Telegraphenpflanze
Die Telegraphenpflanze (Codariocalyx motorius[1], Syn.: Desmodium gyrans), auch Indische Telegraphenpflanze genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Besonderheiten bei Codariocalyx motorius sind die Nastien, schnelle Bewegungen, wie sie auch bei der Venusfliegenfalle (Thigmonastie) und der Mimose (Seismo- bzw. Thigmonastie) zu finden sind.
Telegraphenpflanze | ||||||||||||
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links: Blätter am Tag, rechts: Blätter in der Nacht | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Codariocalyx motorius | ||||||||||||
(Houtt.) H.Ohashi |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Bei der Telegraphenpflanze handelt es sich um einen aufrecht wachsenden Strauch mit Wuchshöhen von 0,60 bis 1,20 Metern. Die Rinde junger Zweige ist behaart.[2]
Die Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 1 bis 2,5 Zentimeter lang. Die gefiederte Blattspreite besitzt ein bis drei Fiederblättchen. Die zwei Seitenfiedern sind 1 bis 2 Zentimeter lang und 3,5 bis 4,5 Millimeter breit. Die Endfieder ist 2,5 bis 7,0 Zentimeter lang und 6,5 bis 13 Millimeter breit. Die Blattoberseite ist glatt und die Blattunterseite ist seidig behaart. Die länglichen Nebenblätter sind etwa 6,5 mm lang.[2]
Die Endfiedern werden abends abgesenkt und hängen somit in der Schlafstellung fast vertikal herab, morgens werden sie wieder aufgerichtet und stehen nahezu horizontal. Dies geschieht unabhängig von äußeren Einflüssen, wie Temperatur und Beleuchtungsstärke. Hierbei handelt es sich um eine circadiane Rhythmik. Die Seitenfiedern vollziehen Drehbewegungen, deren Frequenz von der Temperatur abhängig ist. Mit steigender Temperatur nimmt auch die Frequenz zu. In der Regel beträgt diese Frequenz eine vollständige Drehung pro drei bis fünf Minuten. Die Funktion dieser ultradianen Rhythmik ist noch völlig ungeklärt. Sowohl die Bewegungen der Endfieder als auch die der Seitenfiedern werden durch Gelenke und Turgoränderungen in den Zellen dieser Gelenke verwirklicht. Der deutschsprachige Trivialname Telegraphenpflanze geht darauf zurück, dass man früher davon ausging, dass diese Pflanzenart mittels der Bewegungen der Fiedern in der Lage sei, miteinander zu kommunizieren.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht in Pakistan von August bis September. Die end- oder seitenständigen, traubigen Blütenstände besitzen große Hochblätter. Der Blütenstiel ist 3,5 bis 6,5 Millimeter lang.[2]
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die 2,5 Millimeter langen Kelchblätter sind verwachsen, wobei die Kelchzähne kürzer sind als die Kelchröhre. Die 7,5 bis 8,5 Millimeter langen Kronblätter sind rosafarben.[2]
Die behaarte Hülsenfrucht ist bei einer Länge von 3 bis 4,4 Zentimetern und einer Breite von 5 bis 6,5 Zentimetern sichelförmig.[2]
Verbreitung
Codariocalyx motorius besitzt eine ursprünglich weite Verbreitung auf dem Indischen Subkontinent, Bhutan, Nepal, Myanmar, Kambodscha, Thailand, Vietnam, China, Taiwan, Malaysia, Brunei, Indonesien, auf den Philippinen, Osttimor, den Kleinen Sundainseln und in Australien. Auf Mauritius und Martinique ist Codariocalyx motorius verwildert. Ob es sich bei den Beständen auf Jamaika und den Gesellschaftsinseln um natürliche Vorkommen handelt oder ob es dort Neophyten sind, ist ungeklärt.[3]
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1779 unter den Namen (Basionym) Hedysarum motorium durch Maarten Houttuyn in Natuurlijke Historie, 2. Teil, 10, S. 246–247. Die Neukombination zu Codoriocalyx motorius (Houtt.) H.Ohashi[4] wurde 1965 durch Hiroyoshi Ohashi im Journal of Japanese Botany, Volume 40, Issue 12, S. 367–368 veröffentlicht.[5] 2011 schlugen Hiroyoshi Ohashi und Kazuaki Ohashi vor, den Gattungsnamen Codariocalyx für die Gattung zu behalten.[1] Weitere Synonyme für Codariocalyx motorius (Houtt.) H.Ohashi sind: Codoriocalyx motorius (Houtt.) H.Ohashi, Codariocalyx gyrans (L. f.) Hassk., Desmodium gyrans (L. f.) DC., Desmodium gyrans (L. f.) DC. var. roylei (Wight & Arn.) Baker, Desmodium motorium (Houtt.) Merr., Desmodium roylei Wight & Arn., Hedysarum gyrans L. f., Hedysarum motorium Houtt., Hedysarum motorius Houtt., Meibomia gyrans (L. f.) Kuntze.[3][5]
Inhaltsstoffe
Codariocalyx motorius enthält in den vegetativen Pflanzenteilen geringe Mengen der Tryptamin-Alkaloide N,N-Dimethyltryptamin und 5-Methoxy-dimethyltryptamin.[6]
Quellen
- S. I. Ali: Papilionaceae in der Flora of Pakistan: Desmodium motorium – Online.
- Datenblatt bei International Legume Database Information Service = ILDIS – LegumeWeb – World Database of Legumes, Version 10.38 vom 20. Juli 2010. (Abschnitte Verbreitung und Synonyme)
- Hiroyoshi Ōhashi: Asiatic sp. of Desmodium & allied, in Ginkgoana1. Aca. Sc. BookCo., 1973.
- W. Engelmann: Wie Pflanzen wachsen und sich bewegen, Institut f. Botanik, Tübingen, 2003: PDF.
Einzelnachweise
- Ohashi & Ohashi 2011:(1994) Proposal to conserve the name Codariocalyx (Leguminosae/Fabaceae) with that spelling. Taxon, Vol. 60 (1), S. 239.
- S. I. Ali: Papilionaceae in der Flora of Pakistan: Desmodium motorium – Online.
- Datenblatt bei International Legume Database Information Service = ILDIS – LegumeWeb – World Database of Legumes, Version 10.38 vom 20. Juli 2010.
- Puhua Huang & Hiroyoshi Ōhashi: Codoriocalyx motorius (Houtt.) H.Ohashi, S. 283 textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 10 – Fabaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2010. ISBN 978-1-930723-91-7
- Codariocalyx motorius bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 11. Juli 2013.
- S. Ghosal, U.K. Mazumder, R. MehtaIndole bases of Desmodium gyrans, Phytochemistry, 11 (1972), pp. 1863–1864