Technoseum
Das Technoseum (bis Ende 2009: Landesmuseum für Technik und Arbeit[2]) im baden-württembergischen Mannheim bietet Anschauungsmaterial zur Industrialisierung des deutschen Südwestens in Geschichte und Gegenwart. Zudem ermöglichen über 100 Experimentierstationen den Besuchern, interaktiv und spielerisch naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge zu verstehen.
Technoseum, Mannheim | |
Daten | |
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Ort | Mannheim (Museumsstr. 1) |
Art | |
Architekt | Ingeborg Kuhler |
Eröffnung | 1990 |
Leitung | |
Website | |
ISIL | DE-MUS-407114 |
Daten
Das Museum wurde 1985 als Stiftung des öffentlichen Rechts in gemeinsamer Trägerschaft des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Mannheim gegründet.[3] Das Gebäude wurde nach Plänen der Berliner Architektin Ingeborg Kuhler, die mit ihrem Entwurf den ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewonnen hatte, gebaut.[4] Die Ausstellungsfläche beträgt rund 9000 m², davon stehen rund 900 m² für Sonderausstellungen zur Verfügung. Im Jahr 2013 besuchten 183.691 Personen das Museum. Der Etat des Museums beträgt 2014 11,1 Millionen Euro, davon kommen 3,4 Millionen von der Stadt und 6,8 Millionen vom Land.
- Direktoren
- 1984–2002: Lothar Suhling
- 2002–2003: Jakob Messerli
- 2003–2006: Gerhard Selmayr
- seit 2006: Hartwig Lüdtke
Dauerausstellung
Bei Besuchern, die das Gebäude von oben nach unten durchwandern, soll sich der Eindruck einer Zeitreise durch die Industrialisierungsgeschichte des Landes einstellen.
Exemplarische Stationen des technischen, sozialen und politischen Wandels seit dem 18. Jahrhundert sind: Uhren, Papierherstellung, Weberei, Energie, Elektrotechnik, Mobilität, Bionik. Es gibt Inszenierungen von Wohn- und Arbeitsstätten, außerdem werden Maschinen aus Produktion, Verkehr und Büro vorgeführt. Dadurch lassen sich die tiefgreifenden Veränderungen der Lebens- und Arbeitsverhältnisse bis in die Gegenwart hinein erlebnishaft nachvollziehen.
Das historische Inventar der Mannheimer Sternwarte befindet sich unter anderem in der Dauerausstellung des Museums. Die Zukunftswerkstatt Elementa ergänzt die gezeigten Themen und Exponate der Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte um einen experimentellen Anteil. Sie vermittelt nicht nur naturwissenschaftliche Grundlagen, sondern zeigt gleichzeitig, zu welchen technischen Erfindungen naturwissenschaftliche Experimente führten und führen. Im Mai 2011 eröffnete die Elementa 3, die Zukunftstechnologien durch Experimente erfahrbar macht.[5]
Ein Teil der Sammlungen kann über die Online-Sammlungen[6] durchsucht werden.
Sonder- und Wechselausstellungen
- Räder, Autos und Traktoren. Erfindungen aus Mannheim – Wegbereiter der mobilen Gesellschaft (1986)
- Geschichte der Arbeitszeit (1990/91)
- Brücke, Mühle und Fabrik. Technische Kulturdenkmale in Baden-Württemberg (1991)
- Von Sternfindern, Blitzfängern und Luftballen. Kurfürst Carl Theodor und die Naturwissenschaften in der Kurpfalz (1993/94)
- Wir sind alle Schildbürger. 130 zwingende Beweise aus der Emaille- und Blechschildsammlung des Landesmuseums (1994)
- Der Wankelmotor. Faszination einer Erfindung (1995)
- Im Auftrag Hollywoods. Filmplakate aus 40 Jahren von Lutz Peltzer (1995)
- Der richtige Dreh? Industrielle Facharbeit im Wandel (1996)
- Kleine Marken – große Marken. Reklamebilder aus Deutschland 1900–1930 (1996)
- Gesichter des Rennsports. Fotografien von Dr. Benno Müller (1997)
- Körperwelten (1997/98 erstmals in Europa gezeigt)
- Mythos Barbie. Eine Puppe im Wandel der Jahrzehnte (1998)
- Zeitzug 1848. Für die Freiheit streiten! (1998/99)
- Waren-Werte. Plakate aus 75 Jahren Mannheimer Stadtreklame (1998/99)
- Kinderträume. Blechspielzeug aus alten Zeiten (1998/99)
- Säen, Sieben, Schlemmen. Vom Korn zum Brot, Kinderausstellung (1999)
- Jules Verne: Technik und Fiktion (1999/2000)
- Mythos Jahrhundertwende: Mensch, Natur, Maschine in Zukunftsbildern 1800 – 1900 – 2000 (2000/01)
- Gehirn und Denken: Kosmos im Kopf (2001/02)
- Projekte und Projektionen. Techniken barocker Bauplanung (2002/03)
- Alle Zeit der Welt (2002/03)
- Tanz um die Banane: Handelsware und Kultobjekt (2003/04)
- Stromgitarren: E-Gitarren, Musiker, Geschichte, Kult (2004)
- Lust am Auto (2004/05)
- Mathematik zum Anfassen (2004)
- Einstein begreifen (2005/06)
- Der Blick ins Unsichtbare: Nanoteilchen, Mikrosysteme, Parasiten (2006/07)
- Abenteuer Raumfahrt: Aufbruch ins Weltall (2006/07)
- Mannheim auf Achse. Mobilität im Wandel 1607–2007 (2007/08)
- Macht Musik (2008)
- 100 Badische Jahre (2009)
- Nano! Nutzen und Visionen einer neuen Technologie (18. März 2010 bis 3. Oktober 2010)
- Die Sammlung – 1001 Objekte zum Hören und Sehen (25. Februar 2011 bis 24. Juli 2011)
- Unser täglich Brot … Die Industrialisierung der Ernährung (29. Oktober 2011 bis 10. Juni 2012)[7]
- „Durch Nacht zum Licht?“ Die deutsche Arbeiterbewegung 1863–2013 (2. Februar 2013 bis 25. August 2013)[8]
- Die Sammlung 2. Der elektrische Haushalt (20. Februar 2014 bis zum 27. Juli 2014)[9]
- Herzblut. Geschichte und Zukunft der Medizintechnik (5. November 2014 bis 7. Juni 2015)[10]
- 2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades (11. November 2016 bis 25. Juni 2017)[11]
- Die Sammlung 3: Werben und Verkaufen (7. November 2019 bis 30. Juni 2020)
Museumsschiff
siehe auch: Mainz (Schiff, 1929)
Das Museumsschiff des Technoseums liegt im Neckar unterhalb der Mannheimer Kurpfalzbrücke. Der historische Schaufelraddampfer ist selbst Ausstellungsstück und beherbergt zudem die Ausstellung über Binnenschifffahrt. Der ehemalige Rhein-Ausflugsdampfer ist täglich von 14.00 bis 18.00 Uhr für Besucher geöffnet. Von Mai bis Oktober lädt das Polizeiboot an Sonn- und Feiertagen zu Fahrten auf dem Neckar ein.
Gebäude
Das Gebäude wurde von der Berliner Architektin Ingeborg Kuhler – nach gewonnenem Architektenwettbewerb – entworfen. Die Planungs- und Bauzeit dauerte von 1982 bis 1990. Das Gebäude ist in weiß gehalten. Von außen betrachtet wirken die einzelnen Stockwerke wie schiefe Ebenen. Dahinter steht das Konzept des „arbeitenden“ Museums. Das heißt, das Gebäude soll wie eine Einladung wirken, in einer abwärts verlaufenden „Raum-Zeit-Spirale“ durch die Sozial- und Industriegeschichte des deutschen Südwestens zu wandern.
Das Museum zeigt wie ein veredelter Rohbau sein Tragwerk. Das gilt allerdings nicht für den Kopfbau im Westen. Der Hauptteil des Gebäudes besteht aus einer Stahlskelett-Verbund-Konstruktion mit ausbetonierten Doppel-T-Stützen und -Trägern, die trotz schwerer Lasten und großer Spannweiten die erforderliche Tragfähigkeit und Steifheit gewährleistet.
Ursprünglich war noch ein zweiter Bauabschnitt geplant. Aufgrund zunehmender Finanzknappheit der öffentlichen Haushalte wurde diese Planung bislang nicht weiter verfolgt. Aufgrund seiner Konzeption eine Verbindung zu schaffen, die historische Bezüge und Interaktivität erlaubt, wurde das Museum 1992 mit dem europäischen Museumspreis als Museum des Jahres ausgezeichnet.[12]
Museumspädagogische Programme
Das Museum ist auch als außerschulischer Lernort in der Region etabliert. Mehr als die Hälfte der Besucher sind Schüler. Das museumspädagogische Angebot erstreckt sich von interaktiven Führungen über naturwissenschaftlich-technische Angebote im hauseigenen Laboratorium bis hin zu Fortbildungen für Lehrkräfte. In einer Reihe an Club-Angeboten (TECHNOclub, TECHNOclub4girls) beschäftigen sich Kinder und Jugendliche mit den Themenfeldern Technik und Naturwissenschaft.
Die Freunde des Technoseum
Verschiedenen Personengruppen und Institutionen sind mit dem Museum freundschaftlich verbunden, wie etwa der Museumsverein für Technik und Arbeit oder die Stiftung Technoseum,[13] die die Arbeit des Museums fördern und unterstützen.
Über 100 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich bei zahlreichen Projekten und Aufgaben im Museum.[14]
Mit über 20 Schulen hat das Museum einen Kooperationsvertrag geschlossen, der es u. a. ermöglicht, museumspädagogisches Angebot vorab kostenlos zu nutzen.
Siehe auch
Literatur
- Jörg Baldenhofer: Das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Idee, Förderer, Realisierung, Platz in der Museumslandschaft. Dissertation Univ. Stuttgart 2015. Computus Druck Satz & Verlag, Gutenberg 2016, ISBN 978-3-940598-29-5.
- Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim (Hg.): Ausstellungskatalog. Mannheim 2001, ISBN 3-9804930-6-7.
- Melanie Mertens: „Unterkühlt und gekonnt“. Das Technoseum und das SWR-Studiogebäude in Mannheim. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2020/2, S. 108–114.
- Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Baden-Württemberg (Hg.): Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Karlsruhe 1986.
- Thomas Schmid: Das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Architekturhistorische Untersuchung, Dissertation Univ. Heidelberg 1992, ISBN 3-89349-439-1.
- Lothar Suhling: Werden und Wandel von Technikmuseen aus konzeptioneller Sicht. Die neue Museumsgeneration am Beispiel des Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim. In: Lothar Hiersemann (Hg.): Beiträge zur Geschichte von Technik und technischer Bildung. Folge 8, FH Leipzig 1994, S. 3–21.
- Technoseum (Hg.): Rundgang durch die Ausstellung. Mannheim 2009.
Weblinks
Einzelnachweise
- Technoseum Besucherinfo, Ansprechpartner. Abgerufen am 22. September 2015.
- Technoseum: wir über uns
- Satzung der Stiftung vom 20. März 1985, siehe Baldenhofen, S. 378–381.
- Architektur. Homepage des Technoseums, technoseum.de, abgerufen am 4. April 2018.
- Technoseum: Elementa 3
- Online-Sammlungen
- Rückschau zur Ausstellung Unser täglich Brot… Die Industrialisierung der Ernährung (PDF; 24 kB)
- Technoseum: Durch Nacht zum Licht? (PDF)
- „Der elektrische Haushalt“- Ausstellung im Technoseum In: Mannheim.de, abgerufen am 18. Dezember 2016
- Technoseum: Herzblut (PDF)
- 2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades (Memento des Originals vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Homepage Technoseum, abgerufen am 18. Dezember 2016
- Technoseum: Chronologie
- Technoseum: Gremien
- S. 31, Geschäftsbericht 2012 (PDF)