Trifon Andrejewitsch Lukjanowitsch
Trifon Andrejewitsch Lukjanowitsch (russisch Трифон Андреевич Лукьянович; * 1919 im Rajon Lahojsk; † 29. April 1945 in Berlin) war ein weißrussischer Soldat der Roten Armee.[1][2]
Leben
Lukjanowitsch arbeitete ab 1939 in der Minsker Radiofabrik. Zu Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges wurde er zur Roten Armee eingezogen und kam sofort an die Front.[1] Seine Frau und seine zwei Töchter kamen 1941 während der Bombenangriffe zu Tode. Er nahm an der Schlacht von Stalingrad teil und kämpfte während der Lwiw-Sandomierz-Operation im Sandomierz-Brückenkopf.[1] 1944 kam er zurück nach Hause und ging dann wieder an die Front.
Während der Schlacht um Berlin verlief die Frontlinie durch die Straßen von Alt-Treptow. Als der Obersergeant Lukjanowitsch am 25. April auf der Elsenstraße in der Schusslinie eine tote Frau und daneben ein etwa dreijähriges Mädchen sah, kroch er hin und brachte sich mit dem Mädchen in Deckung.[3] Als er dann das Mädchen an einen sicheren Ort trug, erlitt er eine Verwundung mit Läsion der Aorta, die 5 Tage später zu seinem Tod führte.[4] Über Lukjanowitschs Rettungsaktion berichtete der Journalist Boris Nikolajewitsch Polewoi in der Prawda und bezeugte, sie mit eigenen Augen gesehen zu haben. Diesem Bericht wurde erst geglaubt, als die unmittelbar Beteiligten gefunden wurden und der Divisionskommandeur General S. Antonow und sein Stabschef M. Safonow dies bezeugten. Ihre Zeugnisse und Briefe werden im Museum des Großen Vaterländischen Krieges in Minsk aufbewahrt.[5] Das Mädchen überlebte und erinnerte sich an den weißrussischen Soldaten, der sie aus dem Feuer geholt hatte.[6] An dem Gebäude der damaligen Radiofabrik am Unabhängigkeitsboulevard in Minsk befindet sich eine Lukjanowitsch-Gedenktafel.[6] Der Dichter Petrus Brovka widmete der Rettungstat Lukjanowitschs ein Gedicht.[2]
Am 23. Februar 1976 wurde zum 50. Gründungstag der Sowjetischen Armee an der Berliner Elsenbrücke vom Bezirksbürgermeister eine Gedenkmauer eingeweiht, an der eine Metalltafel an Lukjanowitschs Rettungsaktion erinnerte.[7] Als nach Recherchen des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst der Journalist Horst Rückert feststellte, dass es den Soldaten Lukjanowitsch nie gegeben habe und seine Geschichte Fiktion sei, wurde die Tafel 1999 entfernt.[8] Auf eine belegte vergleichbare Rettungstat des Sergeanten Nikolai Iwanowitsch Massalow weist eine Gedenktafel an der Potsdamer Brücke hin. Eine solche Rettungstat war die Grundlage für Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitschs Skulptur „Der Befreier“ auf dem zentralen Grabhügel des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park.[7]
Einzelnachweise
- Лук'яновіч, Трыфан Андрэевіч. In: Беларуская энцыклапедыя. Band 9, 1999 (nlb.by [abgerufen am 9. Mai 2019]).
- Трыфан Лук’яновіч — салдат з легенды abgerufen am 10. Mai 2019
- Minski Kurjer: Их именами...ЛУКЬЯНОВИЧ (abgerufen am 10. Mai 2018).
- Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Widerstand 1933–1945. Band 9: Widerstand in Köpenick und Treptow. Berlin 1995, ISBN 3-92082-03-8, S. 288.
- Лукич (abgerufen am 9. Mai 2019).
- Кому поставлен памятник в Трептов-парке? abgerufen am 9. Mai 2019
- Борис Полевой, Николай Шевченко: Имя твое помним... In: Nischegorodskaja Prawda. 25. April 2009 (archive.org [abgerufen am 10. Mai 2019]).
- Gedenktafeln in Berlin: Trifon Andrejewitsch Lukjanowitsch (abgerufen am 10. Mai 2009).