Trigun
Trigun (トライガン, Toraigan) ist eine Manga-Reihe, die von Yasuhiro Nightow geschaffen wurde und in den Jahren 1995 bis 1997 erschienen ist. Die Serie spielt auf einem fernen Wüstenplaneten und ist dem Western und Science-Fiction-Genre zuzuordnen. Die Genre-Definition wird als „deep space future gun action“ angegeben. Der Erfolg des Mangas zog Merchandiseartikel und eine Anime-Fernsehserie nach sich sowie 2010 den Film Trigun: Badlands Rumble.
Handlung
Die Geschichte spielt auf dem Wüstenplaneten Gunsmoke. Dieser wurde von Menschen besiedelt, die meist in kleineren, verstreuten Siedlungen leben, ähnlich dem Wilden Westen Amerikas.
Auf Vash the Stampede (ヴァッシュ・ザ・スタンピード, Vasshu za Sutanpīdo), auch Humanoid Typhoon („menschlicher Taifun“) genannt, sind 60 Milliarden $$ (Doubledollar) Kopfgeld ausgesetzt. Er wird für die Zerstörung der Stadt July verantwortlich gemacht. Dort, wo er auftaucht, sorgt er für Unruhe und Chaos, was allerdings auch an dem Kopfgeld liegt. Denn seine Verfolger sowie deren Abwehr richten meist den Schaden an. Als ihn die Regierung als Naturkatastrophe einstuft, werden die beiden Versicherungsagentinnen Millie Thompson und Meryl Stryfe geschickt, um weitere Schadensfälle zu vermeiden. Vash stellt sich allerdings als tollpatschiger, jedoch zäher Kerl heraus, der zwar wahnsinnig gut schießen kann, aber fest behauptet, noch niemals einen Menschen getötet zu haben und das auch weiterhin beibehalten möchte.
Später trifft Vash auf Nicolas D. Wolfwood, einen Wanderpriester, der auch ein guter Schütze und Besitzer eines großen Waffenarsenals in Form eines riesigen Kreuzes ist. Zudem wird er von einer Gruppe von Kriminellen gejagt, die sich Gung-Ho Guns nennen.
Konzeption
Während der Handlung wechselt die Stimmung oft zwischen Komik, Action und Tragik, die Serie mischt Western und Science-Fiction. Der Handlungsstrang ist durchsetzt von Rückblicken, in denen die Vergangenheit von Vash und die Besiedlung des Planeten erklärt wird.[1] Der Western-Anteil der Serie hat durch den schwarzen Humor, ein zynischen Blick auf die menschliche Natur und unberechenbare Antihelden weniger Bezüge zum klassischen amerikanischen Film als zu Italo-Western. Mit Stereotypen des klassischen Western wird satirisch umgegangen.[2]
In den Geschichten werden trotz der wiederkehrenden komischen Szenen auch Themen wie Pazifismus, Ausbeutung, Identität und Völkermord behandelt.[3] Insbesondere bei der Anime-Serie ist in der fünften Folge ein Wechsel in der Stimmung zu bemerken: Von einer reinen Komödie hin zu ernsteren Themen und Charakterentwicklung. Dieser Stimmungswechsel war vom Drehbuchautor Yōsuke Kuroda bewusst eingebaut worden. Er hat Vashs ersten Einsatz einer Waffe hinausgezögert, um die Bedeutung seiner Entscheidung, eine Waffe zum Schutz anderer einzusetzen, hervorzuheben. Weitere Wechsel in der Stimmung des Animes folgen mit Episode 9, in der erstmals Nicolas D. Wolfwood auftritt, und Episode 23.[2] Die Namen einiger Charaktere sind bezeichnend für ihre Tätigkeit oder die Motive der Serie, so Meryl Stryfe (engl. „strife“ ≈ dt. „Unfrieden“) oder Knives (≈ dt. „Messer“) oder die nach dem Waffenkonstrukteur John T. Thompson Millie.[3]
Manga
Trigun war Yasuhiro Nightow erstes größeres Werk. Ab April 1995 (Ausgabe 5/1995) wurden die Kapitel im Magazin Shōnen Captain von Tokuma Shoten veröffentlicht, ab April des Jahres in regelmäßigen Abständen mit insgesamt 20 Kapitel, die auch in drei Sammelbänden (Tankōbon) zusammengefasst wurden. Nachdem Shōnen Captain Januar 1997 (Ausgabe 2/1997) eingestellt wurde, wurde Nightow von Shōnen Gahōsha für das Magazin Young King Ours geworben. Er sollte eine neue Geschichte beginnen, wollte Trigun aber zuvor zu Ende bringen.[4]
Daher erschien die Serie ab 1997 (Ausgabe 12/1997) unter dem Titel Trigun Maximum (トライガンマキシマム, Toraigan Makishimamu). Die Geschichte wurde ernster, auch weil sie von einem Shōnen- zu einem Seinen-Magazin wechselte. Bis zur Beendigung mit Ausgabe 5/2007 erschienen davon 102 weitere Kapitel im Magazin Young King Ours mit 14 Sammelbänden. Shōnen Gahōsha erwarb auch die Rechte für die ersten Kapitel und veröffentlichte diese in zwei vergrößerten Alben, sowie 2010 Trigun Maximum in einer Neuausgabe in sieben Alben.
2010 erschienen mehrere Oneshots anlässlich des Films Trigun: Badlands Rumble: am 27. Februar (Ausgabe 4/2010) erschien in der Young King Ours das Spin-off Raidei – Rising (雷神-RISING-) von Yūsuke Takeyama, für die nächste Ausgabe vom 30. März zeichnete Nightow das Spezialkapitel Trigun: Bangaihen (トライガン 番外編) und am 30. August (Ausgabe 10/2010) folgte schließlich ein weiteres Spin-off, Trigun (geschrieben TRIGUN), von Boichi, das später auch in Band 12 von dessen Manga Sun-Ken Rock enthalten war. Am 28. Dezember 2011 erschien die Anthologie Trigun: Multiple Bullets, die acht Kurzgeschichten diverser Zeichner enthält.
Trigun ist in Deutschland beim Carlsen Verlag in zwei Bänden erschienen. Die ersten vier Bände von Trigun Maximum sind dort ebenfalls erschienen. Der Verlag entschied sich aufgrund schlechter Verkaufszahlen, die Veröffentlichung der weiteren Bände nicht fortzuführen.[5][6] Ab Oktober 2003 brachte Dark Horse Comics den Manga in den Vereinigten Staaten heraus. Die Serie erschien unter anderem auch auf Französisch bei Edition Tonkam, Italienisch bei Dynamic Italia, Portugiesisch bei Planet Manga, Russisch bei Comix-Art und auf Spanisch. Dark Horse veröffentlichte 2013 auch den Anthologie-Band.
Anime-Fernsehserie
Die Trigun-Fernsehserie wurde 1998 vom Studio Madhouse produziert, Regie führte Satoshi Nishimura. Verantwortliche Produzenten waren Masao Morosawa und Shigeru Kitayama. Konzept und Drehbuch stammen von Yōsuke Kuroda, das Charakterdesign entwarf Takahiro Yoshimatsu und die künstlerische Leitung lag bei Hidetoshi Kaneko. Für das Mechanical Design war Noriyuki Jinguji verantwortlich. Die Handlung hält sich anfangs an die Manga-Vorlage, ist jedoch an einigen Stellen verkürzt. Gewaltszenen wurden nicht oder nur reduziert übernommen. Der Anime beginnt, anders als der Manga, mit einem Einblick in Vashs tägliches Leben. Zudem enthält der Anime einige kleine Besonderheiten. So wurde in den sonst gleichbleibenden Vorspann jeweils ein kurzer Ausschnitt der aktuellen Episode eingebaut. Des Weiteren taucht in jeder Folge für kurze Zeit eine schwarze Katze auf, ohne jedoch einen Bezug zur Handlung oder bestimmten Protagonisten zu haben. Zur Fernsehserie erschien in Japan 2002 auch ein Artbook.[7]
Die Erstausstrahlung erfolgte im japanischen Fernsehen auf TV Tokyo vom 1. April 1998 bis zum 30. September 1998. Die Serie wurde 2001 in Katalonien im Fernsehen gezeigt sowie 2003 auf Cartoon Network im Format „Adult swim“ im Abendprogramm in den USA, 2006 in Lateinamerika ausgestrahlt. In Italien erfolgte die Ausstrahlung auf einem Sender der MTV-Gruppe, in Frankreich auf Game One, auf den Philippinen auf GMA Network. AXN zeigte den Anime in Spanien und Portugal, G4TechTV in Kanada. Space Power zeigte eine arabische Übersetzung, Hyper eine polnische. Es erfolgten meist auch Auswertungen auf Kaufmedien, ebenso in Russland und den Niederlanden. Von 2004 bis 2005 erschien die Serie auf DVD bei Panini Video in Deutschland.
Synchronisation
Rolle | Japanische Synchronsprecher (Seiyū) | Deutsche Synchronsprecher |
---|---|---|
Vash the Stampede | Masaya Onosaka | Stephan Schleberger |
Meryl Stryfe | Hiromi Tsuru | Susanne Dobrusskin |
Milly Thompson | Satsuki Yukino | Katja Liebing |
Nicholas D. Wolfwood | Shō Hayami | Simon T. Roden |
Rem Saverem | Aya Hisakawa | Kordula Leisse |
Millions Knives | Tōru Furusawa |
Die deutsche Synchronisation stammt von den G&G Tonstudios, Kaarst.
Musik
Für die Serie wurde der Vorspanntitel „H.T.“ von Tsuneo Imahori produziert sowie „Kaze wa Mirai ni Fuku“ (風は未来に吹く) von Akima & Neos als Abspanntitel benutzt.
Der Soundtrack erschien bei Geneon und JVC auf zwei CDs unter den Titeln Trigun: The First Donuts und Trigun: The 2nd Donut Happy Pack. Eine dritte CD mit dem Titel Trigun Spicy Stewed Donut erschien bei Tokyopop nur in den USA.
Film
Am 24. April 2010 wurde der Anime-Film Trigun: Badlands Rumble, der auf dem Manga basiert, in Japan veröffentlicht. Der Film wurde produziert vom Studio Madhouse und umfasst die Handlung des letzten Bandes von Trigun Maximum.[8] Grund für die Produktion des Films war vor allem der Erfolg der Animeserie außerhalb Japans, vor allem in den USA, und die dortige Nachfrage nach weiterem Material zum Franchise.[9][10]
Erfolg und Rezeption
Für den bei Start der Serie 27 Jahre alten Yasuhiro Nightow war Trigun sein Durchbruch als Manga-Zeichner.[11] Trigun Maximum wurde 2009 mit dem Seiun-Preis für den besten Manga ausgezeichnet.[12] Die Animeserie, die nach dem ersten Manga entstand, war in Japan jedoch kein großer Erfolg.[6] In den USA jedoch war die Anime-Serie ein Verkaufserfolg. Ein Gewinn für den Vertrieb stellte sich ab 6.000 verkauften Datenträgern ein. Schließlich wurden 30.000 verkauft.[9] Auch die Fernsehausstrahlung 2003 war erfolgreich[6] und da das Franchise bereits bekannt war, war die 35.000 Ausgaben starke Auflage des Mangas bereits innerhalb weniger Tage ausverkauft[13] und der zweite Band wurde zum bestverkauften Comic in den USA 2004.[14]
Jason Thompson schreibt, stille Momente und Ausdrücke von Slapstick wechselten sich in der Serie ab, „tausende Kügeln durchbohren alles in Sichtweite und wahnsinnig übertriebene Cyborg-Bösewichte führen ihre hinterhältigen Pläne aus.“ In der Fortsetzung Trigun Maximum würden die gewöhnlichen Western-Storys durch düstere Vorahnungen und Kampfszenen ersetzt. Diese wirkten eher beeinflusst durch stark auf den visuellen Eindruck setzende amerikanischen Superheldencomics als die üblicherweise grafisch geradlinigere Shōnen-Manga. Künstlerisch habe sich Yasuhiro Nightow im zweiten Manga weiterentwickelt, er setze auf starke Schwarz-Weiß-Kompositionen und geradezu obsessiv-detaillierte Darstellungen.[1] Zur Anime-Serie bemerkt die Zeitschrift Animerica, dass die Wechsel zwischen komischer und ernsthafter Stimmung in der Handlung außergewöhnlich gut umgesetzt worden. Die Behandlung ethischer Fragen sei angemessen und doch immer durch komische Elemente ausgeglichen, sodass die Serie nie zu kitschig werde.[2]
Die deutsche Zeitschrift AnimaniA schreibt zu Trigun, Nightow kombiniere „im eher ungewöhnlich abstrakten Zeichenstil […] gekonnt Sci-Fi- und Western-Elemente“. Die Serie biete einen coolen Anti-Helden und viel Humor. Handlung und Atmosphäre wären im Vergleich zur Fernsehserie jedoch etwas enttäuschend.[11] Die Hauptfigur sei einer „der wohl sympathischsten und beliebtesten Anime-Anti-Helden der späten Neunziger“ und die gelungenste Mischung aus Loser und Held. Die Qualität des Animes sei überdurchschnittlich, die Animationen flüssig und die Charaktere äußerlich wie innerlich „mit Liebe zum Detail“ ausgearbeitet. Die Musik sorge „jederzeit für die passende [Atmosphäre]“.[15] Die MangasZene nennt als Grund für den Erfolg des Mangas: „Ein eigener, ungewöhnlicher Zeichenstil, ein Held, der dem Leser direkt sympathisch ist und jede Menge brachiale Gewalt“, sowie das „coole SF-Western-Setting“. Im Unterschied zum Anime gehe die Handlung im Manga schnell voran. Dies könne man aber auch als Nachteil sehen, da die den Charakter einführenden ersten Episoden fehlen. Der Zeichenstil sei nicht jedermanns Geschmack.[16] Laut der Fanzeitschrift Funime ist der Anime „ein gelungener Mix aus Western, Slapstick und einer Menge humanistischer Wertevorstellungen“.[17] Die Zeichnungen und Animationen seien für eine Fernsehserie von 1998 in Ordnung und die Geschichte ungewöhnlich komplex und tiefgründig.[18] Der Soundtrack sei „rockig und dank der guten Abmischung ein Genuß“.[17]
Einzelnachweise
- Jason Thompson: Manga. The Complete Guide. New York 2007, Del Rey. S. 375 f.
- Animerica Vol. 8/4, S. 20 ff.
- Angela Drummond-Mathews: What Boys Will Be: A Study of Shōnen Manga. In: Toni Johnson-Woods (Hrsg.): Manga – An Anthology of Global and Cultural Perspectives. Continuum Publishing, 2010. S. 67.
- Interview mit Nightow (Memento vom 8. November 2001 im Internet Archive) bei geocities
- Beitrag von Kai-Steffen Schwarz im Comics in Leipzig Forum, 1. Oktober 2007, zitiert im Comicforum am 23. Dezember 2007
- AnimaniA 10-11/2010, S. 54 ff.
- MangasZene Nr. 7, S. 50.
- Anime News Network über den Film
- Jonathan Clements: Anime – A History. Palgrave Macmillan 2013. S. 184.
- Interview mit Satoshi Nishimura und Takahiro Yoshimatsu. In: AnimaniA 10-11/2010, S. 58 f.
- AnimaniA 04/2003, S. 27.
- Macross F, Trigun Maximum Win at Japan Sci-Fi Con. Anime News Network, 4. Juli 2009, abgerufen am 20. April 2015 (englisch).
- Trigun Manga sells out in a flash. ICv2, 29. Oktober 2003, abgerufen am 20. April 2015 (englisch).
- Manga Tops 2004 Graphic Novel Sales. Anime News Network, 4. Januar 2005, abgerufen am 20. April 2015 (englisch).
- AnimaniA 01/2003, 32 f.
- MangasZene Nr. 12, S. 40.
- Rezension der Funime Nr.16
- Kurzreview in der Funime
Weblinks
- Trigun in der Internet Movie Database (englisch)
- Trigun. (Nicht mehr online verfügbar.) Bandaidchannel, archiviert vom Original am 10. Januar 2009; abgerufen am 9. Dezember 2013 (japanisch, offizielle Seite zum Anime).
- Seite von Carlsen zum Manga
- Manga und Anime bei Anime News Network (englisch)