Tonsymbol
Tonsymbole dienen der Bezeichnung und Benennung von Tonhöhen in musikalischem Zusammenhang.
Während die Physik Tonhöhen als Frequenzen in der Einheit Hertz beschreibt, also als Anzahl von Schwingungen pro Sekunde, verwendet die Musik Buchstaben, Silben, Sonderzeichen und grafische Symbole, um eine bestimmte Auswahl an Tonhöhen aus dem Frequenzspektrum zu kennzeichnen.
Deutsche Tonbezeichnungen
Im deutschen Sprachgebrauch hat sich im Laufe der Musikgeschichte die Verwendung der Buchstaben a, h, c, d, e, f und g für die sieben Stammtöne (und einen ihrer chromatischen Verwandten) eingebürgert. Alterationen der Stammtöne werden durch Anhängen der Silben „-is“ für Hochalteration bzw. „-es“ für Tiefalteration gekennzeichnet. Eine unsystematische, historisch bedingte Ausnahme bildet die Tiefalteration des Tones „h“, die nicht „hes“, sondern „b“ genannt wird. Das doppelt tiefalterierte „h“ allerdings heißt „heses“, nicht etwa „bes“.
In der Frage, ob die einzelne Tonbezeichnung im Deutschen groß- oder kleingeschrieben werden sollte, herrscht Uneinigkeit. Der Duden und andere Wörterbücher lassen beide Schreibweisen zu. Sprachlich und orthographisch betrachtet handelt es sich um Substantive (das Fis, auch wenn der Artikel nicht dabeisteht), was für die Großschreibung sprechen würde. Auch im Englischen werden die Töne großgeschrieben (siehe unten). Jedoch trifft man in der deutschsprachigen Fachliteratur sehr häufig die Kleinschreibung an.
Die Tonbezeichnung allein (z. B. c) gibt noch keine Auskunft über die absolute Tonhöhe, da diese vom Oktavraum, in der der Ton liegt, sowie von der verwendeten Stimmung abhängt. Es gibt deshalb eine auf Hermann von Helmholtz zurückgehende Schreibung, die den Oktavraum durch Groß- oder Kleinschreibung sowie durch das Anhängen von Indizes, Hoch- oder Tiefkommata oder Strichen kennzeichnet (die Tabelle nennt jeweils den tiefsten Ton des Oktavraums):
Oktavbezeichnung | Index-Schreibweise | Apostroph-Schreibweise | Strich-Schreibweise | wissenschaftliche Schreibweise | EDV-gerechte Schreibweise |
---|---|---|---|---|---|
Subsubkontra-Oktave | C3 oder 3C | ‚‚‚C oder CCCC | C−1 | C−1 | |
Subkontra-Oktave | C2 oder 2C | ‚‚C oder CCC | C0 | C0 | |
Kontra-Oktave | C1 oder 1C | ‚C oder CC | C1 | C1 | |
Große Oktave | C | C | C2 | C2 | |
Kleine Oktave | c oder c0 | c | C3 | C3 | |
Eingestrichene Oktave | c1 | c′ | C4 | C4 | |
Zweigestrichene Oktave | c2 | c′′ | C5 | C5 | |
Dreigestrichene Oktave | c3 | c′′′ | C6 | C6 | |
Viergestrichene Oktave | c4 | c′′′′ | C7 | C7 | |
Fünfgestrichene Oktave | c5 | c′′′′′ | C8 | C8 | |
Sechsgestrichene Oktave | c6 | c′′′′′′ | C9 | C9 | |
Siebengestrichene Oktave | c7 | c′′′′′′′ | C10 | C10 |
Mit den Tönen von der Subsubkontraoktave bis zur siebengestrichenen Oktave wird der gesamte menschliche Hörbereich abgedeckt. In der Subsubkontraoktave beginnt der Infraschallbereich und in der siebengestrichenen Oktave der Ultraschallbereich.
Die wissenschaftliche und die EDV-gerechte Schreibweise für Töne unterhalb der Subkontraoktave sind wenig verbreitet. Diese Töne sind musikalisch kaum nutzbar, und für Töne in der Subsubkontraoktave und noch tiefere Töne müssten Zahlen mit negativem Vorzeichen verwendet werden.
Tonbezeichnungen in anderen Sprachen
Im anglo-amerikanischen Sprachraum lauten die Stammtöne C, D, E, F, G, A, B. Der im Deutschen mit „h“ bezeichnete Ton heißt dort also „B“. Die Alterationen werden durch den Zusatz von „sharp“ und „flat“ gebildet; z. B. bezeichnet „C sharp“ das cis. Der deutsche Ton „b“ heißt im Englischen „B flat“. Im Niederländischen heißt das deutsche „h“ „b“, das deutsche „b“ „bes“.
Im romanischen und im ostslawischen Sprachgebiet haben sich die Solmisations-Silben ut (oder do), re, mi, fa, sol, la und si zur Benennung der Stammtöne durchgesetzt.
Notenschrift
Eine grafische Form der symbolischen Umschreibung von Tonhöhen und Tondauern sowie weiterer musikalischer Parameter ist die Notenschrift.
Musikalische Motive aus Tonbuchstaben
Deutschsprachige Tonbezeichnungen bieten zahlreiche Möglichkeiten, Wörter, Namen und Abkürzungen zu bilden, die als musikalische Motive verwendet werden können. Das am meisten verwendete ist B-A-C-H, das von Johann Sebastian Bach selbst mehrfach eingesetzt wurde und von vielen Komponisten nach Bach als Hommage an ihn vertont wurde.
Weitere:
- A – B – E – G – G für Meta Abegg, die Inspiration für Robert Schumanns Abegg-Variationen, op. 1
- A – B – H – F für Alban Berg und Hanna Fuchs-Robettin (A – B und H – F), benutzt in Bergs Lyrischer Suite
- A – Es – C – H und As – C – H, benutzt in Schumanns Carnaval. Er war verliebt in Ernestine von Fricken aus der Stadt Asch.
- A – F – F – E und Es – C – H – A – F – E verwendete Max Reger in seiner Violinsonate in C-Dur, op. 72, gegen seine damaligen Kritiker.
- B – E – B – A oder B – A – B – E für Béla Bartók (Béla Bartók bzw. Bartók Béla entsprechend der ungarischen Praxis, den Familiennamen vor den Vornamen zu stellen)
- C – A – F – F – E – E, benutzt von Carl Gottlieb Hering in seinem „Kaffee-Kanon“ C-a-f-f-e-e.
- C – A – G – E für John Cage, benutzt von Pauline Oliveros und, in der Komposition CAGE DEAD, von Simon Jeffes vom Penguin Cafe Orchestra.
- C – H – A – A für Ch(i)a(r)a = Clara = Clara Schumann in Robert Schumanns Klavierkonzert a-Moll
- D – Es – C – H für Dmitri Schostakowitsch (D. Schostakowitsch)
- Es – C – H – B – E – G für Arnold Schönberg (Schönberg)
- Es – F – B (SFB) vom Sender Freies Berlin in der harmonischen Schlusskadenz Es-Dur – F-Dur – B-Dur als Pausenzeichen verwendet
- F – A – E für „frei, aber einsam“ verwendete Johannes Brahms
- F – Es – C – H für Franz Schubert (F. Schubert)
- G – A – D – E Für den dänischen Komponisten Niels Gade im Album für die Jugend von Robert Schumann ("Nordisches Lied", mit dem Untertitel "Gruß an G.")
- H – E – A – E – Es, benutzt von Thomas Mann in seinem Roman Doktor Faustus für „hetaera Esmeralda“, die Prostituierte Esmeralda, mit der sich sein Protagonist Adrian Leverkühn einlässt.
Literatur
- Hartmut Krones: Tonsymbolik. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.