Vertrag von Point Elliott
Der Vertrag von Point Elliott ist ein Vertrag zwischen der Regierung der USA und 22 Indianerstämmen im Umkreis des Puget Sound im seinerzeitigen Washington-Territorium, bzw. im heutigen Bundesstaat Washington. Er wurde am 22. Januar 1855 abgeschlossen.
Der Vertrag sah die Einrichtung von Reservaten (reservations) der Suquamish, Tulalip, Swinomish und Lummi vor und garantierte uneingeschränkte Sammel-, Jagd- und Fischfangrechte. Eigenartigerweise fehlen Reservate für die Duwamish, Skagit, Snohomish und Snoqualmie. Die meisten Reservate bestehen bis heute.
Ort der Unterzeichnung war Muckl-te-oh oder Point Elliott, das heutige Mukilteo im Snohomish County. Der Vertrag erhielt seine Rechtsgültigkeit erst durch die Ratifizierung nach mehr als vier Jahren. Für die Suquamish und Dwamish (Duwamish) unterzeichnete Häuptling Seattle, für Snoqualmie und Snohomish Patkanim, für die Lummi Chow-its-hoot, für die Skagit Häuptling Goliah. Insgesamt finden sich Siegel bzw. Zeichen von 83 Indianern. Für die USA unterzeichnete Territorial Governor Isaac Stevens, dazu kamen 16 weitere Unterschriften, so dass insgesamt 100 Männer den Vertrag abzeichneten.
Hintergrund
Seit dem Grenzvertrag zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten, der 1846 den Kontinent entlang des 49. Breitengrades teilte, wuchs die Zahl der Siedler im Nordwesten der USA zunächst langsam an. Um diese Besiedlung zu fördern, öffnete ein Gesetz, der Donation Land Claim Act von 1850, das Oregon-Territorium und später Washington für die Siedler, die dort Land günstig erwerben durften. Den männlichen Siedlern wurde gestattet, 160 Acre (= 64 ha) Land zu erwerben, dazu 160 für ihre Ehefrauen. Siedler, die vor 1850 ansässig waren, durften sogar 640 Acre erwerben, was mehr als 250 ha entsprach. Da zu dieser Zeit keine Reservate eingerichtet waren, stand diese Bestimmung bis 1854/55 auch nicht im Widerspruch zum Intercourse Act von 1834, der weißen Siedlern den Zutritt zu Indianerreservaten untersagte.
Die Neusiedler besetzten das ihnen von Rechts wegen zustehende Land und wurden dabei von Militär und Milizen unterstützt. Die Indianer, denen rechtliche Abwehrmittel nicht zur Verfügung standen, wehrten sich vor allem in Kleinkriegen. Dazu kam, dass ihnen der private Besitz von Land unverständlich war und dass sich die Unterzeichner, die das fremde Schriftsystem gar nicht und die Sprache der Weißen nur bedingt verstanden, auf die Identität von mündlicher Zusage und schriftlichem Vertrag verlassen mussten – eine Lücke, die Governor Stevens zugunsten der Siedler ausnutzte. Schließlich sind Reservats- und Anerkennungszusagen für einige Stämme ausgelassen worden.
Stevens' Ziele
Allein 1854/55 schloss das Territorium Washington mehrere Verträge, darunter den von Medicine Creek am 26. Dezember 1854, von Point Elliott und Walla Walla am 21. Mai 1855. Bei allen Verträgen ignorierte Stevens Anweisungen aus der Hauptstadt, die Gebietsansprüche der Indianer und der Siedler genau abzugrenzen.
Stevens hatte von Anfang an folgende Ziele: Einrichtung von Reservaten, in denen alle Indianer zu leben hatten, dazu Förderung von Land- und Viehwirtschaft sowie „zivilisierte Gewohnheiten“. Als Kompensation sollte nicht Geld aufgebracht werden, sondern Jahresgaben in Form von Decken und Kleidern. Zur Durchsetzung kultureller Veränderungen sollten Schulen, Farmen, Läden eingerichtet, aber auch Verbote von Kriegen, Sklaverei, Alkohol durchgesetzt werden. Um diesen Prozess durchführen zu können, sollten die Indianer zunächst ihre Fisch- und Jagdrechte behalten und auf unbesetztem Land weiter sammeln und Vieh halten dürfen. Wenn sie sich entsprechend angepasst hätten, sollte das Land an sie vergeben werden, aber nicht an den Stamm, sondern an Einzelpersonen.
Unterzeichner
Insgesamt unterzeichneten den Vertrag genau 100 Männer. Die Unterzeichner und Zeugen auf der US-Seite waren:[1] James Doty, Schriftführer, George Gibbs, Landvermesser (er hinterließ zahlreiche, heute wertvolle Aufzeichnungen), H. A. Goldsborough, Beauftragter, B. F. Shaw (Übersetzer), Colonel M. T. Simmons. Dazu kamen, überwiegend als Zeugen, M. T. Simmons, Special Indian Agent, H. A. Goldsborough, Beauftragter, B. F. Shaw, Übersetzer, James Tilton, General-Landvermesser und andere.
Auf Seiten der Indianer waren 22 Stämme und 83 Unterzeichner beteiligt (die erste Stammesbezeichnungen richten sich nach der Schreibweise im Text, die zweite nach der heute üblichen Transkription):
- Dwamish (Duwamish)
- Suquamish
- Sk-kahl-mish (Skokomish)
- Sam-ahmish (Sammamish)
- Smalh-kamish (Smulkamish / Smalhkamish)
- Skope-ahmish (Skopamish)
- Snoqualmoo (Snoqualmie)
- Skai-wha-mish (Skykomish)
- N'Quentl-ma-mish
- Sk-tah-le-jum (manchmal als eine Band der Snohomish betrachtet)
- Stoluck-wha-mish (Stillaguamish) (vermutlich ursprünglich eine Band der Skagit)
- Sno-ho-mish (Snohomish)
- Lummi
- Skagit (Upper Skagit und Lower Skagit)
- Kik-i-allus (Kikiallus) (neben den Upper und Lower Skagit eine weitere regionale Skagit-Gruppe)
- Swin-a-mish (Swinomish)
- Squin-ah-mish
- Sah-ku-mehu (Sauk-Suiattle) (ursprünglich eine Gruppe der Upper Skagit)
- Noo-wha-ha (neben den Upper Skagit, Lower Skagit und Kikiallus eine vierte regionale Skagit-Gruppe)
- Nook-wa-chah-mish (vermutlich eine Band der Nooksack)
- Mee-see-qua-guilch und
- Cho-bah-ah-bish (vermutlich die Tcubaa'bish Band der Skagit)[2]
Aus verschiedenen Gründen waren einige Stämme der Region nicht im Vertrag eingeschlossen. So fehlten die Nooksack, Samish, Semiahmoo, Puyallup und Quileute. Die Rechte der Nooksack wurden durch Häuptling Chow-its-hoot der Lummi wahrgenommen. Die Quileute erhielten noch im selben Jahr einen eigenen Vertrag, den Vertrag vom Quileute River. Alle anderen hatten, bzw. haben bis heute Probleme, die staatliche Anerkennung als Stamm (tribe) zu erhalten.
Unterzeichnet, bzw. gesiegelt wurde von den folgenden Personen:
- Issac I. Stevens, Governor and Superintendent
- Seattle, Chief der Dwamish und Suquamish tribes
- Pat-ka-nam, Chief der Snoqualmoo, Snohomish und andere tribes
- Chow-its-hoot, Chief der Lummi und andere tribes
- Goliah, Chief der Skagits und anderer verbündeter tribes
- Kwallattum, oder General Pierce, Sub-chief des Skagit tribe
- S'hootst-hoot, Sub-chief der Snohomish
- Snah-talc[3], oder Bonaparte, Sub-chief der Snohomish
- Squush-um, oder The Smoke, Sub-chief der Snoqualmoo
- See-alla-pa-han, oder The Priest, Sub-chief der Sk-tah-le-jum
- He-uch-ka-nam, oder George Bonaparte, Sub-chief der Snohomish
- Tse-nah-talc, oder Joseph Bonaparte, Sub-chief der Snohomish
- Ns'ski-oos, oder Jackson, Sub-chief der Snohomish
- Wats-ka-lah-tchie, oder John Hobtsthoot, Sub-chief der Snohomish
- Smeh-mai-hu, Sub-chief der Skai-wha-mish
- Slat-eah-ka-nam, Sub-chief der Snoqualmoo
- St'hau-ai, Sub-chief der Snoqualmoo
- Lugs-ken, Sub-chief der Skai-wha-mish
- S'heht-soolt, oder Peter, Sub-chief der Snohomish
- Do-queh-oo-satl, Snoqualmoo tribe
- John Kanam, Snoqualmoo sub-chief
- Klemsh-ka-nam, Snoqualmoo
- Ts'huahntl, Dwa-mish sub-chief
- Kwuss-ka-nam, oder George Snatelum, Sen., Skagit tribe,
- Hel-mits, oder George Snatelum, Skagit sub-chief
- S'kwai-kwi, Skagit tribe, sub-chief
- Seh-lek-qu, Sub-chief Lummi tribe
- S'h'-cheh-oos, oder General Washington, Sub-chief des Lummi tribe
- Whai-lan-hu, oder Davy Crockett, Sub-chief des Lummi tribe
- She-ah-delt-hu, Sub-chief des Lummi tribe
- Kwult-seh, Sub-chief des Lummi tribe
- Kwull-et-hu, Lummi tribe
- Kleh-kent-soot, Skagit tribe
- Sohn-heh-ovs, Skagit tribe
- S'deh-ap-kan, oder General Warren, Skagit tribe
- Chul-whil-tan, Sub-chief des Suquamish tribe
- Ske-eh-tum, Skagit tribe
- Patchkanam, oder Dome, Skagit tribe
- Sats-Kanam, Squin-ah-nush tribe
- Sd-zo-mahtl, Kik-ial-lus band
- Dahtl-de-min, Sub-chief der Sah-ku-meh-hu
- Sd'zek-du-num, Me-sek-wi-guilse sub-chief
- Now-a-chais, Sub-chief der Dwamish
- Mis-lo-tche, oder Wah-hehl-tchoo, Sub-chief der Suquamish
- Sloo-noksh-tan, oder Jim, Suquamish tribe
- Moo-whah-lad-hu, oder Jack, Suquamish tribe
- Too-leh-plan, Suquamish tribe
- Ha-seh-doo-an, oder Keo-kuck, Dwamish tribe
- Hoovilt-meh-tum, Sub-chief der Suquamish
- We-ai-pah, Skaiwhamish tribe
- S'ah-an-hu, oder Hallam, Snohomish tribe
- She-hope, oder General Pierce, Skagit tribe
- Hwn-lah-lakq, oder Thomas Jefferson, Lummi tribe
- Cht-simpt, Lummi tribe
- Tse-sum-ten, Lummi tribe
- Klt-hahl-ten, Lummi tribe
- Kut-ta-kanam, oder John, Lummi tribe
- Ch-lah-ben, Noo-qua-cha-mish band
- Noo-heh-oos, Snoqualmoo tribe
- Hweh-uk, Snoqualmoo tribe
- Peh-nus, Skai-whamish tribe
- Yim-ka-dam, Snoqualmoo tribe
- Twooi-as-kut, Skaiwhamish tribe
- Luch-al-kanam, Snoqualmoo tribe
- S'hoot-kanam, Snoqualmoo tribe
- Sme-a-kanam, Snoqualmoo tribe
- Sad-zis-keh, Snoqualmoo
- Heh-mahl, Skaiwhamish band
- Charley, Skagit tribe
- Sampson, Skagit tribe
- John Taylor, Snohomish tribe
- Hatch-kwentum, Skagit tribe
- Yo-i-kum, Skagit tribe
- T'kwa-ma-han, Skagit tribe
- Sto-dum-kan, Swinamish band
- Be-lole, Swinamish band
- D'zo-lole-gwam-hu, Skagit tribe
- Steh-shail, William, Skaiwhamish band
- Kel-kahl-tsoot, Swinamish tribe
- Pat-sen, Skagit tribe
- Pat-teh-us, Noo-wha-ah sub-chief
- S'hoolk-ka-nam, Lummi sub-chief
- Ch-lok-suts, Lummi sub-chief
- M. T. Simmons, Indian agent
- C. H. Mason, Secretary of Washington Territory
- Benj. F. Shaw, Dolmetscher
- Chas. M. Hitchcock
- H. a.[sic] Goldsborough
- George Gibbs
- John H. Scranton
- Henry D. Cock
- S. S. Ford, jr.
- Orrington Cushman
- Ellis Barnes
- R. S. Bailey
- S. M. Collins
- Lafayette Balch
- E. S. Fowler
- J. H. Hall
- Rob't Davis
Offenbar wurde bei der Reihenfolge der Unterzeichner eine bestimmte Hierarchie beim Rang der Stämme und der Häuptlinge beachtet. Ähnliches galt, soweit erkennbar, auch bei der Reihenfolge der US-Amerikaner.
Kernbestimmungen
Unter der Einschränkung, dass der Präsident Reservate aufheben, verlegen oder in Individualbesitz auflösen könne, falls das Wohl der Indianer oder die Interessen des Territoriums dies erfordere, oder auch Stämme in ein Reservat zusammenfügen könne, wurde Folgendes festgehalten: Der Handel der Indianer mit Vancouver Island wurde untersagt – womit traditionelle Handelsrouten zerschnitten wurden. Das Gleiche galt für ausländische, der Lage nach im späteren Kanada lebende Indianer, die ohne Genehmigung des Supintendents oder Agents nicht in den US-amerikanischen Reservaten leben durften – womit enge Verwandtschaftsbeziehungen stark gestört wurden.
Der Vertrag unterschied bei den Unterzeichnern, in dem Versuch, der internen Struktur und ihren Begrifflichkeiten mittels europäischer Vorstellungen und englischer Begrifflichkeiten nahezukommen, zwischen den Stämmen und verbündeten (allied) und untergeordneten (subordinate) Stämmen und Gruppen (tribes und bands).
Sie überließen (cede, relinquish, and convey) den USA all ihre Rechte, Titel und Interessen im Zusammenhang mit dem von ihnen besetzten (occupied) Land. Dies sollte Gültigkeit haben zwischen der Ostseite des Admiralty Inlet (Point Pully), entlang einer Line auf halbem Wege zwischen Commencement und Elliott Bay, dann ostwärts bis zum Gebiet, das Nisqually und Puyallup und andere abgetreten hatten, bis hinaus zum Gipfel der Kaskadenkette, dann nordwärts bis zum 49. Breitengrad, dann wieder westwärts entlang dieser Linie bis zur Mitte des Gulf of Georgia, weiter durch den Canal de Arro zur Juan-de-Fuca-Straße, mittig durch den Admiralty Inlet bis Suquamish Head. Dann ging es wieder südwärts zwischen Hood Canal und Admiralty Inlet bis zu Wilkes’ Portage, weiter bis Point Southworth am Westufer des Admiralty Inlet, ostwärts entlang Vashon’s Island, um den Kreis zu schließen. Dazu kamen alle eingeschlossenen Inseln.
1280 Acre (entspr. zwei sections à 640 Acre, analog zum Siedlerland) um Port Madison (Noo-sohk-um), 1280 Acre an der Nordseite der Hwhomish Bay und dem dort einmündenden Bach, die Südwestecke von Perry’s Island und die Chah-choo-sen genannte Insel nahe der Mündung des Lummi River in die Bellingham Bay und den Gulf of Georgia. Das Land sollte den Stämmen zu ihrer ausschließlichen Nutzung zustehen, kein Weißer sollte ohne ihre Erlaubnis und die des Superintendent oder Agent dort siedeln dürfen. Sollte es jedoch nötig sein, Straßen durch diese Gebiete zu bauen, so sollten die Indianer für jeden dadurch entstehenden Schaden Ausgleich erhalten.
An der Nordostseite von Port Gardner, dazu an der Mündung des Snohomish River, einschließlich der Tulalip Bay sollten jedoch 36 Sections ausgenommen sein, um dort eine Landwirtschafts- und Arbeitsschule (agricultural and industrial school) einzurichten. Dazu wurde die Möglichkeit offen gehalten, dort für alle westlich der Kaskadenkette im Territorium lebenden Indianer ein Reservat einzurichten, es sei denn, der Präsident würde für diese Central Agency und General Reservation einen anderen Ort zum Vorteil der Indianer wählen.
Die Indianer erklärten sich bereit, innerhalb eines Jahres nach Ratifizierung oder früher in die Reservate zu ziehen, wenn die Ausstattung gegeben sei. So lange sollten sie überall dort leben dürfen, wo kein Bürger der USA Anspruch erhob, oder wenn er es ihnen gestattete.
Das Recht auf Fischfang an den gewohnten Stellen sollte den Indianern „in common with all citizens of the Territory“ erlaubt sein. Dazu kam das Vorrecht auf Jagd und Sammeln von Wurzeln und Beeren auf offenem und nicht beanspruchtem Land. Schalentiere jedoch sollten nur dort gefangen werden dürfen, wo diese nicht von Bürgern (citizens) beansprucht oder kultiviert wurden.
Für all dies sagten die USA zu, 150.000 Dollar zu zahlen, davon im ersten Jahr nach der Ratifizierung 15.000, in den nächsten beiden Jahren je 12.000, in den darauf folgenden drei Jahren je 10.000, dann je 7.000 für die nächsten vier Jahre, 6.000 für die nächsten fünf Jahre, für die letzten fünf Jahre jeweils 4.250 Dollar. Die Auszahlung sollte sich also über 20 Jahre erstrecken. Damit sollten keine individuellen Schulden beglichen werden.
Bei all dem sollte es dem Präsidenten vorbehalten bleiben, darüber zu befinden, ob alle Indianer in eine gemeinsame Reservation mit ihnen freundlich gesinnten Indianern umgesiedelt werden sollten, und, ob er jedem individuell Besitzrechte an Haus und Grund zusprach.
Die Indianer erkannten die Abhängigkeit (dependence) von der Regierung der USA an, auch, dass sie freundlich mit allen Bürgern umgehen und kein Eigentum entwenden sollten. Ansonsten war Eigentum zurückzugeben, oder, wenn nicht mehr brauchbar, wertmäßig auszugleichen. Das Gleiche galt für die Indianer untereinander, die auch keinem Täter Unterschlupf bieten durften, sondern ihn an die zuständigen Behörden ausliefern mussten.
Außer im Fall der Verteidigung galt ein Kriegsverbot zwischen den Stämmen. Die Regierung der USA bzw. der Agent waren die einzigen Instanzen zur Streitschlichtung.
Alkoholkonsum und die Einbringung von Alkohol in die Reservate wurden insofern unter Strafe gestellt, als die Jahreszahlungen für die Täter zurückgehalten werden konnten.
Das Halten und der Erwerb von Sklaven wurden verboten, der Handel nach Vancouver Island wurde ausdrücklich untersagt, selbst der Aufenthalt „ausländischer“ Indianer durfte nur unter Zustimmung des Superintendent oder Agent geschehen.
Für die Kosten des Umzugs und der ersten Besiedlung der Reservate erklärte sich die Regierung bereit, 15.000 Dollar zu zahlen.
Auf zwanzig Jahre sollte, ein Jahr nach der Ratifizierung, eine Landwirtschafts- und Arbeitsschule unterhalten werden, frei für die Indianerkinder, dazu eine Schmiede und eine Schreinerwerkstatt und die notwendigen Werkzeuge. Ein Schmied und ein Schreiner, dazu ein Landwirt, sollten die Indianer in ihrem jeweiligen Handwerk in den nächsten 20 Jahren unterrichten. Des Weiteren sollte ein Arzt in der Zentralagentur leben, der für Medizin und Rat, sowie Impfung sorgen sollte – vermutlich gegen Pocken. Die entstehenden Kosten sollten ohne Abzug von den USA getragen werden.
Ratifiziert wurde der Vertrag am 8. März, veröffentlicht am 11. April 1859.
Unmittelbare Folgen
Die Jahre nach Vertragsabschluss wurden durch den rechtlosen Zustand, den die Verzögerung der Ratifizierung bis 1859 auslöste, noch komplizierter, als es der Vertrag selbst schon bewirkte. Viele Stämme warteten vertragsgemäß zunächst ab, näher verwandte zogen oftmals in ein Reservat, wie etwas der vergleichsweise große der Tulalip. Doch manche Stämme teilten sich zunächst in Gruppen, die bereit waren, umzusiedeln, und solche, die bleiben wollten. Der Druck der Siedler, der auch vor Brandstiftung und Mord nicht Halt machte, erzwang bei vielen der Zurückgebliebenen letztlich doch den Umzug, doch nicht immer in das gleiche Reservat, wie das von den zuerst Weggezogenen gewählte. Andere Stämme wussten zunächst gar nicht, wohin sie sich wenden sollten, wie die Duwamish, die kein Reservat erhalten hatten. Sie gingen teilweise in die Port Madison Indian Reservation, teilweise in die Reservate der Tulalip oder in die Muckleshoot Reservation.
Spätwirkungen
Die Auswirkungen beschäftigen bis heute die Gerichte und die für die Indianer zuständigen Institutionen, denn zwei grundsätzliche Rechtsprobleme sind damit verbunden. Zum einen sind Verträge, die innerhalb der Verfassung Gültigkeit erlangen, bis heute gültig. Zum anderen sind die Verträge so zu deuten, wie sie die Vertragspartner verstanden haben, was verschiedenen Auslegungen Tür und Tor öffnete.
Die seit den 1890er Jahren immer mehr eingeschränkten Fischereirechte sind bis heute ein Thema, das die Gerichte beschäftigt. Die Entscheidung des Richters George Boldt von 1974 (Boldt Decision) unterstrich die Gültigkeit dieser Abmachung, die aber erst 1979 durch den Obersten Gerichtshof durchgesetzt wurde. Den Stämmen der Nooksack, Upper Skagit, Sauk-Suiattle und Stillaguamish gelang erst in dieser Zeit die Anerkennung als Stamm, obwohl sie den Vertrag mit unterzeichnet hatten. Weniger erfolgreich waren hierin die Samish, Snohomish, Snoqualmie, Steilacoom und Duwamish.
An der Anerkennung hängen heute nicht nur handfeste Verpflichtungen der Regierung gegenüber den Stämmen, oder Rechte auf Fischerei und Jagd, sondern auch steuerliche Befreiungen. Das gilt vor allem für den Unterhalt von Casinos, die heute einen erheblichen Teil zur Finanzierung und Bereitstellung von Arbeitsplätzen beitragen. Daher ist es schon vorgekommen, dass aus Gründen der wirtschaftlichen Konkurrenz ein Stamm verhindert hat, dass ein anderer anerkannt wurde.
Mukilteo oder Muckl-te-oh, der Ort, an dem der Vertrag von Point Elliott abgeschlossen wurde, ist bis heute Treffpunkt von indianischen Kanufahrern, die aus dem Westen Kanadas und der USA kommen. Sie treffen sich seit 1989 im Rahmen des Paddle to Seattle und fahren zu jährlich wechselnden Gastgeberstämmen.[4]
Am 2. Mai 1931 enthüllten die Daughters of the American Revolution vor 3000 Zuschauern ein Denkmal zur Erinnerung an den Vertrag in Mukilteo, unter ihnen 300 Indianer, vielfach Nachkommen der Unterzeichner, aber auch Kate Stevens Bates, die Tochter des damaligen Gouverneurs. Bereits 1919 hatten Clarence Bagley und Edmond Meany versucht, herauszufinden, wo genau der Vertrag unterzeichnet worden war, doch ohne Erfolg. Ihr Granit-Pylon zum Gedenken wurde nie aufgerichtet. So wählte man eher unter geschichtsdidaktischen Aspekten eine Stelle auf einer Grünfläche nahe der Rosehill School an der 3rd Street und Lincoln Avenue in Mukilteo. Anwesend waren dabei auch die letzten Zeitgenossen der Unterzeichnung, der fast hundertjährige John Davis, Bill Kanim, Neffe von Chief Patkanim, und Charley Jules (1846–1935). August Duclos, Superintendent auf der Tulalip reservation drängte, entsprechend der seinerzeitigen Indianerpolitik der Vereinigten Staaten, auf Assimilation. Robert Guss (1907–1985), Urenkel Patkanim, enthüllte das Denkmal, zusammen mit Lillian Sinclair, Enkelin eines der Pioniere von Mukilteo, Jacob Fowler. Es steht bis heute am inzwischen Rosehill Community Center genannten Platz.[5]
1933 versammelte Häuptling Jerry Kanim von den Snoqualmie viele Stämme in der Nähe des Lake Sammamish.[6] Die Betreiber der Lake Washington-Fähre, die Seattle mit der Bucht verband, erhofften sich ebenso wie der Initiator, die American Legion, in der Weltwirtschaftskrise zahlreiche Besucher und erhebliche Einnahmen. Die Strände der Juanita Bay, über Generationen eine Sammelstelle von wapato (Pfeilkraut, Sagittaria), wurden als Ort der Versammlung gewählt, zu dem über 400 Indianer in traditioneller Kleidung erschienen. Der Gouverneur wurde zum Mitglied der Lummi erhoben und versprach die Einhaltung der Schutzbestimmungen von 1855. Über 2.500 Besucher verfolgten die erneute Unterzeichnung des Vertrags von Point Elliott. Joseph Hillaire, Sohn des Lummi-Häuptlings, der 1855 den Vertrag unterzeichnet hatte, hatte die Ereignisse um diesen Vertrag erforscht. Gouverneur Clarence D. Martin übernahm die Rolle des damaligen Gouverneurs Isaac Ingalls Stevens, Jerry Kanim die seines Onkels, Häuptling Patkanims, andere Nachkommen folgten seinem Beispiel.
Am 26. Juli 2007 versammelten sich rund 40 Kanus aus dem Puget Sound, der Washingtoner Küste und von Vancouver Island am Lighthouse Park in Mukilteo. Die Stadt Mukilteo sowie die Washington State Ferries hatten als Gastgeber geladen. Von dort fuhren die Teilnehmer weiter zu den Lummi, wie sie es seit 1989 jährlich tun.[7]
Siehe auch
Quellen
- Washington State History Museum, Treaty of Point Elliott (PDF; 31 kB)
- Governors Office of Indian Affairs. Treaty of Point Elliott, 1855
- Ratifizierungsbeschluss
- George P. Sanger (Hrsg.): Treaty with the Dwámish &c. Indians, in: The Statutes at Large, Treaties, and Proclamations of the United States of America from December 5, 1859, To March 3, 1866, Bd. XII, Boston 1863, S. 927ff. (Proklamation durch Präsident James Buchanan, 11. April 1859).
Karten
- Karte der abgetretenen Gebiete (PDF; 204 kB)
- Übersichtskarte über anerkannte Stämme in Washington (PDF; 38 KiB)
Literatur
- Jacilee Wray: Native Peoples of the Olympic Peninsula. Who We are, University of Oklahoma Press, 2015.
- Alan J. Stein: Indian tribes gather in Juanita to re-enact signing of 1855 Point Elliott Treaty on May 27, 1933
Anmerkungen
- Nach: Treaties and Councils: Stevens' Entourage, Washington State Historical Society (Memento des Originals vom 12. August 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Vgl. "January 22, 1855: Treaty of Point Elliott". The Treaty Trail: U.S. - Indian Treaty Councils in the Northwest, Hg. Washington State History Museum 2004 (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Betty Lou Gaeng: Chief Napoleon Bonaparte of the Snohomish People, in: Sno-Isle Genealogical Society (Hrsg.): The Sounder 23,1 (2009).
- Northwest Indian canoes return to site of Point Elliott Treaty on July 26, 2007.
- Margaret Riddle: DAR places a monument in Mukilteo in remembrance of the 1855 Point Elliott Treaty on May 2, 1931, HistoryLink.org, 30. Dezember 2007
- Dies und das Folgende nach: Alan J. Stein: Indian tribes gather in Juanita to re-enact signing of 1855 Point Elliott Treaty on May 27, 1933, HistoryLink.org, 2007.
- Dies und das Folgende nach: Kit Oldham: Northwest Indian canoes return to site of Point Elliott Treaty on July 26, 2007, HistoryLink.org, 26. August 2007.