Theater im Zimmer
Das Theater im Zimmer ist ein Privattheater in Hamburg-Harvestehude an der Alster. Spielstätte ist eine klassizistische Villa, die im Jahre 1829 gebaut wurde und seit 1947 unter Denkmalschutz steht.
Geschichte
Das „Theater im Zimmer“ wurde 1948 von Helmuth Gmelin als „Zimmerbühne“ mit einer Aufführung von Friedrich Hebbels Maria Magdalena begründet. Die ersten Aufführungen fanden in der eigenen Wohnung im Dachgeschoss eines Mietshauses in Harvestehude statt.[1] Die Schauspieler kamen häufig aus Gmelins eigener Schauspielschule.
Die engen Räumlichkeiten waren für viele Theaterstücke ungeeignet,[2] ein Umzug in eigene Räume wurde notwendig. Als spätere Spielstätte diente eine klassizistische Villa an der Alsterchaussee 30, die 1829 durch Christian Diederich Gerhard Schwieger gebaut wurde[3] und seit 1947 unter Denkmalschutz steht. Mitte des 19. Jahrhunderts kaufte und bewohnte der Kapitän und Reeder Victor von Graefe die Villa. Er war der Bruder von Albrecht von Graefe.[4]
Nach dem Tod von Helmuth Gmelin im Jahre 1959 übernahm seine Tochter Gerda Gmelin das Theater. Sie war gleichzeitig Intendantin, Regisseurin und Schauspielerin. Es wurden zahlreiche zeitkritische und avantgardistische Stücke aufgeführt, die zu einem guten Ruf des Theaters führten. Das kleine Ensemble konnte regelmäßig durch Verpflichtung anderer Schauspieler, die an Hamburger Bühnen tätig waren, ergänzt werden. Sonntags fanden musikalische Frühschoppen in den Räumen des Theaters statt.
Nach Streichung der jährlichen Subventionen durch die Kulturbehörde des Hamburger Senats stellte das Theater im Mai 1999 den Spielbetrieb ein. Es bestand zudem ein erheblicher Renovierungsbedarf, und Gerda Gmelin war aufgrund ihres Alters nicht mehr in der Lage, das Theater weiterzuführen. Programm und Spielbetrieb waren von ihrer Persönlichkeit geprägt gewesen. Eine Nachfolge in der Intendanz konnte nicht gefunden werden.
Das Haus, das 1947 in die Liste der Kulturdenkmäler im Hamburger Bezirk Eimsbüttel aufgenommen wurde, wurde 2002 verkauft und vom neuen Eigentümer aufwendig renoviert. 2004 folgte die Wiedereröffnung mit der Inszenierung von Tamara, einem Bühnenstück von John Krizanc über die Malerin Tamara de Lempicka, in dem die Zuschauer durch verschiedene Räume mit einzelnen Szenen wandern und so der Handlung folgen können. In dem Theater gibt es regelmäßig Theater- und Musik-Veranstaltungen sowie Lesungen, außerdem wird das Gebäude von der benachbarten Hochschule für Musik und Theater Hamburg für Proben, Aufführungen und Seminare genutzt.
Intendantin und geschäftsführende Gesellschafterin des Theaters ist die Hamburgerin Martha Kunicki.
Uraufführungen
- Regina Leßner: Elvis – Stationen einer Karriere (Musical)
Schauspieler
Bei Helmuth Gmelin gaben viele seiner Schauspielschüler ihr Debüt. Daneben gelang es ihm und auch später seiner Tochter für die Laufzeit eines Stückes andere Schauspieler zu verpflichten, die Engagements in Hamburg hatten.
Hierzu zählen unter anderem:
- Mita von Ahlefeldt
- Marie Bäumer 1995
- Carla Becker
- Sibylle Bertsch, 1986, 1987
- Edgar Bessen 1986
- Brigitte Beyeler, 1997 in Weibsteufel
- Emilia Blumenberg, 1992
- Peter Heinrich Brix
- Hans Daniel 1950
- Michael Dangl, 1984
- Til Erwig
- Ulrich Faulhaber
- Helga Feddersen Debüt 1949 mit Ostern von Strindberg
- Hubert Fichte
- Boy Gobert
- Lutz Herkenrath
- Hans Irle Debüt 1948
- Gerda-Maria Jürgens
- Hartmut Kollakowsky
- Hans Peter Korff 1990 in Urfaust
- Konrad Krauss, 1984
- Uli Krohm
- Heinz Lieven Debüt 1948
- Michael Lott
- Günter Lüdke
- Eduard Marks 1950–1952
- Joosten Mindrup Debüt 1991
- Alexander Pelz
- Jean-Pierre Le Roy 1988–1989, 1997–1998
- Utz Richter, Debüt 1953
- Matthias Röhe
- Susanne Ruppel
- Walter Ruppel
- Julia Schmidt 1998
- Jens Scheiblich, 1984
- Horst Stark
- Nikolaus Timm 1986, 1988+1989
- Henry Vahl
- Peter Weis 1990
- Ulrich Wildgruber
Regisseure
- Hans Neuenfels: Baal von Bertolt Brecht, 1967
- Günther Rennert
- Hartmut Uhlemann
- Wolfgang Kraßnitzer
- Bohdan Denk
- Christoph Roethel
- Kay Neumann
- Hans-Peter Kurr
Weblinks
Einzelnachweise
- Theater unterm Dach. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1948 (online).
- Terror in Göttingen. In: Die Zeit, Nr. 47/1949
- Hermann Hipp: Freie und Hansestadt Hamburg; Geschichte, Kultur und Stadtbaukunst an Elbe und Alster. DuMont Buchverlag, Köln 1989, ISBN 3-7701-1590-2, Seite 381
- aus dem Buch „Albrecht von Graefe: Ein Leben für das Licht“ von Blida Heynold von Graefe