TON 618
TON 618 ist ein weit entfernter, stark leuchtender Quasar im Sternbild der Jagdhunde. Er enthält auch das massivste bekannte Schwarze Loch, mit einer angenommenen Masse von 66 bis 70 Milliarden Mal der Masse der Sonne.[2]
Quasar | |
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TON 618 | |
Sternbild | Jagdhunde |
Position Äquinoktium: J2000.0 | |
Rektaszension | 12h 28m 24,9s [1] |
Deklination | +31° 28′ 38″ [1] |
Weitere Daten | |
Helligkeit (visuell) |
15,9 mag [1] |
Entfernung | |
Absolute Helligkeit | −30,7 mag [1] |
Masse | 66 Mrd. M☉ [2] |
Geschichte | |
Datum der Entdeckung |
1957 |
Katalogbezeichnungen | |
FBQS J122824.9+312837, B2 1225+31, B2 1225+317, 7C 1225+3145 | |
AladinLite |
Geschichte
Zum ersten Mal wurde TON 618 in einer Untersuchung von blassen blauen Sternen (hauptsächlich Weißen Zwergen) im Jahre 1957 erwähnt. Damals war die Natur solcher Objekte unbekannt, da Quasare erst 1963 anerkannt wurden.[3] Durch Fotografien des 0,7-m-Schmidt-Teleskops im Tonantzintla-Observatorium in Mexiko erschien er „zweifellos violett“ und wurde als Nummer 618 in den Tonantzintla-Katalog aufgenommen.[4]
1970 wurden bei einer Radiowellen-Untersuchung in Bologna ein Ausstoß von Radiowellen von TON 618 festgestellt, woraufhin er als Quasar eingestuft wurde.[5] Marie-Helene Ulrich hat danach das optische Spektrum von TON 618 am McDonald-Observatorium untersucht, das für einen Quasar typische Emissionslinien zeigt. Von der Rotverschiebung leitete Ulrich ab, dass TON 618 extrem weit entfernt ist und daher einer der hellsten bekannten Quasare ist.[6]
Supermassives Schwarzes Loch
Es wird angenommen, dass TON 618 als Quasar eine Akkretionsscheibe mit heißen Gasen um ein supermassives Schwarzes Loch (SMBH) in der Mitte einer Galaxie ist. Das Licht des Quasars wird auf ein Alter von 10,4 Milliarden Jahren geschätzt. Die umkreisende Galaxie ist von der Erde aus nicht sichtbar, weil der Quasar sie selbst überstrahlt. Mit einer absoluten Helligkeit von −30,7 mag scheint er mit einer Stärke von 4 × 1040 Watt oder so hell wie 140 Billionen Sonnen, weshalb er eines der hellsten Objekte im beobachtbaren Universum[1] ist.
Wie andere Quasare hat TON 618 ein Spektrum mit Emissionslinien von kühlerem Gas weiter außerhalb der Akkretionsscheibe, in der „BLR“. Die Emissionslinien im Spektrum von TON 618 sind ungewöhnlich weit,[6] was ein Zeichen dafür ist, dass das Gas sich sehr schnell bewegt; die Wasserstoff-Betalinie zeigt, dass es sich mit ungefähr 7000 km/s bewegt.[2] Daher muss das zentrale Schwarze Loch eine enorm starke Gravitationskraft ausüben.
Die Größe der BLR kann mit der Helligkeit der aufleuchtenden Strahlung des Quasars berechnet werden.[7] In Anbetracht der Größe dieser Region und der Orbitalgeschwindigkeit lässt sich mithilfe des Gravitationsgesetzes ermitteln, dass die Masse des Schwarzen Lochs in TON 618 ungefähr 66 Milliarden Sonnenmassen beträgt.[2] Mit einer solchen Masse führt TON 618 die neue Kategorie der supermassereichen Schwarzen Löcher an.[8][9] Ein Schwarzes Loch dieser Masse hat einen Schwarzschildradius von 1.300 AE.
Einzelnachweise
- NED results for object TON 618. In: NASA/IPAC EXTRAGALACTIC DATABASE.
- O. Shemmer, H. Netzer, R. Maiolino, E. Oliva, S. Croom, E. Corbett, L. di Fabrizio: Near-infrared spectroscopy of high-redshift active galactic nuclei. I. A metallicity-accretion rate relationship. (PDF; 770 kB) In: The Astrophysical Journal. 614, 2004, S. 547–557. arxiv:astro-ph/0406559. bibcode:2004ApJ...614..547S. doi:10.1086/423607. Abgerufen am 22. Juli 2020.
- 1963: Maarten Schmidt Discovers Quasars. Observatories of the Carnegie Institution for Science. Abgerufen am 22. Juli 2020.
- Braulio Iriarte, Enrique Chavira: Blue stars in the North Galactic Cap. In: Boletín de los Observatorios de Tonantzintla y Tacubaya. 2, Nr. 16, 1957, S. 3–36. Abgerufen am 22. Juli 2020.
- G. Colla, C. Fanti, A. Ficarra, L. Formiggini, E. Gandolfi, G. Grueff, C. Lari, L. Padrielli, G. Roffi, P. Tomasi, M. Vigotti: A catalogue of 3235 radio sources at 408 MHz. In: Astronomy & Astrophysics Supplement Series. 1, Nr. 3, 1970, S. 281. bibcode:1970A&AS....1..281C. Abgerufen am 22. Juli 2020.
- Marie-Helene Ulrich: Optical spectrum and redshifts of a quasar of extremely high intrinsic luminosity: B2 1225+31. In: The Astrophysical Journal. 207, 1976, S. L73-L74. bibcode:1976ApJ...207L..73U. doi:10.1086/182182.
- Shai Kaspi, Paul S. Smith, Hagai Netzer, Dan Maos, Buell T. Jannuzi, Uriel Giveon: Reverberation measurements for 17 quasars and the size-mass-luminosity relations in active galactic nuclei. In: The Astrophysical Journal. 533, 2000, S. 631–649. arxiv:astro-ph/9911476. bibcode:2000ApJ...533..631K. doi:10.1086/308704. Abgerufen am 22. Juli 2020.
- Michael Irving: “Ultramassive” black holes may be the biggest ever found – and they’re growing fast. In: NewAtlas.com. 21. Februar 2018, abgerufen am 22. Juli 2020.
- From Super to Ultra: Just How Big Can Black Holes Get? In: NASA.gov. Chandra X-Ray Observatory, 18. Dezember 2012, abgerufen am 22. Juli 2020.