Universität Luzern
Die Universität Luzern gehört mit 3028 Studierenden sowie 73 Professuren zu den kleinsten der Schweiz. Ihre Wurzeln reichen weit zurück, seit ungefähr 1600 gibt es in Luzern Studiengänge für Philosophie und Theologie. Neben der Theologischen Fakultät und der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (ehemals Geisteswissenschaftliche Fakultät) gibt es seit 2001 auch eine Rechtswissenschaftliche Fakultät. Auf das Herbstsemester 2016 hin nahm eine vierte, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät den Studienbetrieb auf. Im August 2019 hat das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin seine Arbeit aufgenommen.
Universität Luzern | |
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Gründung | 2000 (1574 Gründung des Jesuitenkollegiums Luzern) |
Trägerschaft | Kanton Luzern |
Ort | Luzern |
Land | Schweiz |
Rektor | Bruno Staffelbach[1] |
Studierende | 3211 (HS 2021)[2] |
Mitarbeiter | 641 (Ende 2021)[3] |
davon Professoren | 82 (Ende 2021) |
Netzwerke | swissnex, Netzwerk Schweizer Wissenschaftsräte im Ausland (HS 2011)[4], Swissuniversities[5] |
Website | www.unilu.ch |
Geschichte
Nachdem die katholische Elite mit der Reformation die Universität Basel als Bildungsstätte verlor, wurde auf Anregung von Karl Borromäus 1574 das Jesuitenkollegium Luzern gegründet. Mit der Gründung der Universität Freiburg 1889 sanken Luzerns Chancen auf eine eigene Universität. Um 1920 wurde das Projekt einer gesamtschweizerischen katholischen Universität mit Fakultäten in Freiburg und Luzern verfolgt, aber ohne Erfolg. Auch das Projekt einer konfessionsneutralen Universität scheiterte 1978 in einer Volksabstimmung. Ab 1973 anerkannte der Bundesrat die theologische Fakultät als Hochschule. Das 1985 dazugekommene Philosophische Institut wurde mit dem 1989 geschaffenen Lehrstuhl für Geschichte 1993 zur geisteswissenschaftlichen Fakultät erhoben. Im Jahr 2000 wurde das neue Universitätsgesetz vom Luzerner Stimmvolk gutgeheissen. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Oktober 2000 wurde die bisherige Hochschule zur Universität.[6] Gründungsrektor war von 2000 bis 2001 der Theologe Walter Kirchschläger. 2001 wurde die rechtswissenschaftliche Fakultät gegründet. Im Jahre 2005 erfolgte die gesamtschweizerische Anerkennung durch den Bundesrat.
Im Frühling 2006 wurde zuerst vom Stimmvolk der Stadt Luzern einer Umzonung des Grundstücks und einem Standortbeitrag von acht Millionen Schweizer Franken zugestimmt. Im November 2006 stimmte die Bevölkerung des Kantons dem Umbaukredit von rund 140 Millionen Schweizer Franken zu. Von dieser Summe entfiel rund ein Drittel auf den Kanton Luzern. Die Umbauarbeiten begannen 2007 und wurden 2011 abgeschlossen. Im September zog die Universität zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz von ihren über die Stadt verteilten Standorten in das umgebaute Postbetriebsgebäude beim Bahnhof Luzern, welches aufgrund der Verlagerung des Briefpostzentrums nach Härkingen nicht mehr gebraucht wurde. Seit September 2011 befinden sich alle Fakultäten und Institute an einem zentralen Standort an der Frohburgstrasse 3, dem vorherigen Postbetriebsgebäude.[7] 2014 wurde eine Kühlung eingebaut, nachdem sich in den ersten Jahren der Nutzung gezeigt hatte, dass im Sommer bei Vollbelegung die Temperaturen in den Hörsälen, Seminarräumen und im Lesesaal zu hoch waren.
Am 30. November 2014 hiessen die Stimmbürger des Kantons Luzern in einer Referendumsabstimmung die Revision des Universitätsgesetzes gut. Das revidierte Gesetz sieht die Schaffung einer Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät vor. Die Finanzierung des Aufbaus während der ersten vier Betriebsjahre soll durch Drittmittel von Firmen, Stiftungen und Privaten sichergestellt werden.[8] Mit Beginn des Herbstsemesters 2016 nahm die Fakultät den Studienbetrieb mit rund 200 Studierenden auf.
Am 1. August 2019 startete das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin. Dieses ist direkt dem Rektor unterstellt und setzt sich aus den drei Fachbereichen Gesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik, Medizin sowie Rehabilitation zusammen.
Ab Ende August 2021 wurden nach einer Neuvergabe des Betriebs der Mensa vorübergehend nur vegane und vegetarische Gerichte in der Mensa angeboten, Gerichte mit Fleisch waren nur noch ausserhalb an einem Foodtruck erhältlich.[9] Mehrere politische Parteien, der Präsident des Schweizer Bauernverbandes und der Schweizer Fleischfachverband kritisierten diese Entscheidung.[10][11][12] In der Folge gab es ab Anfang Oktober 2021 in der Mensa die Möglichkeit, eines von drei Menüs mit zusätzlich Fleisch oder Fisch zu erhalten.[13]
Struktur
Die Universität besteht aus vier Fakultäten, denen zahlreiche Institute, Seminare und Forschungsstellen zugeordnet sind.
Theologische Fakultät
Die Theologische Fakultät gilt als die älteste katholisch-theologische Lehr- und Forschungsinstitution der Schweiz.[14]
- Institut für Jüdisch-Christliche Forschung
- Institut für Sozialethik
- Ökumenisches Institut
- Religionspädagogisches Institut (das in Zusammenarbeit mit Pädagogische Hochschule Luzern eine Ausbildung zum Religionslehrer anbietet)
- Theologisches Seminar
- Institut für kirchliche Weiterbildung
- Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik
Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
- Ethnologisches Seminar
- Historisches Seminar
- Seminar für Kulturwissenschaften und Wissenschaftsforschung
- Philosophisches Seminar
- Politikwissenschaftliches Seminar
- Religionswissenschaftliches Seminar
- Soziologisches Seminar
Rechtswissenschaftliche Fakultät
- Center for Conflict Resolution
- Center for Law and Sustainability
- Institut für Wirtschaft und Regulierung – WIRE
- Kompetenzstelle für Logistik- und Transportrecht – KOLT
- lucernaiuris – Institut für Juristische Grundlagen
- Luzerner Zentrum für Sozialversicherungsrecht
- Staatsanwaltsakademie
- Zentrum für Recht und Gesundheit
- Zentrum für Religionsverfassungsrecht
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
- Center für Human Resource Management
Zur Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gehören sieben Professuren.
Die Einrichtung des privat finanzierten An-„Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik“ erregte öffentlichen Unmut.[15] Neben der Einflussnahme zur Verzögerung öffentlicher Erklärungen fand auch die einseitig neoliberale Ausrichtung und Vernetzung Kritik.[16][15] Ein Kantonsrat sprach von einem „Reputationsrisiko“ für die Universität.[17] Die von Hochschullehrer Christoph Schaltegger dirigierte Einrichtung wird maßgeblich durch Alfred N. Schindler (Schindler AG), Thomas Sprecher und Andrea Opel finanziert und begleitet. Als Geschäftsführer fungiert René Scheu.[15]
Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin
- Fachbereich Gesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik
- Fachbereich Rehabilitation
- Fachbereich Medizin
Studiengänge
Alle Studiengänge sind zweistufig. Nach sechs Semestern schliessen die Studierenden mit dem Bachelor ab. Nach weiteren drei bis vier Semestern erlangen sie den Master. Die Studienleistungen werden mit Credit Points gemessen.
Theologische Fakultät
An der Theologischen Fakultät lässt sich katholische Theologie im Bachelor (seit 2013 auch im Fernstudium) und Master studieren. Auf Masterstufe gibt es zudem drei Möglichkeiten, sich zu spezialisieren: Religionslehre (mit Lehrdiplom im Fach Religionslehre für Maturitätsschulen), Liturgical Music und Religion-Wirtschaft-Politik. Das Religionspädagogische Institut bietet einen Bachelorstudiengang Religionspädagogik sowie eine Diplomausbildung Religionspädagogin/-pädagoge an.
Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Die Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät bietet die folgenden Fächer auf Bachelor- und Masterstufe an:
Ebenfalls an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät können die folgenden integrierten Studiengänge besucht werden:
- Philosophie, Politik und Ökonomie (PPE)
- Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften
- Kulturwissenschaft
- Weltgesellschaft und Weltpolitik
- Computational Social Sciences
Der transdisziplinäre Joint-Degree-Master Religion – Wirtschaft – Politik wird von der KSF und der TF zusammen mit den Universitäten Basel und Zürich angeboten.[18]
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät bietet Bachelor- und Masterstudiengänge im Fach Rechtswissenschaft an.
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät startete im Herbstsemester 2016 mit einem Bachelorstudiengang in Wirtschaftswissenschaften. Der Start eines Masterstudiengangs erfolgt auf das Herbstsemester 2019. Im Master werden die vier Vertiefungsrichtungen Wirtschaftswissenschaften, Politische Ökonomie, Marktorientiertes Management sowie Gesundheitsökonomie und -management angeboten.
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bietet die folgenden Fächer auf Bachelorstufe und/oder Masterstufe an:[19]
- Wirtschaftswissenschaften (Bachelor + Master)
- Philosophie, Politik und Ökonomie (PPE) (Bachelor + Master)
- Politische Ökonomie (Master)
Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin
- Master in Health Sciences
- Joint Master Medizin Universität Luzern/Universität Zürich
- Bachelor of Science in Gesundheitswissenschaften[20]
Statistik
An der Universität waren im Herbstsemester 2021 insgesamt 3211 Studierende immatrikuliert, davon 1618 Studierende auf der Bachelor- und 1143 auf der Masterstufe und 403 im Doktoratsstudium. Aufgeteilt nach Fakultäten umfasste die Rechtswissenschaftliche Fakultät 1259 Studierende, gefolgt von der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät mit 762, der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit 466 Studierenden und der Theologischen Fakultät mit 283 Studierenden. Auf das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin entfielen 270 Studierende, auf interfakultäre Studiengänge 171 Studierende. Ausserdem belegen 496 Personen ein Nachdiplomstudium.
Die Mitarbeiterzahl betrug Ende 2021 insgesamt 641 Festangestellte. Davon waren 82 Professuren (Frauenanteil 30 %).[21] Im akademischen Mittelbau waren 431 Personen und im administrativen Bereich 240 Personen beschäftigt (jeweils Anzahl Verträge).
Siehe auch
Literatur
- Aram Mattioli, Markus Ries (Hrsg.): Weg der Universität Luzern. Historische Meilensteine der universitären Bildung und Forschung in Luzern (= Luzerner Universitätsreden. Nr. 35). Luzern 2020, ISBN 978-3-9524874-7-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Rektorat und Universitätsleitung auf unilu.ch abgerufen am 19. Februar 2021
- Studierendenstatistik Herbstsemester 2021 auf unilu.ch (PDF)
- Personalstatistik 2021 auf unilu.ch (PDF)
- Internationale Netzwerke der Universität Luzern auf unilu.ch abgerufen am 19. Februar 2021
- Mitglieder. In: www.swissuniversities.ch. swissuniversities, 2019, abgerufen am 31. August 2019.
- Max Huber: Universität Luzern. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Neue Saiten aufziehen espazium.ch (TEC21 – Schweizerische Bauzeitung), Artikel vom 12. Januar 2012, überarbeitet am 25. August 2015
- Medienmitteilung, unilu.ch, 30. Juni 2015.
- Mensa im Uni/PH-Gebäude wieder offen. In: unilu.ch. 30. August 2021, abgerufen am 29. September 2021.
- Weniger Fleischkonsum: Kantinen fördern gezielt den Vegi-Trend. In: srf.ch. 29. September 2021, abgerufen am 29. September 2021.
- Angelika Hardegger: Der Teller droht politisch zu werden? Er ist es längst! In: nzz.ch. 15. September 2021, abgerufen am 29. September 2021.
- Alexandra Aregger: So kam’s zur fleischlosen Mensa an der Uni Luzern. In: zentralplus.ch. 16. September 2021, abgerufen am 29. September 2021.
- Mensa. In: unilu.ch. Abgerufen am 29. September 2021.
- Theologische Fakultät unilu.ch, abgerufen am 6. November 2014
- Thomas Schwendener: Universität Luzern: Eine Denkfabrik für Reiche. 23. Dezember 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.
- Dominik Weingartner: Anfrage zur Uni Luzern: Regierung hält Frist nicht ein. In: Luzerner Zeitung. 30. November 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.
- «Durchgeknallt»: Roger Köppel kritisiert Vorstoss von Luzerner SP-Kantonsrat. In: zentralplus. 12. Mai 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
- Joint Degree Master «Religion – Wirtschaft – Politik»
- Studium – Universität Luzern. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Gesundheitswissenschaften, unilu.ch; Zugriff am 15. Dezember 2021