Das Museum vermittelt mit dem weitgehend original möblierten ehemaligen Speisezimmer und dem Musiksalon einen Eindruck des ursprünglichen Ambientes der von van de Velde gestalteten „Lebensräume“.[3] Mehrere andere Räume, darunter ein neu geschaffener im Dachgeschoss, sind öffentlich nutzbar. Eigentümerin der Immobilie ist die Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG), eine Tochtergesellschaft der Stadt Chemnitz.[4] Es finden Lesungen und Konzerte statt; auch Trauungen und Hochzeitsfeiern sind möglich. Aber auch für Klausurtagungen in kleinerer Runde wird diese Location genutzt. Die Remise bzw. Orangerie beherbergt ein Restaurant.
Die Villa wird für Konzerte von Artists in Residence genutzt. Seit 2005 waren dies der Pianist Vladimir Stoupel, Wolfgang Hentrich (2006), der chinesische Stabgeiger und Komponist Wu Wei (2007), Peter Bruns (2008) und Kolja Lessing (2009) sowie 2010 die isländische Geigerin Judith Ingolfsson.[5]
Literatur
- Georg Brühl: Jugendstil in Chemnitz. Die Villa Esche von Henry van de Velde. Bayerische Vereinsbank, München 1990, DNB 911167366.
- Tilo Richter: Herbert Eugen Esche – Ein Lebensbild. Hrsg. von der Herbert-Eugen-Esche-Stiftung Zürich. Passage-Verlag, Leipzig 2001, ISBN 3-932900-63-4.
- Katharina Metz, Priska Schmückle von Minckwitz, Tilo Richter: Henry van de Veldes Villa Esche in Chemnitz. Ein Gesamtkunstwerk zwischen Jugendstil und Sachlichkeit. Hrsg. von der Grundstücks- und Gebäudewirtschaft-Gesellschaft mbH Chemnitz. Birkhäuser/Passage Verlag, Basel u. a. 2003, ISBN 3-7643-6991-4.
- Irene Bazinger: Klare Kante. Geschwungene Linien, gebauter Freigeist: Die Villa Esche in Chemnitz ist ein Musterbeispiel für das Genie von Henry van de Velde. In: Freistaat Sachsen (Hrsg.): Einblicke. Berlin 2019, S. 44–47 (Sachsen-Sonderheft Einblicke der Zeitschriften Cicero und Monopol [Beilage]; cicero.de [abgerufen am 11. August 2019]).
- Clauss Dietel: Villa Esche seit 1903 – Größe und Grenzen gestalterischer Ausstrahlung auf das Jahrhundert. In: Clauss Dietel: Texte. Hrsg.: Sächsisches Industriemuseum, Industriemuseum Chemnitz, Chemnitz 2004, ISBN 3-934512-12-7.
Weblinks
- Website Villa Esche
- Henry-van-de-Velde-Gesellschaft Sachsen e. V.
- Moritz Samuel Esche (Memento vom 13. März 2019 im Internet Archive). In: historisches-chemnitz.de (private Webseite)
- Seite des Restaurants
Einzelnachweise
- Faltblatt der Villa Esche von 2011.
- Clauss Dietel: Villa Esche seit 1903 – Größe und Grenzen gestalterischer Ausstrahlung auf das Jahrhundert. In: Clauss Dietel: Texte. Hrsg.: Sächsisches Industriemuseum, Industriemuseum Chemnitz, Chemnitz 2004, ISBN 3-934512-12-7.
- Faltblatt der Villa Esche von 2017.
- Villa Esche. In: ggg.de. Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H., abgerufen am 26. Januar 2018.
- Artists in Residence (Archiv: 2005–2010). In: villaesche.de, abgerufen am 26. Januar 2018.