Tamou
Tamou ist eine Landgemeinde im Departement Say in Niger.
Landgemeinde Tamou | |||
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Koordinaten | 12° 45′ N, 2° 11′ O | ||
Basisdaten | |||
Staat | Niger | ||
Tillabéri | |||
Departement | Say | ||
Einwohner | 89.782 (2012) |
Geographie
Tamou befindet sich in der nördlichen Sudanregion. Das Gemeindegebiet ist in 113 Dörfer und 120 Weiler gegliedert.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Tamou.[2]
Tamou grenzt im Südwesten an den Nachbarstaat Burkina Faso. Die Nachbargemeinden in Niger sind Say im Norden, Kirtachi im Osten und Ouro Guélédjo im Westen. Tamou liegt am Fluss Niger. Das Gemeindegebiet queren die Niger-Nebenflüsse Diamangou, Mékrou und Tapoa. Weite Teile der Gemeinde nehmen der Nationalpark W und das Tamou-Wildreservat ein.
Geschichte
Der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth besuchte 1854 die Gegend, deren Einwohner eine große Anzahl an Pferden besaßen und die er darum als außergewöhnlich wohlhabend beschrieb. Barth erwähnte namentlich Ouro Mobido („Hof des gelehrten Adligen“), heute ein Dorf im Gemeindegebiet von Tamou, als Wohnsitz eines reichen Gutsbesitzers.[3]
Die französische Kolonialverwaltung richtete Anfang des 20. Jahrhunderts einen Kanton in Tamou ein, dessen Territorium sukzessive um aufgelöste Kantone vergrößert wurde: Ouérésouldou und Nani Fonou sowie zuletzt 1932 Tiala und Diongoré.[4] Im Jahr 2002 ging im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform aus dem Kanton Tamou die Landgemeinde Tamou hervor.
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2012 hatte Tamou 89.782 Einwohner.[1] Die Einwohnerzahl bei der Volkszählung 2001 betrug 52.917.[5] Tamou befindet sich in einem von der Volksgruppe der Gourmantché besiedelten Gebiet,[6] wobei die Gourmantché in der gesamten Region Tillabéri nur 2 % der Gesamtbevölkerung stellen.[7]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Gemeinde liegt in einer Zone, in der Regenfeldbau betrieben wird,[8] und ist von mit Gewalt verbundenen Landnutzungskonflikten betroffen.[9]
Der Donnerstagsmarkt im Hauptort weist, verglichen mit anderen Wochenmärkten in der Gemeinde, eine mittlere Größe auf. Hier arbeiten auch Schmiede, und Fahrradreparateure bieten ihre Dienste an. Bedeutender sind die großen Wochenmärkte in den Dörfern Alambaré (Allambaré), Bokki und Guémé, die auch Händler aus der Hauptstadt Niamey anziehen. Am Samstagsmarkt in Alambaré werden Lebensmittel, gefärbte Schurze aus Burkina Faso sowie Silber- und Weißblech-Stücke gehandelt, die Fulbe-Frauen zum Schminken verwenden. Der Wochenmarkt in Guémé beginnt immer dienstags in der Nacht und endet am darauffolgenden Tag. Zu den Handelsgütern zählen Soda aus Boboye, Matten aus den Fulbe-Dörfern um Kirtachi und Tillabéri, schmucklose Kalebassen, von Frauen aus Kirtachi hergestelltes Öl und aus unbearbeitetem Leder bestehende Matten, die für tatara genannte Einzäunungen verwendet werden. Verkauft werden außerdem von der lokalen Bevölkerung am Fluss angebaute Süßkartoffeln, Tomaten und Zwiebeln. Auch am Mittwochsmarkt in Bokki werden verschiedene Lebensmittel angeboten. Die verkauften Erdnüsse werden lokal zu Erdnussöl weiterverarbeitet. Aus der Umgebung von Bokki kommen Handwerker wie Schmiede und Töpfer zum Markt. Kleinere Wochenmärkte in der Landgemeinde Tamou befinden sich in den Grenzdörfern Boulel und Dantiandou (nicht zu verwechseln mit der weiter nördlich gelegenen Landgemeinde Dantiandou). Beide finden montags statt.[10]
Beim Dorf La Tapoa im Gemeindegebiet von Tamou befindet sich ein ziviler Flughafen mit unbefestigter Start- und Landebahn, der Flughafen La Tapoa (ICAO-Code: DRRP).[11] Die Nationalstraße 27 verbindet Tamou mit der Departementshauptstadt Say. Die 1975 errichtete Tapoa-Talsperre staut den Fluss Tapoa auf.[12]
Persönlichkeiten
- Diallo Ousman Bassarou (1906–1992), Politiker, Kantonschef von Tamou
- Diouldé Laya (1937–2014), Soziologe
Literatur
- Michel Benoit: Peuplement, violence endémique et rémanence de l’espace sauvage en Afrique de l’Ouest. In: Espace, populations, sociétés. Les populations de l’Afrique subsaharienne. Nr. 1, 1999, S. 29–51, doi:10.3406/espos.1999.1868.
- Abdoua Elhadji Dagobi: Les pouvoirs locaux et le rôle des femmes à Tamou (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 35). LASDEL, Niamey/Parakou Februar 2005 (lasdel.net [PDF]).
- Abdoua Elhadji Dagobi: Les pouvoirs locaux dans la commune de Tamou (2) (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 50). LASDEL, Niamey/Parakou Januar 2007 (lasdel.net [PDF]).
- Abdoua Elhadji Dagobi: Les pouvoirs locaux et le rôle des femmes à Tamou (3) (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 74). LASDEL, Niamey/Parakou Juni 2009 (lasdel.net [PDF]).
- Hadiza Moussa: Les pouvoirs locaux dans la commune de Tamou (4) (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 82). LASDEL, Niamey/Parakou November 2009 (lasdel.net [PDF]).
- Benoît Huraut: Histoire du peuplement, pratiques pastorales et dynamique du paysage en périphérie du Parc National du "W" du Niger, au Niger: Canton de Tamou, département de Dosso (Niger). Mémoire maîtrise. Université de Grenoble 1, Grenoble 2000.
- Harouna Mounkaila: Migrations de colonisation agricole et dynamique du peuplement dans les communes rurales de Say et de Tamou (Ouest du Niger). In: Lawali Dambo (Hrsg.): Vivre dans les milieux fragiles: Alpes et Sahel. Hommage au Professeur Jorg Winistorfer (= Travaux et recherches de l’Institut de Géographie. Nr. 31). Université de Lausanne, Lausanne 2005, S. 149–164.
- Halilou Salifou: Perceptions et stratégies d’adaptation des éleveurs transhumants aux changements climatiques (commune rurale de Tamou). Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2012.
Weblinks
Einzelnachweise
- Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 495–500, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
- Republik Niger: Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux.
- Heinrich Barth: Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika. Fünfter Band. Justus Perthes, Gotha 1858, S. 290.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 241.
- Institut Nationale de la Statistique du Niger (Hrsg.): Annuaire statistique des cinquante ans d’indépendance du Niger. Niamey 2010 (Online-Version; PDF; 3,1 MB), S. 56.
- Jean-Paul Labourdette, Dominique Auzias: Niger 2009. Nouvelle édition de l’Université, Paris 2009, ISBN 2-7469-1640-1, S. 117.
- Website des Institut National de la Statistique du Niger (Memento des Originals vom 1. Februar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 27. Dezember 2009.
- Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
- Aghali Aboulkader: Le « bien » sécurité dans trois communes (Guidan Roumdji, Balleyara et Say). Des logiques de l’Etat aux logiques locales, ou la diversité d’acteurs. (PDF; 966 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) LASDEL, Februar 2013, S. 11, archiviert vom Original am 2. Mai 2014; abgerufen am 24. September 2013 (französisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Dissirama Sabine Attama, Rita Dorigo, Toyé Amina Kiepin: Programme de Formation Modulaire en faveur de l’Artisanat Rural: Rapport de la mission d’identification dans les zones de Say et du Parc W du 17/03/2014 au 23/03/1994. RESEDA, Niamey April 1994, S. 2–3, 5–7 (Word-Datei [abgerufen am 2. Mai 2014]). Word-Datei (Memento des Originals vom 2. Mai 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Airports in Niger. Website Aircraft Charter World, abgerufen am 24. Januar 2012.
- Inventaire des petits barrages du Niger. Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA), Dezember 1996, S. 5–6 (repository.uneca.org [PDF; abgerufen am 23. September 2018]).