Truppengattung
Eine Truppengattung oder Waffengattung (so auch bei der Wehrmacht, der NVA und dem österreichischen Bundesheer)[1] ist die Gesamtheit aller militärischen Kräfte innerhalb einer Streitkraft, Teilstreitkraft oder eines militärischen Organisationsbereichs, die vergleichbare Fähigkeiten, Ausrüstung und Ausbildung sowie Aufträge haben.
Die funktionelle Einteilung moderner Armeen mit Bezug auf die Truppengattung hat die Einteilung nach der Waffengattung weitestgehend verdrängt, obgleich dabei im deutschsprachigen Raum, insbesondere im Bundesheer, auch heute noch die Bezeichnung Waffengattung teilweise vorgezogen wird, aber meist völlig synonym gemeint ist. Eigentlich fasst die Waffengattung Truppen hinsichtlich ihrer Bewaffnung und Ausrüstung zusammen.
Ein Truppengattungsverbund ist die Zusammenfassung mehrere Truppengattungen, z. B. zu Kampftruppen oder Kampfunterstützungstruppen. Die Gliederung einer modernen Armee nach funktionellen Aspekten entspricht nicht dem tatsächlichen Unterstellungsverhältnis. Die sich vorwiegend aus einer Truppengattung zusammensetzenden Verbände und Einheiten werden aber in Anlehnung daran ähnlich bezeichnet: Verbände der Panzertruppe zum Beispiel als Panzerbataillon, Panzerbrigade, Panzerregiment etc.
Bundeswehr
Unter Truppengattungen versteht man beim deutschen Heer und teilweise bei der Streitkräftebasis die Unterteilung in die nach ihren Fähigkeiten und ihrer Ausrüstung gleichen verschiedenen Einheiten und Verbände.
Im Heer erfolgt die Einteilung der Truppengattungen und Truppengattungsverbunde durch den Inspekteur des Heeres. Durch den Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres vom 17. Oktober 2005 wurden die Truppengattungen des Heeres letztmals neu geordnet. Jeder Truppengattung bzw. Truppengattungsverbund ist ein General der entsprechenden Truppengattung zugeordnet, z. B. General der ABC-Abwehrtruppe. Dieser ist für die Ausbildung und Weiterentwicklung einer Truppengattung jeweils federführend verantwortlich und diesem ist eine der Schulen des Heeres bzw. Zentren des Heeres zugeordnet.
Mit Überstellung einiger Heereskräfte zur Streitkräftebasis, u. a. ganzer Truppengattungen, hat auch die Streitkräftebasis für diese ehemaligen Heerestruppen (Heeresuniformträger) die Einteilung nach Truppengattungen übernommen. Im Zentralen Sanitätsdienst gilt entsprechendes, allerdings sind die ehemaligen Heerestruppen in diesem Bereich fast ausschließlich Angehörige der Sanitätstruppe. Alle Heeresuniformträger sind äußerlich durch eine Kombination aus Waffenfarbe (vgl. Waffengattung), Barettfarbe, Barettabzeichen und ggf. am Tätigkeitsabzeichen erkennbar.
In der Geschichte der Bundeswehr sind die Truppengattungen oft umbenannt, umgegliedert, neu benannt, neu geschaffen oder auch völlig aufgelöst worden. Neben der offiziellen Einteilung der Truppengattung gibt es aber auch oft an die Einteilung der ehemalige Truppengattungen angelehnte inoffizielle Truppengattungen, die Kräfte nach ihrer Funktion zusammenfassen. Beispiele sind Panzeraufklärer oder Fernspäher, die offiziell keine eigene Truppengattung mehr darstellen.
Bei der Luftwaffe und der Marine gibt es keine Truppengattungen, sondern Dienstbereiche (z. B. Fliegerischer Dienst) beziehungsweise Verwendungsreihen (z. B. Verwendungsreihe 76, Marinesicherungsdienst), die jedoch auch nach funktionellen Aspekten eingeteilt sind.
Österreichisches Bundesheer
In Österreich wird streng zwischen Truppengattungen und Waffengattungen unterschieden. Truppengattungen fassen jene Waffengattungen zusammen, die funktional zusammengehören (Kampftruppen, Kampfunterstützungstruppen, Einsatzunterstützungstruppen und Führungsunterstützungstruppen). Waffengattungen sind nach ihrer Eigenart und ihrem Hauptgerät eingeordnet (z. B. ABC-Abwehr, Artillerie, Aufklärung, Jäger, Militärpolizei, Pioniere etc.).
Schweizer Armee
Gemäß Art. 7 der Verordnung der Bundesversammlung über die Organisation der Armee sind Truppengattungen „Elemente der Armee, zu deren Ausbildung Rekrutenschulen durchgeführt werden. Für die Dienstzweige werden keine Rekrutenschulen durchgeführt“.
Truppengattungen/Waffengattungen im angloamerikanischen Sprachraum
In vielen angloamerikanischen Streitkräften bezeichnet man die Truppengattungen der einzelnen Teilstreitkräfte als branch (of service) oder branch.
Im Vereinigten Königreich wird hierfür die Bezeichnung Corps of … verwendet. So z. B. bei der British Army die Royal Artillery, die Royal Engineers oder die Royal Signs.
Waffengattungen der NVA
Waffengattung (im Sinne von Truppengattung) war die Sammelbezeichnung für Truppen oder Kräfte der Teilstreitkräfte (TSK) der Nationalen Volksarmee der DDR, sowie der Streitkräfte der ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten mit arteigener typischer Bewaffnung und Ausrüstung zur Durchführung von oder Teilnahme an Kampf- oder Gefechtshandlungen. Die Waffengattungen waren Hauptbestandteil der betreffenden TSK und gliederten sich in Verbände, Truppenteile und Einheiten. Mit deren Unterstützung und Sicherstellung waren die Spezialtruppen, Kräfte und Dienste aller TSK beauftragt. Dabei galt folgende Einteilung.[2]
Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV) | ||||||||
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Landstreitkräfte (LaSK) | Luftstreitkräfte (LSK) | Volksmarine (VM) | ||||||
Waffengattungen
| Waffengattungen
| Waffengattungen
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Spezialtruppen und Dienste
| Spezialtruppen und Dienste
| Spezialtruppen und Dienste
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- Siehe dazu auch
Waffengattungen der Wehrmacht
Mit Verfügung des Oberkommandos der Wehrmacht vom 14. Oktober 1942 galt für das Feldheer folgende Einteilung derWaffengattungen
Waffengattungen Feldheer 1942 | ||||||||
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Fechtende Truppe | Versorgungstruppen | Sicherungstruppen | ||||||
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Historische Truppengattungen
In den meisten modernen Heeren sind die nachstehenden historischen Truppengattungen nicht mehr bekannt. Ausnahmen sind beispielsweise Eisenbahnpioniere (Italien). Viele Obergattungsbegriffe wie Infanterie oder Artillerie sind weiter durchaus üblich. Außerdem erfolgt die Einteilung „gemischt“, sowohl nach Waffengattungen als auch nach Truppengattungen.
Antike und Mittelalter
- Infanterie
- Infanterie
- Schwertkämpfer (ab 15. Jahrhundert auch Rondarschiere oder Tartscheniere)
- Lanzenkämpfer (ab 14. Jahrhundert auch Landsknechte, Spießer, Spießgesellen, Spieß- oder auch Spitzbuben)
- Schützen
- (Stein-)Schleuderer
- Bogenschützen
- Armbrustschützen
- Hakenschützen (ab 15. Jahrhundert)
- Infanterie
- Kavallerie
Neuzeit
- Kavallerie
- Infanterie
- Artillerie
- Feldartillerie
- Festungsartillerie und Belagerungsartillerie
- Raketenartillerie
- Pioniere
- Train (Materialtransport per Pferd, Schweiz)
Siehe auch
- Verwendungsreihen bei der deutschen Marine
Weblinks
Fußnoten
- Bundessprachenamt, mil. Studienglossar en.T.A-K, S. 266.
- Militärlexikon, 2. Auflg. 1973, L-Nr.: 5, ES-Nr.: 6C1, BstNr: 745.303.1, Seite 346 „Spezialtruppen“, Seite 401 „Waffengattung“.