Trohe
Trohe ist mit 25,9 Hektar Gemarkungsfläche und rund 770 Einwohnern der kleinste Ortsteil der Gemeinde Buseck im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Trohe Gemeinde Buseck | |
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Höhe: | 173 m ü. NHN |
Fläche: | 26 ha[1] |
Einwohner: | 773 (31. Dez. 2018)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 2.973 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Oktober 1971 |
Eingemeindet nach: | Großen-Buseck |
Postleitzahl: | 35418 |
Vorwahl: | 06408 |
Geographische Lage
Der Ort wird von der Wieseck durchflossen und grenzt im Norden an Alten-Buseck, im Osten an Großen-Buseck, im Süden an den Gießener Stadtteil Rödgen und im Westen an Wieseck (ebenfalls zu Gießen). Die ausgesprochen kleine Gemarkung ist fast vollständig bebaut. Im Norden und Osten wurde die Bebauung auf die Gemarkung von Alten-Buseck ausgeweitet.
Geschichte
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Trohe unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2]
- Traha, de (1210) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 5]
- Drahe, de (1232) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 20]
- Draha, de (1247) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 52]
- Draye, von (1333) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 2, Nr. 396]
- Draehe, von (1378) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1158]
- Drawe, von (1387) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 1177]
- Trahe (1432) [Baur, Hessische Urkunden 4, Nr. 124]
- Droe, von (1465) [Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 973]
- Throe, von (1485) [Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 1418]
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Das Bestehen des Ortes lässt sich indirekt durch Nennung der Familie de Traha bis in das Jahr 1210 urkundlich zurückverfolgen. 1340 verfügte Trohe über ein eigenes Gericht ohne Beidörfer, über dessen Ursprung nichts Näheres bekannt ist.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Trohe:
„Trohe (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 1 1⁄4 St. von Giessen an der Wieseck, hat 24 Häuser und 145 evangelische Einwohner. Der Ort hat 2 Mahlmühlen, womit 1 Walkmühle verbunden ist. – Eine von diesem Orte benannte Familie (oft auch von Drahe geschrieben), gehörte zu den Busecker Ganerben, und 1233 erscheint ein Eberwin von Trohe. Diese Familie beschließt 1641 mit Philipp Heinrich von Trohe, den Mannsstamm. Trohe gehörte demnach wahrscheinlich ursprünglich zum Busecker Thal, und kam durch Heimfall von demselben ab.“[3]
Überregional bekannt wurde Trohe durch die seit 1999 sechs Mal durchgeführten Troher Weihnachtslichter, die ursprünglich von der CURSOR Software AG als Marketinginstrument für den Börsengang ersonnen wurde. Das Dorf bezeichnete sich als „Welthauptstadt der Weihnachtslichter“ und spendete die Erlöse für einen guten Zweck. Im Jahr 2007 fand die Aktion zum letzten Mal statt.
Gebietsreform
Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde die die bis dahin selbstständige Gemeinde Trohe zum 1. Oktober 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Großen-Buseck eingegliedert, die ihrerseits am 1. Januar 1977 durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen mit den Gemeinden Beuern und Alten-Buseck zur Gemeinde Buseck zusammengeschlossen wurde.[4][5] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden von Buseck wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Trohe lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][7][8]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, eigenes Gericht
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, eigenes Gericht[9]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Gießen (ab 1789), Gericht Lollar (ab 1778)[10]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Stadtamt Gießen[11][12]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Stadtamt Gießen[13]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- am 1. Oktober 1971: Eingliederung nach Großen-Buseck
- am 1. Januar 1977 Neubildung der Gemeinde Buseck aus den Ortsteilen Alten-Buseck, Beuern, Großen-Buseck, Oppenrod und Trohe.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Trohe das „Stadtamt Gießen“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. „Landgericht Gießen“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Trohe zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[14] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“ der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen des Amtsgerichts Gießen, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerzahlen
• 1577: | Hausgesesse[2] | 20
• 1667: | Beisasse[2] | 11 Männer, ein
• 1742: | Junge Mannschaften[2] | 25 Untertanen, 14
• 1791: | 118 Einwohner[10] |
• 1800: | 128 Einwohner[15] |
• 1806: | 129 Einwohner, 25 Häuser[12] |
• 1829: | 145 Einwohner, 24 Häuser[3] |
• 1867: | 127 Einwohner, 25 Häuser[16] |
Trohe: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 118 | |||
1800 | 128 | |||
1806 | 129 | |||
1829 | 145 | |||
1834 | 131 | |||
1840 | 141 | |||
1846 | 165 | |||
1852 | 176 | |||
1858 | 189 | |||
1864 | 132 | |||
1871 | 159 | |||
1875 | 161 | |||
1885 | 167 | |||
1895 | 166 | |||
1905 | 198 | |||
1910 | 214 | |||
1925 | 251 | |||
1939 | 267 | |||
1946 | 324 | |||
1950 | 345 | |||
1956 | 363 | |||
1961 | 417 | |||
1967 | 525 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2003 | 773 | |||
2010 | 771 | |||
2016 | 764 | |||
2018 | 773 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[2]; Gemeinde Buseck:[17] |
Religionszugehörigkeit
• 1830: | 145 evangelische (= 100 %) Einwohner[2] |
• 1961: | 307 evangelische (= 73,6 %), 61 katholische (= 145,8 %) Einwohner[2] |
Erwerbstätigkeit
• 1961: | Erwerbspersonen: 20 Land- und Forstwirtschaft, 103 Produzierendes Gewerbe, 34 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 40 Dienstleistungen und Sonstiges.[2] |
Persönlichkeiten
- Der Philosoph Hermann Glockner (1896–1979) lebte nach der Bombardierung von Gießen, am 6. Dezember 1944, in Trohe.
- Der Maler Ulrich Leman (1885–1988) lebte ab 1975 abwechselnd in Trohe und Deià, Mallorca.
Weblinks
- Ortsteil Trohe. In: Webauftritt. Gemeinde Buseck
- Die Chronik von Trohe. In: www.chronik-trohe.de. Private Website
- Trohe, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Trohe nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- Buseck in Zahlen In: Webauftritt der Gemeinde Buseck. Abgerufen im November 2021.
- Trohe, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 19. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 282 f. (Online bei google books).
- Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 286.
- Hauptsatzung. (PDF; 256 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Buseck, abgerufen im November 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Gießen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 171 (Online in der HathiTrust digital library).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 218 (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (online bei Google Books).
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 181 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 86 (Online bei google books).
- Einwohnerzahlen der Gemeinde Buseck (Webarchiv): 2003, ab 2016.