Sypniewo (Jastrowie)
Sypniewo (deutsch Zippnow, früher Alt-Zippnow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Großpolen. Es ist der Stadt- und Landgemeinde Jastrowie (Jastrow) im Powiat Złotowski (Flatower Kreis) angegliedert.
Sypniewo | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Großpolen | ||
Powiat: | Złotowski | ||
Gmina: | Jastrowie | ||
Geographische Lage: | 53° 28′ N, 16° 36′ O | ||
Einwohner: | 1300 (2005) | ||
Postleitzahl: | 64-962 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 67 | ||
Kfz-Kennzeichen: | PZL | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Flughafen Posen-Ławica | ||
Geographische Lage
Sypniewo liegt in Hinterpommern beidseitig der Płytnica (Plietnitz). Wałcz (Deutsch Krone) liegt etwa 25 Kilometer in südwestlicher Richtung. Die Entfernung nach Złotów (Flatow) beträgt 32 Kilometer, nach Jastrowie (Jastrow) 16 Kilometer, jeweils in südöstlicher Richtung.
Geschichte
Ältere Namen der Ortschaft sind Nałęcz sive Sypniewo (1570) zum Zipnow (1609), Zippanow (1622), Cypniewo (1641) und neupolnisch Zypnow.[1] Der Ort wurde 1570 als Siedlung durch den Bürgermeister der Stadt Wałcz (Deutsch Crone) Valtenin Horn als Nałęcz sive Sypniewo gegründet. Nałęcz lässt auf adligen Besitz, vermutlich der Familien Czarnkowski oder (de) Ostroróg, schließen. Der Gründung ging ein Privilegium des Starosten Andrzej II. Górka voraus.[1] Der Ortsname ist vom polnischen Verb sypień bzw. sypać (poln.-lat.: Sepinane) abgeleitet und bedeutet Schüttung oder Scheune. In der Siedlung war in älterer Zeit das Zinsgetreide, d. h. in Form von Getreide zu entrichtender Grundzins, aufgeschüttet und gelagert worden.[1]
Durch den Bau neuer Straßen und Brücken, für die Zölle erhoben wurden, gewann die Ortschaft schnell an Bedeutung. Sie wuchs zur größten ländlichen Gemeinde des Kreises an. Sypniewo gehörte damals zum Königreich Polen-Litauen und lag auf dem Gebiet der Starostei Wałcz im Palatinat Poznań. Nach der Ersten Teilung Polens 1772, mit der die Vereinigung von Ostpreußen und Westpreußen einherging, kam der Ort an Preußen. Er wurde vom Netzedistrikt verwaltet. 1780 wurde der Ort endgültig preußisch.
1783 wurden in der ehemaligen Landgemeinde 113 Haushaltungen (Feuerstellen) gezählt.[1]
Am 27. März 1863 verlor Zippnow infolge eines Brandunglücks 160 Gebäude. König Wilhelm I. von Preußen bewilligte daraufhin 500 Taler für den Wiederaufbau.[2]
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Zippnow ein intensiv industrialisierter Ort. Insgesamt befanden fünf Schlachthöfe, zwei Mühlen, diverse Ziegeleien, Gerbereien und Stärkefabriken im Ort, da zählte der Ort rund 2000 Einwohner. Bis 1938 befand sich die Gemeinde als Landgemeinde im ehemaligen Kreis Deutsch Krone, Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen. Im Zuge der Verwaltungsreform (1. Oktober 1938) wurde Neu-Zippnow als Teil des Deutschen Reiches der Provinz Pommern zugeordnet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region nach Kämpfen mit der Wehrmacht von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde Zippnow unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit vertrieben. Die deutsche Ortschaft Zippnow wurde in Sypniewo umbenannt.
Einwohnerzahlen
Kirche
Katholische Kirche
Seit Ortsgründung war die katholische Kirche bis 1669 zunächst eine Filiale der Mutterkirche in Rederitz. Einwohner evangelischen Glaubens wurden 1619 aus der katholischen Kirche vertrieben, durften die katholische Kirche jedoch gegen Abgaben nutzen. Im Zuge der kgl. Konfirmation vom 13. November 1690 wurde die Kirche in Zippnow zur Pfarrkirche erhoben und Rederitz ihr mit sechs weiteren Filialkirchen in Briesenitz (Brzeżnica), Doderlage (Dudylany), Freudenfier (Szwecja) bis 1911, Jagdhaus (Budy) mit Marienbrück (Prądy), Klawittersdorf (Glowaczewo) bis 1911, Rederitz (Nadarzyce) und Stabitz (Zdbice) bis 1911, als Pfarrverband untergeordnet. Das alte Kirchengebäude, im preußischen Werk – Fachwerkbau – mit pyramidenförmigen hölzernen Turm, wurde um 1586 erbaut und 1826 aufgrund des maroden Zustands abgebrochen. Ab dem 5. Juli 1835 wurde das ursprüngliche Kirchengebäude durch ein neues Gotteshaus in massiver Bauweise ersetzt. Im Ortskern befindet sich noch heute der spätklassizistische Sakralbau im Berliner Rundbogenstil. Mitte des 19. Jahrhunderts bildete (Alt-)Zippnow mit den Gemeinden Neu-Zippnow, Rederitz (Nadarzyce), Doderlage und Groß Zacharin eine Pfarrei[5]. 1935 waren die Bewohner je zur Hälfte katholisch bzw. evangelisch, 17 Personen waren jüdischen Glaubens.
Evangelische Kirche
1780 bildeten evangelische Einwohner im Zuge der Besitznahme durch Preußen eine selbständige evangelische Gemeinde, die vom pommerschen Ort Hasenfier (Ciosaniec) aus verwaltet wurde. Diese wurde allerdings erst 1852 als eigenständig anerkannt. 1853 erfolgte die Gründung einer evangelischen Kirche, das Kirchengebäude der evangelischen Gemeinde wurde von 1860 bis 1864 in Massivbauweise errichtet und zwischen 1960 und 1965 abgerissen. Beim Rückbau der Kirche ereignete sich eine denkwürdige Begebenheit:
„Bei der Demontage der Kirche sollen sich russische Soldaten geweigert haben, dass Kreuz von der Kirche zu holen. Darauf hat sich ein bis dahin unauffälliger junger Pole bereit erklärt und das Kreuz demontiert. Er soll danach dem Alkohol verfallen sein. Er starb kurze Zeit später suizidal.[6]“
Zum evangelischen Kirchspiel Zippnow gehörten neben Zippnow (Alt Zippnow bzw. Sypniewo) mit Bahnhof Zippnow, Feldmühle Zippnow (Sypniewo), Gut Riegenhof, Gut Schöneiche und Neu Zippnow (Sypniewko), Rederitz (Nadarzyce) mit Abbauten und Bahnhof Rederitz (Nadarzyce) sowie Gut Westfalenhof. Dazu die Forsthäuser Jägerthal (Źwierzonki) und Rederitz (Nadarzyce), beide zum Forstamt Schönthal (Trzebieszki) gehörig.
Synagoge
Neben der katholischen und evangelischen Kirche befand sich auch eine Synagoge in Zippnow, über deren Ursprung nichts Näheres verzeichnet ist. Der jüdische Tempel stand jedoch sicher bereits seit langer Zeit in Zippnow. 1938 fiel die Synagoge in der Pogromnacht der Brandschatzung zu Opfer.
Persönlichkeiten
- Brunislaus Warnke (1883–1958), deutscher Politiker, in Zippnow geboren
Verweise
Literatur
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch-Croner Kreises. Thorn 1867 (Digitalisat)
Einzelnachweise
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch-Croner Kreises. Thorn 1867, S. 233.
- Warschauer Zeitung Nr. 79 vom 9. April 1863, S. 1, linke Spalte: Ausland.
- E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungsbezirks Marienwerder. Danzig 1868, S. 68–69, Nr. 300.
- Michael Rademacher: Deutschkrone. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- H. Rendtorff: Die evangelische Diaspora der preussischen Monarchie, und die neuesten Arbeiten in ihr - Nach amtlichen Quellen dargestellt. 1855, S. 46.
- Burkhard Krüger et al.: Die Kirchen von Zippnow. 2011. online