Unwort des Jahres (Schweiz)

Geschichte

In d​er Schweiz w​urde von 2003 b​is 2016 e​in Unwort d​es Jahres d​urch eine private Jury bestimmt. 2015 bestand d​ie Jury a​us dem Schriftsteller Peter Stamm, d​em Rapper Manillio, d​er Kolumnistin Yonni Meyer a​ka Pony M., d​em Kolumnisten Bänz Friedli s​owie dem Autor Daniel Quaderer. Mit jährlich e​twa 2000 Wortvorschlägen beteiligte s​ich die Bevölkerung a​n dieser Aktion.

Übersicht

JahrUnwort des JahresAus der Begründung der Jury
2016Inländervorrang light"Diese typisch schweizerische Wortschöpfung spiegelt die Mühen der Politik, einen Volksentscheid umzusetzen und dabei möglichst allen entgegenzukommen: Abstimmungssiegern wie -verlierern, der EU, den heimischen Stellensuchenden.[...]"[1]
2015AsylchaosDie sogenannte Flüchtlingswelle im Sommer und Herbst 2015 ist weitgehend an der Schweiz vorbeigegangen. Dennoch sei im Wahlkampf damit gezielt Angst geschürt worden.[2]
2014DichtestressUrsprünglich der Ornithologie entlehnt, wurde das Wort «Dichtestress» gemäss der Jury über Gebühr vor allem von bürgerlichen Politikern im Zusammenhang mit den Masseneinwanderungs- und der Ecopop-Initiative eingesetzt.
2013systemrelevantDas Wort «systemrelevant» sei ein Hohn. Tanze ein Geldinstitut dem Rechtssystem lange genug auf der Nase herum, werde es für systemrelevant erklärt.[3]
2012Bio„Inzwischen wird «Bio» inflationär verwendet und von Detailhändlern im Kampf um den Kunden missbraucht mit dem Ergebnis, dass die Bevölkerung des Begriffes «Bio» überdrüssig wird und dieser seine Wirkung verliert.“[4]
2011Technologieverbot„Eine Wortschöpfung für reine Propagandazwecke. Das Wort ist schlicht eine Erfindung der Atomlobby, entstanden in der Diskussion um den Atomausstieg nach der Katastrophe in Fukushima. Damit verschleiert diese, dass ein Atomausstieg einen Technologieschub für alternative Energien verursacht.“
2010FIFA-Ethikkommission„Aufgrund der wiederholten Korruptionsbeschuldigungen rund um die FIFA und ihrer Funktionäre, beabsichtigt der Weltfussballverband nun mit einer hausgemachten Kommission seine hausgemachten Probleme zu lösen. In diesem Zusammenhang den Begriff der Ethikkommission zu strapazieren, ist nach Ansicht der Jury ein glatter Widerspruch – ohne Wenn und Aber.“[5]
2009VentilklauselDie «Ventilklausel» umschreibt nüchtern-technologisch die Regulierung der Ein- und Rückwanderung von Personen aus dem EU-Raum in die Schweiz.[6]
2008Europhorie«Europhorie» bezeichnet die angeblich in der Schweiz festzustellende Vorfreude auf die Fussball-Europameisterschaft 2008. Der laut Jury «sprachliche Missgriff» sei «Werbesprech in Reinkultur» und habe es trotz großer medialer Verbreitung nicht in die Umgangssprache geschafft. Die Schweiz lasse sich nicht «zwangseuphorisieren».[7]
2007Klimakompensation„Zur vermeintlichen Begrenzung klimaschädigenden Verhaltens wurde die «Klimakompensation» erfunden. Wer beispielsweise eine Flugreise bucht, kann mit dem Entrichten eines zusätzlichen Geldbetrages ein umweltfreundliches Projekt unterstützen. Die «Klimakompensation» präsentiert sich als Win-win-Situation und suggeriert einen Lösungsansatz, der in Wahrheit eine Mogelpackung ist. Der Konsument muss sein Verhalten nicht ändern und hat sein Gewissen erleichtert, die Wirtschaft erfährt zumindest keine Einbußen und die Politik erweckt nicht den Eindruck der Untätigkeit.“[8]
2006erweiterter Selbstmord«Erweiterter Selbstmord» ist laut Jury ein klarer sprachlicher Missgriff. Es verschleiere und verharmlose den Begriff des Mordes und sei ein Widerspruch in sich, da ein Selbstmord per Definition nur eine Person treffen könne.
2005erlebnisorientierter Fan«Erlebnisorientierte Fans» seien laut einem Sprecher der Zürcher Polizei gewaltbereit oder gewalttätig, sie seien Chaoten, suchten die Konfrontation mit der Polizei, seien aber keine Hooligans, denn die gingen gegenseitig aufeinander los.
2004ÖkoterrorFormulierung des Zürcher Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber zum Rekurs des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) gegen das Einkaufszentrum im neuen Zürcher Stadion.
2003ScheininvalideFormulierung des Schweizer Bundesrats Christoph Blocher, die eine pauschale Diffamierung von allen Menschen mit einer Behinderung darstelle.

Weitere Wörter des Jahres

Staat / ProvinzWortUnwort
Deutschland Deutschland Wort des Jahres (Deutschland)Unwort des Jahres (Deutschland)
Liechtenstein Liechtenstein Wort des Jahres (Liechtenstein) Unwort des Jahres (Liechtenstein)
Osterreich Österreich Österreichisches Wort des JahresÖsterreichisches Unwort des Jahres
Schweiz Schweiz Wort des Jahres (Schweiz)Unwort des Jahres (Schweiz)
Sudtirol Südtirol Wort des Jahres (Südtirol)Unwort des Jahres (Südtirol)

Einzelnachweise

  1. SRF, 7. Dezember 2016
  2. SRF, 2. Dezember 2015
  3. Neue Luzerner Zeitung, online, 5. Dezember 2013 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. Vgl. Wort des Jahres-Archiv bei www.chwort.ch (Memento vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive)
  5. Zitiert nach Archivierte Kopie (Memento vom 19. November 2011 im Internet Archive)
  6. Zitiert nach http://www.chwort.ch/Downloads/WdJ_CH_2009.pdf@1@2Vorlage:Toter+Link/www.chwort.ch (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
  7. Zitiert nacht Archivierte Kopie (Memento vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive)
  8. Medieninformation vom 5. Dezember 2007@1@2Vorlage:Toter Link/www.chwort.ch (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. der Jury
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