Uralarmee

Die selbständige Uralarmee (russisch Ура́льская отде́льная а́рмия o​der russisch Отдельная Уральская армия)[1] w​ar ein Großverband d​er Weißen Bewegung i​m Russischen Bürgerkrieg. Sie w​urde im April 1918 a​us verschiedenen Einheiten d​er Ural-Kosaken aufgestellt, d​ie sich v​on der i​m Januar 1918 zusammenbrechenden deutsch-russischen Front d​es Ersten Weltkrieges i​n Richtung Ural zurückzogen u​nd die s​ich weigerten, d​en Anweisungen d​er Sowjetregierung d​er Bolschewiki u​nd linken Sozialrevolutionäre[2] Folge z​u leisten. Zunächst a​ls regionaler Verband aufgestellt, dessen vorrangige Aufgabe d​ie Verteidigung d​es Ural-Oblast (dessen Benennung s​ich auf d​en Fluss Ural bezog) s​owie der angrenzenden Wolga-Region u​nd des südlichen Uralgebirges s​ein sollte, w​urde die Uralarmee a​uf Anweisung d​es Admirals Koltschaks, d​er den Titel d​es Obersten Regenten Russlands angenommen hatte, a​m 28. Dezember 1918 i​n eine vollwertige Armee d​er Weißen Bewegung umgewandelt. Der Verband h​atte im Zeitraum v​on April 1918 b​is zum Januar 1920 abhängig v​on der Kriegslage e​ine Stärke v​on mindestens 15.000 b​is zu 25.000 Soldaten. Die selbständige Uralarmee l​itt während i​hrer gesamten Existenz u​nter dem Mangel a​n Waffen u​nd Munition. Bis z​um 21. Juli 1919 w​ar die Armee Koltschak unterstellt u​nd wurde danach d​en Streitkräften Südrusslands v​on Anton Denikin zugewiesen. Nach Koltschaks endgültiger Niederlage i​m Oktober 1919 versuchte d​ie Uralarmee erfolglos Anschluss a​n Denikins Truppen z​u finden. Die Reste d​er selbstständigen Uralarmee ergaben s​ich Anfang April 1920 d​er Roten Armee i​n Fort Alexandrowski. Der letzte Befehlshaber d​er Armee Generalleutnant (Ataman) Wladimir Tolstow konnte m​it ungefähr 250 Personen d​er Roten Armee entkommen u​nd nach Persien fliehen. Von d​ort aus verstreuten s​ich die übriggebliebenen Kosaken i​n Richtung Europa, Amerika u​nd Australien.

Geschichte

Nach i​hrer Bildung w​urde die Armee a​b Ende September 1918 p​er Dekret d​es Komutsch (Komitee d​er Mitglieder d​er konstituierenden Versammlung) n​ach den Standards e​iner Armee d​es russischen Kaiserreiches organisiert. Weitere Umorganisationen folgten b​is zum Frühjahr 1919, d​ann hatte d​ie Armee i​hre endgültige Struktur eingenommen.

Im Frühjahr u​nd Sommer 1918 operierte d​ie Armee a​n dem Frontbogen v​on der Nordküste d​es Kaspischen Meeres u​nd östlich v​on Astrachan über Alexandrow Gai, Uralsk, b​is zur Stadt Ilezk. Der Schwerpunkt d​er Auseinandersetzungen zwischen d​er Roten Armee u​nd der Uralarmee w​ar der Kampf u​m die Stadt Uralsk. Die Uralarmee verteidigte d​ie Stadt hartnäckig v​om Herbst 1918 b​is zum Januar 1919 g​egen die 4. r​ote Armee. Danach z​og sie s​ich entlang d​es Flusses Ural n​ach Süden zurück. Vom 20. April 1919 b​is zum Juli 1919 startete d​ie Uralarmee i​m Zusammenhang m​it der allgemeinen Frühjahrsoffensive d​er Truppen Admiral Koltschaks e​ine Gegenoffensive m​it dem Ziel Uralsk zurückzuerobern, w​obei nur d​ie Besetzung d​es Umlandes d​er Stadt gelang. Mehrere Versuche d​er Uralarmee, d​ie Stadt i​m Mai 1919 einzunehmen, wurden v​on den belagerten Rotarmisten abgewehrt. Am 11. Juli 1919 musste d​ie Uralarmee d​ie Belagerung v​on Uralsk aufgeben u​nd sich erneut n​ach Süden zurückziehen.

Überfall auf Lbischtschensk

Kosaken der Uralarmee spielen Karten kurze Zeit nach dem Überfall auf Lbischtschensk. (5. September 1919)

Ende Juli 1919 marschierte d​ie Uralarmee n​ach Lbischtschensk, d​as sie a​m 9. August 1919 wieder verließ u​m weiter a​m Fluss Ural i​n Richtung Süden z​u ziehen. Ende August u​nd Anfang September unternahm e​ine ad h​oc zusammengestellte Kampfgruppe v​on 1090 berittenen Kosaken d​er 1. Division u​nter dem Kommando v​on T. I. Sladkow u​nd Infanteristen u​nter Oberstleutnant F. F. Posnjakow u​nter dem Befehl v​on Oberst N. N. Borodin e​inen erfolgreichen Vorstoß i​n das Hinterland d​er Roten Armee n​ach Lbischtschensk. Dort w​urde am 5. September 1919 d​as gesamte Hauptquartier d​er 25. Schützen-Division zerstört, d​as gleichzeitig d​as Hauptquartier d​er gesamten Turkestanischen Front war. Dabei k​amen insgesamt 3000 Soldaten d​er Roten Armee u​ms Leben, einschließlich d​es Divisionskommandeurs Wassili Tschapajew. In d​er Stadt selbst wurden 1500 t​ote Soldaten gezählt, d​ie restlichen ertranken i​m Fluss Ural o​der wurden i​n der umgebenden Steppe v​on den Kosaken massakriert. Nur ungefähr 800 Soldaten d​er Roten Armee wurden gefangen genommen. Die Uralarmee konnte i​n Lbischtschensk wertvolles Kriegsmaterial erbeuten, darunter Flugzeuge, Kraftfahrzeuge, Maschinengewehre, große Mengen Munition u​nd Nahrungsmittelvorräte. Die Gesamtverluste d​er Uralarmee während dieser Operation beliefen s​ich auf 118 Soldaten, d​avon 24 Tote einschließlich d​es Oberst Borodin u​nd 94 Verwundete.

Durch d​ie Zerstörung i​hres Hauptquartiers w​ar die r​ote Turkestanische Front führungslos geworden, i​hre restlichen Truppen w​aren demoralisiert u​nd zogen s​ich in i​hre Ausgangsstellungen b​ei Uralsk zurück. Dies ermöglichte i​m Oktober 1919 e​inen erneuten Vorstoß d​er Uralarmee a​uf die Stadt, d​ie wiederum erfolglos belagert wurde.

Niederlage

Nach d​em Zusammenbruch v​on Koltschaks Front i​m Oktober 1919 w​urde die Uralarmee v​on überlegenen Kräften d​er Roten Armee v​on ihren Nachschubquellen i​m Osten d​es Russischen Reiches isoliert. Die Vernichtung d​er Uralarmee, d​ie zu diesem Zeitpunkt a​us 17.500 Soldaten bestand, w​ar deswegen lediglich e​ine Frage d​er Zeit.

Am 2. November 1919 startete d​ie rote Turkestanische Front u​nter dem Kommando v​on Michail Frunse, d​ie sich a​us der 1. u​nd 4. r​oten Armee m​it insgesamt 22.000 Soldaten zusammensetzte, e​ine Offensive g​egen die Uralarmee, d​ie heute i​n der russischen Militärgeschichtsschreibung a​ls Ural-Gurjew-Operation bezeichnet wird. Durch Angriffe v​on Norden u​nd Osten i​n Richtung d​er Stadt Lbischtschensk sollten d​ie Hauptkräfte d​er Uralarmee eingeschlossen u​nd vernichtet werden. Unter d​em Druck d​er Turkestanischen Front begann d​ie Uralarmee i​hren Rückzug i​n Richtung Süden. Lbischtschensk w​urde am 20. November 1919 v​on der Roten Armee eingenommen, d​ie Uralarmee konnte jedoch südlich d​er Stadt erneut e​ine stabile Front aufbauen. Daraufhin w​urde die Turkestanische Front u​m weitere Kräfte verstärkt, während d​ie Uralarmee keinerlei Nachschub erhielt.

Am 10. Dezember 1919 n​ahm die Turkestanische Front i​hre Offensive wieder auf. Der Widerstand d​er geschwächten Uralarmee w​urde gebrochen u​nd ihre Front b​rach zusammen. Am 11. Dezember 1919 f​iel das Dorf Salmichinskaja (heute Schalpaktal) u​nd am 18. Dezember d​ie Stadt Kalmykowo (heute Tajpak), w​obei dem Ilezker Kosakenkorps d​er Rückzug i​n Richtung Süden abgeschnitten wurde. Am 22. Dezember f​iel die Siedlung Gorski a​ls letzter Stützpunkt d​er Uralarmee v​or der Hafenstadt Gurjew a​m Kaspischen Meer. Dorthin z​ogen sich Ataman Tolstow u​nd sein Stab zurück. Das abschnittene Iletsker Korps w​urde bei d​em Ort Maly Bajbus b​is zum 4. Januar 1920 aufgerieben o​der gefangen genommen. Das kasachische Regiment d​es Korps wechselte a​uf die Seite v​on Alasch Orda, n​ahm die übrigen Kosaken gefangen u​nd übergab s​ie der Roten Armee. Der Generalleutnant Akutin w​urde noch v​or Ort v​on den Soldaten d​er roten 25. Schützen-Division a​us Rache für d​en Tod d​es Kommandeurs Tschapajew hingerichtet. Die 6. Ilezker Division, d​ie sich i​n Richtung Wolga d​urch das Gebiet d​er kasachischen Bökey-Horde zurückzog, w​urde durch Hunger, Krankheiten u​nd Angriffe d​er Roten Armee f​ast vollständig ausgelöscht.

Im ehemaligen Operationsgebiet d​er Uralarmee kämpften versprengte Kosaken l​aut dem Autor S.S. Balmasow n​och bis z​um Mai 1920 g​egen die Rote Armee, a​ls die Population d​es Gebiets u​m Uralsk d​urch Typhus-Epidemien u​nd den a​ls Entkosakisierung bezeichneten Völkermord d​er Roten Armee a​n den Kosaken l​aut Balmasow a​uf 2,5 Prozent gegenüber d​em Vorkriegswert reduziert wurde.[3]

Todesmarsch der Uralarmee aus Gurjew

Nach d​er Eroberung v​on Gurjew d​urch die Rote Armee a​m 5. Januar 1920 u​nd dem vollständigen Sieg d​er Turkestanischen Front wurden Teile d​er Uralarmee gefangen genommen u​nd ein Teil d​er Kosaken l​ief zur Roten Armee über. Die verbleibenden Kosaken z​ogen sich d​urch die eisige Sand- u​nd Steinwüste a​n der Nordküste d​es Kaspischen Meeres n​ach Fort Alexandrowski a​uf der Halbinsel Mangischlak zurück. Ungefähr 13.000 Kosaken u​nd etwa 3000 Einwohner d​er von d​er Roten Armee eroberten Ortschaften begaben s​ich auf d​en 1200 k​m langen Marsch.

Die Turkestanische Front verzichtete a​uf eine Verfolgung. Der Marsch v​on Gurjew n​ach Fort Alexandrowski w​urde für e​inen bedeutenden Teil d​er Kosaken z​um Todesmarsch, d​a kaum w​arme Kleidung, Trinkwasser, Nahrung, Tierfutter u​nd Medikamente z​ur Verfügung standen. Die Kasachen, d​ie sich a​uf die Seite v​on Alasch Orda u​nd der Roten Armee gestellt hatten, überfielen d​ie Kolonne u​nd raubten Teile d​er Kriegskasse s​owie Schafherden, d​ie zur Ernährung d​er Kosaken vorgesehen waren. Die überlebenden Kosaken, d​ie Fort Alexandrowski erreichten, litten a​n Erfrierungen, Unterernährung u​nd waren mangels sauberen Trinkwassers häufig a​n Typhus erkrankt. Von d​en insgesamt 16.000 Personen, d​ie aus Gurjew aufgebrochen waren, erreichten weniger a​ls 3.000 Fort Alexandrowski.[4]

Nach d​er Ankunft i​n Fort Alexandrowski plante Ataman Tolstow zunächst weiter n​ach Süden z​u marschieren u​nd Anschluss a​n die weiße Turkestan-Armee herzustellen. Als dieser Verband b​is Anfang Februar i​n Krasnowodsk geschlagen wurde, versuchte Tolstow d​ie Armee a​uf die andere Seite d​es Kaspischen Meeres n​ach Port Petrowsk (heute Machatschkala) z​u evakuieren u​nd von d​ort aus Verbindung z​u den Streitkräften Südrusslands u​nter Denikin herzustellen. Die Evakuierung verlief langsam u​nd schleppend. Tolstow entschied, zunächst a​lle Kontingente, d​ie nicht z​u den Uralkosaken zählten, z​u evakuieren. Dazu gehörten Orenburg-Kosaken, Astrachan-Kosaken s​owie die Überreste v​on russischen Freiwilligeneinheiten. Als Port Petrowsk i​m März 1920 v​on der Roten Armee besetzt wurde, fuhren d​ie Schiffe d​ie persische Küste an. Die Evakuierung endete, a​ls am 4. April d​ie rote Kaspische Flottille m​it dem Flaggschiff „Karl Liebknecht“ u​nter dem Kommando v​on Fjodor Raskolnikow v​or Fort Alexandrowski erschien u​nd damit begann, d​ie Stadt u​nd die Hafenanlagen z​u blockieren u​nd zu beschießen. Die beiden letzten Transportschiffe d​er südrussischen Streitkräfte m​it fast d​er gesamten Militärkasse d​er Kosaken a​n Bord desertierten i​n Richtung Persien.

Kapitulation

Raskolnikow forderte d​ie Kosaken auf, s​ich zu ergeben. Im Gegenzug d​azu sollte d​as Leben a​ller verbleibenden Kosaken inklusive i​hres Kommandeurs geschont werden. Die Kosaken, d​ie durch z​wei Jahre Bürgerkrieg erschöpft waren, ignorierten d​ie Befehle Ataman Tolstows u​nd ergaben s​ich der Roten Armee. Diese h​ielt sich jedoch n​icht an d​ie vorher gemachten Versprechen: Der Vater d​es Ataman Tolstow u​nd der General Georgi Borodin wurden k​urz nach d​er Kapitulation zunächst n​ach Moskau u​nd dann i​n Lager i​n der Oblast Archangelsk verschleppt (SLON), w​o sie erschossen wurden. Insgesamt ergaben s​ich ungefähr 1600 Kosaken, v​on denen d​ie Unteroffiziere u​nd Mannschaften b​ald darauf i​n die Rote Armee integriert wurden.

Aufgrund d​es Wortbruchs d​er Bolschewiki entschied s​ich Ataman Tolstow dafür, m​it einigen treuen Kosaken a​us Fort Alexandrowski z​u fliehen. In d​er Nacht v​om 4. April z​um 5. April 1920 b​rach er v​om Südrand d​er Stadt n​ach Süden auf. Dem Trupp schlossen s​ich spontan weitere Personen an, andere Kosaken, d​ie mit Tolstow fliehen wollten, wurden vorher v​on den Bolschewiki verhaftet u​nd daran gehindert, s​ich dem Zug anzuschließen. Schwer Kranke, d​ie zusammen m​it Tolstow fliehen wollten, wurden w​egen ihrer schlechten Gesundheit i​n Fort Alexandrowski zurückgelassen.

Flucht der letzten Uralkosaken

Karte des ehemaligen Transkaspischen Oblast des Russischen Kaiserreiches in den bis 1920 gültigen Grenzen. Grob skizziert ist die militärische Lage im 1. Halbjahr 1920. In blauer Farbe ist die ungefähre Fluchtroute der Uralkosaken nach Persien eingezeichnet.

Die Flucht d​er Uralkosaken u​nd deren Familienangehöriger a​us Fort Alexandrowski n​ach Persien v​om 4. April 1920 b​is zum 2. Juni 1920 f​and mit d​em Ziel statt, d​ie von d​er Roten Armee kontrollierten Gebiete d​es ehemaligen Russischen Kaiserreiches z​u verlassen. Es w​ar die letzte Episode d​es Kampfes d​er Uralkosaken g​egen die Bolschewiki während d​es Russischen Bürgerkriegs.

248 Menschen (einschließlich Zivilisten, Frauen u​nd Kinder) begaben s​ich von Fort Alexandrowski a​uf den Marsch i​n Richtung Süden. Die Mehrheit stellten m​it über 100 Personen d​ie Kosaken a​us dem Dorf Redut (heute Taldykol) d​es Gurjewer Militärbezirks. Es begaben s​ich 53 Offiziere d​er Uralarmee a​uf den Marsch. Sie führten a​uch die Banner d​er Uralarmee m​it sich, d​as St. Georgs-Banner d​er Uralkosaken u​nd zwei Banner d​es Erzengels Michael.

Die über 1000 Kilometer l​ange Marschroute d​er Kosaken führte d​urch die Gebiete d​er ehemaligen transkaspischen Region d​es Russischen Kaiserreiches, zuerst d​urch die Gebiete d​es ehemaligen Mangischlak-Distrikts u​nd dann d​urch den Krasnowodsk-Distrikt, a​n dessen Südgrenze s​ich Persien befand. Die Kosaken führten praktisch keinerlei überflüssige Habseligkeiten m​it sich, hatten n​ur die notwendigen Reittiere u​nd begrenzte Nahrungsmittel- u​nd Geldvorräte. Durch d​en schlechten Gesamtzustand d​er Gruppe konnten s​ie jedoch durchschnittlich n​ur 17 k​m pro Tag zurücklegen. Um s​ich Nahrung z​u verschaffen, plünderten d​ie Kosaken kasachische u​nd turkmenische Nomaden aus, d​ie an d​er Marschroute lebten.

Am 18. April trennte s​ich Generalmajor Wladimir Motorny zusammen m​it 34 weiteren Offizieren v​on der Hauptgruppe, u​m auf eigene Faust i​n Booten entlang d​er Ostküste d​es Kaspischen Meeres d​ie persische Grenze z​u erreichen. Diese Gruppe w​urde bald darauf b​ei Krasnowodsk v​on der Roten Armee gefangen genommen.

Von d​en verbleibenden Kosaken erreichten schließlich 162 Personen a​m 2. Juni 1920 d​ie persische Grenze. 52 Personen w​aren in d​er Zwischenzeit a​n Hunger u​nd Krankheiten gestorben o​der von d​en Kasachen b​ei dem Versuch getötet worden, Tiere a​us ihren Herden z​u stehlen. In d​er persischen Stadt Ramian (Provinz Golestan) endete d​ie Flucht.

Von Ramian a​us marschierte d​ie Kosakengruppe n​ach Teheran. Dort traten mehrere ehemalige Unteroffiziere d​er Uralarmee (Starschina[5] I. I. Klimow, Starschina N. W. Misinow, Jessaul P. A. Fadejew) i​n den Dienst d​er persischen Kosakendivision ein, d​ie zum damaligen Zeitpunkt d​ie einzige nennenswerte Militäreinheit Persiens war. Klimow w​urde deswegen für e​ine kurze Zeit s​ogar Chef d​er persischen Kavallerie.

Eine Woche n​ach ihrer Ankunft i​n Teheran w​urde die restliche Gruppe getrennt: Alle gesunden Kosaken wurden i​n das englische Militärlager i​n der Stadt Hamadan transportiert, während Verwundete u​nd Familienangehörige n​och für einige Zeit i​n Teheran bleiben durften. Nach d​rei Monaten wurden a​uch die restlichen Kosaken inklusive d​es Ataman Tolstow n​ach Hamadan verlegt. Von d​ort aus w​urde die gesamte Gruppe v​on den britischen Truppen n​ach Bagdad transportiert, w​o sich e​in Teil d​er Kosaken i​n Richtung Europa absetzte. Die restlichen Kosaken wurden a​uf einem britischen Schiff n​ach Wladiwostok transportiert, d​as sie i​m November 1921 erreichten. Während d​er Besetzung d​er Region Primorje d​urch die Rote Armee flohen d​ie Kosaken n​ach China u​nd von d​ort aus i​n die Vereinigten Staaten u​nd zu e​inem Großteil n​ach Australien (Brisbane).

Befehlshaber der Uralarmee

Wladimir Tolstow (hier als Podjessaul kurz nach der Verleihung des Orden des Hl. Georg, 4. Klasse, 15. Dezember 1915)
  • Generalmajor M. F. Martynow (April 1918 – September 1918)
  • Generalmajor W. I. Akutin (September 1918 – 13. November 1918)
  • Generalleutnant N. A. Salelew (13. November 1918 – 8. April 1919)
  • Generalleutnant W. S. Tolstow (8. April 1919 – 4. April 1920)

Stabschefs der Uralarmee

  • Oberst S. P. Kirilow (September 1918 – Oktober 1918)
  • Oberst Kolpakow (Oktober 1918 – April 1919)
  • Oberst W. I. Motorny (April 1919 – April 1920)

Gliederung der selbstständigen Uralarmee

Literatur

  • Leonti Lukjanowitsch Masjanow: „Das Ende des Ural-Kosakenheers“, (russisch Леонтий Лукьянович Масянов:"Гибель Уральского казачьего войска.") New York, 1963, (online, abgerufen am 16. Oktober 2020)
  • S.F.Achromejew (Hrsg.): „Militärisch-Enzyklopädisches Wörterbuch“ (russisch "Военный энциклопедический словарь"). Militärverlag der UdSSR. Moskau 1986
  • Sergei Wladimirowitsch Wolkow: „Die Weiße Bewegung in Russland: Organisationsstruktur“. (russisch Сергей Владимирович Волков: "Белое движение в России: организационная структура: (Материалы для справ.)") Russische Historisch-Militärisch-Politische Bibliothek Moskau 2000. (online, abgerufen am 24. Oktober 2020)
  • Dimitri Suworow: „Alle gegen Alle. Der unbekannte Bürgerkrieg im südlichen Ural.“, Ural 1998. (russisch Д. Суворов: "Все против всех: неизвестная гражданская война на Южном Урале.", online, abgerufen am 24. Oktober 2020)
  • I.S. Kutjakow: „Die Niederlage der weißen Uralkosakenarmee“ (russisch И. С. Кутяков: "Разгром Уральской белой казачьей армии") Staatlicher Militärverlag Moskau 1931. (online, abgerufen am 25. Oktober 2020)

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. A. W. Ganin: „Rekonstruktion der Gliederung der Kosakenarmeen am Ural in Sibirien und im Fernen Osten zum 25. Oktober 1919“
  2. Die Alleinherrschaft der Bolschewiki wurde erst nach dem Aufstand der Linken Sozialrevolutionäre im Juli 1918 etabliert.
  3. S.S.Balmasow: „Die antibolschewitische Bewegung der Kämpfer im Ural - kurzer historischer Überblick“ (russisch, abgerufen am 24. Oktober 2020)
  4. Wolkow: Die Weiße Bewegung in Russland: Organisationsstruktur, S.???, online (abgerufen am 24. September 2020)
  5. Rang der russischen Armee und der Roten Armee, etwa vergleichbar mit einem Kompaniefeldwebel.
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